Route des Vins d’Alsace: Wein im Glück
Sie ist nach der Deutschen Weinstraße die zweitälteste Weinstraße der Welt und eine der beliebtesten Touristenrouten weltweit: die Elsässische Weinstraße oder Route des Vins d’Alsace. 1953 wurde die fast 170 Kilometer lange Paraderoute zwischen Marlenheim und Thann eröffnet, 2023 der 70. Geburtstag groß gefeiert. Eines der vielen Winzerdörfer entlang der Route des Vins d’Alsace ist Nothalten.
Sieben Traubenarten
Nothalten ist ein typisch Elsässer Dorf mit Fachwerk und rot blühenden Geranien, Winzerhöfen und einem Miniweinberg vor der Église Saint-Jean-Baptiste, der verrät, welche Trauben rund herum auf den Grand Crus-Lagen wachsen.
Während im restlichen Land oft eine Haupttraube eine Appellation prägt, herrscht hier Vielfalt. Sechs trockene Weißweine und einen Rosé bringt das Rebland zwischen Rhein und Vogesen hervor: drei Pinots (Blanc, Gris und Noir) sowie Riesling, Silvaner, Muscat und Gewürztraminer – ehrliche Weine ohne Kellerkosmetik, meist eher herb und stets voll vergoren. Der Edelzwicker ist Verschnitt, ein Mix für Massen; der Crémant die elsässische Antwort auf den Champagner. Als sechste Traube des Elsass ist für den Crémant auch Chardonnay augelassen. Traubensorte Nr. 7 des Elsass ist der Klevner der Heiligenstein, der ausschließlich in der Lage Heiligenstein in den Wein wandern darf.
Glück in Flöten
Auf flûtes, langhalsig grüne Schlegelflaschen gezogen, stapeln sich die edlen Tropfen in der Probierstube von Hugel Père et Fils bis unter die Decke. Das Familienunternehmen von Jean Hugel, 1639 in Riquewihr gegründet, gehört mit 30 Hektar eigenem Land und 110 Hektar unter Vertrag zu den großen Winzerfamilien an der Route des Vins d’Alsace. Nur ein Drittel der elsässischen Winzer besitzt mehr als einen Hektar Rebfläche. Die Anbaugebiete im Elsass sind äußerst zerstückelt – und vielleicht daher vom Wein so einmalig individuell.
Hinter dem Dolder, dem malerischen Torturm und Wahrzeichen von Riquewihr, wird Überzeugungsarbeit an allen Ecken und Enden geleistet: mit Degustationen bei Dopff und Schmidt, mit Kitsch und Kunst, Gugelhupf-Formen voll satter Farbigkeit und Puppen in traditioneller Tracht: roter Rock, weißes Leibchen, seidene Schürze und schwarze Kopfschlaufe. Doch wenn Ende September oder Anfang Oktober Kaysersberg oder Ribeauvillé (Rappoltsweiler) ihre feuchtfröhlichen Weinfeste feiern, ist die Tracht kein Kostüm zur Kulisse.
Sauerkraut und Baeckeoffe
Auch Obernai (Oberehnheim) hat an der Route des Vins d’Alsace sein mittelalterliches Stadtbild hinter einem Mauerring bewahrt. Ein Abstecher führt von hier zum 736 Meter hohen Mont Saint-Odile (Odilienberg). Eine zehn Kilometer lange „Heidenmauer“ umgibt den „heiligen Berg“ des Elsass.
Unten im Tal brodelt die irdische Seele in den Kesseln: in Krautergersheim, der Heimat der choucroute. In großen Bottichen wird hier das berühmte Sauerkraut mit Riesling und Wacholderbeeren gekocht. Garniert mit Würsten, Schweinekotelett oder Leberklößchen, kommt die Schlachtplatte auf Sauerkraut dampfend daher. Deftig gediegen, delikat. Schlemmen ohne Schnörkel. In Straßburg paart sich auch Fisch zum Kraut, begleitet von einem kühlen, jungen Riesling.
51 Grand Cru-Lagen
51 Lagen bilden entlang der Elsässischen Weinstraße das Mosaik der Grand Crus. Sie stellen rund fünf Prozent der Produktion. Rund 25 Prozent der fast 1000 Weingüter im Elsass sind als bio oder biodynamisch zertifiziert.
