Mainz: Gutenbergdenkmal. Foto: Landeshauptstadt Mainz
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So viel Frankreich steckt in … Mainz

Nicht nur Hamburg und Marseille, sondern auch Darmstadt und Troyes, Gengenbach und Obernai feierten. Und natürlich Mainz und Dijon!

Alle drei Städte zelebrierten im Jahr 2018 60 Jahre Städtepartnerschaft. Ihre Verbindungen gehören zu den ältesten Partnerschaften Deutschlands – und wurden bereits vor dem Élyséevertrag begründet.

Begründer und Motor der engen Verzahnung war und ist an Rhein und Ouche die Bildung.

Bereits 1947 hatte das französische Militär mit Ferienkursen die Johannes-Gutenberg-Uni wieder begründet. 1977 gingen die Mainzer Johannes-Gutenberg-Universität und die Université de Bourgogne eine Partnerschaft ein.

Bildung (ver)bindet

Deutsch-französische Bachelor- und Masterstudiengänge in den Geistes- und Kulturwissenschaften, bi- und trinationale Studienprogramme in europäischem Recht und Politikwissenschaft zwischen Mainz, Dijon und Opole (Polen) sowie Austausche und Kooperationen von Wissenschaftlern und Doktoranden bis zu Promotion sind seitdem hinzugekommen.

Doch längst ist nicht nur die Université de Bourgogne der alleinige französische Partner bei Wissenschaft und Studium. So hat der Fachbereich Rechtswissenschaft der Mainzer Uni mit Nantes und Paris-Est Créteil Val de Marne (UPEC) einen Integrierten deutsch-französischen Studiengang entwickelt.

Der Studiengang „Deutsches und Französisches Recht / Droit européen et international mit dem Doppelabschluss: LL.B./Magister Legum/Master 1 ist gleichzeitig Teil der Deutsch-Französischen Hochschule (DFH). Die Université Paris Nanterre ist zudem Mainz‘ Partner beim deutsch-französischen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften.

32.000 junge Menschen studieren in Mainz. Foto: Landeshauptstadt Mainz
32.000 junge Menschen studieren in Mainz. Foto: Landeshauptstadt Mainz

Der Doppelabschluss Master Management Franco-Allemand schließlich wurde in Zusammenarbeit mit der Université de Lorraine in Frankreich und der Deutsch-Französischen Hochschule entwickelt. Seit 2011 gibt es auch das erste Angebot für Graduierte: den  deutsch-französischen Doktorandenkolleg in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften, der von Mainz-Dijon (DFDK) entwickelt wurde. Koordiniert und vernetzt wird die frankophile Forschung aller Fakultäten vom Forum Interkulturelle Frankreichforschung (FIFF).

Die Frankreichkompetenz der Uni bündelt seit 1991 eine Spezialbibliothek zur Frankreichforschung. 2013 nahm sie die Deutsche Forschungsgemeinschaft in ihr Programm zur „Förderung herausragender Forschungsbibliotheken“ auf.

Ergänzt wird das Frankreichangebot der Mainzer Uni vom Studierendenwerk Mainz, das über seinen Dachverband (DSW) eng mit dem Deutsch-Französischen Jugendwerk (DFJW) zusammen arbeitet – besonders beim deutsch-französische Praktikantenprogramm und Freiwilligendienst.

Im Herzen von Mainz

Wer nicht studiert, bekommt vom starken Frankreich-Engagement der Uni wenig mit. Öffentliche Veranstaltungen gibt es zwar hin- und wieder, doch deutlich aktiver sind zwei andere Institutionen.

Es sind das Haus Burgund als Schaufenster der Region Bourgogne-Franche-Comté und das Institut français als Frankreichs staatlicher Botschafter für Sprache und Kultur. Mit ihrem bunten wie prall gefüllten Veranstaltungsprogramm haben sich beide Akteure längst einen festen Platz im Herzen der Stadt erobert.

Bei ihren Veranstaltungen erfährt man auch, welche großen Pläne er mit seinem „Mayence“ hatte. Und wovon er träumte, wenn er in Mainz im Deutschhaus logierte.

Napoleon wollte die Stadt zum „Schaufenster des Empire“ machen. Dazu sollte die Ludwigsstraße zwischen dem neu geschaffenen Gutenberg- und Schillerplatz zu einem Prachtboulevard ausgebaut werden.

