Die Katharer-Festung von Puivert. Foto: Hilke Maunder
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Sentier Cathare: die Katharer erwandern

Bis heute sind die Katharer, die sich vom Papst lossagten und ein strenggläubiges, asketisches Leben führten, geheimnisumwittert. Schreckliche Geschichten sind überliefert von den Auseinandersetzungen zwischen den päpstlichen Kreuzrittern und den „Ketzern”.

Zu ihren spektakulären Burgen und köstlichen Weinen am Wegesrand führt der Sentier Cathare. Der Fernwanderweg beginnt an den Badestränden und Salzseen von Port-la-Nouvelle am Mittelmeer. Er endet nach rund 250 Kilometern in Foix am Fuße der Pyrenäen.

Pech de Bugarach: gut sichtbar - die Wegmarkierungen. Foto: Hilke Maunder
Gelb markiert sind lokale Wanderwege, rot-weiß eine Grande Randonnée, ein Weitwanderweg – wie hier bei Bugarach der Sentier Cathare. Foto: Hilke Maunder

Der letzte Katharer

Okzitanien im Jahr 1321. Guilhèm Bélibaste, der letzte Katharer, wird nach jahrelanger, abenteuerlicher Flucht bei lebendigem Leibe verbrannt. Ermordet wurde er in einem äußerst malerischen Örtchen rund 50 Kilometer südöstlich von Carcassonne: Villerouge-Termenès.

Kommt nachmittags und außerhalb der Saison: Dann leuchtet der Stein der Katharerburg, und ihr habt das malerische Örtchen ganz für euch. Geparkt wird rund 500 Meter entfernt von der Burg. Nur die Anwohner dürfen in den Ort hinein fahren.

Sentier Cathare: die Katharerburg von Villerouge-Termenès. Foto: Hilke Maunder
Die Katharerburg von Villerouge-Termenès. Foto: Hilke Maunder

Inmitten dieser Idylle wurde Guilhèm Bélibaste lebendig verbrannt. Der letzte okzitanische Vollkommene der Katharer war so weit in die Ethik der Katharer eingeführt worden, dass er in Katalonien, wohin er damals geflohen war, als „Vollkommener“ galt. Nur solche Personen durften die Religion weitergeben. Sein Tod bedeutete das Ende der Katharerbewegung.

In seinem Schloss stimmt heute eine audiovisuelle Präsentation auf die Geschichte dieser „Ketzer“ ein. Sie lässt die dramatische Flucht der parfaits, der asketisch nach Vollkommenheit strebenden „guten Menschen“, wieder lebendig werden.

Die Katharerburg von Villerouge-Termenès. Foto: Hilke Maunder
Die Katharerburg von Villerouge-Termenès. Foto: Hilke Maunder

Die einflussreichste Untergruppe der Katharer waren die Albigenser, die ihren Namen von der Stadt Albi erhielten. In der Literatur wird der Kampf der katholischen Kirche gegen die religiöse Protestbewegung auch Albigenserkriege genannt. Bei den Kriegen diente die Religion als Vorwand für die militärische Eroberung Okzitaniens und dessen Eingliederung in das französische Königreich.

Corbières: Die Heimat der Katharer

Sentier Cathare: Château de Quéribus. Foto: Hilke Maunder
Château de Quéribus. Foto: Hilke Maunder

Ihre Wiege hatte die bedeutendste Ketzerbewegung des Mittelalters fernab von der französischen Krone in der wilden, einsamen Hügellandschaft der Corbières. In den Vorbergen der Pyrenäen errichteten sie auf steilen Bergkegeln Burgen, die zum Himmel strebten. Aus der Ferne scheinen sie fast mit dem Gestein zu verschmelzen.

Viele Jahrzehnte lang dauerte es, bis der machtbewusste Papst Innozenz III. und der französische König diese Bastionen des Widerstandes einnehmen konnten. Und Okzitanien dem französischen Zentralstaat einverleibt wurde. Besonders der päpstliche Gesandte Abbé Arnaud-Amary soll sich beim einzigen Kreuzzug von Christen gegen Christen durch besondere Grausamkeit hervorgetan haben. Sein Befehl:

„Tötet sie alle – der Herr wird die seinen schon erkennen“.

