Les Gets: Winter, bis die Muskeln brennen
Zwischen Mont Blanc und Genfer See versteckt sich Les Gets. Von Genf in einer Stunde zu erreichen, ist das familiäre Savoyer Skidorf auf 1.172 Meter Höhe das Eingangstor zum größten Skizirkus der Welt – Les Portes du Soleil.
650 Kilometer Puder-Pisten in bis zu 2.500 Metern Höhe umfasst er. 195 Lifte in zwölf Skiorten erschließen sie. Mal sind sie schwarz und steil wie der Mur de Chavanette (auch Mur Suisse genannt), Buckelhänge oder platte Panoramapisten. Dazu kommt ein schier unendliches Terrain an Tiefschnee-Hängen. Mitten in diesem französisch-schweizerischen Eldorado im Schnee liegt Les Gets mit 34 Pisten (1 x Grün, 14 x Blau, 13 x Rot, 6 x Schwarz), die 27 Lifte erschließen.
Sans tabac – eine Premiere
Rauchen verboten! Das gilt seit 17. Dezember 2022 im gesamten Skigebiet von Les Gets – in den Liften wie auf den Pisten. Der Skiort war damit ein Pionier. Tausende Kippen (mégots) waren dort nach jeder Saison eingesammelt worden. Ihre Schadstoffe hatten sie da jedoch schon längst an die Umwelt abgegeben. Damit ist jetzt Schluss.
Skispaß für alle
Der domaine skiable von Les Gets besteht aus zwei großen Gebieten. Das erlaubt, den ganzen Tag in der Sonne durch den Schnee zu gleiten: morgens am Mont-Chéry, nachmittags auf den Pisten von Les Chavannes.
Die Talstationen der beiden Gebiete verbinden vier kostenlose Skibus-Linien und ein offener Mini-Zug. Zahlreiche Pisten führen zudem durch Wald. Er schluckt den Nebel und sorgt für bessere Sicht.
Was top ist: Auch, wer in der Mobilität eingeschränkt ist, kann in Les Gets die tollen Pisten genießen. Für behinderte Menschen bietet die Skischule von Les Gets maßgeschneiderte Skikurse an. Zudem starten speziell ausgebildete Skilehrer mit Rollstühlen auf Ski zu Touren durch das abwechslungsreiche Terrain.
Mont-Chéry: Der Berg für Könner
An der Bergstation des Mont Chéry (1.535 m) verrät eine Infotafel, welche Bergspitzen Les Gets umgeben. Auch den Mont Blanc könnt ihr mit Glück sehen – wenn er sich nicht gerade in Wolken hüllt.
Sessellifte führen hinauf bis zum 1.891 Meter hohen Gipfel, Tor zu traumhaften Tiefschneehängen und vorwiegend roten und schwarzen Abfahrten. Eine Herausforderung für Cracks ist die steile schwarze Piste zurück ins Tal.
Im Snowpark vom Mont Chéry surfen Jugendliche zu lauten Beats aus ihrer boom box über 20 Module – Rails, Kicks, Boxen, Gaps und Quarter Pipes. Laut gibt der Rhythmus das Tempo vor.
Wenige Meter weiter ziehen Langläufer ihre Runden. Die 18 Kilometer lange Höhenloipe mit Fernsicht zum Mont Blanc verführt dazu, immer weiter durch die weiße Winterpracht zu ziehen. 235 km misst das Loipennetz.
Les Chavannes: Familien- und Genuss-Ski
Absolut familienfreundlich ist der größere Teilbereich Les Chavannes, der im Skigroßraum Les Portes du Soleil die Verbindung hinüber nach Morzine und weiter bis nach Avoriaz schafft.
Ohne Unterbrechung könnt ihr 120 Kilometer Piste fahren! Oben an der Bergstation erwartet euch ein Duo in leuchtend roten Jacken: Auf Wunsch fotografieren sie euch – die Bilder erhaltet ihr digital oder als Print.
