Die Bucht von Étretat säumt Kieselstrand. Foto: Hilke Maunder
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Côte d’Albâtre: Frankreichs hellste Klippen

Sie gehört zu den schönsten Küsten Frankreichs: die Côte d’Albâtre in der Normandie. Zwischen Ault im Nordosten und der Seine-Mündung bei Le Havre bricht das Kalkplateau des Pays de Caux an der Alabasterküste mit seinen bis zu 110 Meter hohen Klippen kreidebleich in den Ärmelkanal ab.

In Ault verabschiedet sich das Schwemmland und steigen die Klippen der Alabasterküste empor. Foto: Hilke Maunder
In Ault verabschiedet sich das Schwemmland und steigen die Klippen der Alabasterküste empor. Foto: Hilke Maunder

Wind und Wellen haben faszinierende Felsformationen geschaffen: Klippen und Kalknadeln, Bögen und Brücken sowie andere bizarre Formen. In hellem Weiß leuchten sie zwischen dem blauen Meer und dem grünen Land. Geheimnisvoll – und bei Sturm ungeheuer dramatisch. Gibt es eine schönere Kulisse zum Sonnenuntergang?

Abends am Strand von Fécamp.. Foto; Hilke Maunder
Abends am Strand von Fécamp. Foto: Hilke Maunder

Legendäre Felsnasen

Zur Inspirationsquelle für Maler und Literaten wurde besonders die Naturkulisse von Étretat. Wie Claude Monet hielt auch Gustave Courbet immer wieder die Klippen und das Felsentor des Dorfes in Öl fest.

Die Klippen von Étretat. Foto: Hilke Maunder
Die Klippen der Alabasterküste bei Étretat. Foto: Hilke Maunder

Im Sommer 1869 variiert er für Stürmische See oder Die Welle insgesamt 60 Mal eine tosende Welle, die direkt auf den Betrachter zurollt und droht,  ihn mitzureißen. Fasziniert betrachteten Courbets Zeitgenossen die entfesselte Natur. Was für ein Symbolbild des Lebenskampfes – und gleichzeitig Spiegel der Schöpfung und Erneuerung!

Étretat: Blick auf den Ort von der Klippenküste. Foto: Hilke Maunder
Étretat: Blick auf den Ort von der Klippenküste. Foto: Hilke Maunder

Gen Südwesten seht ihr die 70 Meter hohe Felsnase L’Aiguille vor der Porte d’Aval. Normannen-Dichter Guy de Mauypassant sah darin in der Felsformation einen Elefanten, der den Rüssel ins Wasser steckt.

In dieser Kalknadel soll der König von Frankreich einst sein Gold versteckt haben. Noch bis heute hat niemand diesen Schatz gefunden. Welch eine Versuchung für Schatzsucher!

Gen Nordosten begrenzt die Falaise d’Amont mit der Chapelle Notre-Dame-de-la-Garde die Bucht von Étretat. Bei Ebbe könnt ihr sie zu Fuß über das Watt, sonst auf einem aussichtsreichen Höhenweg erreichen, der am Ende der Strandpromenade beginnt.

Die Kapelle von Étretat hoch oben auf der Klippe. Foto: Hilke Maunder
Die Kapelle von Étretat hoch oben auf der Klippe. Foto: Hilke Maunder

Weiße Klippen & feurige Steine

Die Bögen der Alabasterküste sind Zeugen eines ehemaligen unterirdischen Flusses, der parallel zur Küste verlief und dessen Bett durch die Erosion der Küste freigelegt wurde.

Die Alabasterküste bei Le Tilleuil. Foto: Hilke Maunder
Die Alabasterküste bei Le Tilleuil. Foto: Hilke Maunder

Kurios sind die wie mit dem Lineal gezogenen Schichten von Feuersteinen (auch Flint oder Silex genannt) in der Kreideformation.

An der Küste von Tilleul sind sehr gut die Einschlüsse von Feuerstein zu erkennen. Fot: Hilke Maunder
An der Küste von Tilleul sind sehr gut die Einschlüsse von Feuerstein zu erkennen. Foto: Hilke Maunder

Professionelle Steinsammler klaubten sie einst in großen Körben zusammen. Hier und da wurden die Steine auch mit kleinen Bahnen vom Strand hinauf in die Dörfer geholt, wo sie als Baumaterial verwendet wurden.

Die Kirche von Le Tilleul mit dem typischen Wechseln von dunklem und hellem Feuerstein sowie Backstein. Foto: Hilke Maunder
Die Kirche von Le Tilleul mit dem typischen Wechseln von dunklem und hellem Feuerstein sowie Backstein. Foto: Hilke Maunder

Nur im Pays de Caux paart sich der Feuerstein auf den Fassaden mit Backstein. Mal schmücken Friese im Wechsel von hellem und dunklem Feuerstein die Fassaden. Dann rahmt nur heller roter Backstein schwarze Flint-Würfel ein. Oder kreieren dunkle und helle Feuersteine ein Schachbrettmuster.

Dunkler Feuerstein und Backstein paaren sich auf der Fassade. Foto: Hilke Maunder
Dunkler Feuerstein und Backstein paaren sich auf der Fassade. Foto: Hilke Maunder

Arm wie reich bauten und bauen dort gerne mit diesem Stein. Schlichte Wohngebäude, Gotteshäuser in Stadt und Land, und selbst Fabriken und Industriepaläste wie der Palais Bénédictine in Fécamp feiern so den Feuerstein.

Detail der Fassade des Palais Bénédictine. Foto: Hilke Maunder
Detail der Fassade des Palais Bénédictine. Foto: Hilke Maunder

Gigantischste Architektur der Welt

Der Komponist Jacques Offenbach war so begeistert, dass er sich in Étretat in der Villa Orphée niederließ. Frankreichs Nationalschriftsteller Victor Hugo, der sich gerne und oft in der Normandie aufhielt, schrieb seiner Tochter Adèle am 10. August 1835 begeistert:

Was ich von Étretat gesehen habe, ist faszinierend. Die Klippe wird immer wieder von großen natürlichen Bögen durchbrochen, unter denen die Wogen des Meeres bei Flut hindurchschlagen. Das ist die gigantischste Architektur der Welt.