Port-la-Nouvelle – Durban

Port-la-Nouvelle. Foto: Hilke Maunder
Der breite Badestrand von Port-la-Nouvelle. Foto: Hilke Maunder

Bei dichten Wolken und steifer Brise starten wir in Port-la-Nouvelle. Gleich neben dem Erdölhafen erstreckt sich breit ein 13 Kilometer langer Sandstrand. Wir baden lieber bei Portel in der Berre. Mal schießt sie wild über glatt polierte Granitfelsen dahin.

Am Sentier Cathare: die Badebucht der Berre in Portel. Foto: Hilke Maunder
Am Sentier Cathare: die Badebucht der Berre in Portel. Foto: Hilke Maunder

Dann wieder bildet sie weite, stille Buchten zum Baden, umgeben von Garrigue und Wein. Inmitten der Rebgärten erhebt sich die Ruine von Notre-Dame des Oubiels. Die Kapelle wurde um 1175 errichtet und 1630 von den Spaniern zerstört.

Am Sentier Cathare: Notre-Dame des Orbiels. Foto: Hilke Maunder
Portel-des-Corbières: Notre-Dames des Oubiels. Foto: Hilke Maunder

Wer Safariparks liebt, könnte vor der großen Wanderrunde noch die Réserve Africaine de Sigean besuchen, die in nächster Nähe sich an einem Lagunensee erstreckt. Hier habe ich sie vorgestellt.

Wir jedoch folgen dem Lauf der Berre, lassen die Ebene hinter uns und begrüßen die Berge. Sanft gewellte Weinberge und ausgemergelte Hügelspitzen begleiten. uns. Die Dörfer sind klein, charmant zeitentrückt.

Sentier Cathare: Durban-Corbières: die Ruine der Katharerburg. Foto: Hilke Maunder
Durban-Corbières: die Ruine der Katharerburg. Foto: Hilke Maunder

Von der Katharerburg in Durban-Corbières, die sich hoch über dem Ort erhebt, steht nur noch ein rechteckiger Gebäudetrakt mit zwei Stockwerken und Schießscharten. Unsere Bleibe für die Nacht ist ein typisch französisches Gästezimmer im L’Apricôtier von  Hélène und Bertrand de Camprieu. Gefrühstückt wird im Garten!

Tuchan & Aguilar – Padern

Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Erhebt sich aus den Weinbergen: das Château d’Aguilar bei Tuchan. Foto: Hilke Maunder

Wie ein Adlerhorst sitzt die Burg von Aguilar auf einem Karstkegel, 400 Metr hoch über den Weingärten in der Ebene von Tuchan. Sie lieferte schon im Hochmittelalter jene köstlichen Tropfen aus Syrah, Mourvèdre, Grenache und Lledoner pelut, die heute als AOC Fitou klassifiziert sind.

Sentier Cathare: Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Blick vom Château d’Aguilar zum Turm von Tautavel. Foto: Hilke Maunder

Tiefblau hängen die dicken Trauben zu Hunderttausenden an den Stöcken, die als einzige auf den ariden, wenig fruchtbaren Kalkböden gedeihen. In der Abendsonne zirpen Zikaden. Mit jedem Höhenmeter wird die Luft würziger. Buchsbäume und Rosmarinbüsche säumen den schmalen Pfad hinauf zur Burgruine.

Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Blick vom Weg zum Château d’Aguilar gen Süden. Foto: Hilke Maunder
Sentier Cathare: Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Das Château d’Aguilar. Foto: Hilke Maunder

Unterhalb der Burg, die 1257 in den Besitz des französischen Königs geriet, öffnet sich vom kleinen Balkon vor der St. Annen-Kapelle ein unvergleichlicher Fernblick.

