Vincent Ganivet schuf für Le Havre eine "Catene de Containers", ein Bogen aus Containern. Foto: Hilke Maunder
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Le Havre: meine Top Ten

Le Havre gehört für mich zu den verkanntesten Orten der Normandie. Von Franz I. gegründet. Reich geworden im Dreieckshandel mit Sklaven, Zucker und Kaffee. Ein blühender Badeort der Belle Époque. Im Bombenhagel des Zweiten Weltkrieges untergegangen.

Von Auguste Perret wiederaufgebaut als Ikone einer lebenswerten Stadt, modern, funktionell, hell und licht: Le Havre hat im Laufe seiner Geschichte viel erlebt.

Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Blick auf Le Havre von der Seine aus. Über dem Sportboothafen und dem Häusermeer des Quartier Perret erhebt sich die Église Saint-Joseph. Foto: Hilke Maunder

2017 feierte das Seebad an der Seinemündung mit dem großen Kreuz-, Fähr- und Containerhafen seinen 500. Geburtstag mit einem riesigen Kulturspektakel. Das Motto des Jubiläumsfestes lautete Un été au Havre.

Das Fest von Kulturmacher Jean Blaise wurde ein riesiger Erfolg. Und ist seitdem fest im Programm für jeden Sommer an der Seinemündung. Le Havre ist hip – und sehr angesagt bei den Franzosen.

Le Havre: die Top Ten

1. Quartier Perret

Le Havre: das Bassin de Commerce. Im Sommer lernt hier der Nachwuchs in Optimisten-Booten das Segeln. Foto: Hilke Maunder
Le Havre: das Bassin de Commerce. Im Sommer lernt hier der Nachwuchs in Optimisten-Booten das Segeln. Foto: Hilke Maunder

Das alte Le Havre, einst Frankreichs größter Kaffeehafen, mit großzügigen Boulevards der Belle Epoque und barocken Reederpalais, starb im Zweiten Weltkrieg.

Die deutschen Truppen hatten die Stadt zum größten Kriegshafen am Atlantik gemacht, die Alliierten in 132 Bombenangriffen zerstört. 133 Hektar Ruinen bedeckten bei Kriegsende das Stadtzentrum.

Le Havre: Die Place Général de Gaulle. Foto: Hilke Maunder
Die Place Général de Gaulle. Foto: Hilke Maunder

Den Wiederaufbau nahm ein Mann in die Hand, dessen Vorbild Le Corbusier war: Auguste Perret.

„Mein Beton ist schöner als Stein, dessen Schönheit die edelsten Baumaterialien übertrifft. Er hat seine eigene Poesie“.

sagte er. Die Kritiker sahen es anders und sprachen von doppelter Zerstörung. Doch seit 2005 gehört das Quartier Perret zum Weltkulturerbe.

Le Havre: Appartement Témoin. Foto: Hilke Maunder
Die Fifties – ganz lebensnah in der Musterwohnung. Foto: Hilke Maunder

Wie innovativ Perret als Wohnungsbauer war, verrät die Musterwohnung L’Appartement Témoin, die alle paar Monate immer wieder neu eingerichtet wird und daher stets neue Einblicke in die französischen Fifties bietet. Zum Welterbe von Le Havre gibt es hier einen eigenen Beitrag im Blog.

Das Welterbe von Le Havre: Poesie in Beton

2. Le Volcan

Le Havre: Grand Volcan und Saint-Joseph. Foto: Hilke Maunder
Der Grand Volcan und die Église Saint-Joseph. Foto: Hilke Maunder

30 Jahre später hinterließ ein zweiter Stararchitekt der Moderne seine Spuren: Oscar Niemeyer. Der Vater der südamerikanischen Hauptstadt Brasilia schuf für Le Havre 1972–1982 die Maison de la Culture du Havre, das rasch seinen Spitznamen Le Volcan erhielt. Die jüngst sanierte Anlage ist ein Doppelvulkan. Der Grand Volcan birgt im Innern die Bühne der Scène Nationale. Außen schmückt ihn die Großskulptur einer geöffneten Hand.

Der Petit Volcan. Foto: Hilke Maunder

Der Petit Volcan birgt die Mediathek von Le Havre. Geht einmal hinein! Einrichtung und Ausstattung sind beeindruckend. Mit Hörmuscheln für Audiomedien, Film- und Fernsehzimmer, topschnellem WLAN. Und zwischen den Buchreihen Hingucker. Wie der Bücherei-Ausleihschein von Jean-Paul Sartre.