Die Klippen von Etretat bei Ebbe. Foto: Hilke Maunder
Die Klippen von Étretat bei Ebbe. „Elefantenrüssel“ taufte der Volksmund diesen Bogen. Foto: Hilke Maunder

Der Meistergauner Arsène Lupin

Die Beliebtheit von Étretat hat Folgen. Der kleine Ort leidet massiv  unter dem Verkehr der Ausflügler. Abhilfe schaffen soll das Projekt „Grand Site Falaises d’Étretat – Côte d’Albatre„, an dem neben Étretat weitere zwölf Kommunen beteiligt sind.

Das Ziel: Besucherströmen umweltgerecht sichern und nachhaltigen Tourismus garantieren. Dau gehört es auch, das Ortszentrum von Étretat vom Verkehr befreien.

Die Netflix-Serie Lupin mit Omar Sy hat diesen Besucherstrom massiv verstärkt. Die Figur Assane Diop der Netflix-Serie ist eine moderne Adaption der Romanfigur Arsène Lupin von Maurice Leblanc.

Jener war ein Gentleman-Gauner, ein Meisterdieb und Verwandlungskünstler, der ständig sein Aussehen und Auftreten änderte. Mal trat er als Prinz Paul Sernine auf, dann wieder als Raoul d’Andrésy, Horace Velmont oder Don Luis Perenn.

Leben und Werk seines geistigen Vaters Maurice Leblanc präsentiert in Étretat der Clos Arsène Lupin. Den Parcours in sieben Etappen begleiten faszinierende Licht- und Toneffekte, die wie die knarrenden Holzdielen für Spannung sorgen.

Faszinierendes Fachwerk

Typisch normannisches Fachwerk säumt die Gassen von Étretat. Foto: Hilke Maunder
Typisch normannisches Fachwerk säumt die Gassen von Étretat. Foto: Hilke Maunder

Auch außerhalb des Museums ist Étretat spannend – und verführt zum Bummeln. Fachwerkhäuser mit reichem Schnitzwerk und dunklem Holz im typisch normannischen Stil säumen seine Gassen, Straßen und Plätze.

Étretat: Das Office de Tourisme in der Markthalle. Foto: Hilke Maunder
Das Office de Tourisme findet ihr ebenfalls in der Markthalle. Foto: Hilke Maunder

Unter dem imposanten Holzdach des Markts von 1926 findet ihr Kunsthandwerk, Souvenirs und die schönen Dinge des Lebens. Das Château des Aygues an der Route de Fécamp war die Sommerresidenz der spanischen Königinnen.

Ungewöhnliche Genüsse locken an der Route du Havre auf dem 20 Hektar großen Hof Le Valaine rund um das Manoir de Cateuil (1714): Käse, Pasteten, Pralinen und Speiseeis – alles aus Ziegenmilch.

Fachwerk in Étreta., Foto: Hilke Maunder
Fachwerk in Étretat. Foto: Hilke Maunder

Tipp

Nutzt die Großparkplätze am Ortseingang. Im Ortszentrum wird radikal abgeschleppt! Der kleine Parkplatz direkt am Strand ist selbst im Winter meist komplett belegt.

Frankreichs kürzester Fluss

Frost, Regen, Wellen und Wind nagen beständig an den Kreideklippen, die langsam zurückweichen und verträumte Buchten bilden, die nur bei Ebbe zugänglich sind. Epte, Bresle, Béthune und ein Dutzend anderer Wasserläufe haben Täler in den Kalk gegraben – und Frankreichs kürzestes Fließgewässer: die Veules.

Die Veules in Vezles-les-Roses. Der kleine Ort hört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Foto: Hilke Maunder
Die Veules in Vezles-les-Roses. Der kleine Ort gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Foto: Hilke Maunder
Silex-Backstein-Häuser säumen in Veules-les-Roses das Ufer der Veules. Foto: Hilke Maunder
Silex-Backstein-Bauten säumen in Veules-les-Roses das Ufer der Veules. Foto: Hilke Maunder

Nach gut einem Kilometer mündet sie bei Veules-les-Roses ins Meer. Doch auf der kurzen Strecke bewältigt der Bach Enormes. Er bietet Forellen beste Lebensbedingungen, bewässert eine Kresseplantage und treibt mächtige Mühlräder an. Elf waren es einst.

Die Wasserkressezucht von Veules-les-Roses. Foto: HIlke Maunder
Die Wasserkressezucht von Veules-les-Roses. Foto: HIlke Maunder
Eine der Mühlen von Veules-les-Roses. Foto:; Hilke Maunder
Eine der Mühlen von Veules-les-Roses. Foto: Hilke Maunder

Unter ihnen war die Moulin du Marché. 1910 koppelte sie ein findiger Ingenieur an einen Generator. So besaß das kleine Seebad an der Kreideküste lange vor Paris eine elektrische Beleuchtung.

Kabeljau und Kräuterlikör

Der Blick auf den Strand von Fécamp von der Promenade. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf den Strand von Fécamp von der Promenade. Foto: Hilke Maunder

Dort, wo die Valmont eine Senke in die Klippen gefräst hat, schwemmte vor mehr als 1.000 Jahren in einem Feigenbaumstamm eine Reliquie an den Strand, die Fécamp zum „Tor des Himmels“ machte: einige Blutstropfen Christi. Heute ruhen sie in einem Tabernakel aus weißem Marmor in der Abteikirche Abbatiale de Sainte-Trinité.

Die Abteikirche von Fécamp. Foto: Hilke Maunder
Die Abteikirche von Fécamp. Foto: Hilke Maunder

Die zweiten berühmten Tropfen im einstigen Wallfahrtsort sind hochprozentiger: der Kräuterlikör Bénédictine. Die Geschichte des Likörs lässt sich im Palais Bénédictine verfolgen. Mit seinen Türmchen, Erkern und Verzierungen zitiert er den opulenten Baustil der Loireschlösser und mischt frei Neorenaissance und Neogotik. Ein Industrieerbe mit royalem Anspruch!