Sentier Cathare: Tuchan: Château d'Aguilar. Foto: Hilke Maunder
Vom Château d’Aguilar eröffnen sich 360°-Rundblicke. Foto: Hilke Maunder

Gen Osten funkelt silebern das Mittelmeer. Gen Süden reckt sich der heilige Berg der Katalanen 2.784 Meter hoch in den Himmel; der Canigou. Gen Südwesten ist die nächste Glaubensfestung der Katharer zu sehen: Quéribus.

Wildbaden im Burgenland

Auch im tiefsten Januar ein schönes Wanderziel: die Katharer-Burg von Padern. Foto: Hilke Maunder
Auch im tiefsten Januar ein schönes Wanderziel: die Katharer-Burg von Padern. Foto: Hilke Maunder

Doch bevor ihr dort hinauf steigt, lockt noch die Katharer-Burg  von Padern, die bis 1579 im Besitz der Äbte von Lagrasse war und im 17. Jahrhundert vollständig wieder aufgebaut wurde. Von oben habt ihr eine wunderschöne Aussicht auf das Dorf und dem Verdouble, der sich tief in den Fels gegraben hat.

Am Verdouble: Padern. Foto: Hilke Maudner
Padern am Verdouble. Foto: Hilke Maudner

Die Gorges du Verdouble sind einen Abstecher wert. Hier habe ich sie vorgestellt. Im Verdouble gibt es zudem zwei schöne Badestellen– den Grau de Padern und das l’Oeil de Mer am Ortsausgang Richtung Cucugnan.

Am Verdouble in den Gorges du Gouleyrous. Foto: Hilke Maunder
Am Verdouble. Foto: Hilke Maunder

Quéribus  – Peyrepertuse

Noch höher, noch steiler geht es heute hinauf. 729 m hoch thront das Château de Quéribus auf einer Felsspitze. 1255 wurde die Burg als letzte Glaubensfestung der Katharer nach kurzer Belagerung gegen freies Geleit übergeben. Der französische König baute sie flugs umfassend aus – zur Sicherung des Roussillon und der Grenze nach Aragon.

Quéribus besteht aus drei übereinander gelegenen Befestigungen. Kernstück ist der mächtige Donjon mit einem gotischen Gewölbesaal und zentralem Pfeiler. Foto: Hilke Maunder
Quéribus besteht aus drei übereinander gelegenen Befestigungen. Kernstück ist der mächtige Donjon mit einem gotischen Gewölbesaal und zentralem Pfeiler. Foto: Hilke Maunder
Sentier Cathare: Blumenwiese unterhalb der Burg Quéribus. Foto: Hilke Maunder
Eine Blumenwiese unterhalb der Burg Quéribus. Foto: Hilke Maunder

Im Schatten der Burg von Quéribus duckt sich ein Dorf, das Alphonse Daudet mit seiner Erzählung „Der Pfarrer von Cucugnan“ berühmt gemacht hat. In der Saison wird sie im kleinen Dorftheater in Szene gesetzt. Die zweite Berühmtheit des Ortes ist der Bäcker im Schatten der alten Windmühle. Hier habe ich ihn vorgestellt.

Zu Füßen der Katharer-Burg von Quéribus liegt in Aude das Dörfchen Cucugnan mit seiner bekannten Mühle. Foto: Hilke Maunder
Zu Füßen der Burg von Quéribus liegt im Département Aude das Dörfchen Cucugnan mit seiner bekannten Mühle. Foto: Hilke Maunder

Kurze, steile anstrengende Aufstiege zu den Burgen und lange, mitunter fast ebene Zwischenstrecken, dieser Rhythmus prägt auch die nächsten Tage der zwölf bis 28 Kilometer langen Etappen. Der Weg zur nächsten Burg führt nach dem Abstieg ins Tal des Agly bei Saint-Paul-de-Fenouillet hinein in die Gorges de Galamus.

Fenouillèdes: die Badegumpen der Gorges de Galamus. Foto: Hilke Maunder
Die Badegumpen der Gorges de Galamus. Foto: Hilke Maunder

Die spektakuläre Schlucht, die der junge Agly auf knapp zwei Kilometern in den Karst gefräst hat, gehört zu den Naturperlen des regionalen Naturparks Corbières-Fenouillèdes. An ihrem südlichen Eingang haben Jahrhunderte lang Einsiedler in der Ermitage Saint-Antoine gelebt.