Ein Feldweg führt mitten durch die Weinberge hinauf zum Veranstaltungsort der Tournée des Terroirs, die im Sommer die Weinorte mitten im Weinberg vorstellt. Am Eingang steht das Ticket- und Infohäuschen. Dort gibt es die Jetons für die Weine der Bar und ein Weinglas, das in einem Makramee-Netz um den Hals gehängt werden kann.
Andere hängen es damit an die Seiten der Liegestühle, die direkt vor den Rebreihen stehen. Auf Familien und Freundes-Gruppen warten Paletten-Sitzlandschaften im Grün.
Unter einem Zeltdach hat Armand Landmann einige Flaschen aufgestellt. Um 11 Uhr beginnt die erste Verkostung. Auf dem Programm stehen auch Begegnungen mit Winzern im Weinberg.
Nicolas Wolfberger (33) zeigt, welche Arbeiten im Frühjahr im Weinberg stattfinden. Er entfernt alle Triebe, die die optimale Entwicklung von Traube und Stock verhindern, und bindet die Ruten am Hochspalier so, dass rechts und links vom Stock ein Halbkreis entsteht.
Zwischen den Rebreihen grün und blüht es. Nicht natürlich wild, sondern genau geplant. „Ich sähe dazu Leguminosen aus – sie versorgen den Boden mit Nährstoffen wie Stickstoff. Bei der roulage wird das Grün gemäht und bleibt auf dem Erdreich liegen. Das ist zugleich ein guter Schutz vor Austrocknung“, sagt der Spross der berühmten Crémant-Familie.
En Famille!
Auch die Orte zeigen: Weinbau ist (noch) Familiensache im Elsass. Seit zwölf Generationen ist die Familie Hugel im Weinbau tätig und exportiert ihre Rieslinge und Gewürztraminer als Hugel & Fils bis nach Asien. Die Familien Trimbach und Dopff au Moulin können auf eine über 400-jährige Weinbautradition zurückblicken.
Die Familie Schlumberger gehört zu den bekanntesten Anbietern exquisiter Schaumweine. André Ostertag hat Epfig berühmt gemacht – als Rebell, Künstler und Pionier des biodynamischen Anbaus. Heute führt sein Sohn das 1966 gegründete Weingut weiter.
Vom Vater auf den Sohn, und immer häufiger auch auf die Tochter, lang werden die Weinberge innerhalb der Familie vererbt. Fehlt es an einem Nachwuchs, wird geheiratet – vertraglich auf dem Papier oder standesamtlich. So wurde aus Ruhlmann in Dambach-la-Ville Ruhlmann-Schutz.
Die Weinberge im Elsass bedecken in 200 bis 400 Metern Höhe die Ausläufer der Vogesen, doch auch in der Rheinebene gedeiht Elsässer Wein. Die Vogesen schützen das Weinbaugebiet vor ozeanischen Einflüssen. Mit 450-500 Millilitern pro Jahr gehören die Niederschläge zu den niedrigsten Frankreichs.
Geologisches Puzzle
Sonnig, warm und trocken: Das freut die Trauben! Für Freude im Glas sorgt auch die große Vielfalt der Böden im Elsass: Granit, Kalk, Lehm, Schiefer und Sandstein – in hohen Gläsern, Schalen oder großen Steinplatten stellen die Winzerinnen und Winzer ihr terroir vor. Auch in der Rheinebene gedeiht Wein – auf Mergel- oder Schwemmlandböden.
Anne Oberlé, Winzerin und Önologin bei Gresser Œnologie, schenkt die Gläser ein. Eine handvoll Zuschauer haben sich zur Zellberg-Verkostung angemeldet, halten das Glas gegen die Sonne, schnuppern, nehmen einen kleinen Schluck, ziehen etwas Luft ein, lassen den Wein im Mund wirken – und spucken ins Gras.
Ein zweites Riechen, ein zweiter Schluck. Viermal wiederholt sich das Prozedere. Und zeigt: Der Zellberg, keine fünf Meter entfernt, sorgt mit seinen Kalk und Lehmböden für eine besondere Mineralität bei den Weinen – beim Riesling wie beim Pinot Gris.