3. Musée Malraux: Bei den Impressionisten

Impression. Soleil Levant von Claude Monet, zu sehen im Musée Marmottan Monet in Paris. Foto: Hilke Maunder
Impression. Soleil Levant von Claude Monet, zu sehen im Musée Marmottan Monet in Paris. Foto: Hilke Maunder

Mit keinem anderen Fluss Frankreichs ist die Geschichte einer Kunstrichtung so verknüpft wie mit der Seine. An ihrer Mündung malte Claude Monet 1872 ein Seestück, das zum Namensgeber der neuen Bewegung wurde: Impression, soleil levant (Impression, Sonnenaufgang). Der Impressionismus war geboren.

Zu sehen ist der Hafen von Le Havre im Morgendunst. Auf dem Wasser spiegelt sich die aufgehende Sonne, kurze Pinselstriche lassen die Luft flimmern. Wichtiger als die Objekte war die Stimmung, eingefangen in den Farben Violett, Blau und Orange.

Le Havre: Musée Malraux. Foot: Hilke Maunder
Musée Malraux. Foto: Hilke Maunder

1985 wurde Monets Gemälde aus dem Pariser Musée MarmottanMonet entwendet. Erst fünf Jahre später kehrte es in die Sammlung zurück. Mit der Schenkung von Senn-Foulds 2007 besitzt das Musée Malraux in Le Havre die nach dem Musée d’Orsay in Paris zweitgrößte Sammlung impressionistischer Werke in Frankreich. 

Le Havre: Musée Malraux. Foto: Hilke Maunder
Kunst vom 17.-20. Jahrhundert prägt die Sammlung des Musée Malraux. Foto: Hilke Maunder

In einem Glasbau von Guy Lagneau am Hafeneingang birgt es 220 Werke: die Sammlung Eugène Boudin (1824–1898) und 70 Gemälde von Raoul Dufy (1877–1953). Auch Renoir, Pissarro, Sisley, Degas, Bonnard und Matisse sind im Musée Malraux versammelt.
• Musée Malraux, 2 Boulevard Clémenceau, Tel. 02 35 19 62 62, www.muma-lehavre.fr

4. La Plage: der Strand an der Seine

Le Havre: der Kiesstrand mit der Skyline. Foto: Hilke Maunder
Le Havre: der Kiesstrand mit der Skyline. Foto: Hilke Maunder

Bis nach Sainte-Adresse zieht sich der Strand von Le Havre an der Mündung der Seine. Bei gutem Wetter könnt ihr bis nach Honfleur am Südufer sehen! Bedeckt ist der Strand zum Großteil mit groben Kieseln. Nur hin und wieder gibt es auch sandige Abschnitte. Doch das stört die meisten Bewohner und Besucher nicht.

Le Havre: Strandvillen der Belle Époque säumen den Kiesstrand. Foto: Hilke Maunder
Le Havre: Strandvillen der Belle Époque säumen den Kiesstrand. Foto: Hilke Maunder

Sie bummeln vorbei an Skaterbahnen und Strandlokalen hin zu den weißen Badekabinen, die sich seit Generationen in der Hand einheimischer Familien befinden. Vor den kleinen Hütten legen sie sich zum Sonnen aufs Holz, klönen mit den Nachbarn, picknicken, essen gemeinsam und erleben entspannte Stunden.

Le Havre: Strand an der Seinemündung. Foto: Hilke Maunder
Schiffe-Sightseeing am Strand: Bänke an der Seinemündung. Foto: Hilke Maunder

Jeden Sommer schmückt eine Ausstellung die Kabinen. Großformatige Fotos lassen dann das Erbe von einst aufleben: edle Passagierschiffe wie die „Normandie“. Badegäste der Belle Époque und berühmte Segler der Region. Neugierig? Klickt mal hier!

5. Frites à Victor

Seit den Tagen, an denen es  erstmals bezahlten Urlaub gab, gibt es auch ihn: Les Frites à Victor. „Seit 1927 sind wir hier und brutzeln Pommes Frites in heißem Öl!“

Sobald die Kartoffelstäbchen goldbraun in der Schale liegen, versuchen sie, einige davon zu erhaschen, während Monsieur noch einen Klecks Ketchup oder Mayonnaise darauf verteilt. So, nun schnell eingepackt ins Papier – sonst siegen die frechen Vögel.