Goregs de Galamus: Die Einsiedelei Ermitage de Saint-Antoine. Foto: Hilke Maunder
Die Einsiedelei Ermitage de Saint-Antoine. Foto: Hilke Maunder

Am Nordende der Schlucht empfiehlt sich eine alte Wassermühle mit Bar am jungen Agly als Pausenhalt. Wer mag, kann dort sein Zelt aufschlagen. 800 Meter hinauf sind es bis zur Doppel-Festung Peyrepertuse.

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder

Wie ein Schiff thront sie bei Duilhac auf einem Felsgrat. Den alten Bergfried und die Burg San Jordi verbinden 60 in den Fels gehauene Stufen. Daneben gähnt der Abgrund. Peyrepertuse ist die größte Burg des Pays Cathare.

7000 Quadratmeter groß thront sie auf dem schroffen Fels. Fast 2,5 Kilometer lang ist ihr Mauerring. 300 Meter lang ist sie an der längsten Stelle, und bis zu 60 Meter breit.

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder

Die Burg selbst besteht aus drei Bereichen: den unteren und mittleren Befestigungsmauern mit der romanischen Kirche Sainte-Marie. Dieser Teil stammt aus dem 11. Jahrhundert. Den mittleren Bereich sichert der Wachtturm Tour de Guet.

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Château de Peyrepertuse, Basse Cour. Foto: Hilke Maunder

Auf dem in den Fels gehauenen Escalier de Saint-Louis kommt ihr zu oberen Burg. Ludwig der Heilige ließ die Felstreppe um 1242 anlegen. Verbunden mit dem Donjon des Château St-Georges ist die Kapelle Sant-Jordi. Mit 796 Metern über dem Meeresspiegel bildet sie den höchsten Punkt von Peyrepertuse.

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder

Bei gutem Wetter könnt ihr von hier das Mittelmeer sehen! Im Sommer finden in der Burg die Spectacles de la Fauconnière statt. Dann lässt der Falkner Patrice Potier verschiedene Adler und Geier über eure Köpfe fliegen!

Sentier Cathare: Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder
Château de Peyrepertuse. Foto: Hilke Maunder

Puilaurens

Die Katharer-Burg von Puilaurens. Foto: Hilke Maunder
Die Katharer-Burg von Puilaurens. Foto: Hilke Maunder

Hoch oberhalb des Tales der Boulzane erhebt sich das Château de Puilaurens, das zum gleichen Zeitpunkt wie Quéribus fiel. Eine Legende erzählt, dass die „Weiße Dame“ in trüben Nächten dort umhergeistert.

Sentier Cathare: Burg Puilaurens. Foto: Hilke Maunder
Burg Puilaurens. Foto: Hilke Maunder

Die Großnichte Philipps des Schönen lässt dann ihre Nebelschleier über dem Rundgang der abgerissenen Festungsmauer wallen. Ihr Turm, die Tour de la Dame Blanche, ist der schönste und besterhaltene der großen Burganlage.

Sentier Cathare: Puilaurens. Foto: Hilke Maunder
Mai-Flora in der Burg Puilaurens. Foto: Hilke Maunder

Puilaurens – Bugarach

Auf dem Weg von Puilaurens nach Bugarach muss der Col Saint-Louis bezwungen werden. Doch auch diesmal entschädigt das Panorama für die Anstrengungen des Aufstiegs: kleine, gewundene Schluchten, karge Hochebenen, dichte Wälder, Bergkämme und eine „magische“ Bergspitze sehen wir: den Pech de Bugarach.

Die Pfarrkirche von Bugarach. Foto: Hilke Maunder
Die Pfarrkirche von Bugarach und der Pech du Bugarach. Foto: Hilke Maunder

„Lichterberg“ nennen die Einheimischen den mit 1231 m höchsten Gipfel der Corbières, und manch einer hält den markant abrupten Kalksteinwall für einen Landeplatz von Außerirdischen. 1978 hatten angeblich 200 Zeugen strahlende, scheibenförmige Objekte über dem Berg gesehen, später seien auch dreieckige und trapezförmige Flugkörper beobachtet worden.

