Die Église Maclou und das Fachwerk der Rue Eugène Dutuit von Rouen. Foto: Hilke Maunder
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Ein Wochenende in … Rouen

 „Stadt der 100 Glockentürme“ nannte Victor Hugo Rouen. Die Hauptstadt der Normandie birgt in ihren verwinkelten Altstadtgassen Hunderte von Fachwerkhäusern. An Jeanne d’Arc, die 1431 hier hingerichtet wurde, erinnert das Historial.

Am Südufer der Seine baut Rouen Zukunft. Am Nordufer bummelt ihr von Bar zu Bar vorbei bis zur Aussichtsbrücke Pont Flaubert. Hier kommt euer Reiseplan für ein abwechslungsreiches Wochenende!

Rouen: die Promenade Normandie-Niemen. Foto: Hilke Maunder
Flanieren und entspannen: die Promenade Normandie-Niemen. Foto: Hilke Maunder

FREITAG

Muße am Kai

Die Arbeitswoche hat euch geschafft? Dann bummelt nach Anreise und Hotel ganz entspannt die Kais der Seine entlang und stimmt euch auf das Wochenende ein!

Rouen ist der größte Hafen Frankreichs für Getreide und Mehl und boomt als Drehscheibe der Kreuzfahrt. Denn dank des Pont Gustave Flaubert können nicht nur Flusskreuzfahrtschiffe, sondern auch Seeschiffe direkt in der Innenstadt festmachen.

Rouen: die Zugbrücke Pont Gustave Flaubert. Foto: Hilke Maunder
Rouen: die Zugbrücke Pont Gustave Flaubert. Foto: Hilke Maunder

Möglich machte das die jüngste und sechste Brücke von Rouen. Am 25. September 2008 nach vierjähriger Bauzeit offiziell eröffnet, ist sie seitdem Europas höchste Hubbrücke. Ihre 1.300 Tonnen schweren Fahrspuren längen an Seilen, die bis auf 55 Meter Höhe angehoben werden können.

Die Zugbrücke ist ein toller Aussichtspunkt für Weitblicke auf das Nord- und Südufer der Seine. In vielen Mäandern schlängelt sie sich flussabwärts Richtung Ärmelkanal.

Rouen: der Pont Gustave Flaubert zum Sunset. Foto: Hilke Maunder
Der Pont Gustave Flaubert zum Sunset. Foto: Hilke Maunder

Andere Hafenbauten verwandelte Rouen 2009 in das Einkaufszentrum Docks 76 mit 80 Geschäften bekannter französischer und internationaler Marken, Kino und Lokalen.

Rouen: das Shoppingcenter Docks 76. Foto: Hilke Maunder
Das Shoppingcenter Docks 76. Foto: Hilke Maunder

Hingucker am Südufer ist das Hôtel de la Métropole. Die Verwaltung der Metropolregion Rouen ist komplett mit Photovoltaikplatten und Glasscheiben verkleidet, deren farbige Flächen den Pinselstrich von Monet zitieren.

Dahinter entsteht auf 90 Hektar das Ökoviertel Quartier Flaubert mit Büros, Wohnungen und grünen Oasen. Die Promenade an der Seine ist bereits fertig gestellt mit Sportfeldern und Spielplätzen, lauschigen Ruheplätzen und weiten Wegen.

Rouen: Hôtel de la Métropole. Foto: Hilke Maunder
Das Hôtel de la Métropole. Foto: Hilke Maunder

Dort, wo sich ein gelber Hafenkran hoch in den Himmel erhebt, findet ihr mit Le 106 einen beliebten Club für Live-Musik. Im Hangar 107 könnt ihr bei Wechselausstellungen Kunst von heute entdecken.

Gleich daneben befindet sich das Cocorico. Schön ist auch das River’s Pub – ein Terrassenlokal im Hangar 107. Perfekt zum Chillen mit Seine-Blick!