Le Havre: Frites à Victor. Foto: Hilke Maunder
Frites à Victor. Foto: Hilke Maunder

Als Institution mit Traditionscharakter ist der Imbiss vom jährlichen Vergabespiel der Stadtverwaltung um die Pacht der Strandrestaurants ausgenommen. Und nur Les Frites à Victor ist als einziger auch bis zum „bitteren Ende“, dem Saisonschluss am 3. November, geöffnet. Ganz in der Nähe findet ihr auch das Pétanque-Feld von Le Havre.

Le Havre: Frites à Victor. Foto: Hilke Maunder
Frites à Victor. Foto: Hilke Maunder

Holt euch die Fritten und seht dort den meist älteren Männern beim Kugelspiel zu! Oder bummelt mit der Pommes-Schale den Strand entlang. Die Promenade endet erst in Sainte-Adresse!

Madame Bourel war sichtlich stolz. Angestellte im Anzug pilgerten in der Mittagspause ebenso zum Imbissstand an der Strandpromenade von Le Havre wie Hafenarbeiter und Urlauber. „Nirgends sind sie so knusprig und lecker!“ Das scheinen auch die Möwen zu meinen – auch, wenn inzwischen der Traditionsimbiss einen neuen Inhaber hat.

6. Les Bains des Docks

Die anthrazitfarbene Fassade lässt kaum ahnen, dass im Innern Himmelweiß und Türkisblau Urlaubsstimmung zaubern. Foto: Hilke Maunder
Die anthrazitfarbene Fassade lässt kaum ahnen, dass im Innern Himmelweiß und Türkisblau Urlaubsstimmung zaubern. Foto: Hilke Maunder

Pritzker-Preisträger Jean Nouvel, Architekt des Institut du Monde Arabe und des Musée Quai Branly von Paris, hat im Quartier Sud von Le Havre mit den Bains des Docks im revitalisierten Hafenbereich einen der schönsten neuen Badetempel Frankreichs gestaltet.

Hinter seiner anthrazitfarbenen Fassade vereint er drei Bereiche: ein Freizeit- und Sportbad mit Innen- und Außenanlagen, einen Wellness- und Balnéotherapiebereich sowie ein Fitness-Studio.

Innen und außen verbinden: Jean Nouvel holt durch Fenster und Ausblick die maritime Umgebung ins Bad. Foto: Hilke Maunder
Innen und außen verbinden: Jean Nouvel holt durch Fenster und Ausblick die maritime Umgebung ins Bad. Foto: Hilke Maunder

Immer wieder sprudelt und spritzt es überraschend, massieren Düsen den Körper, prasselt ein Wasserfall auf die Schultern hinab, blubbern Blasen, bildet fein fallendes Wasser feine Vorhänge.

Wer den schnellen Kick sucht, steigt die Treppe zur 73 Meter langen Wasserrutsche hinauf und saust durch einen dunklen Tunnel wieder hinab. Erst ab 16 Jahren kann der Balnéotherapie-Bereich aufgesucht werden, wo Entspannung im Wasser im Vordergrund steht, détente.

Lasst euch beprasseln! Foto: Hilke Maunder
Lasst euch beprasseln! Foto: Hilke Maunder

Dazu tragen auch die Massage-Duschen bei, die auf einen gewärmten Stein niederprasseln – pro Knopfdruck fünf Minuten lang. Effizientes Muskeltraining bieten die Vélos aquatiques, Wasserfahrräder.

Muskelkater verhindern Sauna und Hamam. Kardiotraining, Muskelaufbau und Körperformung können danach an den High-Tech-Geräten der Espace Fitness weiterverfolgt werden. Wer lieber in der Gruppe trainiert, findet ein umfangreiches Kursprogramm, zu dem neben Wassergymnastik auch Babyschwimmkurse gehören.
• Les Bains des Docks, Quai de la réunion,  76600 Le Havre, Tel. 02 32 79 29 55, www.lesbainsdesdocks.com

Das Freibad. Foto: Hilke Maunder
Das Freibad. Foto: Hilke Maunder

7. Shopping mit Poesie

Mit seiner Vision einer „Poesie in Beton“ hat es Auguste Perret dem binnen 75 Minuten von den Briten nahezu vollständig zerstörten Le Havre eine neue Seele eingehaucht. Mit einer „Poesie fürs Shopping“ haben nun rund 50 Jahre später die Docks Vauban neues Leben erhalten.