Die lokale Gendarmerie wurde flugs aktiv. Sie stellte damals „Landespuren“ in Form von Bodenverfärbungen in geometrischen Mustern und kreisrunden verbrannten Grasflächen sicher.

Legendäre Spitze: der Pech (Pic) de Bugarach. Foto: Hilke Maunder
Legendäre Spitze: der Pech (Pic) de Bugarach. Foto: Hilke Maunder

Die Meteorologen haben längst ihre Erklärung für die Lichtphänomene gefunden. Für sie handelt es sich um elektromagnetische Entladungen natürlichen Ursprungs. Am Pech de Bugarach stoßen immer wieder Tiefdruckgebiete vom Atlantik auf Hochdruckgebiete aus dem Süden.

Pech de Bugarach: gut sichtbar - die Wegmarkierungen. Foto: Hilke Maunder
Gelb markiert einen lokalen Wanderweg, rot-weiß eine Grande Randonnée, einen Weitwanderweg. Foto: Hilke Maunder

In der Atmosphäre kann es dann gerade in den Herbstmonaten zu starken elektrostatischen Entladungen kommen, die sich in eindrucksvollen Lichterscheinungen zeigen. Allmählich weichen die Weingärten Wäldern und Weiden. Immer öfter säumen Schluchten den Sentier Cathare.

Puivert: Das Erbe der Troubadoure

Die Landschaft bei der Katharer-Burg Puivert. Foto: Hilke Maunder
Die Landschaft bei der Katharer-Burg Puivert. Foto: Hilke Maunder

In Puivert mischen sich neue Töne in das allgegenwärtige Zirpen der Zikaden. Im 12. Jahrhundert war die Katharer-Festung die Hochburg der Troubadoure. Heute treten Schauspieler und Sänger im Freilichttheater in ihre Fußstapfen. Ihre Sackpfeifen, Tamburine, Rebecs und anderen Instrumente zeigt das Musée du Quercorb unten im Dorf.

Sentier Cathare: Château de Puivert, innen. Foto: Hilke Maunder
Der Kirchraum des Château de Puivert. Foto: Hilke Maunder

Puivert ist eine wahrhaft filmreife Festung. Die Verfilmung von The Burning Chambers* von Kate Moss wurden dort ebenso abgedreht wie The Ninth Gate* (Die neun Pforten*) von Roman Polanski mit Johnny Depp.

Sentier Cathare: Château de Puivert, innen. Foto: Hilke Maunder
Wunderschön: die Aussicht vom Château de Puivert. Foto: Hilke Maunder

Ob die Schauspieler wohl nach den Dreharbeiten auch in der Brasserie du Quercorb ihren Durst gestillt haben? Jayne und Paul Bayliss haben mit ihrer Mikrobrasserie an der D117 bewiesen, dass plattes Land heute hip ist. Ihr Taproom ist Kult in der Region. Hier habe ich die Brauerei vorgestellt.

Sentier Cathare: Brasserie du Quercorb. Foto: Hilke Maunder
In der Brasserie du Quercorb wird das Bier wie in Britannien ausgeschenkt: ohne Schaum. Foto: Hilke Maunder

Nicht nur wegen der frisch gebrauten Biere, die im Einklang mit der Saison und den Events ganz unterschiedlich aus dem Hahn fließen. Sondern auch mit toller Livemusik von Blues, Gypsy-Folk und Ska bis Outlaw Country. Noch mehr tobt die Stimmung nur, wenn bei den 6 Nations Frankreich und England sich im Rugby gegenüber stehen!

Der Messer-Mann

Sentier Cathare: Monsieur Tisseyre. Foto: Hilke Maunder
Jean-Paul Tisseyre erklärt die Unterschiede der Messerklingen. Foto: Hilke Maunder

Ein anderes altes Handwerk Jean-Paul Tisseyre hält lebendig. In La Bastide-sur-l’Hers fertigt Monsieur als Meilleur Ouvrier de France, und damit als einer der besten (Kunst-)Handwerker Frankreichs, kunstvolle Klingen.