Der Palais Bénédictine: eine Fantasie der Neogotik und Neorenaissance. Foto: Hilke Maunder
Der Palais Bénédictine: eine Fantasie der Neogotik und Neorenaissance. Foto: Hilke Maunder

Im Innern ist der Palais Bénédictine Produktionsstätte und Museum zugleich. Firmengründer Alexandre Le Grand zeigt dort die sakralen Schätze der Abbatiale de Fécamp, die sein Großvater vor den Schergen der Französischen Revolution gerettet hatte. Mehr zu Fécamp erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Der Reifekeller für den Likör. Foto: Hilke Maunder
Der Reifekeller für den Likör. Foto: Hilke Maunder

Korsaren und Kurgäste

1824 eröffnet Marie Caroline, Herzogin von Berry und unerschrockene Schwimmerin, in Dieppe das erste „Zentrum für Warmbäder“ Frankreichs. In einem kleinen Holzbau direkt am Strand standen einige Badewannen, und Bademeister aus England halfen den Kranken, ihr Meeresbad zu nehmen. Das Eintauchen ins Meer wurde damals besonders für Deprimierte, Asthmatiker und Schwindsüchtige empfohlen.

Das Badezentrum von Dieppe vereint Sportbad, Spaßbad und Spa unter einem Dach. Foto: Hilke Maunder
Das Badezentrum von Dieppe vereint Sportbad, Spaßbad und Spa unter einem Dach. Foto: Hilke Maunder

Bereits 1835 kurierten so 400 Gäste jede Saison ihre Leiden. 2006 eröffnete in Frankreichs ältestem Seebad für fast 20 Millionen Euro wieder ein Pilotprojekt. Das Centre Thalasso-Ludique Le Carré war damals das erste Schwimmbad, das Meereskuren und Erlebnisbad unter einem Dach vereinte.

Die Badehäuschen der Strandpromenade von Dieppe. Foto: Hilke Maunder
Die Badehäuschen der Strandpromenade von Dieppe. Foto: Hilke Maunder

Doch bevor sich Dieppe das Gesicht eines mondänen, eleganten Seebades zulegte, bestimmte ein geschützter Tiefwasserhafen die Geschichte der Küstenstadt. Korsaren stachen von dort in See und kaperten Handelsschiffe, Entdecker brachen mit ihrer Flotte zu unbekannten Ufern auf.

Der Hafen von Dieppe. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Dieppe. Foto: Hilke Maunder

1402 gründete Jean de Béthencourt aus Dieppe ein Königreich auf den Kanaren, 1488 entdeckte Jean Cousin Brasilien. 1562 nahm Jean Ribault für Frankreich in Florida Land in Besitz.

Dieppe: Die Porte des Tourelles. Foto: Hilke Maunder
Die Porte des Tourelles ist das einzig erhaltene der einst sieben Tore der Stadt, von denen fünf auf das Meer hinausgingen. Foto: Hilke Maunder

Berühmtester Bürger der Stadt ist jedoch der Reeder Jean Ango, der in Westafrika einen Handelshafen anlegte und die Reise eines Florentiner Kapitäns finanzierte, der 1524 die Hudson Bay entdeckte.

Die Burg von Dieppe. Foto: Hilke Maunder
Die Burg von Dieppe. Foto: Hilke Maunder

Von ihren Reisen brachten die Kapitäne aus Dieppe neben Stoffen, Silber und Gewürzen auch Stoßzähne von Elefanten und Nilpferden mit. Aus diesem damals noch ganz legalen Rohstoff schufen Diepper Elfenbeinschnitzer wie Pierre André Graillon filigrane Skulpturen und Schmuck.

Damals bildete der Elfenbeinhandel einen wichtigen Erwerbszweig der Stadt. Heute zeigt das Schlossmuseum in der Rue de Chastes die schönsten Arbeiten der lokalen Elfenbeinschnitzer.

Das Cafés des Tribunaux ist seit Jahrhunderten der Treffpunkt von Einheimischen und Fremden. Foto: Hilke Maunder
Das Café des Tribunaux ist seit Jahrhunderten der Treffpunkt von Einheimischen und Fremden. Foto: Hilke Maunder
Am Bassin Duquesne dreht sich dieses Nostalgie-Karussell. Foto: Hilke Maunder

Mittelpunkt des Seebades ist der kleine Place du Puits Salé mit dem Café des Tribunaux. Seit dem 17. Jahrhundert ist es der Treff von Dieppe.

Unter den vielen Kirchen sind besonders die Église Saint- Jacques (13.–16. Jh.) am Jakobsweg nach Santiago de Compostela bemerkenswert sowie die Église Saint-Rémy von 1522.

Die Église Saint-Jacques von Dieppe. Foto: Hilke Maunder
Die église Saint-Jacques von Dieppe. Foto: Hilke Maunder

Guy de Maupassant: Der große Erzähler des Pays de Caux

Auf Schloss Miromesnil bei Dieppe wurde Guy de Maupassant (1850–1893) geboren, der seine Kindheit jedoch weitgehend in Fécamp verbrachte. Nach dem Ruin seines Vaters und der Trennung seiner Eltern zog er 1859 ins Seebad Étretat. Früh machte er literarische Versuche und wurde mit 17 wegen eines frechen Gedichts von der Schule verwiesen.

Daraufhin in Rouen, lernte er Flaubert kennen, der ihm später ein väterlicher Freund wurde. Als Jurastudent erlebte er in Paris die französische Niederlage 1871, gab sein Studium auf und wurde ohne Freude Ministerialangestellter.  Zum Ausgleich begann er sich mit Flauberts Unterstützung schriftstellerisch zu betätigen.

Und sich in Affären zu stürzen, was ihm 1877 eine Syphilisinfektion einbrachte. Sie markiert den  Beginn einer zuneh- menden Verdüsterung seines jungen Lebens. Den literarischen Durchbruch brachte 1880 die psychologische Novelle Boule de suif („Fett-klößchen“).