Den Lagerhallenkomplex aus Backstein, Holz und Metall, 1846 nach Vorbild der Londoner Docks als Schuppen für Kaffee, Baumwolle und Gewürze errichtet, verwandelte Bernard Reichen in ein Einkaufszentrum. Es birgt seit seiner Eröffnung im Oktober 2009 auf 52.000 Quadratmetern 60 Läden für eine vorwiegend junge Zielgruppe.

Das Shoppincenter Docks Vauban liegt direkt am Wasser. Foto: Hilke Maunder
Das Shoppingcenter Docks Vauban liegt direkt am Wasser. Foto: Hilke Maunder

Dazu gehören Systemgastronomie mit Pizza und Pasta, Wok-Gerichten, Tex-Mex und Burgern, Eventflächen sowie einen Supermarkt am Süd- und ein Multiplexkino von Gaumont am Nordende.

Das Besondere am Bau: Der Architekt, 2005 mit dem Grand Prix de l’urbanisme ausgezeichnet, erhob das historische Bauerbe zum prägenden Stilelement und kontrastierte es spannungsreich mit der Moderne – poppigen Glasmosaiken am südlichen Entrée, weiß leuchtenden Sitzkuben und lyrischen Wandbildern. Er schuf so eine maritime Poesie, mythisch, verspielt, phantastisch.

Der Eingangsbereich der <em>Docks Vauban</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Eingangsbereich der Docks Vauban. Foto: Hilke Maunder

In vier Sequenzen erzählt sie, wie eine Frau träumerisch auf dem Rücken durch das Meer gleitet. Farbig schillernde Fische begleiten sie wie Sterne am Himmel. Ihr Bad in den Wellen verwandelt sich in einen träumerischen Flug, während abends malerisch die Sonne am Horizont in den Fluten versinkt.

8. Hafenrundfahrt

Es ist herrlich, Le Havre vom Wasser zu entdecken! Angeboten werden zwei Touren – ein gut einstündiger Törn durch den im Jahr 2006 eröffneten Port 2000 und eine Rundfahrt durch den alten Hafen, den Port Historique.

Le Havre: Hafenrundfahrt. Foto: Hilke Maunder
Die Hafenrundfahrt führt in Bereiche, die ihr sonst nie zu sehen bekommen könntet. Foto: Hilke Maunder

Eine Visite du Port startet meist im Sportboothafen. Sie führt vorbei am Kreuzfahrtterminal, an dem alljährlich mehr als 120 Traumschiffe festmachen, hin zu Ölhafen und zur Schleuse Écluse François 1er.

An den Kais sind Containerriesen aus China und den USA vertäut, Schiffe der Grimaldi-Linie und Cargo-Riesen von MCS.

Ein Kreuzfahrtschiff verlässt den Hafen von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Ein Kreuzfahrtschiff verlässt den Hafen von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Ihre Container sind so hoch gestapelt, dass einem schwindelig beim Anblick wird. Als Port du Grand Paris und Tor zum Ozean ist Le Havre der größte Hafen der französischen Westküste. Eine zweite Hafenrundfahrt  des Le Havre Port Centre führt dies eindrucksvoll vor Augen. Bummelt danach einmal auch durch den Fischereihafen!

Der Fischereihafen von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Der Fischereihafen von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

9. Haus des Reeders (Maison de l’Armateur)

Le Havre im 18. Jahrhundert. Die normannische Hafenstadt an der Mündung der Seine ist nach Nantes und Bordeaux ein wichtiger Umschlagplatz im Überseehandel.

Am Kai werden große Holzsegler mit Waren beladen: mit Seide und anderem kostbaren Tuch, Likör und Wein, Waffen und Schießpulver. Mit an Bord ist auch ein Chirurg. Mit gehissten Segeln geht es nach Afrika.