„Mein Markenzeichen ist das traditionelle Messer der Pyrenäenschäfer – der Couteau Montségur“, erzählt Tisseyre, während er das Material für den Griff begutachtet. Mispelholz, Pappel,  Olive, Horn – oder doch lieber ein Giraffenknochen?

Schließlich entscheidet er sich für buis, Buchsbaum. Dicht an dicht gedeihen seine Büsche am Felsdorn der berühmtesten Burg am Sentier Cathare: Montségur, bis heute Symbol des katharischen Holocaust.

Die Katharerburg Montségur thront hoch auf einem Karstkegel. Foto: Hilke Maunder
Die Katharerburg Montségur thront hoch auf einem Karstkegel. Foto: Hilke Maunder

Montségur: das Gemetzel

Die 1204 auf dem 1216 m hohen Pog erbaute Burg von Montségur war die „Hauptstadt“ der Katharer, Sitz der treuesten Anhänger und bekannter Wallfahrtsort.

Im Juli 1243 begann die Belagerung der Burgfelsen durch 10.000 Kreuzritter und Soldaten des Seneschalls von Carcassonne. Im Frühjahr des folgenden Jahres fiel die Festung, geschwächt durch ständige Angriffe und Nahrungsmangel.

Den Bewohnern von Montségur sollte nichts geschehen. Doch die Katharer weigerten sich, ihren Glauben zu verraten. Sie wählten das Martyrium. Am 16. März 1244 wurden 225 Glaubensbrüder auf dem Prats dels Cramats (okzitanisch: Wiese der Verbrannte) auf dem Scheiterhaufen verbrannt.

Ein Gedenkstein markiert heute die Stelle  ihres Todes. Die wenigen, die auf die Burg Puilaurens flüchten konnten, wurden dort bereits erwartet und ermordet.

Erinnerung an die Bluttat: der Gedenkstein auf Wanderweg zur Katharerburg Montségur. Foto: Hilke Maunder
Erinnerung an die Bluttat: der Gedenkstein auf Wanderweg zur Katharerburg Montségur. Foto: Hilke Maunder

Roquefixade

Auch in der Burg gegenüber von Montségur fanden die Katharer im 13. Jahrhundert Zuflucht und leisteten Widerstand. 1212 nahm Simon de Montfort die Burg ein, die unter der Kontrolle der Grafen von Toulouse stand, und zerstörte sie.

Die Burg von Roquefixade und die Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder
Die Burg von Roquefixade und die Pyrenäen. Foto: Hilke Maunder

Nach den Albigenserkriegen, die mit der Annexion Okzitaniens an Königreich Frankreich endeten, wurde die Burg wieder aufgebaut und 1278  unter königliche Verwaltung gestellt.

Mehr zu Burg und dem befestigten Dorf, das sich in einer der schönsten Landschaften des Départements Ariège befindet, könnt ihr hier erfahren.

Foix

Foix: das Grafenschloss. Foto: Hilke Maunder
Das Château des Comtes de Foix gehört zu den wenigen Burgen, die Richelieu im Pays de Foix nicht dem Erdboden gleichmachen ließ. Foto: Hilke Maunder

Große Unterstützer der Katharer waren die Grafen von Foix. Ihre mittelalterliche Burg erhebt sich seit dem 11. Jahrhundert mit seinen intakten Mauern, Türmen und Pechnasen hoch über der alten mittelalterlichen Stadt am Lauf der Ariège. Zu den berühmtesten Burgherren gehört Gaston Phébus.

Foix: Blick vom Grafenschloss auf die Altstadt.
Blick vom Grafenschloss auf die Altstadt. Foto; Hilke Maunder

Der athletische blonde Graf mit den grünen Augen war mit seinen östlichen Besitzungen Foix und Lautrec Vasall des französischen Königs. Für seine westlichen Besitzungen im Béarn und in Marsan indes musste er dem englischen König huldigen. In Pau erhebt sich sein Denkmal vor dem dortigen Schloss.