In den folgenden Jahren schrieb Maupassant – finanziell nun unabhängig – überwiegend Erzähleisches. Insgesamt rund 300 Novellen und sechs Romane, meist naturlistisch und in der Normandie oder in Paris spielend, brachte er aufs Papier. Am Neujahrsabend 1892 brach er – zu Besuch bei seiner Mutter – zusammen und wurde wenige Tage später in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo er geistig umnachtet starb.

Blühender Flachs. Foto: Hilke Maunder
Blühender Flachs. Foto: Hilke Maunder

Die Straße der Taubenhäuser

Zwischen Rouen und Dieppe verläuft die historische „Straße der Taubenhäuser“. Die Zucht der Tauben, als Köstlichkeit auf den Tafeln der Könige und als Briefboten geschätzt, war seit dem Mittelalter Privileg der Herrschenden. Sichtbares Symbol wurden die teils üppig ausgeschmückten runden, vier- oder achteckigen colombiers.

Das wohl größte Taubenhaus Frankreichs findet ihr westlich von Dieppe im Innenhof des Manoir d’Ango in Varengeville-sur-Mer: ein mächtiger Bau mit geometrischen Mustern aus farbigen Steinen und 1600 Nistlöchern für je ein Taubenpaar.

Gleich daneben findet ihr denJardin Shamrock mit einer unglaublich beeindruckenden Hortensien-Sammlung aus aller Welt. Der Garten entstand auf einer ehemaligen Kuhwiese des Herrenhauses. Mehr zu diesem faszinierenden Garten erfahrt ihr hier im Blog.

Jardin Shamrock, Varengeville. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Einen zweiten Garten, den ihr nicht verpassen solltet, versteckt sich ebenfalls in diesem Kleinod der Alabasterküste. Mit dem Bois des Moutiers schufen dort die englische Gärtne-rin Gertrude Jekyll und der Architekt Edwin Luytens 1898 ein Idyll der Arts & Crafts-Bewegung.

Man betritt die ganzheitliche Anlage durch den weißen Garten. Es folgen der Magnolien-, der Rosengarten und ein großer Park, bepflanzt mit Kamelien, Japan-Ahorn, Zierkirschen, Hortensien und riesigen Rhododendren.

Land-Art an der Küste

Landart in Varengeville: Der XXL-Bilderrahmen von Erik Fourrier. Foto: Hilke Maunder Foto: Hilke Maunder
Landart in Varengeville: Der XXL-Bilderrahmen von Erik Fourrier. Foto: Hilke Maunder

Im Sommer 2021 hat Varengeville erstmals das Festivals Grand Nature organisiert. Unter den 75 Land-Art-Projekten, die sich um die Teilnahme beworben hatten, suchte die Gemeinde neben Arbeiten von Sylvain Ristorie, Thierry Teneul und Michèle Trotta auch diesen vier mal sechs Meter großen Bilderrahmen aus Holz aus. Erik Fourrier, der von der arte povera kommt, gestaltete ihn aus recyceltem Palettenholz.

Foto: Hilke Maunder
Der Seemannsfriedhof von Varengeville. Foto: Hilke Maunder

Neben der Kirche von Varengeville  stellte einst Claude Monet seine Staffelei auf. Sein cimetière marin ist bis heute ein magischer Ort. Hoch auf einer Klippe der Alabasterküste gelegen, birgt der Meeresfriedhof viele berühmte Gräber. Auch Georges Braque fand dort seine ewige Ruhe.

Feinster Sand statt grobe Kiesel

Saint-Aubin besitzt den einzigen richtigen Sandstrand der Alabasterküste. Bei Ebbe treffen sich dort die Strandsegler! Foto: Hilke Maunder
Saint-Aubin besitzt den einzigen richtigen Sandstrand der Alabasterküste. Bei Ebbe treffen sich dort die Strandsegler! Foto: Hilke Maunder

Kiesel, meist faustgroß, selten kleiner, bedecken meterdick die Strände der Alabasterküste. Doch in Saint-Aubin ist alles anders. Nach einem schmalen Kieselsaum kitzelt feinster Sand die Fußsohlen. Der kleine Badeort besitzt den einzigen echten Sandstrand der Côte d’Albâtre. Er ist ein gut gehütetes Geheimnis!

Die pastellbunten Badehäuschen von Saint-Aubin. Foto: Hilke Maunder
Die pastellbunten Badehäuschen von Saint-Aubin. Foto: Hilke Maunder

Und so ist Saint-Aubin bis heute beschaulich geblieben – eine charmante Sommerfrische. Herrlich nostalgische Strandhütten in Rosa, Hellblau, Gelb und Weiß säumen die Strandpromenade. Möwen tummeln sich auf den Bildern der Türen, Klippen und Fischerboote.

Beschauliches Hinterland

Typisch für die vache normande, die Milchkuh der Normandie, sind die rotbraunen Augenringe. Foto: Hilke Maunder
Typisch für die vache normande, die Milchkuh der Normandie, sind die rotbraunen Augenringe. Foto: Hilke Maunder

Im Hinterland wechseln die lichten Buchenwälder von Eu, Arques und Eawy mit weiten Flachsfeldern. Sie liefern ein Drittel des französischen Leinenbedarfs.

Auf den Weiden grasen normannische Milchkühe mit dem typischen braunen Fleck am Auge. Hier, im grünen Mosaik aus Feldern und Wäldern, liegt auch die Heimat von Madame Bovary.

Weizenfelder unterbrechen die Forêt d’Eawy. Foto: Hilke Maunder
Weizenfelder unterbrechen die Forêt d’Eawy. Foto: Hilke Maunder

Ganz im Osten ragt die reiche Hochebene des Pays de Bray empor mit Obstgärten, üppigen Weiden und der Quelle der Epte. Der 17 Kilometer lange Fluss, der bei Forges-les-Eaux entspringt und bei Giverny in die Seine mündet, markiert seit 911 die Grenze zwischen der Normandie und der Île de France.