Le Havre: La Maison de l'Armateur. Foto: Hilke Maunder
Das Haus des Reeders. Foto: Hilke Maunder

Dort werden die Waren gegen Menschen getauscht, denen als unauslöschliches Zeichen ihres Status mit einem glühenden Eisen das Schiffszeichen am rechten Arm eingebrannt wird: Jetzt sind sie Sklaven.

Im Schiffsbauch eingepfercht, werden sie mit Handschellen und Halseisen in die Karibik und nach Amerika gebracht. Dort verkaufen die weißen Herren ihre schwarze Fracht an die Besitzer der Baumwoll- und Zuckerrohrplantagen.

Le Havre: La Maison de l'Armateur. Foto: Hilke Maunder
Alle Zimmer sind um den Lichtschacht angeordnet. Foto: Hilke Maunder

Von den Erlösen kauft der Kapitän Kolonialwaren ein: Kakao und Tee, Gewürze und andere Erzeugnisse, die es in Europa nicht gibt. Zu welch einem Wohlstand dieser transatlantische Dreieckshandel verhalf, zeigt eines der wenigen erhaltenen Reederhäuser im Quartier Saint-François von Le Havre: die Maison de l’Armateur.

Le Havre: La Maison de l'Armateur. Foto: Hilke Maunder
Das Haus des Reeders. Foto:. Hilke Maunder

Entworfen wurde das fünfstöckige repräsentative Gebäude gegenüber vom Fischereihafen um 1790 von Paul-Michel Thibault (1735-1799) für den Reeder Martin-Pierre Foache. Dieser richtete sein Arbeitszimmer mit Blick auf den Hafen und seine Empfangsräume für winterliche Feiern ein.

Der Volksmund munkelt, es hätte dort auch einige Liebesnächte gegeben, und das nicht immer mit der eigenen Frau, die in ihrem Salon ebenfalls die Gesellschaft aus Le Havre empfing.

Le Havre: La Maison de l'Armateur. Foto: Hilke Maunder
Das Beeindruckendste am Haus des Reeders war für mich – neben der Innenreinrichtung – der Lichtschacht. Foto: Hilke Maunder

Ungewöhnlich für seine Zeit war die Anlage des Hauses rund um einen oktagonalen Lichthof, der dafür sorgte, dass alle Räume für jene Zeit außergewöhnlich hell waren. Und wer in Le Havre Église Saint-Joseph kennt, wird das Gefühl nicht los, Auguste Perret habe das gleiche Gestaltungsprinzip für die Kirche genutzt. Sosehr ähnelt das Lichtspiel im Kirchturm dem Lichtschacht im Reederhaus.
• 3, quai de l’île, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 19 09 85

10. Le Havre bei Nacht: der Sentier des Escaliers

Blick von Le Havre auf Sainte-Adresse. Foto: Hilke Maunder
Blick von Le Havre auf Sainte-Adresse. Foto: Hilke Maunder

Nachts wandeln Städte ihr Gesicht. Das Licht der Straßenlampen hebt Details hervor, die im Trubel des Tages übersehen werden; dann wieder betont eine gezielte Illumination Architektur und Struktur, Giebel, Treppchen und Türmchen.

Und Le Havre, tagsüber eine pulsierende Hafenstadt mit funktionellem UNESCO-Welterbe im Herzen, wird geradezu verzaubert. Letzte Sonnenstrahlen und warme Strahler sorgen für Magie in der City der Moderne.

Le Havre: le Sentier des Escaliers. Foto: Hilke Maunder
Folgt in der Dämmerung einmal dem Sentier des Escaliers durch das Treppenviertel von Le Havre! Foto: Hilke Maunder

Besonders dort, wo unzählige Treppenwege Unter- und Oberstadt verbinden. Wer nicht aufs Geratewohl durch das Hangviertel mit seinen alten Villen, romantischen Gärten, Stiegen und Steigen bummeln will, holt sich im Office de Tourisme das Faltblatt mit einem Vorschlag für einen 5,5 Kilometer langen Spaziergang Sentier des Escaliers.

Auch nachts ein Hingucker: die Église Saint-Joseph von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Auch nachts ein Hingucker: die Église Saint-Joseph von Le Havre. Foto: Hilke Maunder

Le Havre: meine Reisetipps

Filmtipp: Le Havre*

Ari Kaurismäki, Le HavreIn Le Havre drehte Aki Kaurismäki einen unglaublich berührenden Streifen – und benannte ihn nach der Stadt. Le Havre ist ganz sicher eine der schönsten Komödien des finnischen Regisseurs.