Für euren Nachwuchs gibt es den Kinderbereich „Wilder Westen“ mit Indianerpiste, Trapperhütte samt WLAN sowie Video-Totem. Im Anfängerbereich Espace Mappy an der Station der Chavannes-Gondelbahn helfen zwei Zauberteppiche, zwei Anfängerlifte und vier Pisten, das Skifahren ganz spielerisch zu lernen.
Im Videopark der Perrières-Piste könnt ihr euch bei der Abfahrt filmen lassen. Der Boardercross Deborah Anthonioz wurde nach Vorgaben der Vizeweltmeisterin angelegt. Sie stammt aus Les Gets.
Eisige Abenteuer
Die zahlreichen gefrorenen Kaskaden der Wasserfälle sind ein Eldorado für Eiskletterer. Noch kälter wird’s beim Eistauchen. 50 Zentimeter dick ist die Eisschicht des Montriond-Sees, nur zwei Grad warm das Wasser, das Einstiegsloch nur wenige Zentimeter breit.
Darunter lockt dunkel die mysteriöse Welt des gefrorenen Bergsees. Silbern wandern die Sauerstoffblasen unter der Eisfläche entlang … mystisch!
Wunderschön sind Schneeschuhwanderungen. Ein mögliches Ziel einer solchen randonnée en raquettes ist die Chevrelles-Hütte am Mont Caly. Klickt mal hier für Infos und Impressionen!
Les Gets bietet auch Skijöring an, bei dem ein stattliches Ross euch durch den Schnee zieht. Versucht es einmal!
Die Musikmaschinen von Les Gets
Wenn die Lifte geschlossen sind, dann lasst euch einmal vom Museum für mechanische Musik zu Füßen der Skiberge in eine Zeit entführen, als Musikgenuss noch ein Privileg war: mit 550 Ausstellungsstücken auf drei Etagen, Konzertsaal, Restaurierungswerkstatt und klingendem Bistro.
In der Renaissance entstanden selbst spielende Spinette, die über Stiftwalzen gesteuert wurden. Für die Flötenuhr, eine Erfindung des 18. Jahrhundert, schufen Haydn, Mozart und Beethoven eigene Kompositionen.
Schwerpunkt der Sammlung ist jedoch das 19. Jahrhundert. Damals konstruierten Musikmaschinisten wie Johann Nepomuk Mälzel ganze selbst spielende Orchester, die „Orchestrien“.
Orchestrien & Tabatières
Zur gleichen Zeit entstanden in der Schweiz mit Schnitzereien oder Bildern geschmückte tabatières. Bei diesen handlichen Spieldosen rissen Stifte einer sich drehenden Messingwalze Zähne eines Tonkamms an und brachten sie zum Klingen.
Bis zu zehn Melodien erklangen beim Drehen der Kurbel. Für das richtige Ambiente beim Musikgenuss sorgte ein ganz besonderes Holzkistchen. Die Musikdose aus der Mitte des 19. Jahrhunderts verbarg im Innern einen kleinen Humidor.
Polyphon, Symphion und Kalliope
Im Zuge der Industrialisierung entstanden immer preisgünstigere und somit für jedermann erschwingliche Geräte. Die über perforierte Pappscheiben gesteuerten Drehinstrumente Ariston und Herophon wurden zu Hunderttausenden verkauft.
Um 1890 waren die Plattenspieldosen Polyphon, Symphion und Kalliope der letzte Schrei. Immer bunter und fantasievoller wurden die Musikobjekte: Hier zwitschert ein Vogel, dort beginnt ein Buch beim Aufklappen zu musizieren.
Am Bahnhof vertrieben mechanische Musikinstrumente mit Münzeinwurf die Wartezeit. Ihr Repertoire: Bizets Carmen und Verdis Rigoletto. Mit der Einführung der Pneumatik gelang es erstmals, selbst spielende Klaviere herzustellen. Wie die über Pedale betriebenen Phonolas und Pianolas klangen, ist bei jeder Führung im Konzertsaal zu hören.
Klavierspiel von Zauberhand
Mit dem Klavierspielapparat Mignon von Bechstein-Welte konnte erstmals das Klavierspiel eines Pianisten mit allen dynamischen und agogischen Details wiedergegeben werden.
