Rennes-les-Thermes. Foto: Hilke Maunder
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Rennes-les-Bains: Warmbaden am Salzfluss

50 Kilometer südlich von Carcassonne sprudeln zwischen dem Pech Cardou und dem Pic (Pech) de Bugarach im Tal der Sals (auch: Salz) neun Quellen aus dem Untergrund.

Sie machten Rennes-les-Bains schon in der gallo-römischen Antike zum Badeort. Heute ist Rennes-les-Bains die einzige Thermalstation des Départements Aude.

Rennes-les-Thermes. Gästezimmer an der Salz. Foto: Hilke Maunder
Charmant: eine Pension direkt an der Sals. Foto: Hilke Maunder

Charmantes Mini-Kurbad

Das klingt nach großem Kurbetrieb, entpuppt sich aber als ein bezauberndes Städtchen mit gerade mal 225 Einwohnern. Unter ihnen sind vielen Briten, die in alten Häusern Ferienwohnungen, kleine Pensionen oder eine eigenes, privates Feriendomizil eingerichtet haben.

Rennes-les-Thermes Am Ufer der Salz. Foto: Hilke Maunder
Die Sals am nördlichen Ortseingang von Rennes-le-Château. Foto: Hilke Maunder

Kalt oder warm?

Vier kalte und fünf warme Quellen sprudeln hier aus dem Untergrund. Und das Schönste daran: Viele könnt ihr das ganze Jahr hindurch rund um die Uhr genießen.

Denn sie sprudeln mitten in der Natur und sind frei zugänglich, auch, wenn die Thermen mit ihren Außenbecken zum 27. Oktober ihre Winterpause beginnen und erst am 23. April wieder zur neuen Saison öffnen.

Rennes-les-Bains: Les Bains Doux an der D 14. Foto: Hilke Maunder
Die Bains Doux an der D 14. Foto: Hilke Maunder

Die vier kalten Quellen
• La Madeleine
• Le Circle
• La Fontaine des Armours
Die fünf warmen Quellen
Les Bains Doux (37 °C)
• Gieules (38 °C)
• Marie (39 °C)
• Les Bains de la Reine (40 °C)
• Les Bains Forts (47 C°)

Die Quelle der Sals auf der Domaine del L'Eau Salée. Foto: HIlke Maunder
Die Quelle der Sals auf der Domaine de l’eau salée. Foto: Hilke Maunder

La Sals: Salz im Fluss

Haltet auch einmal euren Finger in die Sals. Ihr Name verrät sich schon: Die Sals ist ein salziger Fluss! Ihr Salzgehalt variiert je nach Jahreszeit und Niederschlag. Er  kann bis zu 60 g/l Natriumchlorid betragen, und ist damit doppelt so hoch wie im Wasser des Mittelmeeres!

Sals: Blick von der Quelle auf die Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von der Quelle der Sals auf die Domaine de l’Eau Salée. Foto: Hilke Maunder

Ihre Quelle findet ihr ein wenig östlich von Sougraigne auf der Domaine de l’Eau Salée rund neun Kilometer entfernt. Zwischen Kieseln, die eine Herzform bildet, sprudelt sie hervor, hüpft über Stein und Kaskaden, erreicht Rennes-les-Bains und mündet bei Couiza in die Aude.

Rennes-les-Bains: das Außenbecken der Therme. Foto: Hilke Maunder
Das Außenbecken der Therme. Foto: Hilke Maunder

Das Bad der Königinnen

Berühmt wurde besonders das Königinnenbad. Die Badekur in den Bains de la Reine hat im 14. Jahrhundert die an Lepra erkrankte Königin Blanka von Kastilien, Nichte des französischen Königs Philippe IV, geheilt, behauptet die Überlieferung.

Zu den Therapie-Zentren des Kurbades gehörte auch das Römische Bad. Im November 1992 wurde es – wie viele andere Gebäude des Ortes – von einem verheerenden Hochwasser fortgerissen.

Die Gemeinde entschied sich für den Wiederaufbau. Auch, um den Kurbetrieb in Rennes, des letzten Badeortes des Departements, zu sichern.

Rennes-les-Bains: an der Salz. Foto: HIlke muander
Die Hostellerie am Ufer der Sals. Foto: Hilke Maunder

Auferstanden aus Ruinen

Das Gebäude war direkt am Ufer der Sals über einer eisenhaltigen Heißwasserquelle errichtet worden. Die Compagnie du Bas-Rhône Languedoc-Roussillon (BRL) schafft es, die Fundamente zu erhalten.

Auf den alten Mauern baute sie das Restaurant, die Küche, die Terrasse, das Schwimmbad und die neun Gästezimmer des früheren Betriebs neu auf.

Rennes-les-Thermes: Die Straße zur Hostellerie. Foto: Hilke Maunder
Die Straße zur Hostellerie. Foto: Hilke Maunder

1996 waren die Arbeiten abgeschlossen. 990.919 Euro kostete der Wiederaufbau. 45.735 Euro steuerte die EU bei.