Rouen: Hafenkran und Hangar 106. Foto: Hilke Maunder
Rouen: Hafenkran und Hangar 106. Foto: Hilke Maunder

Und abends?

Großes Kino: Cinéma Omnia République

Dieses Kino ist ein Glücksfall. Wie sehr, lässt sich von außen kaum ahnen. Mit futuristisch anmutender Schrift, übergroß und grell auf weißer Wand, behauptet das Cinéma Omnia République zwischen Büros und Boutiquen seinen Platz und zeigt auf sieben Bildschirmen, was drinnen läuft: Programmkino vom Feinsten, vielseitig und bunt wie die Länder, aus denen die Filme stammen.

Drinnen wandert der Blick von den roten Plüschsesseln zum blauen Bühnenboden und hinauf zur weißen Leinwand. Dann wird das Licht gedimmt. Und kein Blockbuster beginnt, sondern ein Film, der ein cineastisches Kleinod ist.

Rouen: Omnia-Kino
Nur im Original: Dafür ist das Omnia-Kino bekannt. Foto: Hilke Maunder

Eine kulturelle Perle, ein intellektuelles Werk, ein historischer Streifen, ein Dokumentarfilm oder das Debütwerk eines mutigen Filmemachers. „Somewhere“ von Sofia Coppola, „Die Autobiographie des Nicolae Ceausescu“ von Andrei Ujica, „Sharqiya“ von Ami Livne oder „11 Fleurs“ von Wang Xiaoshuai liefen hier ebenso wie „Hannah Arendt“ von Margarethe von Trotta.

Keine falsche Synchronisation von Lippenbewegung und gehörter Sprache stört den Filmgenuss. Alles läuft im Original – ungeschnitten in voller Länge. Echter Kino-Genuss, offen für alles und alle dank der günstigen Eintrittspreise.

Lichtershow

Vom 1. Juni bis 15. September verzaubert allabendlich eine faszinierende Lichtershow die Fassade der höchsten Kathedrale von Frankreich. Freut euch auf die spannende Videomapping-Inszenierungen mit immer wechselnden Themen!

Rouen, Videomapping auf der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder
Videomapping auf der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder

Ein letzter Absacker?

Zentrum des Nachtlebens sind die vielen Pubs der Place du Vieux-Marché und der Place des Carmes. In der Bierbar Delirium könnt ihr in der Rue des Vergetiers 30 mehr als 300 Flaschenbiere aus aller Welt und 20 Biere vom Fass kosten.

Wer Wein dem Bier vorzieht, kann dort im Le P’tit Zinc (Nr. 20) die wohl beste Auswahl der Stadt im Ambiente von 1900 genießen.

Rouen: Le P'tit Zinc. Foto: Hilke Maunder
Bistronomie und beste Tropfen: Le P’tit Zinc. Foto: Hilke Maunder

SONNABEND

Vormittags: Kreuz und quer durch die Altstadt

Beginnt euren Altstadtbummel im Osten der Altstadt beim Pont Pierre Corneille. Lauft auf der Rue de la République gen Norden bis zur verkehrsberuhigten Querachse Rue Alsace-Lorraine.

Sie bildet die Grenze zur Altstadt. Das Gebiet zwischen der Seine und dieser Straße war im Bombenhagel des 2. Weltkrieges völlig zerstört worden und wurde mit hellem Stein wieder aufgebaut.

Rouen: Die Opulenz der Belle Époque schmückt die Rue Alsace-Lorraine. Foto: Hilke Maunder
Die Opulenz der Belle Époque schmückt die Rue Alsace-Lorraine. Foto: Hilke Maunder

Saint Maclou

Biegt in die Rue Alsace-Lorraine rechts ein und dann gleich links in die Rue Eugène Dutuit. Sie führt euch zur Église Saint-Maclou. Mitten in der Renaissance wurde sie 1517 noch im gotischen Flamboyantstil vollendet. Skulpturen, darunter Engel, Heilige und andere religiöse Motive, schmücken das Hauptportal. Überreich sind die Holzschnitzereien.