Die Geschichte hat die Mainzer Champs-Élysées verhindert. Doch viele andere Zeugnisse sind erhalten. Auch ein paar unscharfe Fotos von den „Utschebebbes“ . Die französischen Kolonialsoldaten hatten sich im Mainzer Fotostudio Ranzenberger ablichten lassen…

Kunsthalle Mainz
2017 war Daniel Buren in der Kunsthalle Mainz zu sehen. Foto: Landeshauptstadt Mainz.

60 Jahre Mainz – Dijon

Vergleicht man Verflechtung und Intensität der Mainzer Partnerschaften, übertrifft das Tandem Mainz-Dijon alle anderen in Lebendigkeit und Vielfalt.

Am 5. Mai 1958 war sie feierlich besiegelt worden. 60 Jahre später wurde die „jumelage“ mit einem Festakt in Dijon groß gefeiert.

Im Juni 2018 konzertierte der Mainzer Domchor in Dijon, während in Mainz das Studierendenwerk zum deutsch-französischen Kochwettbewerb lud. Im Dezember waren die Sänger des Maîtrise de Dijon zum Gegenbesuch in Mainz.

Die Bourgogne zeigte bereits im August beim Mainzer Weinmarkt verstärkt Präsenz. Welch andere kulinarische Köstlich die Bourgogne birgt, verrät mehrmals im Jahr ein Burgundermarkt auf dem Gutenbergplatz.

Der Burgundermarkt von Mainz

Genau dort, wo der 50. nördliche Breitengrad die Stadt durchschneidet, duftet es dann verführerisch. Petersilienschinken, Terrinen und Pasteten stapeln sich an den Ständen von kleinen Produzenten, die extra für den Markt aus der rheinland-pfälzischen Partnerregion nach Mainz gekommen sind.

So wie Didier Loison, der in Saulieu im Herzen des regionalen Naturparks Morvan rund hundert Lacaune-Schafe hält und ihre Milch ausschließlich zu Rohmilchkäse verarbeitet: als cremig-frische Taler, kernig-fest Tomme und raffiniert veredelte Spezialitäten. Entlang der Yonne haben sich im Burgund mehrere Imker angesiedelt.

Der 50. Breitengrad auf dem Gutenbergplatz. Foto: Landeshauptstadt Mainz.
Der 50. Breitengrad auf dem Gutenbergplatz. Foto: Landeshauptstadt Mainz.

Les Ruchers Dosnon aus Joigny bringt von dort Rosmarin-, Lavendel-, Thymian-, Blüten- und Waldhonig sowie lokale Spezialitäten wie Pain d’épices, ein mit Honig gesüßtes Gewürzbrot. Auch Trüffel und Trüffelprodukte sowie die berühmten Schnecken fehlen nicht auf dem Schlemmermarkt.

Und ganz sicher begegnen euch auf dem Markt Kameramann und Redakteur eines deutsch-französischen Kulturkanals, der in Mainz seinen Sitz hat: der Fernsehsender arte. Denn jede Völkerverständigung beginnt mit Kultur.

À ne pas oublier…

Mainz hat noch einen zweiten Partner in Frankreich. Gewählt hatte ihn am 1. Mai 1996 allerdings Laubenheim. Als es  bei der Gebietsreform zu Mainz kam, wurde die Städtepartnerschaft per Vertrag „gerettet“ . Seitdem ist Longchamp ein Partner von Mainz. Die kleine Gemeinde findet ihr auf halbem Weg zwischen Dijon und Dôle.

Frankreich & Mainz: Was für Verbindungen!

Deutsch-Französische Gesellschaft Mainz

Die am 14. Dezember 1962  gegründete DFG Mainz arbeitet bei der Pflege der deutsch-französischen Freundschaft neben neben den Deutsch-Französischen Gesellschaften in Deutschland und in Frankreich auch mit dem Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/Burgund, dem Freundschaftskreis Mainz – Dijon, dem Institut Français und dem Haus Burgund zusammen.

Ehrenpräsident der DFG Mainz ist der einzige Bundespolitiker, der mit Rheinland-Pfalz und in Thüringen als einziger jemals in zwei Ländern Ministerpräsident war: Dr. Bernhard Vogel.