Und zugleich ein politisches und menschliches Drama, das zeitlos ist, und bis heute voller aktueller Brisanz. Und was für ein schönes Happy End! So etwas wünsche ich mir auch im echten Leben… Infos zum Kultfilm findet ihr hier im Blog. Wer mag, kann den Film hier* online direkt bestellen.

Schlemmen & genießen

Bouchon Norman

Normannische Küche – der Apfel in all seinen Variationen darf in Küche und Keller in diesem modernen Innenstadt-Bistro nicht fehlen.
• 77, rue Louis Brindeau, Tel. 09 52 15 23 73, tgl. 11-23 Uhr

Chez André

Le Havre: Chez André. Foto: Hilke Maunder
Chez André. Foto: Hilke Maunder

Patron André serviert raffiniert verfeinerte Hausmannskost in seinem beliebten Bistro – 250 Meter vom Strand.
• 9/11, rue Louis-Philippe, Tel. 02 35 21 88 07, www.chez-andre.net

La Paillette

Le Havre: La Paillette. Foto: Hilke Maunder
La Paillette. Foto: Hilke Maunder

Seit 1596 braut die Brasserie süffigen Gerstensaft – und serviert ihn zu Sauerkraut in vielen Variationen wie zu der vielseitigen wie schmackhaften Auswahl an Meeresfrüchten.
• 22, rue Georges Braque, Tel. 02 35 41 31 50,www.taverne-paillette.com

Le Grignot

Leckere Fischküche und Meeresfrüchte mit Blick auf den Volcan.
• 53, rue Racine, Tel. 02 35 43 62 07www.legrignot.fr

Le Gignot besitzt auch eine überdachte Terrasse auf dem Platz. Foto: Hilke Maunder
Le Grignot besitzt auch eine überdachte Terrasse auf dem Platz. Foto: Hilke Maunder

Le Margote

Ausgezeichnet mit dem Bib Gourmand!
• 50, Quai Michel Féré, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 43 68 10, www.lemargote.fr

Les Enfants Sages

Ein altes Haus im Herzen von Le Havre, umgeben von einem großen Garten. Mittags könnt ihr dort von Montag bis Sonnabend für ein schmales Budget ein köstliches Menü genießen!
• 20, rue Gustave Lennier,  76600 Le Havre. Tel. 02 35 46 44 08, www.restaurant-lesenfantssages.com

Lieblingsbar in Le Havre: Au Bout du Monde. Foto: Hilke Maunder
Au Bout du Monde, am Ende der Welt: die Sunset-Location! Foto: Hilke Maunder

Le Bout du Monde

Meine Lieblingsbar für den Sonnenuntergang: lässig, nettes Ambiente, leckere Sangria und Getränkekarte. Super für den Aperitif zum Sunset – futtern müsst ihr hinterher. Aber die Sonne… das Meer… einfach wundervoll!
• 1, Boulevard Foch, 76310 Sainte-Adresse, Tel. 02 35 48 66 58

Au Caïd

Seit 1954 Kult: das Café-Tabac an der baumbestandenen Place Perret mitten im Zentrum!
• 123, rue Victor Hugo, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 21 27 94www.facebook.com

Le Chat Bleu

Teestube, Weinbar, Live-Konzert-Venue, Treffpunkt und trendy – die handtuchschmale Blaue Katze. Tolles Ambiente!
• 6, rue du Roi Albert, 76310 Sainte-Adresse, Tel. 02 35 47 10 24, Mi – Sa. 11-20 Uhr

Les Copains d’Abord

Le Havre: Les Copains d'Abord. Foto: Hilke Maunder
Les Copains d’Abord. Foto: Hilke Maunder

• 7, quai Casimir Delavigne, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 43 44 83

Shopping

Les Halles

Flohmarkt von der Markthallen von Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Vor den Markthallen von Le Havre finden regelmäßig auch Flohmärkte statt! Foto: Hilke Maunder

Die Markthallen von Le Havre bergen neben einem Supermarkt ein gutes Dutzend Marktstände. Sie sind die die reinsten Verführer zum Verwöhnen und Genießen.

So auch der Comptoir des Arômes mit mehr als 200 Teesorten, Gewürzen, Ölen, Küchlein und anderen Köstlichkeiten.