Wein erleben
Eine neue Verkostung, eine neue Lage; der Muenchsberg südlich von Nothalten. Kalkhaltige Böden sorgen dort für frische wie elegante Rieslinge mit feiner Säure, die ausgezeichnet altern, Komplexität gewinnen und Farbe: ein Grand Cru, der Nothalten zum Pilgerziel für Riesling-Fans bei einer Landpartie an der Route des Vins d’Alsace macht.
Bei der dritten Verkostung wird das cracher, das Ausspucken, schon deutlich weniger. Auch diesmal ist der Riesling der Star der Verkostung – allerdings diesmal vom Frankstein, der einen Teil des Muenchsberg bedeckt und ebenfalls als Grand Cru-Lage klassifiziert ist.
Auch der Weinbestand an der Bar des Comité Interprofessionel des Vins d’Alsace geht langsam zur Neige. Ausgetrunken, heißt es immer öfter. Doch für den Apéro wurden im Vorfeld schon Flaschen reserviert. Zum Konzert der Vögel, die den Abend begrüßen, dreht der DJ die Musikanlage etwas lauter auf. Den Strom liefert der Planet, der auch die Trauben reifen lässt: die Sonne.
Bio und nachhaltig
Ganz bio ist auch die Toilette. Ganz im Einklang mit dem Streben nach Nachhaltigkeit steht kein versifftes Dixieklo am Rain, sondern eine blitzsaubere Trockentoilette, die nach jedem Besuch eine Schaufelladung von Holzflocken erhält. Sie wirken als Geruchsstopper und unterstützen den organischen Abbau völlig geruchsfrei. Zum Händewaschen gibt es ein kleines Becken, gekoppelt an einen Regenwassersammler mit Fußpumpe: parfait.
Nach diesem grandiosen Auftakt inmitten der Weinberge mit weitem Blick auf die Weinberge geht es nun auf die Route du Vin. Wer aufs Auto verzichten möchten, kann die Elsässische Weinstraße erwandern oder mit dem Fahrrad abradeln.
Weinbau seit der Antike
Der Weinbau kam schon mit den Römern ins Elsass. Die Karolinger schwärmten von den dortigen „kräftigenden Weinen, die frohgemut stimmen“. Bereits im Jahr 1000 gab es 160 Winzerdörfer. Im 16. Jahrhundert eroberten Elsässer Weine die Höfe Europas.
Der Dreißigjährige Krieg beendete jäh diese Blüte. Erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs erholte sich der Weinbau dank einer strategischen Neuausrichtung. Es wurde eine Qualitätscharta eingeführt, die sieben Traubensorten festlegte und nach 1945 strenge Regeln für Weinbau und -verarbeitung einführte. Elsässer Weine wurden das Symbol der Trente Glorieuses.
Seit der Jahrtausendwende hat sich auch das angestaubte Image gewandelt. Junge Winzerinnen und Winzer gehen mit frischen Ideen ans Werk, verjüngten Etiketten und Marketingstrategien, setzten auf nachhaltigen, bio oder biodynamischen Anbau, bauten den Önotourismus als zusätzliches Standbein auf und sind stolz auf das Familienerbe.
Die Elsässische Weinstraße: Tipps für Entdecker
Wie bei den Weinen, so hat auch jeder Ort an der Route des Vins d’Alsace seinen ganz eigenen Charakter. Einige sind noch echte Bauerndörfer mit mitunter erstaunlich viel Patina, andere herausgeputzte Schönheiten für all jene Urlauber, die Disney im Elsass suchen. Vier gehören zum erlauchten Kreis der schönsten Dörfer Frankreichs.
4 Plus Beaux Villages de France
Tief im Süden der Elsässischen Weinstraße gehört Eguisheim dazu. Moosgrün, gelblich, schwarz und weiß ist der Mauermantel, der südlich von Colmar das Weindorf schützt. Zwei Tore gewähren Einlass in das Idyll. 400 Meter im Durchmesser misst ihr altes Herz, das die Départementsstraße D 14 schnurgerade durchschneidet.