Als achtes Weltwunder wurden eine selbst spielende Geige gepriesen. In Les Gets musiziert das Phonoliszt Violina (1920) mit drei Violinen rund um eine sich drehende Achse, begleitet von ausdrucksstarkem Klavier mit 88 Tasten.
Für Gasthäuser und Tanzsäle wurden elektrische Klaviere und riesige pneumatische Orchestrien gebaut. Die um 1700 entwickelte Handdrehorgel der Straßenmusiker entwickelte sich zur klangstarken Karussell- und Tanzorgel weiter. In allen geraden Jahren erleben sie seit 1982 in Les Gets ihre Renaissance: beim Festival de la Musique Mécanique.
Ausgezeichnet: Les Gets
Als Mitglied der Kooperation Alpine Pearls setzt Les Gets auf sanften Tourismus. Zudem trägt die Station-Village das französische Gütesiegel für Familienfreundlichkeit Famille Plus Montagne.
Wer auch beim Wintersport online sein möchte, kann sich beim Office de Tourisme einen WLAN-Hotspot für die Hosentasche mieten, an den zehn Geräte gleichzeitig angeschlossen werden können.
Les Gets: meine Reisetipps
Schlemmen
La Table du Saint Laurent
Im Hôtel Labrador servieren Marie-Rose und Patrick Gallay Savoyarder Spezialitäten und französische Klassiker, die ihr süditalienischer Küchenchef Jonathan Marzocca zaubert.
Auf der Karte findet ihr Flusskrebs-Ravioli, Steinpilz-Risotto, T-Bone-Steak vom Holzkohlengrill und ein zartes Vanille-Soufflé mit Zitrusfrüchten. Alle Rindfleischgerichte werden aus der hauseigenen Salers-Rinderzucht zubereitet. Gehoben, aber dennoch urgemütlich.
• 266, route du Léry, 74260 Les Gets, Tel. 04 50 75 80 00, www.labrador-hotel.com
Chalet du Chocolat
Isabelle Asselin betreibt mitten im Zentrum diese nette Schokoladenbar samt Teesalon. Sie bietet dort auch Schoko-Workshops an!
• 336, rue du Centre, 74260 Les Gets, Tel. 04 50 34 36 75
La Fruitière
In der einstigen Käserei von Raymond Monnet verarbeitet heute der japanische Käsemeister Miti die Milch der Kühe aus dem Tal zu köstlichem Bergkäse. Ihr könnt bei der Produktion zuschauen, ihn im Hofladen kaufen oder abends im Gewölberestaurant kosten.
• 137, route des Perrières, 74260 Les Gets, Tel. 04 50 79 70 04, www.fruitiere-lesgets.com
Schlafen
Hotel Crychar
Mein Lieblingshotel direkt an der Piste. Hier stelle ich es euch vor.
• 136, impasse de la Grange Neuve, 74260 Les Gets, Tel. 04 50 75 80 50, www.crychar.com
Hotel Marmotte*
Die Lage ist perfekt: Direkt an der Talstation der Chavannes-Lifte erhebt sich als Chalet in XXL das Viersternehaus, das zur Saison 2015/16 umfangreich ausgebaut und renoviert wurde. Im Anbau La Tapiaz findet ihr seitdem sieben Familiensuiten, 45 – 130 Quadratmeter groß. Zum bunt wie trendig gestylten Grillrestaurant Biskatcha gehört eine Tapas-Bar. Kanadisches Lodge-Flair und traditionelles Savoyarder Erbe verbindet La Pivotte.
Sterneverdächtige Gourmetküche serviert La Piste Noire mit Blick auf die Chavannes-Pisten. Für Entspannung sorgt der Wellnessbereich Spa Céréni Cîmes. Auf den Pisten von La Turche findet ihr von der Familie Mirigay, die das Marmotte seit 1947 betreibt, zudem noch das Gipfelrestaurant La Paika. Hier* könnt ihr diese Unterkunft buchen.
• 61, rue du Chêne, 74260 Les Gets, Tel. 04 50 75 80 33, www.hotel-marmotte.com
Noch mehr Betten*
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