Rouen: Das Portal der Église Saint-Maclou thematisiert Laster und Tugenden. Foto: Hilke Maunder
Das Portal der Église Saint-Maclou thematisiert Laster und Tugenden. Foto: Hilke Maunder

Hinter ihrer Apsis öffnet sich ein Durchgang zum Aître Saint-Maclou. Dort schmücken Totentänzer und Totenschädel die Friese der Fachwerkhäuser. Wo heute die Akademie der Künste residiert, wurden im Mittelalter die Pestopfer verscharrt.

Rund um den idyllischen Hof liegen die schönsten Straßen der Altstadt: die fachwerkgeschmückte Rue Martainville und die charmante Rue Damiette. Die Straße der Antiquitätenhändler machte 1884 ein Gemälde des Impressionisten Camille Pissaro berühmt.

Rouen: Sie Rue Damiette ist die Straße der Antiquitätenhändler. Foto: Hilke Maunder
Die Rue Damiette ist die Straße der Antiquitätenhändler. Foto: Hilke Maunder

Saint-Ouen

Die einstige Abteikirche Saint-Ouen aus dem 14. Jahrhundert ist ein Schmuckstück der Spätgotik. Die Bauarbeiten an der Kirche begannen im 14. Jahrhundert und zogen sich über mehrere Jahrhunderte hin. Das Ergebnis ist ein prächtiges Gotteshaus, das im Innern eine herausragende Orgel vom renommierten Orgelbauer Aristide Cavaillé-Coll birgt. Erlebt ihren kraftvollen Klang und ihre technische Raffinesse bei einem der regelmäßigen Konzerte!

Biegt danach von der Rue de la République in die Rue Saint-Nicolas, die leicht zu erkennen ist. Als Deko wurde Wäsche auf Leinen über die Gasse gehängt.

Linkerhand zweigt kurz darauf die Rue des Chanoines ab. Sie gehört zu den letzten, typisch mittelalterlichen, engen Gängen von Rouen und bringt euch zur Rue Saint-Romain.

Rouen: die schmale Rue des Chanoines. Foto: Hilke Maunder
Mittelalter-Flair in der schmalen Rue des Chanoines. Foto: Hilke Maunder

Wo die französische Nationalheldin 1431 zum Tod verurteilt und 1456 rehabilitiert wurde, erzählt das Historial multimedial und interaktiv auf fünf Etagen die Geschichte der Jungfrau von Orléans.
• 7, Rue Saint-Romain, www.historial-jeannedarc.fr 

Die Kathedrale von Rouen

Kurz danach kommt ihr an einen Seiteneingang zur Cathédrale Notre-Dame de l‘Assomption (12.–16. Jh.). 151,5 Meter hoch ragt der Glockenturm der gotischen Kirche in den normannischen Himmel.

Rouen: Steinschmuck am Seiteneingang der Kathedrale zur Rue Saint-Romain. Foto: Hilke Maunder
Steinschmuck am Seiteneingang der Kathedrale zur Rue Saint-Romain. Foto: Hilke Maunder
Rouen: Kathedrale, Seiteneingang. Foto: Hilke maunder
Laster und Tugenden, vereint in Stein.

Vier Jahrhunderte lang bauten die Rouennais an der Kathedrale. Besonders schön ist die Westfassade im Flamboyantstil.

Im Stil der Flammen
Kennzeichnend für die normannische Kirchenbaukunst wurde eine Stilvariante der Spätgotik – der Flamboyantstil, der 1380 im Werk des französischen Hofarchitekten Guy de Dammartin erstmals auftauchte und seinen Höhepunkt in den Jahrzehnten nach Ende des Hundertjährigen Krieges 1453 erlebte. Charakteristisch sind züngelnd flackernde Fischblasenornamente, die wie eine vom Wind bewegte Kerzenflamme das Maßwerk zieren. Die Ornamentik gibt sich verspielt und filigran. Die Rippen überzieht ein Netzwerk komplizierter Muster. Bei einigen Kirchen, so auch der Kathedrale von Rouen, wurde der Flamboyantstil erst nachträglich angebracht. Unter den Profanbauten gilt der Justizpalast in Rouen als größtes und schönstes Beispiel dieses Stils.