Monet in Giverny: Blick auf den Ort. Foto: Hilke Maunder
Raps- und Weizenfelder säumen das Tal der Epte. Foto: Hilke Maunder

Seit dem Vertrag von Clair-sur-Epte teilt die Epte zudem die weite Kalkebene des Vexin in das westliche Vexin Normand und das östliche Vexin Français. Bis heute ist das Pays de Bray Bauernland.

Käse & Erz

Im 19. Jahrhundert war die Region Hauptlieferant der Hauptstadt für Butter, Milch und Käse. Seit Jahrhunderten wird hier der herzförmige Neufchâtel-Käse gefertigt. Heute begeistert auch die mit Rahm angereichte Kuhmilchrolle Bondon de Neufchâtel Käseliebhaber.

Der Neuchâtel-Käse zeigt Herz. Foto: Hilke Maunder
Der Neuchâtel-Käse zeigt Herz. Foto: Hilke Maunder

Auch das Töpfern hat hier eine lange Tradition. Zum Zentrum des Traditionshandwerks wurde Forges-les-Eaux, dessen Name an die beiden wirtschaftlichen Standbeine von einst erinnert: die Schmieden und das Wasser.

Der Käsemarkt von Neufchâtel-en-Bray. Foto: Hilke Maunder
Der Käsemarkt von Neufchâtel-en-Bray. Foto: Hilke Maunder

Bis ins 16. Jahrhundert wurde hier Eisenerz gefördert und verarbeitet. Als 1573 eine eisenhaltige Mineralquelle entdeckt wurde, begann ein kleiner Kurbetrieb. 1633 nutzten Louis XIII, Anna von Österreich und Richelieu die gesundheitliche Wirkung der Quelle bei ausgedehnten Kuren. Später linderten hier Voltaire, Flaubert und Marie Curie mit Wasserkuren ihre Leiden.

Arbeiten von Kursteilnehmern der Töpferwerkstatt Terre de Bray. Foto: Hilke Maunder
Arbeiten von Kursteilnehmern der Töpferwerkstatt Terre de Bray. Foto: Hilke Maunder

1797 führten Funde von weißem und rotem Kaolin zur Gründung der ersten Steingutfabrik. 1856 folgte ein zweites Werk. Beide Manufakturen mussten um 1890 schließen. Statt Steingut war jetzt Porzellan gefragt. Die schönsten Stücke aus Forges sind heute im Musée de la Faïence zu bewundern.

Wenige Schritte weiter hält im ehemaligen Gare Thermale der letzte Töpfer der Stadt das Traditionshandwerk lebendig: Alexandre Audel. In Gaillefontaine vermittelt die Töpferwerkstatt Terre de Bray die Techniken der poterie in Kursen und stellt eigene Arbeiten aus.

Kaum bekannte Küsten-Perlen

Ault, das nördlichste Dorf an der Alabasterküste. Foto: Hilke Maunder
Ault, das nördlichste Dorf an der Alabasterküste. Foto: Hilke Maunder

Für die meisten beginnt die Alabasterküste in Le Tréport. Tatsächlich setzt sie sich am Nordufer der Bresle weiter gen Norden bis nach Ault fort, das – noch – recht verschlafen wirkt.

Die Häuser zeigen Patina, zahlreiche Läden sind geschlossen. Doch das neue Mobiliar auf der Promenade und erste trendige Läden wie die Atelier-Boutigue Effet Mer zeigen: Auch Ault befindet sich touristisch im Aufschwung.

Im denkmalgeschützten Viertel von Mers-les-Bains ist auch diese Kekswerbung auf der Fassade erhalten. Foto: Hilke Maunder
Im denkmalgeschützten Viertel von Mers-les-Bains ist auch diese Kekswerbung auf der Fassade erhalten. Foto: Hilke Maunder

Das gilt auch für Mers-les-Bains, die weniger bekannte Schwester von Le Tréport. Direkt an der Strandpromenade lässt das historische Viertel den Glanz des Fin de Siècle mit grandiosen Fachwerkbauten aufleben.

Außergewöhnlich faszinierend ist ihre Liebe zur Farbe. Balkone, Fenster und Fachwerkbalken sind nicht nur blau, rot oder grün gestrichen, sondern auch in Gelb, Rosa, Lila und Pastelltönen. Das war mir einen eigenen Beitrag wert!

378 Stufen – und eine kleine, kostenlose (!) Drahtseilbahn von 1908 – verbinden die Unter- und Oberstadt von Le Tréport. Der funiculaire diente auch als Drehort für die Krimiserie Les témoins (dt. Die Zeugen), die 2015 imfranzösischen Fernsehen  ausgestrahlt wurde.

Hoch auf den Klippen bietet der Aussichtspunkt Calvaire des Terrasses einen Paradeblick auf Ort, Fluss und Küste. Entlang der Hafenpromenade Quai François Ier servieren Bars und Restaurants Fisch und Meeresfrüchte, die gegenüber in der Poissonnerie Municipale fangfrisch verkauft werden. Die Geschichte des Fischerortes und Seebades erzählt das Musée du Vieux Tréport im ehemaligen Gefängnis.

Symphonie der Moderne

Le Havre: Strandvillen der Belle Époque säumen den Kiesstrand. Foto: Hilke Maunder
Le Havre: Strandvillen der Belle Époque säumen den Kiesstrand. Foto: Hilke Maunder

Wer nun nicht auf der Autobahn, sondern durch das verträumte Hinterland wieder den Klippen zustrebt, erlebt ganz im Süden der Alabasterküste ein Crescendo der Kontraste: Le Havre.

Le Havre: Die Place Général de Gaulle. Foto: Hilke Maunder
Die Place Général de Gaulle. Foto: Hilke Maunder

Für die einen ein abstoßender Moloch aus Beton, schnurgeraden Straßen und kantig-kalten Häusern, für die anderen eine einzige Hommage an die Moderne. Die Hafenstadt an der Mündung der Seine, die hier eine Breite von fünf Kilometern hat, spaltet bis heute die Besucher.