Als Hostellerie de Rennes-les-Bains ist das einstige Römische Bad heute das Schmuckstück des Kurorts am Ufer der Sals.

Rennes-les-Thermes: die Place des 2 Rennes. Foto: Hilke Maunder
Freiluftlokale unter alten Platanen: die idyllische Place des 2 Rennes. Foto: Hilke Maunder

Savoir-vivre unter Platanen

Das Leben des kleinen Kurortes spielt sich jedoch auf einem kleinen Platanenplatz ab, den zwei Terrassencafés dominieren. Chez Will gehört einem Briten.

Einheimische, Aussteiger, Althippies und Alternative zieht es gegenüber zu Maud ins À l’Or Loge Kfé, dessen Wände Esoterikmotive und indisch angehauchte Kunst schmücken. Ihre moules frites indes sind urfranzösisch und äußerst lecker dort!

Rennes-les-Thermes: Place des 2 Rennes. Foto: Hilke Maunder
Rennes-les-Bains und Rennes-le Château: Nachbarorte, verbunden durch Legenden. Foto: Hilke Maunder

Mythische Verbindungen

Place des 2 Rennes nennt sich der Platz. Und verweist damit auf die Tatsache, das Rennes-le-Bains der Nachbarort von Rennes-le-Château ist. Eine kleine Straße verbindet die beiden Ortschaften über den dazwischen liegenden Berg.

Beide Orte verbindet der Hang zur Mystik. In Rennes-le-Château soll der damalige Pfarrer Bérenger Saunière vor mehr als 100 Jahren angeblich den Heiligen Gral gefunden habeen.

In Rennes-les-Bains wirkte der Pfarrer Henri Boudet (1872–1914). In seinem Buch La vraie langue celtique (1891) beschreibt der katholische Kirchenmann zwei keltische Steinkreise bei Rennes-les-Bains, von denen ihr Teile noch heute besichtigen könnt.

Rennes-les-Thermes: die Kirche
Gleich neben dem Platanenplatz findet ihr den Eingang zur Kirche. Foto: Hilke Maunder

Legendärer UFO-Gipfel

Dort der Gral, hier die Kelten. Und das bei zwei Orten, die im Schatten des Pech de Bugarach stehen, auf dem Fans schon UFOs gespottet haben.

Mit diesem Mix lockt auch Rennes-les-Bains Aussteiger, Anhänger der New-Age-Bewegung, Esoterik-Fans und Alternative an.

Fer Pech du Bugarach bei Rennes-le-Château
Der Pech de Bugarach ist die höchste Spitze der Corbières. Foto: Hilke Maunder

Nicht wenige haben in den Wäldern ringsum ihre Zelte oder Wohnmobile abgestellt und lassen sich unter einem Thermalstrahl, der unter der Départementstraße warm aus dem Fels sprudelt, den Rücken massieren. Und genießen den indischen Stirnguss mitten im Herzland der Corbières.

Rennes-les-Thermes
Sébastien lebt im Sommer im Zelt mitten in der Natur – und genießt die vielen Quellen von Rennes-les-Bains. Foto: Hilke Maunder

Rennes-les-Bains: meine Reise-Infos

Schlemmen & genießen

Das Angebot ist sehr übersichtlich. Wer nicht in der Hostellerie auf der Terrasse mit Blick auf die Sals Meeresfrüchte, französische Fleischklassiker, vielseitige Salate oder Pizza genießt, hat auf der Place des 2 Rennes die Wahl zwischen zwei einfachen Freiluftlokalen.

Standard bei beiden ist die Kombination Fleisch, Salat, Fritten – mal als Steak, mal als Spieß. Grundsolide und sättigend. Dazu ein Bier oder ein pichet mit Wein –  typisch französische Lebensart. Im Sommer treffen sich hier die Motorradfahrer, die dann durch die Corbières kurven.

Hier könnt ihr schlafen*
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Rennes-les-Bains. Foto: Hilke Maunder
Nostalgisch: der kleine Pavillon der Promenade an der Sals. Foto: Hilke Maunder

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Rennes-les-Bains: Fassaden im alten Ortskern. Foto: Hilke Maunder
Wohnt hier ein Tischler oder Kunsthandwerker? Foto: Hilke Maunder
Rennes-les-Bains: Fassaden im alten Ortskern. Foto: Hilke Maunder
In alten Ortszentrum von Rennes-les-Bains. Foto: Hilke Maunder
Rennes-les-Bains: Fassaden im alten Ortskern. Foto: Hilke Maunder
Einladend: die Gästezimmer beim Platanenplatz. Foto: Hilke Maunder
Rennes-les-Bains: Malerisch: die Brücke über die Sals. Foto: Hilke Maunder
Malerisch: die Brücke über die Sals. Foto: Hilke Maunder

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