Rouen: die Westfassade der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder
Rouen: die Westfassade der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder

Ihre Fensterrosette flankieren zwei Türme: die Tour Saint-Romain (links) und die Tour de Beurre. Der 75 Meter hohe Butterturm erinnert an eine Ausnahmeregelung für das Domkapitel.

Während der Fastenzeit hatte die katholische Kirche einst verboten, Butter oder andere Milchprodukte zu verzehren. Einzig der Genuss der Butter des Domkapitels war gestattet. So kam die Kirche an das Geld für den Bau dieses Turmes.

Rouen: in der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder
Faszinierend: das Gewölbe der Kathedrale. Foto: Hike Maunder

Die Kathedrale war Krönungsort und Grablege der normannischen Herzöge. Im Chor findet ihr die Gräber von Rollo, Richard Löwenherz und der Kardinäle von Amboise. Liegefiguren schmücken sie!

Rouen: in der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder
Das Kirchenschiff der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder

Direkt dem Gotteshaus gegenüber, an der Place de la Cathédrale 23, hatte ein Mann sein Atelier, der das Gotteshaus von 1892 bis 1894 insgesamt 33 Mal in wechselndem Licht auf die Leinwand bannte: Claude Monet.

Acht Gemälde dieser Reihe – und 80 andere weltberühmten Werke – könnt ihr in Paris im Musée Quai d’Orsay Valéry Giscard d’Estaing bewundern.

Rouen: Altar der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder
Der Altar der Kathedrale von Rouen. Foto: Hilke Maunder

Doch nur eines ist in Rouen im Kunstmuseum zu bewundern: Cathédrale de Rouen. Le Portail et la tour d’Albane. Temps gris – Das Portal und der Albane-Turm bei grauem Wetter.

Rouen: in der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder
In der Kathedrale. Foto: Hilke Maunder

Der Gros Horloge

Über die geschäftige Fußgängerzone Rue du Gros-Horloge spannt sich der Renaissancebogen des Uhrturms Le Gros-Horloge. Die „große Uhr“ gehört zu den ältesten astronomischen Uhren Europas. Seit dem 16. Jahrhundert markiert sie lediglich die Stunden. Den Zeiger schmückt das Wappen der Stadt.

Rouen: die Gros Horloge. Foto: Hilke Maunder
Der Gros Horloge. Foto: Hilke Maunder

Wenige Schritte weiter findet ihr ein wenig nördlich in der Rue des Juifs einen weiteren Prachtbau der Renaissance: den Palais de Justice aus dem 16. Jahrhundert. Wo heute Gericht gehalten wird, tagte einst das Parlament der Normandie. Weiter gen West kommt ihr auf der Rue Rollon zur Place du Vieux-Marché.

Die Place du Vieux-Marché

Der alte Marktplatz ist das Zentrum der Altstadt und bis heute Standort eines kleinen Wochenmarktes. Mittelalterliche Fachwerkhäuser rahmen den Platz ein.

Rouen: Église Jeanne d'Arc. Foto: Hilke Maunder
Als umgestürztes Schiff erhebt sich die Église Jeanne d’Arc auf dem alten Marktplatz. Foto: Hilke Maunder

Berühmt wurde der Place du Vieux-Marché als Ort der Hinrichtung von Jeanne d’Arc. Ein Kreuz erinnert daran. Die Église Jeanne d’Arc erhebt sich seit 1979 genau dort, wo einst das Schafott gestanden hat. Werft einen Blick in den Bau, der Kirche und Denkmal unter seinem besonderen Dach vereint.