Le Havre: Musée Malraux. Foot: Hilke Maunder
Das Musée Malraux birgt eine eindrucksvolle Impressionisten-Sammlung. Foto: Hilke Maunder

Doch einer der größten französischen Maler der Moderne liebte das Flair: Raoul Dufy (1877 – 1953), als siebtes von elf Kindern in der Hafenstadt geboren. Mal wild expressionistisch, mal verhalten und sanft, malte er immer wieder drei typisch normannische Motive: Früchte, Badende und Segelboote.

Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Blick auf Le Havre von der Seine aus. Über dem Sportboothafen und dem Häusermeer des Quartier Perret erhebt sich die Église Saint-Joseph. Foto: Hilke Maunder

Die Alabasterküste: meine Reisetipps

Entdecken & erleben

Château des Aygues

Das Château des Aygues aus dem 19. Jahrhundert war die Sommerresidenz der spanischen Königinnen.
• route de Fécamp, 76790 Étretat, http://chateaulesaygues.free.fr

Musée Arsène Lupin

Das Musée Arsène Lupin in der Villa von Maurice Leblanc präsentiert in Étretat den Schriftsteller und sein Werk als Parcours in sieben Etappen.
• 15, rue Guy de Maupassant, 76790 Étretat, https://de.normandie-tourisme.fr/sehenswuerdigkeiten/le-clos-lupin-maison-maurice-leblanc

Nungesser & Coli

Hinter der Kapelle Notre Dame de Garde auf der Falaise d’Amont erinnert ein Memorial an die Flugpioniere Charles Nungesser und François Coli, die im Mai 1927 zwölf Tage vor Lindbergh den ersten Nonstopflug über den Atlantik wagten und dabei verunglückten.

Aktiv

Golf d’Étretat

1908 wurde er auf den Klippen von Aval angelegt. Heute gilt der 18-Loch-Platz als schönste Anlage der Normandie.
• route du Havre, 76790 Étretat, Tel. 02 35 27 04 89, www.golfetretat.com

Vor der Alabasterküste bei Fécamp am Ärmelkanal. Foto: Hilke Maunder
Die Milpat vor der Alabasterküste bei Fécamp am Ärmelkanal. Foto: Hilke Maunder

Schlemmen

La Suite

Fangfrischer Fisch bei Nicolas und Laure Cadinot auf der Terrasse und im Saal.
 73, Boulevard Albert 1er, 76400 Fécamp, Tel. 02 35 28 31 31, https://normandieresto.com/restaurant/suite-a-fecamp

L’O 2 mer

Stylisch: das Restaurant der Bains de Dieppe. Dort schlemmt ihr mit zweifachem Blick aufs Wasser – einmal zum Strand, einmal zum Schwimmbecken.
• 101 Boulevard de Verdun, 76200 Dieppe, Tel. 02 35 86 57 42, https://www.dieppetourisme.com/

Sch't-Genuss: Miesmuscheln: Die Küche der Küste
Moules, Miesmuscheln, gibt es in vielen Variationen in Frankreich – aber immer mit Pommes Frites. Foto: Hilke Maunder

La Calypso

Stylish schick schlemmen mit Blick auf die alte Fischhalle von Le Tréport.
• 47, Quai François 1er, 76470 Le Tréport, Tel. 02 35 86 31 31, www.facebook.com/Restaurant-la-Calypso

La Friterie d’Or

Muscheln satt! Flo serviert ihre topfrische moules frites in vielen Variationen von Cidre bis Curry, von Marinière bis Roquefort im Strandrestaurant von Saint-Jouin-Bruneval.
• Plage, 76280 Saint-Jouin-Bruneval, Tel. 02 35 20 26 14, https://restaurant-la-frite-d-or.webnode.fr

Direkt am Strand von Saint-Jouin: La Friterie d’Or. Foto: Hilke Maunder
Direkt am Strand von Saint-Jouin: La Friterie d’Or. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Domaine St-Clair Le Donjon*

Seine Feinschmeckerküche garniert Le Donjon mit Ausblicken auf die Bucht. Seit 1862 könnt ihr hier edel in Zimmern und Suiten logieren. Spa und Schwimmbad ergänzen das weitläufige Anwesen.
• chemin de Saint-Clair, 76790 Étretat, Tel. 02 35 27 08 23, www.hoteletretat.com

Le Dormy House*

Hoch auf den Klippen von Amont liegt Le Dormy House von 1870 mit 61 gemütlichen Zimmern.
• Route du Havre, 76790 Étretat, Tel. 02 35 27 07 88, www.dormy-house.com

Die Badekabinen von Mers-les-Bains und die Klippen von Le Tréport. Foto: Hilke Maunder

Château de Sassetot* (Château de Sissi)

Kaiserin Sissi verbrachte 1875 ihre Ferien im Château de Sassetot. Heute logiert ihr hier feudal in 26 Zimmern und zwei Suiten.
• Rue Elisabeth d’Autriche, 76540 Sassetot – Le Mauconduit, Tel. 02 35 28 00 11, www.chateaudesissi.com

Logis Hôtel Les Arcades*

Direkt am Hafen schlaft ihr dort in 21 modernen Zimmern hinter nostalgischer Fassade. Gute Küche!
1, arcades de la Bourse, 76200 Dieppe, Tel. 02 35 84 14 12,  Tel. 02 35 84 14 12

Hôtel de Calais*

In diesem Zweisternehaus mit 26 Zimmern nächtigte 1835 Victor Hugo. Aus den Zimmern blickt ihr auf das Meer und den Hafen.
• 1, rue de Calais, Le Tréport, Tel. 02 27 28 09 09, www.hoteldecalais.com

Die Strandhütten von Saint-Aubin erzählen mit historischen Aufnahmen von den ersten Jahren des Badelebens. Foto: Hilke Maunder
In Saint-Aubin erzählen historische Aufnahmen von den ersten Jahren des Badelebens. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Fécamp habe ich euch hier vorgestellt.

Mehr über die Heimat der Bovary und das Pays des Caux erfahrt ihr hier.

Nicht weit ist es auch bis nach Le Havre. Hier gibt es viele Blogberichte und Infos.