Entlang der Ringmauer säumen mittelalterliche Häuser mit Stufen aus mürbem Stein die grob gepflasterten Gassen. Rot blühen die Geranien in Wagenrädern, Winzerkiepen, an Brunnen und Balkonen. Außerhalb des historischen Herzens liegt das Weingut Léon Beyer. Seine Rieslinge gehören zu den besten der Welt.
Das Trio
Zu Füßen der Stauferfestung Haut-Koenigsbourg bei Sélestat (Schlettstadt), die Kaiser Wilhelm zum Mittelaltermuseum ausbauen ließ, haben gleich drei Dörfer die begehrte Auszeichnung erhalten. Riquewihr ist das elsässische Rothenburg ob der Tauber. Auch Bergheim, 2022 ausgezeichnet, versteckt sich hinter einem Mauerring.
Das Wahrzeichen von Hunawihr ist seine Kirche – und ihre ungewöhnliche Uhr. Während fast alle Uhren im späten 17. Jahrhundert einen zweiten Zeiger erhielten, bliebt Hunawihrs Zeitzeichen Single – dort verrät bis heute ein einziger Zeiger, wie spät es ist.
Symbol des Elsass
Direkt an der Elsässischen Weinstraße weisen große Schilder inmitten der Grand Cru-Lage Rosacker auf zwei Tierparks hin – den Parc des Papillons mit seiner Schau der Schmetterlinge und den Natur’OParc. Der einstige Parc des Cigognes zeigt mit seinem heutigen Namen, wie sich das Konzept verändert hat.
Als er 1976 gegründet wurde, war zunächst das Ziel, den Weißstorch als Symbolvogel des Elsass zu schützen. Inzwischen engagiert sich der Natur’OParc auch für den Schutz anderer lokaler Arten – mit Schutzprogrammen für den Europäischen Fischotter oder den Großen Hamster.
Ribeauvillé feiert
Das nahe Ribeauvillé ist mit fast 5000 Einwohnern viel zu groß, um die begehrte Auszeichnung als schönstes Dorf Frankreichs zu erhalten. Bei 2000 Einwohnern ist Schluss. Doch romantisch ist es bis heute. Und besonders am ersten Wochenende im September, wenn bei der Fête der Ménétriers, auf Elsässisch Pfifferdaj genannt, kostümierte Troubadoure dort sind.
Ribeauvillé ist ein Juwel an der Elsässischen Weinstraße, bilderbuchmäßig fotogen. Doch Japaner, Chinesen, Koreaner und Amerikaner lockt die Elsässische Weinstraße besonders wegen Colmar.
Die Stadt, in der am 2. August 1834 mit Auguste Bartholdi der Schöpfer der New Yorker Freiheitsstatue geboren wurde, hat sich derart herausgeputzt, dass die Stadt zunehmend unter overtourism zu leiden beginnt – besonders im Sommer und bei den Weihnachtsmärkten im Advent.
Das alte Colmar
Das Colmarer Unterlindenmuseum gilt als schönstes kulturhistorisches Museum des Elsass und birgt den weltberühmten Isenheimer Altar von Matthias Grünewald. Auch das lockt die Besucher en masse. Weltberühmt wurde Colmar jedoch vor allem durch die unzähligen Filme, die im einstigem Gerberviertel gedreht wurden.
Vorbei am Haus der Köpfe La Maison des Têtes strömen die Besucher hin zu La Petite Venise mit seinen Fachwerkhäusern, bei denen nicht nur die Schilder, sondern auch die Farben der Häuser verraten, welchen Beruf einst die Bewohner ausgeübt haben.
Wahrhaft überbordend ist der Blumenschmuck der kleinen Kanäle. Auf der Lauch, die pittoresk die Stadt durchzieht, starten von Ostern bis Oktober Bootsfahrten in hölzernen Flachbooten mit leisem Elektromotor. Auf dem pittoresken Flüsschen und seinen Kanälen wurden vom 16. bis 18. Jahrhundert Obst, Gemüse und andere Waren zur Markthalle transportiert. Jene wurde 1855 aus dem gleichen Stein gebaut, der auch für das Straßburger Münster verwendet wurde.
Kellerbesuch in Ammerschwihr
Davon ist Ammerschwihr weit entfernt. Während der Kämpfe ums Elsass wurde das damals von der Wehrmacht besetzte Dorf Ende 1944 bei heftigen Gefechten zwischen deutschen und US-Truppen heftig zerstört und ein großer Teil der aus dem 16. Jahrhundert stammenden Bebauung zerstört.
