Roquefixade: Adlernest der Katharer
Es war am zarten Beginn des jungen Frühlings, als ich das erste Mal nach Roquefixade kam. Die Bäume trugen noch kein Laub, der Wind pfiff, aber auf den Wiesen trotzte bereits der Löwenzahn der Kälte. Und schon damals war ich begeistert.
Ein Jahr später kam ich erneut. Der Frühling hatte das Land mit einem Blütenteppich überzogen. Hoch über dem Dorf auf 700 Metern über NN duckte sich die Ruine einer Burg auf einem steilen Felssporn gut 150 Meter über dem Tal. Er war eine roca fisada, ein gespaltener Stein, und gab so Dorf und Burg den Namen.
Zuflucht der Katharer
Im Jahre 1034 tauchte sie erstmals in den Annalen auf. 1205 feierte Raimon de Péreilhe, dem die Burgen von Péreilhe und Montségur gehörten, auf dem Château de Roquefixade seine Hochzeit mit Corba de Lanta. Damals, im 13. Jahrhundert, war es ein Ort der Zuflucht und des Widerstandes der Katharer.
1212 nahm Simon de Montfort die Burg ein, die unter der Kontrolle der Grafen von Toulouse stand, und zerstörte sie. Nach den Albigenserkriegen, die mit der Annexion Okzitaniens an Königreich Frankreich endeten, wurde die Burg wieder aufgebaut und 1278 unter königliche Verwaltung gestellt. Erst 1463 gab König Ludwig XI. die Burg zurück an den Grafen von Foix, Gaston IV.
Ruine auf dem Sporn
Jene Grafen ließen das Schloss mehrfach umbauen. Dennoch ordnete König Ludwig XIII. an, die Burg zu zerstören. 43 Jahre später kaufte der Baron von Celles, Vital Guilhon de Lestang, das Schloss. Seine Familie behielt es bis zur Französischen Revolution.
Heute ist die einstige Katharerburg eine Ruine, die eindrucksvoll über dem kleinen Dorf thront. Mehrere markierte Wanderwege führen vom Dorfplatz hinauf.
Das befestigte Dorf
Schön ist es, durch das alte Dorf zu schlendern, die Fassaden zu betrachten und immer wieder zwischen den Häusern den schneebedeckten Hauptkamm der Pyrenäen von Ariège aufblitzen zu sehen.
Bis heute sind in Roquefixade noch Teile der Befestigungen des Dorfes erhalten. Stellenweise bilden die Häuser mit ihren ummauerten Gärten die Stadtmauer.
Am Dorfplatz konzentriert sich alles, was bis heute das Dorfleben bestimmt. Bürgermeisterei und Kirche liegen sich gegenüber. Ein Brunnen plätschert. Und bei diesem Besuch war die Kirche nicht verschlossen, sondern die Tür halb aufgesperrt.
Was ich drinnen erblickte, hat mich überrascht. Mit wenigen Mitteln präsentiert sich die Dorfkirche als ein farbiges Schmuckstück. Wahrhaft himmlisch, dieses Licht!
Im tiefen Winter liegt auch Roquefixade unter Schnee. Dann wird mit Schneeschuhen gewandert!
Roquefixade: meine Reisetipps
Wandern
Roquefixade ist ein Etappenziel auf zwei Weitwanderwegen – dem Chemin des Bonshommes (GR 107) und dem Sentier Cathare (GR 367). Mehr zum Sentier Cathare erfahrt ihr hier im Blog.
Mehrere Rundwege für Familienwanderungen sind direkt um das Massiv von Roquefixade zugänglich und markiert.
1. Le sentier des crêtes
Länge: 4 Kilometer, Dauer: 100 Minuten, Höhenunterschied: 290 Meter
2. Le sentier des orris
Länge: 4,9 Kilometer, Dauer: 2, 5 Stunden, Höhenunterschied: 300 Meter
3. La calm
Länge: 4 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 230 Meter
4. Le château médiéval
Länge: 3 Kilometer, Dauer : 1,5 Stunden, Höhenunterschied : 220 Meter
5. Le Gleiso Catoulico
Länge: 5 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 290 Meter
6. En passant par le Bac
Länge 7,6 Kilometer, Dauer : 3,5 Stunden, Höhenunterschied : 370 Meter
7. L’Escapado
Länge : 8,7 Kilometer, Dauer: 4 Stunden, Höhenunterschied: 590 Meter
8. Le chemin de l’homme mort
Länge : 2,9 Kilometer, Dauer: 1,5 Stunden, Höhenunterschied: 170 Meter
9. Monuments de Mémoire
Länge: 4,8 Kilometer, Dauer: 1 3/4 Stunden, Höhenunterschied: 250 Meter
10. Le Mal passadou
Länge : 4,2 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 220 Meter
11. Le vieux cimetière
Länge: 4,2 Kilometer, Dauer: 1 3/4 Stunden, Höhenunterschied: 220 Meter
12. Die Ruinen von Puget
Länge: 4,2 Kilometer, Dauer: 2 Stunden, Höhenunterschied: 240 Meter
Schlafen & schlemmen
Gîte d’Étape de Roquefixade
Das ganze Jahr hindurch ist diese rustikal-gemütliche Wanderherberge mit 25 Betten in Zweier-, Dreier- und Viererzimmern und Stockbett-Schlafsaal geöffnet. Für Selbstversorger gibt es eine Gemeinschaftsküche, für alle anderen ein Bistro.
• Le village, 09300 Roquefixade, Tel. 05 34 14 04 48, www.gite-etape-roquefixade.com
Noch mehr Betten*
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Weiterlesen
Im Blog
Der Mythos von Montségur
Zu den bedeutendsten Orten der Katharerzeit gehört die Burg von Montségur. Bis heute ist in den hoch zum Himmel ragenden Mauern der Geist dieser spirituellen Bewegung zu spüren. Als Zentrum des Widerstandes gegen die katholische Kirche wurde sie Mythos und Legende. Erfahrt mehr hier.
Foix
Auf hohem Fels thront die mittelalterliche Burg von Foix und wacht über der alten Stadt im Tal der Ariège. Entdeckt die Grafenstadt hier.
Im Buch
Annette Meiser, Midi-Pyrénées*
Annette Meiser, die u.a. die erste müllfreie Schule Deutschlands mitbegründete, hat in Midi-Pyrénées ihre Wahlheimat. Dort lebt und arbeitet sie seit vielen Jahren und bietet erdgeschichtliche und kulturhistorische Wanderreisen an.
Ihre Expertise hat sie auf 432 Seiten zwischen die Buchdeckel eines Reiseführers gepackt. Ihr erstes Buch stellt eine Ecke Frankreichs ausführlich vor, die in klassischen Südfrankreich-Führern stets zu kurz kommt.
Für mich ist es der beste Reiseführer auf Deutsch für alle, die individuell unterwegs sind – sehr gut gefallen mir die eingestreuten, oftmals überraschenden oder kaum bekannten Infos. Wie zum einzigen Dorf Frankreichs, das sich in zwei Départements befindet: Saint-Santin liegt genau auf der Grenze von Aveyron und Cantal. Wer mag, kann den Band hier* direkt online bestellen.
Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*
Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt. Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte.
Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker! Hier* gibt es euren Begleiter.
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