Im Buch

Klippen-Krimi: Die Frau mit dem roten Schal*

Michel Bussi: Die Frau mit dem roten SchalMit N’oublier jamais* gelang Michel Bussi 2014 ein Überraschungs-Erfolg. Unter dem Titel Die Frau mit dem roten Schal* ist der Krimi auf Deutsch erschienen. Im Hauptberuf lehrt der gebürtige Normanne aus Louviers, Jahrgang 1965, als Politologe und Geograph an der Universität von Rouen. Doch seit dem Erfolg von Un avion sans elle, für den Bussi den Prix Maison de la Presse erhalten hat, gehört der Dozent zu den fünf meistverkauften Krimi-Autoren Frankreichs. Auch sein siebter Thriller bietet pures Lesevergnügen.

Der Klappentext: Jamal sieht zuerst nur den roten Schal. Dann die verzweifelte junge Frau, die am Rand der Klippen steht. Er will sie retten, wirft ihr den Schal zu. Doch die Frau springt. Und niemand glaubt ihm seine Geschichte, denn es sind bereits zwei Frauen zu Tode gekommen, nach exakt dem gleichen Muster. Verzweifelt versucht Jamal zu beweisen, dass er nichts mit dem Tod der Frau zu tun hat, aber alles spricht gegen ihn. Und schon bald weiß er selbst nicht mehr, was wahr ist und wem er noch vertrauen kann … Ein hochspannendes und emotionales Spiel zwischen Schein und Wirklichkeit.

Und wirklich: „Die Frau mit dem roten Schal“ ist ein intelligenter, verzwickter Krimi, der immer wieder überraschende Wendungen nimmt und am Ende eine Lösung bereithält, mit der ich nie gerechnet hätte. Ein wenig realitätsfremd, aber durchaus plausibel. Zudem ist das Buch leichtfüßig und unterhaltsam geschrieben. Obgleich es völlig auf gängige Frankreich-Klischees verzichtet, ist sein Werk doch typisch französisch. Wer mag, kann den Krimi hier* direkt bestellen.

Glücksorte in der Normandie*

Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird.

Unser Gemeinschaftswerk stellt euch insgesamt 80 einzigartige Orte vor, die oftmals abseits der eingetretenen Pfade liegen. Wer mag, kann es hier* bestellen.

Hilke Maunder_Normandie_Abseits

Normandie: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Die Netflix-Serie „Lupin“ hat die Normandie zu einem touristischen Hotspot gemacht. Garantiert keine Massen triffst Du bei meinen 50 Tipps. Sie sind allesamt insolite, wie die Franzosen sagen – ursprünglich, authentisch und wunderschön.

Die Landpartie durch die andere Normandie beginnt im steten Auf und Ab der Vélomaritime, führt zu den Leinenfeldern der Vallée du Dun, zu zottigen Bisons und tief hinein ins Bauernland des Pays de Bray, Heimat des ältesten Käses der Normandie.

Im Tal der Seine schmücken Irisblüten auf hellem Reet die Giebel alter chaumières, und Störche brüten im Marais Vernier. Von den Höhen vom Perche geht es hin zur Normannischen Schweiz und bis zur Mündung des Couesnan an der Grenze zur Bretagne. Hier* kannst Du den handlichen Führer bestellen.

 * Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Bruneval an der Alabasterküste. Foto: Hilke Maunder
Bruneval an der Alabasterküste. Foto: Hilke Maunder
Die Gedenkstätte von Bruneval. Foto: Hilke Maunder
Die Gedenkstätte von Bruneval. Foto: Hilke Maunder
Der Seemannsfriedhof von Varengeville-sur-Mer. Foto: Hilke Maunder
Der Seemannsfriedhof von Varengeville-sur-Mer. Foto: Hilke Maunder

14 Kommentare

  1. Vorsicht beim Schlemmer-Tipp „Friterie d’Or“ in Saint-Jouin-Bruneval! Man könnte arg enttäuscht werden, denn in unmittelbarer Nachbarschaft liegt der zweitgrößte französische Ölhafen mit riesigen Tanks. Kein schöner Anblick.

    1. Lieber Volker, die Tische des Lokals stehen auf dem Kieselstrand mit Blick zur Kreideküste. Der Hafen befindet sich im Rücken. Baden würde ich dort nicht; aber da der Hafen sehr ruhig ist, kann ich das Lokal dennoch sehr empfehlen, zumal die moules äußerst köstlich sind – und das Lokal selbst Gäste aus der Hauptstadt lockt mit seiner einfachen, aber ehrlichen Küche.
      Der Hafen ist zudem ein Stück Zeitgeschichte aus dem Kalten Krieg und daher für alle, die sich für die schwierigen Nachkriegsjahre in der Normandie interessieren, sehr interessant. Ich möchte auf dem Blog nicht nur Bilderbuch-Frankreich herstellen, sondern auch Ecken mit Brüchen, die aber durchaus ihren eigenen Reiz haben
      – so wie dieser Ort an der Alabasterküste. Herzliche Grüße! Hilke

  2. Hach, ich liebe die Alabasterküste und freue mich auf ein Wiedersehen in diesem Jahr! Fécamp wollte ich schon lange mal besuchen, diesmal lasse ich mir den Palais Bénédictine nicht entgehen …

