Le Havre: der Garten der Stille
Es war eine wahrhaft göttliche Eingebung: In Le Havre haben Karmeliterinnen mit einem Garten ein Immobilienprojekt gestoppt, das ihr klösterliches Leben bedrohte.
Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Samuel Craquelin und zwei Künstlern, der bildenden Künstlerin Chantal Giraud und dem Bildhauer Jean-Pierre Lartisien, haben sie einen Garten der Stille geschaffen.
Ihr Jardin de Silence ist seitdem ein Ort der Meditation, der Besinnung, der Reflexion und der Betrachtung dessen, was die Schönheit der Natur und des Lebens sein kann.
Schwester Marthe-Bénédicte erzählt, was das Besondere dieses Klostergartens in der Rue Félix Faure 151 ist. Für alle, die das Französische nicht ganz so gut beherrschen, nachfolgend einige Informationen zum Garten auf Deutsch.
Der erste Garten
Der erste Garten ist ein trockener, steiniger Platz mit mediterranen Pflanzen. Dieser „Mineralienhof“ besteht aus konzentrischen Kreisen um einen Kalvarienberg. Das Überqueren dieser Kreise symbolisiert den Eintritt in die eigene Innerlichkeit.
Der Garten der Stille basiert auf den Lehren der heiligen Teresa von Avila. Teresa von Ávila wurde am 28. März 1515 als Teresa de Cepeda y Ahumada im spanischen Ávila geboren. Sie verstarb dort am 4. Oktober 1582.
Zum geistlichen Leit- und Lebensmotiv erhob die Nonne das castillo interior, die „innere Burg“. Die Ordensfrau verglich die Seele des Menschen mit einer Burg mit vielen Wohnungen und Gemächern.
Jeder Raum führt tiefer hinein in die Seele des Menschen, in deren Innersten nach Teresas Ansicht Gott wohnt. Je größer die Gotteskenntnis, desto größer sei die Selbsterkenntnis.
Die seelische Einöde spiegeln Pflanzen, die Trockenheit vertragen, und Kies auf dem Boden. Doch der Brunnen, dicht an der Mauer zum nächsten Garten, verspricht Nahrung für die durstende Seele. Die Glaskunst – ein stilisiertes Noria-Schöpfrad – holt symbolisch das Wasser des Lebens hinauf.
Der zweite Garten
Den zweiten Garten prägt ein Bewässerungskanal. Die Karmeliterinnen legten ihn an als Symbol der inneren Begegnung mit Jesus Christus. Ruhig fließt dahin das Wasser bis zu einem Wasserspiel. Als Quell des Lebens lässt es Vegetation aufblühen. Dicht und grün, geschmückt mit einigen Blüten, säumt sie den Wasserlauf.
Der dritte Garten
Das Wasser bewässert den Rasen, der nach Vorbild der Kalksteinwiesen des Pays de Caux angelegt wurde. Eine Bank lädt zur Meditation unter hohen Bäumen. Das Wasser als Quell des Lebens hat die Kraft, Großes zu schaffen.
Wer diese Stufe in seinen inneren Garten erreicht hat und die Seele täglich „gießt“ mit Glauben und Gebet, der werde als Mensch sich verändern, zu blühen beginnen und ebenso Großes schaffen, sagt Marthe-Bénédicte.
Lange Zeit habe sie nicht gewusst, was sie mit ihrem Leben machen solle. Doch hier sei sie angekommen – bei den Karmeliterinnen in Le Havre.
Nicht verpassen
Das Kreuz, das sich auf der Place des 7 demeures am Eingang der Klosteranlage befindet, gestaltete Chantal Giraud als Lichtkreuz. Ein skulpturales Muster aus Rippen belebt das Glas wie einen Lebensbaum.
Himmlisch lecker
Die Karmeliterinnen von Le Havre stellen im Kloster köstliche Konfitüre her. 20 Sorten sind im Angebot. Verkauft werden sie vor Ort im Klostershop der Schwestern – und online im virtuellen Shop der französischen Klöster: www.artisanatmonastique.com
Le Havre: meine Reisetipps
Jardin du Silence
Der Garten der Stille gehört zum Carmel du Havre.
• 151, rue Félix Faure, 76620 Le Havre, Tel. 02 35 46 50 75; Garten der Stille, Di. – So. 10 – 12 Uhr, 14.30 – 16.30 Uhr, Klosterladen: 9.15 – 12, 14 – 17 Uhr.
Wer eine längere spirituelle Auszeit wünscht, kann bei einer retraite am Klosterleben der Karmeliterinnen teilnehmen; www.carmelduhavre.fr/se-ressourcer/faire-une-retraite
Noch mehr sehen & erleben!
Le Havre hat noch viel mehr zu bieten. Stöbert noch ein wenig weiter im Blog! Dort findet ihr Informationen & Impressionen zu diesen Highlights der Stadt an der Seinemündung.
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