Doch der Wiederaufbau erfolgt nicht kantig modern mit Beton. Sondern im Bemühen, die charakteristische elsässische Architektur und den Charme von einst herzustellen. Als Mahnmal blieb die einstige mairie als Ruine in rotem Sandstein stehen. Nathalie und Christophe Freyburger sehen sie Tag für Tag. Genau dort liegt das Weingut Marcel Freyburger, das sie in vierter Generation betreiben.
Nach dreijähriger Übergangsphase gab es 2019 für den Betrieb das Bio-Siegel. Das Paar hat dem Familienweingut reichlich frischen Wind verpasst, die Anbauflächen vergrößert und auf bio umgestellt, die Marke „rebranded“, eine neue Boutique eingerichtet und den Önotourismus ausgebaut.
Im Sommer laden Nathalie und Christophe Freyburger dazu ein, die elsässischen Weine bei einer heure d’été mit der Compagnie des Insupportés einmal anders zu erleben.
Das ganze Jahr hindurch veranstaltet Nathalie diverse Genuss-Ateliers, lässt kosten, wie handgemachte Edel-Schokolade von Strackar aus Kaysersberg den Genuss ihrer Weine steigert – und führt durch den Keller, der überrascht. Jedes Fass ist eine Tafel – mit Infos zur Elsässischen Weinstraße, den Grand Cru-Lagen des Elsass und zur Weinherstellung.
Das Schicksal von Ammerswihr erlebte auch Dambach-la-ville, und nichts lässt dort heute ahnen, wie stark die Zerstörungen waren. Dort ist seit 1688 das Weingut Ruhlmann-Schutz ansässig, das mit seinen 70 Hektar zu den größten Familienbetrieben im Elsass gehört – und mit dem Château Valmont in Peyriac-sur-Mer auch in der AOC Corbières vertreten ist.
Der Global Player von Dambach-la-ville
Im Obergeschoss des Stammhauses hat die Winzerfamilie unter dem Dach vier gutbürgerliche, schlichte Gästezimmer eingerichtet. Gefrühstückt wird in einem Saal mit Holzbalkendeck und rot-blau karierten Kelsch-Vorhängen an den Fenstern. Mit Segway oder Minizug geht es bei Ruhlmann hinaus in die Weinberge.
Die Heimatliebe und der Stolz auf die seit Januar 2021 als Collectivité européenne d’Alsace wiedervereinigte Region ist im Elsass allerorten zu spüren. Mit Liebe werden Traditionen bewahrt. Dazu gehört auch das Erbe, das Turckheim (Türkheim) aus dem Mittelalter bewahrt hat. Allabendlich um 22 Uhr wünscht ein Nachtwächter vom Mai bis Oktober Bewohnern und Besuchern markig laut, aber mundartlich weich, „a guite Nacht“.
Weinmetropole Strasbourg
Nicht an der Weinstraße liegt die Europastadt Straßburg, das mit seiner Cave Historique des Hospices de Strasbourg jedoch bei einer Weinreise durchs Elsass unbedingt mit dazu gehört. Im historischen Weinkeller des Straßburger Krankenhauses wurde 600 Jahre lang Wein hergestellt – der Verkauf der Weine trug zur Finanzierung der medizinischen Versorgung bei. 1997 endete die Produktion.
Doch das Erbe des Kellers lebt weiter – mit 30 Winzern, die sich zusammengeschlossen haben und die Flächen des Krankenhauses heute gemeinsam bewirtschaften, darunter Grand Cru-Lagen wie Kessler und Steinklotz.
Die weiße Welt-Messe
In Straßburg wurde 1998 erstmals bei einem concours mondial du Riesling der beste Riesling der Welt gekürt. 2023 feierte die einzige Weißweinmesse der Welt Mitte April 2023 ihren 25. Geburtstag. Im Wettbewerb des Mondial des Vins blancs de Strasbourg stehen alljährlich Wettbewerbe in zwölf Kategorien an.