Der Architekt Louis Arretche wollte in der Architektur die Tradition alter normannischer Kirchen wieder aufleben lassen. Er gab dem Gebäude daher die Form eines umgestürzten Bootes. Wie im traditionellen Schiffbau, bleibt die Holzstruktur sichtbar. Schiefer- und Kupferabdeckung sollen ans Meer erinnern.

Rouen: Église Jeanne d'Arc. Foto: Hilke Maunder
Gedenken an Jeanne d’Arc. Foto: Hilke Maunder

Im Innern könnt ihr die Renaissance-Glasfenster der alten Kirche Église Saint Vincent bewundern. Diese zeigen neben Szenen aus der Bibel Legenden und Mythen von Heiligen: Petrus, Antonius von Padua und andere.

Rouen: Église Jeanne d'Arc. Foto: Hilke Maunder
Die Glasfenster stammen aus der Renaissance. Foto: Hilke Maunder

Hungrig?

An der Place du Vieux-Marché findet ihr das angeblich älteste Restaurant Frankreichs: La Couronne von 1345.

Oder legt in der Rue Saint-Romain bei Dame Cakes eine Teepause ein. Die Auswahl an Tee ist beeindruckend, die hausgemachten Pralinen, Éclairs und kleinen Küchlein sind vorzüglich.

Rouen: La Cloche d'Argent. Foto: Hilke Maunder
In der Rue du Massacre findet ihr die alteingesessene Kaffeerösterei La Cloche d’Argent. Foto: Hilke Maunder

Nachmittags

An der Place du Vieux-Marché seid ihr im Herzen des Shoppings! Lasst euch durch die Gassen treiben, entdeckt Shoppingcentren wie den Espace du Palais im mittelalterlichen Gassengewirr und lasst euch vom Angebot und Menschenstrom leiten.

Ein Paradies für Käsefans ist die Fromagerie Olivier in der Rue de l’Hôpital 40. Der Käseladen ist bis heute ein Familienbetrieb – und beeindruckt mit seiner Vielfalt, Auswahl und Qualität. Auch köstliche normannische Käse sind perfekt affiniert. Probiert einmal den Neufchâtel, einen kräftigen Weichkäse in Herzform!

Rouen: Drogerie Agricole. Foto: Hilke Maunder
Die einstige landwirtschaftliche Drogerie birgt heute eine Modeboutique. Foto: Hilke Maunder

Dîner

Edel und modern eingerichtet ist das Gill, das  Feinschmeckerrestaurant des mit zwei Michelinsternen ausgezeichneten Küchenchefs Gilles Tournadre.
• 8/9, Quai de la Bourse, Tel. 02 35 71 16 14, www.gill.fr

Seit 1880 begeistert das Bistro Pascaline mit günstigen Preisen und knusprigem Grillhähnchen seine Gäste. Abends unterhält euch ein Klavierspieler in der Pianobar.
• 5, Rue de la Poterne, Tel. 02 35 89 67 44, www.pascaline.fr 

SONNTAG

Ins Museum…?

Das Musée de la Céramique

Rouen ist die Hauptstadt der normannischen Fayence-Kunst. Das Musée de la Céramique erzählt in einem Palais aus dem 17. Jahrhundert die Geschichte des bemalten Steinguts der Region. Hinein in die Wunderwelt der Töpferei führen einzigartige Schüsseln mit der strahlenden Dekoration des frühen 18. Jahrhunderts, die die Monumentaltreppe schmücken.

Mehr als 5000 Exponate birgt die landesweit größte Sammlung von Steingut aus Rouen und seines Fayenciers Masséot Abaquesne, der dem benachbarten Mini-Park seinen Namen gab.

Rouen: Musée de la Céramique. Foto: Hilke Maunder
Das Musée de la Céramique zeigt auch im Freien einige erstaunliche Arbeiten. Foto: Hilke Maunder

Im Jardin Masséot-Abaquesne steht Pan. Er ist der Gott des Waldes und der Natur, hat Freude an Tanz, Musik und Geselligkeit und gehört zum Gefolge des Dionysos, dessen Feiern er gerne mit seiner Flöte bereichert. 2,3 Meter hoch ragt der griechische Gott, der für seine Wollust bekannt war, in einem versteckten Garten im Museumsviertel von Rouen auf. Eine entspannte Stille liegt über dem Grün – und passt so zum Pan, dem die Mittagsruhe heilig war.