2018 rief die DFG Mainz den Exzellenzpreis – Prix d‘Excellence – ins Leben gerufen. Er zeichnet alljährlich die besten Schüler des Abiturjahrgangs im Fach Französisch aus, die dank ihrer Sprachkompetenz zum „interkulturellen Verständnis zwischen Deutschland und Frankreich“ beitragen.
• www.dfg-mainz.de

Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa (VDFG e.V.)

Auch der Dachverband der Deutsch-Französischen Gesellschaften, die Vereinigung Deutsch-Französischer Gesellschaften für Europa e.V. (VDFG)  hat ihren Sitz  in Mainz.
Räumlich unter dem Dach des Institut Français in der Schillerstraße, aber völlig unabhängig, arbeitet der Verein überparteilich und überkonfessionell und hat in der „Fédération des Associations Franco-Allemandes pour l’Europe“ (FAFA) sein französisches Gegenstück. 
Zu seinen gegenwärtig 140 Mitgliedern gehören deutsch-französische Gesellschaften, Partnerschaftsvereine deutsch-französischer Kommunalpartnerschaften, „Clubs d’Affaires“ und Deutsch-Französische Chöre. 
Die Tätigkeit des Vereins erstreckt sich auf kulturelle, wirtschaftliche, soziale und politische Bereiche, die dem Bild des Partnerlandes ebenso dienen wie den deutsch-französischen Beziehungen und den Bestrebungen zur Europäischen Einigung. 
Gegründet wurde die VDFG im Jahre 1957 von Elsie Kühn-Leitz. Sie entstammt der in Wetzlar ansässigen Industriellenfamilie Leitz. 

Freundschaftskreis Mainz-Dijon

Monatliche Stammtische in Mainz, jährliche Treffen mit den Partnern in Dijon, Vorträge, Exkursionen und Konversationskurse stehen auf dem Programm des 1986 gegründeten Freundeskreis der Partnerschaft Mainz-Djon mit rund 180 Mitgliedern.
• www.mainz-dijon.de

Haus Burgund

Das Haus Burgund-Franche-Comté dient als offizielle Vertretung des Regionalrats Burgund-Franche-Comté in Rheinland-Pfalz. Neben interregionaler Koordination auf politischer und administrativer Ebene ist die Vermittlung von Praktikanten eine der wichtigsten Aufgaben. Ein breit gefächertes Kulturprogramm lädt ein, die Region Burgund-Franche-Comté näher kennenzulernen, zu der wes dort auch umfangreiches Infomaterial gibt. Zum Haus gehört eine kleine Bibliothek, die zugleich offizieller Infotreff des Deutsch-Französischen Jugendwerkes (DFJW) ist.
• www.haus-burgund.de

Institut français Mainz

Sprachkurse, Sprachprüfungen, Kulturveranstaltungen, Vorträge und Médiathek: Auch in Mainz ist das Institut français die erste Adresse für alle, die ihre Kenntnisse über Land und Leute und ihre Sprache vertiefen wollen.
https://mainz.institutfrancais.de

Mayence et la France – Das französische Mainz

1792, 1798, 1918, 1945 – diese Daten verbinden Mainz mit Frankreich. Militär, Revolution, Verwaltung, Wiederaufbau und nicht zuletzt die französische Kultur hinterließen ihre Spuren in der Stadt. Entdeckt sie bei einer 90-Minuten-Themenführung mit Geographie für alle!
• www.geographie-fuer-alle.de

Maria-Ward-Schule Mainz 

An der fünfzügigen Maria-Ward-Schule beginnt eine Klasse nicht mit Englisch, sondern Französisch als erster Fremdsprache. Vertieft werden Sprach und Liebe zum Nachbarland bei einem Austausch. Alljährlich reist die siebte Klasse mit Französisch als ersten Fremdsprache im Frühling zum Collège Saint-Francois, seit mehr als 30 Jahren die Partnerschule in Dijon. Seit 2007 besteht die Partnerschaft mit dem Lycée  Georges de la Tour in Metz und initiiert Austausche für Schülerinnen aus allen 10. Klassen.
• www.mws-mainz.de

Otto-Schott-Gymnasium

Mehr als 35 SchülerInnen haben seit dem Abiturjahrgang 2010 am OSG das AbiBac erworben. Französisch kann dort in Klasse 5 als erste Fremdsprache gewählt  – oder sogar als bilingualer Zug belegt werden.
• http://osg-mainz.de