Von der Burg habt ihr herrliche Blicke über die Stadt und ihr Umland bis zu den Bergspitzen der Pyrenäen. Mehr zu Foix erfahrt ihr hier.

Foix: die Skulptur von Nick Ervinck. Foto: Hilke Maunder
Die Skulptur von Nick Ervinck im Burgschloss von Foix. Foto: Hilke Maunder

Die Südvariante

Dieser Beitrag stellt die ursprüngliche und älteste Strecke des Sentier Cathare vor. Inzwischen gibt auf dem Teilstück zwischen Duilhac und Nébias eine Südvariante. Sie berührt Prugnanes, Aigues Bonne/Puilaurens, Axat und Quirbajou, ehe sie bei Nébias wieder auf die Hauptstrecke trifft.

Axat an der Aude. Foto: Hilke Maunder
Axat an der Aude. Foto: Hilke Maunder

Sentier Cathare: meine Reise-Infos

Comité Département du Tourisme de l’Aude

• Allée Raymond Courrière, 11855 Carcassonne cedex 09, Tel. 04 68 11 66 00, www.audetourisme.com

Association des sites du Pays Cathare

• 14, rue du 4 septembre,  11000 Carcassonne, Tel. 06 8 11 37 97, www.payscathare.org

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Im Blog

https://meinfrankreich.com/sentier-cathare/

Im Buch

Liaty Pisani, Der Spion und der Bankier*

Besser als der deutsche Titel verrät das Original, wo die Handlung spielt: „Agguato a Monségur“ nannte die italienische Erfolgsautorin Liaty Pisani ihren Spionagethriller aus dem Land der Katharer, bei dem es zum Showdown auf der Katharer-Burg Montségur kommt.

Die Hauptstadt der Häretiker – und ihre Ethik – sind jedoch keineswegs nur dekorative Kulisse, sondern steht als Gegenentwurf einer illusionslosen und zweckorientierten Gegenwart gegenüber.

Aus dem Kontrast der Hauptfiguren, die die beiden völlig verschiedenen Anschauungen verkörpern, gewinnt der Krimi weit über seine Spannung hinaus seinen Reiz. Wer mag, kann den Krimi hier* direkt bestellen.

Okzitanien abseits GeheimtippsHilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

Der Reisebegleiter vor Ort: Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreich 2021 in 9. Auflage erschienen.

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10 Kommentare

  1. Wie sich in der Geschichte doch bis heute alles wiederholt: Askese und Hedonimus als Widerpart. Dabei nutzen die jeweiligen Kontrahenten der Katharer, Hugenotten oder Calvinisten ja meist nur Glaubensfragen als Vorwand für Eroberung.

  2. Im Mai diesen Jahres ging ich endlich los,auf den Spuren der Katharer und einer sehr interessanten Früh-und Mittelalterlichen Geschichte.Niemals wurde ich enttäuscht nur überwältigt von wunderbaren Sinneseindrücken und dem Geist der Cathari der in vielen Menschen dieser Region noch inne wohnt.Worte genügen nicht um diese Eindrücke zu beschreiben, man muss es erleben .
    Ich bin den Weg mit meinem Hund gelaufen. Wir waren überall herzlich willkommen!
    In der Chronologie ein winziger Moment aber für mich unendlich-bereichernd-einfach wunderbar…
    Auch war ich sehr dankbar für spezielle(Insider) Tipps von Frau Maunder,es bereichert Begeisterung zu teilen,lieben Dank,Manuela Vits und Hündin Sanghita.