  3. Hallo Frau Maunder,
    schöner Artikel. Wir waren im August erst in den Ecken Fecamp, Dieppe, Etretat und haben die Kreidefelsen und Feuersteine sehr genau unter die Lupe genommen. Allerdings ist Ihnen ein ziemlicher Schnitzer bei der Erklärung der Kreide und der Feuersteine unterlaufen. Mit Schachtelhalm hat das nicht das Geringste zu tun.
    Zur Kreidezeit, als die namensgebenden Sedimente abgelagert wurden, war die Region ein warmes Meer, in welchem Kalkalgen (planktonisch) lebten. Die Algen entnehmen aus dem Wasser Calcium und Hydrogenkarbonat und bauen daraus ein Kalkskelett (Calcit, Aragonit – CaCO3). Beim Absterben der Alge wird der organische Teil durch Mikroorganismen zersetzt, das Kalkskelett bleibt aber erhalten, sinkt zum Meeresboden und sedimentiert. Daraus entsteht die Kreide.
    Auf dem Meeresboden leben aber auch Kieselschwämme, planktonisch schwimmen Kieselalgen herum. Diese nehmen aus dem Meerwasser gelöste Kieselsäure auf (H2SiO3), welche bei der Verwitterung von Silikatmineralen entsteht und bauen daraus ein Kieselskelett – SiO2 auf (H2SiO3 reagiert zu SiO2 + H2O). Beim Absterben der Schwämme und Algen wird die organische Substanz zersetzt, die Skelette bleiben aber erhalten. Bei den pH-Werten von ca. 8 -9 im Sediment wird das SiO2 zum Teil aufgelöst, kann im Sediment lateral transportiert werden an Stellen wo der pH-Wert ein klein wenig niedriger ist oder wo gerade ein etwas größerer Organismus zersetzt wird (Muschel, Seeigel, Schwamm, …). Dort scheidet sich die gelöste Kieselsäure als SiO2 wieder aus, kann dort den Kalk verdrängen und dabei als Feuerstein ausgebildet sein. Diese „Knollenausbildung“ ist eine Eigenart der Kieselsäure. Vielleicht haben sie in den Feuersteinen ab und zu hellblauen Chalzedon und die Hohlräume mit Quarzkristallen gesehen. Das waren einmal so genannte Kieselschwämme.
    Wikipedia: Feuerstein (Flintstone): Feuersteine sind wie Hornsteine diagenetisch durch Stoffwanderung entstandene Kieselknollen (nodules), die in bestimmten Kalksteinen häufig sind. Das SiO2 stammt i.W. aus den Skelettelementen von Kieselschwämmen (Schwammnadeln). Die unregelmäßig geformten Feuerstein- Konkretionen der Kreideformation Nordeuropas (z. B. Rügener Kreidefelsen, Alabasterküste/Frankreich) sind in Coccolithenkalk eingebettet und können bis zu einem Meter Länge erreichen und sind völlig kalkfrei.
    Im Übrigen ist auch der Begriff Alabasterküste nicht korrekt. Alabaster ist eine dichte Varietät von Gips (CaSO2 x 2H2O), aus welchem man Epitaphien, Skulpturen, … schnitzte. Als Alabasterküste bezeichnet, nur weil sie weiß und durch die Feuersteinlagen strukturiert bzw. „marmoriert“ aussieht.
    Vielleicht könnten sie einen Teil der Erklärung übernehmen und den Schachtelhalm lieber rauslassen. Ansonsten schöner Artikel. Die Fotos kamen mir sehr bekannt vor.
    Mit freundlichen Grüßen
    F. Haubrich

  4. Danke für diese sehr schöne Zusammenfassung eines Küstenabschnitts, der uns auch schon oft begeistert hat.

    Hinweis: Mein Browser scheint bei allen Bildern die einen Umlaut im Namen haben leider kein Bild an, bzw der Server findet das Bild nicht. Und bei den schönen Fotos verzichtet man doch ungern darauf 🙂
    (z.B. https://meinfrankreich.com/wp-content/uploads/2017/04/F_Etretat_K%C3%BCste_4_credits_Hilke-Maunder..jpg oder https://meinfrankreich.com/wp-content/uploads/2020/02/F_Le-Havre_Les-Halles_K%C3%A4sestand_credits_Hilke-Maunder.jpg )

    1. Lieber Kuno, danke für den Hinweis! Bei meinem Browser passiert es nicht, ist aber jetzt geändert und sollte sichtbar sein. Merci und viele Grüße, Hilke

  5. Hallo liebe Hilke – und schon wieder hast du es geschafft mich während meiner Kaffeepause zum Träumen zu bringen 🙂 Die Normandie fehlt mir noch auf meiner „Bucket List“ und scheint mir doch mal eine Reise wert zu sein 🙂 Viele Grüsse aus Basel🌻

      1. Bj Hilke
        Wenn alles soo schön ist in der Normandie fragt man sich, warum dort so wenige Menschen hinfahren. Dafür gibt es mindestens 2 Gründe: das Wetter und die Atomkraftwerke. Beides wird in Ihrem „Schönwetter-Journalismus“ nicht erwähnt.

      2. Hallo Andreas,
        merci für Ihren Kommentar. Gerne trage ich die gewünschten Infos nach.
        Atomkraft
        Die Normandie erzeugt 17,6 % der frz. Atomstroms. Die Region steht damit an vierter Stelle. Den Löwenanteil der Kernkraft liefern die Regionen Grand Est und Auvergne-Rhône-Alpes. In der Normandie aktiv sind die Atomkraftwerke Paluel und Penly sowie das Wiederaufbereitungsanlage Flamanville auf dem Cotentin.
        Wetter
        Die Normandie ist geprägt von maritimen KLima. Die durchschnittliche Jahrestemperatur Normandie beträgt 15° Grad und der Jahresniederschlag beträgt 332 mm. Es ist 185 Tage im Jahr trocken mit einer durchschnittlichen Luftfeuchtigkeit von 79% und einem UV-Index 3.
        Urlauber in der Normandie
        Mit rund 11 Mio. Urlaubern ist die Normandie nach Paris/Île-de-France, Côte d’Azur, Bretagne und Occitanie das fünftbeliebteste Urlaubsgebiet Frankreichs.
        Ich hoffe, Ihnen mit diesen Infos weitergeholfen zu haben.
        Beste Grüße, Hilke

  6. Liebe Hilke,
    ein großes Kompliment für die hervorrgende Homepage!!!
    Wir sind Anfang Januar bei Freuden in die Bretagne eingeladen und wollten dies zum Anlass nehmen zuvor die Normandie zu entdecken.
    Diese Region der Normandie wurde uns schon von Freunden, Nachbarn… sehr empfohlen. Nun sind wir auf der dringenden Suche nach einer schönen, gemütlichen, ruhigen, meernahen Unterkunft in der Zeit des Jahreswechsel (27.12.-2.1.). Über Tipps würden wir uns SEHR freuen.
    Herzliche Grüße
    Tina

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