Partnerschaftsverband Rheinland-Pfalz/Burgund

Das Vierer-Netzwerk versteht sich als „Dachverband für erlebnis- und ergebnisreiche Partnerschaften zwischen Kommunen, Verbänden und Institutionen in Rheinland-Pfalz und Burgund.“
• http://s496884724.online.de

Rabanus Maurus Gymnasium

Am altsprachlichen Gymnasiumm ist Französisch als dritte Fremdsprache im Angebot. Für die Jahrgangsstufe 10 wird ein 8-10-tägiger Schüleraustausch mit dem Lycée Bayen in Châlons-en-Champagne organisiert. Unterricht und Austausch sorgen dafür, dass die SchülerInnen das französische Sprachdiplom DELF auf der Stufe B2 erwerben können. Im Schuljahr 2012/2013 nahm der Französisch-Leistungskurs erfolgreich am „FrancoMusiques„-Schülerwettbewerb teil und belegte mit seinem französischen Song „Tu as le choix“ den dritten Platz.
• www.rama-mainz.de

Schlossgymnasium Mainz

Seit mehr als 50 Jahren ist das Schlossgymnasium mit dem Collège Marcelle Pardé in Dijon befreundet. Auf dem Programm stehen nicht nur Schüleraustausch, sondern auch eine  interkulturelle Woche in der Jugendbegegnungsstätte in Niederbronn-les-Bains mit der Partnerschule aus Dijon.

Neben den persönlichen Kontakten und der Sprachpraxis ist das deutsch-französische Verhältnis in Geschichte und Gegenwart Thema des Treffens. Die Besichtigung der Maginot-Linie als Zeugnis des Zweiten Weltkriegs steht dabei ebenso auf dem Programm wie der Besuch des Europa-Parlaments in Straßburg.
www.schloss-online.de

Lesetipp

Mainz und die Franzosen: das Heft

Seit 1981 berichten die Vierteljahreshefte von Herbert Bonewitz von Mainzer Geschichte(n). 2011 war das französische Mainz Thema. Von Zeitzeugen, die sich an die Franzosen im Nachkriegsmainz erinnern, bis zu den Spuren des Französischen im Mainzer Dialekt reicht die Bandbreite der Themen im 128 Seiten dicken Heft.

91 Seiten sind für Mainz & Frankreich reserviert. Auf den anderen Seiten findet ihr weitere lesenswerte Beiträge rund um Mainz zu den Themen Wirtschaft, Stadtgeschichte, Kunst und Künstler sowie Sport.

Im Onlineshop des kleinen Verlages könnt ihr es für 7,50 Euro direkt bestellen: www.bonewitz.de

Weiterlesen

Im Blog

Wie viel Frankreich steckt in Deutschland? Das verrät euch meine Blogparade. Alle bisherigen Beiträge findet ihr hier.

Im Buch

Frankreich in Deutschland

Hamburg war einst Hauptstadt eines Départements von Napoleons Kaiserreich. Duisburg bot dem königlichen Musketier d’Artagnan ein Dach über dem Kopf. Dortmund war für ein paar Wochen der Wohnort, an dem der französische Austauschschüler Emmanuel Macron die Deutschen in natura erlebte. Göttingen ist die Stadt, aus der der Soundtrack der deutsch-französischen Versöhnung stammt.

Überall steckt so viel Frankreich in Deutschland. In 26 Berichten von Erkundungen vor Ort beschreibe ich in meinem ersten E-Buch die unzähligen Spuren, die unser französischer Nachbar im Laufe der ereignisreichen, gemeinsamen Geschichte in Deutschland hinterlassen hat. 2021 ist die 2. Auflage erschienen!E-Book: ISBN 9783752 665604 (14,99 Euro)
Print: ISBN 9783944299235 (25,50 Euro), zu bestellen u.a. hier*.

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2 Kommentare

  1. Bonjour,

    Glückwunsch zur Ihrem Frankreich Blog. Ich erlaube mir zu erwähnen das es auch deutsch französische Sälle in dem Museum der Zitadelle Mainz bilaterale Geschichte zu besichtigen gibt. Wäre trotzdem erwähnenswert.
    Avec mes compliments

    1. Liebeer Wattin, merci für die lobenden Worte – und diesen schönen Tipp! Das sehe ich mir doch beim nächsten Mal gleich an und ergänze! Bien à vous! Hilke

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