    1. Liebe Manuela, das ist ja toll, dass Sie so eine schöne Reise hatten!! Wenn Sie gerne mit Hund wandern, wären Chartreuse und Vercors in der Drôme auch sicherlich zwei Ecken, die Ihnen gefallen könnten. Viele Grüße! Hilke

    2. Hallo Manuela,
      ich möchte gern im nächsten Jahr den Katharer Weg wandern. Gibt es Lektüre dazu? Wanderführer, Unterkunft Verzeichnis usw? Wie ist die Ausschilderung?
      Ich freue mich auf Antworten.
      Lieben Dank Claudia

      1. Hallo Claudia, ich wohne direkt am Katharerweg. Er ist sehr gut mit den weiß-roten Streifen, mit den in Frankreich Fernwanderwege ausgeschildert werden, markiert. Guck mal hier für die Etappen und den Topoguide zur Strecke: https://www.cathares.org/voyage-en-terres-cathares/le-Sentier-cathare-Foix-Roquefixade-Montsegur-Puivert-Peyrepertuse-Aguilar-Durban-Corbieres-Port-la-Nouvelle.aspx.
        Es gibt ein Dutzend Führer! Und die Strecke ist einfach traumhaft. Fordert aber auch Kondition, weil es zu den Burgen immer stramm bergauf geht. Eine tolle Strecke! Viele Grüße, Hilke

  3. Bonjour! Und Châpeau – für diese interessante Website über Südfrankreich und die Katharer!
    Ich habe mich gleich hier wohlgefühlt!

    Mein Name ist Helene Köppel, ich bin Autorin, wohne und arbeite in Unterfranken, veröffentliche (seit 2002) Historische Romane (Katharer-Romane) – die derzeit allerdings „nur“ als E-book erhältlich sind (bzw. teilweise antiquarisch als Print, Hardcover oder Taschenbuch). Eine Print-Neuauflage ist jedoch geplant. Daneben schreibe ich Südfrankreich-THRILLER – jenseits des Mainstreams :-), (Taschenbuch + E-book). Südfrankreich liebe und kenne ich seit fast 40 Jahren. Ich bin mindestens einmal im Jahr für mehrere Wochen vor Ort, um zu recherchieren. Das ist die schönste Zeit für mich! *lach*

    Nun freue ich mich, dass ich meine Katharer-Romane hier kurz vorstellen darf:

    1. „Alix – Das Schicksalsrad“:
    Südfrankreich 1202: Im lebensfrohen, toleranten Okzitanien dreht sich das Rad des Schicksals. Päpstliche Legaten ziehen durchs Land. Sie predigen den Kreuzzug gegen die „Brutstätte der Häresie“, die Katharer … Hier geht es um die Eroberung der Kreuzfahrer von Béziers und Carcassonne“.

    2. „Sancha – Das Tor der Myrrhe“: Südfrankreich 1211: Der Albigenserkreuzzug bewegt sich auf Toulouse zu. Der Hof von Toulouse – im 12. Jahrhundert eine der zivilisiertesten Stätten des Abendlandes – ist in Gefahr. Ein packendes Katharer-Epos vor dem Hintergrund verbürgter Geschichte.

    3. „Esclarmonde – Die Ketzerin vom Montségur“: Im Jahr 1244 schreibt der Tempelritter Bertrand von Blanchefort, den sicheren Tod vor Augen, ein Testament, in dem er seine Geschichte erzählt – ein Leben im Zeichen grausamster Verfolgung von Christen durch Christen und der verbotenen Liebe zu einer Ketzerin.

    4. „Rixende – Die Geheimen Worte“: Südfrankreich im Jahr 1299: Ein rostrotes Glühen liegt über Carcassonne, als die blutjunge Rixende die festungsgleiche Stadt zum ersten Mal erblickt. Thematisiert wird hier u.a. der Kampf der Stadt Carcassonne gegen die Inquisition (Verschwörung der Konsuln usw.).

    5. „Marie – Die Erbin des Grals“: Dieser Roman hat am Rande mit den Katharern zu tun; in erster Linie geht es hier um das Bergnest Rennes-le-Château, den Priester Bérenger Saunière (der dort Pergamente und einen Schatz gefunden hat), und seine Geliebte und Haushälterin Marie Dénarnaud, die hinter sein Geheimnis kommt und alles aufschreibt.

    Derzeit arbeite ich an meinem sechsten Katharer-Roman.
    (Alle Romane sind übrigens in sich abgeschlossen.)

    Herzlichst
    Helene Köppel

    Meine Autorenwebsite: http://www.koeppel-sw.de/

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