Unter der Krone eines Seidenbaumes mit seinen rot leuchtenden Staubblättern wiegen sich filigrane Gräser. Die große Albizia erinnert daran, dass der Garten ursprünglich im englischen Stil angelegt worden war. Als Landschaftspark en miniature mit gewundenen Wegen, exotischen Bäumen und einem Musikpavillon, dessen Holzverzierung heute im Musée de la Céramique zu bewundern ist.

Das Musée des Beaux-Arts

Das städtische Kunstmuseum von Rouen ist bereits von außen beeindruckend! Foto: Hilke Maunder
Das städtische Kunstmuseum von Rouen ist bereits von außen beeindruckend! Foto: Hilke Maunder

Das Musée des Beaux Arts zeigt in 63 Sälen Gemälde vom 15. Jahrhundert bis heute. Es ist eine Bilderschau der Superlative. Wer nur Zeit für einen einmaligen Besuch hat, sollte sich auf die Werke konzentrieren, die typisch für die Normandie sind: die Impressionisten und die Schule von Rouen.

Claude Monet ist in der Sammlung der Impressionisten nur mit vier Werken vertreten – seiner berühmten Ansicht der normannischen Hauptstadt im goldenen Licht, einem Bild der Kathedrale bei trübem Wetter, der Seine bei Port-Villez sowie einer Ansicht des Festes vom 30. Juni 1878 in der Pariser Rue Saint-Denis.

Ebenfalls mit vier Arbeiten ist Alfred Sisley vertreten. Camille Pissarro, Gustave Caillebotte, Pierre-Auguste Renoire lassen sich dort ebenfalls bewundern. Die Malschule von Rouen ist mit dem Vue de Rouen von Léon Jules Lemaître und Le Pont aux Anglais, soleil couchant von Robert Antoine Pinchon vertreten. Das Kunstmuseum grenzt an den Square Verdrel, einem quadratischen Stadtgrün mit kleinem Teich in der Mitte.

Weitere spannende Museen

Im Geburtshaus von Gustave Flaubert könnt ihr nicht nur auf den Spuren des berühmten Romanciers wandeln, sondern im Musée Flaubert et d’Histoire de la médecine auch in die Medizingeschichte eintauchen. Flauberts Vater war Chirurg am Hôtel-Dieu.

Weltweit einmalig ist die Sammlung von Schmiedearbeiten seit dem 3. Jahrhundert, die das Musée Le Secq des Tournelles in der ehemaligen Kirche Saint-Laurent in der Rue Jacques Villon zeigt.

Rouen: das Musee Secq des Tournelles. Foto: Hilke Maunder
Das Musée Secq des Tournelles zeigt 2000 Jahre Schmiedekunst. Foto: Hilke Maunder

Das Museum gehört zu den der bedeutendsten europäischen Sammlungen zur Schmiedekunst von den Römern bis heute. Ihren Ursprung legte die Sammelleidenschaft von Henri Le Secq des Tournelles (1818 ­– 1882), der seine Privatsammlung 1921 der Stadt Rouen vermachte. Neben Stühlen, Scheren und Treppen sind auch zahlreiche Türschlösser ausgestellt.

Oder lieber Street-Art spotten?

Seit mehreren Jahren boomt die Street Art in Rouen. Wo ihr welche Kunstwerke findet, hat die Stadt auf einer Karte hier festgehalten. Gefördert wird die aktuelle Kunst im urbanen Raum auch mit der zeitgenössischen Kunst-Triennale Rouen Impressionnée.