Anlässlich des 25-jährigen Jubiläums wurden zusätzlich zu den Medaillen, Preisen und Trophäen drei coups de cœur verliehen. Den Grand Prix sicherte sich 2023 die Domaine Xavier Muller mit ihrer AOC Alsace Sylvaner Cuvée Emile 2020.
Zur Rundfahrt könnte eine Reise auf der Elsässischen Weinstraße mit einer Rückfahrt auf der Route des Crêtes werden. Als Straße zwischen Himmel und Erde windet sich die Panoramastrecke von Ballon zu Ballon wie dort die Berge heißen. Vom Kamm der Vogesen reicht der Blick über das Silberband des Rheins bis zu den Schneespitzen der Schweizer Alpen. Tief im Tal funkeln die Schilder der Weinstuben in der Sonne.
Die Route des Vins d’Alsace: meine Reisetipps
Schlemmen und genießen
Chocolaterie Vincent Strackar
Vincent Strackar ist ein gebürtiger Elsässer und der berühmteste Chocolatier-Confiseur des Landstrichs. Seinen Rohkakao bezieht er aus Vietnam, Tansania oder Uganda. Überzüge aus kandierten Früchten, Trockenfrüchten oder die Ganaches veredeln seine Schoko-Quadrate, zart oder knusprig sind seine Trüffel oder Pralinés
• 27, Rue du Général de Gaulle, 68240 Kaysersberg, Tel. 03 89 47 76 51, www.chocolaterie-strackar.fr
Winstub Arnold
Als Hommage an die Ursprünge als Weinkeller erinnert im Restaurant eine Weinpresse. Aus der Küche kommen Traditionsgerichte wie hausgemachtem Foie Gras, Baeckeoffe, Sauerkraut und Flammkuchen.
• Route des Vins (D 35). 67140 Itterswiller, Tel. 03 88 85 50 58, www.hotel-arnold.com/restaurant.php
Les Flambées Traditions
Seit 1999 Kult im Elsass sind die schwarzen-weißen Street-Food-Wagen von Les Flambées Traditions, die an sechs Standorten im Elsass knusprige Flammkuchen mit den besten Zutaten der Region im Holzofen backen.
• www.facebook.com/lesflambeestradition
Au vieux porche
Im Herrenhaus des ehemaligen Weinguts aus dem Jahr 1707 steht Maître Restaurateur Eddy Fischer am Herd, Küchenchef und ehemals Winzer.
• 16, rue des 3 Châteaux, 68420 Eguisheim, Tel. 03 89 24 01 90, www.auvieuxporche.fr
Winstubb Pfeffel
Bekannt und beliebt: die Weinstube Pfeffel mit Terrasse im Colmarer Gerberviertel.
• 1, rue du Rempart, 68000 Colmar, Tel. 03 89 41 45 71, www.restaurant-pfeffel.fr
Bistrot des Lavandières
2018 suchte das Filmteam der chinesischen Reality-Show Chinese Restaurant eine typisch französische Stadt mit einem authentischen Bistro. Fündig wurden sie im Gerberviertel von Colmar. Seitdem ist das Lokal ein Insta-Star und Ziel von Asiaten, die sich vom Bahnhof per Taxi dorthin fahren lassen für einen Schnappschuss und das Restaurant ohne Einkehr nach dem Foto wieder verlassen.
• 12, rue Saint-Jean, 68000 Colmar, Tel. 03 89 24 19 22, www.bistrotdeslavandieres.com
Hier könnt ihr schlafen*
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Hilke Maunder, Roadtrips Frankreich*
Die Elsässische Weinstraße ist eine der Traumstraßen, die ich euch in meinem zweiten gemeinsame Werk mit Klaus Simon zwischen der Normandie und der Côte d’Azur vorstelle. 14 Strecken sind es – berühmte wie die Route Napoléon durch die Alpen oder die Route des Cols durch die Pyrenäen, aber auch echte Entdeckerreisen wie die Rundtour durch meine Wahlheimat, dem Fenouillèdes.
Von der Normandie zur Auvergne, vom Baskenland hin zu den Stränden der Bretagne und dem wunderschönen Loiretal laden unsere Tourenpläne ein, Frankreich mobil zu entdecken – per Motorrad, im Auto, Caravan oder Wohnmobil. Hier* gibt es das Fahrtenbuch für Frankreich!
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