Der Neuchâtel-Käse zeigt Herz. Foto: Hilke Maunder
Der Neuchâtel-Käse zeigt Herz. Foto: Hilke Maunder

LoHo – The Local Shop

Schöne Souvenirs, kulinarische Genüsse, Craft Beer und Kunsthandwerk: Alles, was es im Local Shop gibt, stammt aus der Stadt oder dem Umland.
• 165, Rue de Paris, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 42 55 59www.facebook.com

Schlafen

Best Western Art Hotel

Der Fahrstuhl als Duschkabine, die Zimmertüren beklebt mit Kunst, und auch in den Zimmern liebt dieses Hotel Farbe, Fotos und junges Design.
• 147, Rue Louis Brindeau, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 22 69 44, www.art-hotel.fr

Die Kunst im Art Hotel macht auch nicht an den Türen halt. Foto: Hilke Maunder
Die Kunst im Art Hotel macht auch nicht an den Türen halt. Foto: Hilke Maunder

Le Vent d’Ouest

Das <em>Hôtel Vent Ouest</em>. Foto: Hilke Maunder
Das Hôtel Vent Ouest. Foto: Hilke Maunder

Direkt gegenüber von der Église Saint-Joseph, und damit mitten im als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Quartier Perret residiert das Hôtel Vent d’Ouest (Westwind)*.

Von den Balkonen in den oberen Stockwerken genießt ihr unverstellte Blicke auf den Kirchenbau, lange Straßenachsen und breite Boulevards mit klar gegliederten Wohnbauten in getöntem Beton.

Das Innere des Boutiquehotels mit 30 Themenzimmern steht im größtmöglichen Kontrast zum nüchtern-klaren Ambiente des Stadtbildes: mit geradezu überwältigender Opulenz und Liebe zur Farbe und Dekoration.
• 4, rue Caligny, 76600 Le Havre, Tel. 02 35 42 50 69, www.ventdouest.fr. Wer mag, kann das Hotel hier* direkt online buchen.

Hôtel  Oscar

Ganz im Stil der Fifties, und damit im Geiste von Auguste Perret, der Le Havre nach dem Zweiten Weltkrieg aufbaute, könnt ihr im Hôtel Oscar logieren.

Oscar Hotel Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Oscar Niemeyer, als Sinnspruch verewigt auf einer Zimmerwand im Oscar Hôtel. Foto: Hilke Maunder

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Weiterlesen

Im Blog

Seit 2005 gehört Le Havre zum Weltkulturerbe. Was du im Quartier Perret erleben kannst, erfährst du hier.

Das Welterbe von Le Havre: Poesie in Beton

Sieben tolle Tipps für überraschende wie ungewöhnliche Entdeckungen gibt es in diesem Beitrag.

Le Havre Insolite: das ist einmalig!

 

 

Im Buch

Glücksorte in der Normandie*

Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird.

Unser Gemeinschaftswerk stellt euch insgesamt 80 einzigartige Orte vor, die oftmals abseits der eingetretenen Pfade liegen. Wer mag, kann es hier* bestellen.

Hilke Maunder_Normandie_Abseits

Normandie: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Die Netflix-Serie „Lupin“ hat die Normandie zu einem touristischen Hotspot gemacht. Garantiert keine Massen triffst Du bei meinen 50 Tipps. Sie sind allesamt insolite, wie die Franzosen sagen – ursprünglich, authentisch und wunderschön.

Die Landpartie durch die andere Normandie beginnt im steten Auf und Ab der Vélomaritime, führt zu den Leinenfeldern der Vallée du Dun, zu zottigen Bisons und tief hinein ins Bauernland des Pays de Bray, Heimat des ältesten Käses der Normandie.

Im Tal der Seine schmücken Irisblüten auf hellem Reet die Giebel alter chaumières, und Störche brüten im Marais Vernier. Von den Höhen vom Perche geht es hin zur Normannischen Schweiz und bis zur Mündung des Couesnan an der Grenze zur Bretagne. Hier* kannst Du den handlichen Führer bestellen.

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Ein Kreuzfahrtschiff verlässt Le Havre. Foto: Hilke Maunder
Ein Kreuzfahrtschiff verlässt Le Havre. Foto: Hilke Maunder

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