Rouen: Street Art der Altstadt. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Mander

Rouen: meine Reisetipps

Hinkommen

Bahnhof

Rouen ist gut per Bahn zu erreichen – in 70 Minuten von Paris-Saint-Lazare, in fünf Stunden von Marseille mit dem TGV Normandie Méditérrannée und dem TGV Roissy-Strasbourg.

Flughäfen

Roissy-Charles-de-Gaulle (Paris – 140 km), Beauvais / Low Cost (70 km), Rouen-Vallée de Seine (10 km)

Autobahn

A13 (130 km von Paris), A28/A16 (210 km von Calais), A28 (260 km von Tours)

Rouen: Bahnhof. Foto: Hilke Maunder
Der Bahnhof von Rouen eröffnete 1928 auf dem rechten Seineufer. Seine Fassade prunkt mit art nouveau, Jugendstil. Foto: Hilke Maunder

Hier könnt ihr schlafen

Zu den schönsten und ruhigsten Unterkünften mitten in der Altstadt gehören die 14 Zimmer von **Le Vieux Carré*.
• 34, rue Ganterie, Tel. 02 35 71 67 70, www.hotel-vieux-carre.com.

Sehr zentral liegt das **Hôtel de la Cathédrale* mit seinen 24 Zimmern.
• 12, rue St- Romain, Tel. 02 32 71 57 95, www.hotel-de-la-cathedrale.fr

In einem denkmalgeschützten Gebäude im Herzen von Rouen residiert das Spa-Hôtel de Bourgtheroulde*. Es war einst ein Lehnsgut von William dem Eroberer. Heute gehört es zur Autograph Collection von Marriott. Im Innenhof stellen zwei Skulpturen den Triumph Petrarcas und das Treffen auf dem Camp du Drap d’Or zwischen Franz I. und Heinrich VIII. von England im Jahr 1520 dar.
• 15, Place de la Pucelle, 76000 Rouen, Tel. 02 35 14 50 50, www.marriott.com

Noch mehr Betten*
Booking.com

Das lokale Geld aus Rouen: der Agnel. Foto: Hilke Maunder
Das lokale Geld aus Rouen: der Agnel. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Auf den Spuren von Jeanne d’Arc

Am Unterlauf der Seine: die Highlights

Im Buch

Glücksorte in der Normandie*

Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

Gemeinsam mit meiner Freundin Barbara Kettl-Römer stelle ich sie euch in diesem Taschenbuch vor. Wir verraten, wo die schönste Strandbar an der Seine liegt, für welche Brioches es sich lohnt, ins Tal der Saire zu fahren, und wo noch echter Camembert aus Rohmilch hergestellt wird.

Unser Gemeinschaftswerk stellt euch insgesamt 80 einzigartige Orte vor, die oftmals abseits der eingetretenen Pfade liegen. Wer mag, kann es hier* bestellen.

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4 Kommentare

  1. Wieder so ein Stadtbummel, der Freude macht und große Lust, sofort wieder hinzufahren. Und dabei viel Neues zu entdecken – im Beitrag gekonnt und liebevoll beschrieben. Dazu wie stets hervorragende Bilder in anregenden Blickwinkeln. Ein Plaisir, dass es „Mein Frankreich“ und Hilke gibt. Grand merci!
    Denis Sarlin

  2. Danke Hilke für diesen lebendigen Bericht einer tollen Stadt. Vor ganz vielen Jahren beeindruckte mich dieser vielfältige Ort. Immer mal wieder führte mich der Weg als Zwischenstation dorthin und es wird nie langweilig, es gibt jedes Mal etwas Neues zu entdecken. Es muss nicht unbedingt Paris sein um lebendiges Frankreich zu erleben! Auf bald Rouen und Hilke! Herzliche Grüße von einem Fan Deiner Seite, Inge

    1. Hallo Inge, schön, dass er Dir gefallen hat. Auch ich bin ganz begeistert von der tollen Stadt. Viel zu lange und zu oft bin ich einfach dort vorbei gefahren. Aber da muss man einfach halten, gucken, staunen und alles erleben! Bises! Hilke

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