Die Quelle der Sals auf der Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
| |

La Sals: der Salzfluss der Corbières

Wenige Kilometer östlich von Sougraigne entspringt im Herzen der Hautes-Corbières auf 720 Metern Höhe die Sals (alt: Salz). Nur 17 Kilometer lang ist der kleine Fluss, der Rennes-les-Bains durchfließt und bei Couiza in die Aude mündet.

Dennoch ist er etwas ist er etwas Besonderes. Das beginnt schon an der Quelle. Aus zwei Quelltöpfen sprudelt die Sals über die Kieselsteine und bildet so eine Quelle in der Form eines Herzens.

La Sals: salziger als das Meer

Sals: Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
Die Salzquelle mit dem Wachhäuschen. Foto: Hilke Maunder

Einmal den Finger ins kühle Nass tauchen und ablecken! Salzig, je nach Jahreszeit und Niederschlag sogar doppelt so salzig wie das Mittelmeer, schmeckt die Sals. Der Salzgehalt kann bis zu 60 g/l Natriumchlorid betragen! Das Salz stammt aus einem 215 Millionen Jahre alten unterirdischen Salzstock.

Durch die Zuflüsse von Süßwasser sinkt der Salzgehalt der Sals kontinuierlich. Beträgt er im acht Kilometer entfernten Rennes-les-Bains noch 1 bis 2 Gramm pro Liter, liegt er an seiner Mündung in die Aude bei Couiza bei fast Null.

Das Salz des Salär

Im Mittelalter galt Salz als das weiße Gold. Es war sehr begehrt. Mit Salz wurden Fisch und Fleisch haltbar gemacht, im Winter die Wege gestreut – und auch bezahlt. Schon in der Antike gab es das Salarium, den Salzsäckchen als Ehrensold.

Sals: Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
Eine kleine Kaskade der Sals – und die Berge der Hautes-Corbieres. Foto: Hilke Maunder

Kaiser Augustus vereinheitlichte die verschiedenen Entschädigungen und Belohnungen, indem er sie normierte und staffelte. Doch der Begriff Salarium blieb erhalten, wandelte sich im Französischen zu salaire, im Deutschen zu Salär – und steht für gutes Geld statt kargem Lohn.

Ungeliebte Gabelle

Bereits 1286 wurde in Frankreich eine Salzsteuer eingeführt. Immer wieder erneuert, führte sie zu Volksaufständen. Die Salzsteuer wurde zum Synonym für das verhasste Ancien Régime. „Vive le roi – sans gabelle“ war ein häufiger Ausruf im 17. Jahrhundert. Historiker sehen in der Salzsteuer auch einen zentralen Auslöser für die Französische Revolution.

Sals: Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
Die Sals wird nach einem épisode méditerranéen zu einem veritablen Wildbach. Foto: Hilke Maunder

Warum war die indirekte Steuer so unbeliebt? Die gabelle verpflichtete jeden Franzosen über acht Jahren, wöchentlich eine Mindestmenge Salz zu einem festgelegten Preis zu kaufen. Die Salzsieder hingegen durften ihr Salz nicht direkt verkaufen, sondern mussten es an die greniers à sel, die staatlichen Salzlager, liefern.

Die ebenfalls staatlichen hôtels de la gabelle brachten das gelagerte Salz zu einem deutlich höheren Kurs in den Handel. 1794 wurde das Staatsmonopol auf Salz durch ein Dekret der Assemblée Constituante während der Französischen Revolution abgeschafft. Doch Napoleon brachte sie 1825 wieder zurück.

Sals: Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
Die Sals an ihrer Quelle im Januar 2020. Foto: Hilke Maunder

Monopol des Staates

Erneut durften Salzsiedereien wieder nur mit staatlicher Genehmigung betrieben werden.. Die Hinterziehung der Salzsteuer galt als Straftat. Verkauft wurde das Salz über staatliche Kontore wie dem Hôtel de la Gabelle in La Roche-Guyon.

Auch die Salzquelle von Souraigne stand unter staatlicher Kontrolle. Die umliegenden Bauern durften zwar Salzwasser für den Eigenbedarf entnehmen, wer jedoch beim Schmuggel des durch Verdunstung gewonnenen Salzes erwischt wurde, wurde hart bestraft.

Sals: Blick auf Souraigne
Sougraigne im Tal der Sals – ganz in der Nähe entspringt der Salzfluss.

Gabelous & Contrebandiers

Im Laufe der Zeit wurde die Salzquelle im Wald so bekannt, dass der Staat ein Wachhaus errichtete, in dem gabelous Gewinnung und Handel des Salzes kontrollierten. Noch heute werden Zollbeamte im Volksmund gabelous genannt.

Das Wachhaus besaß im Osten ein Fenster, um von drinnen aus die Quelle überwachen zu können. Ebenfalls eine Ruine heute sind die Bungalows, in denen nachts die Wasserwacht untergebracht war.

1842 gelang den staatlichen Salzzöllnern in einer Nacht der lang erhoffte Zugriff. Die gabelous nahmen eine Bande von faux sauniers, illegalen Salzsiedern, fest. Jahrelang hatten die contrebandiers ungehindert im großen Stil Salz geschmuggelt – und bei der Bevölkerung Rückhalt gefunden.

Rennes-les-Thermes Am Ufer der Salz. Foto: Hilke Maunder
Die Sals am nördlichen Ortseingang von Rennes-le-Château. Foto: Hilke Maunder

La Sals: meine Reisetipps

Hinkommen

Folgt ab Sougraigne der D 74 gen Osten, bis ihr rechter Hand eine hohe, gemauerte Wand aus Natursteinen seht. Nachdem die Straße die Sals überquert hat, biegt rechter Hand in einer engen Kehre steil die sehr ausgefahrene, teilweise nicht asphaltierte Zufahrt zur Quelle ab. Achtung: Schlaglöcher!

Die holprige Zufahrt endet nach rund 1,5 km an einem Parkplatz. Alternativ könnt ihr auch euer Fahrzeug an der Départementstraße abstellen und zu Fuß der Zufahrt zur Quelle folgen.

Sals: Station am Naturlehrpfad: la falaise. Foto: Hilke Maunder
Station am Naturlehrpfad: la falaise – der Felsdorn. Foto: Hilke Maunder

Die Domaine de l’Eau Salée

Die Salzquelle ist bis heute im staatlichen Besitz. Das 584 Hektar große Gut bedeckt zu 87 Prozent Wald. Den Rest teilen sich Weiden, Wiesen und Gebäude. Am Gutshaus starten und enden zahlreichen Veranstaltungen wie die Sommerwanderung Marche Salée oder der Querfeldeinlauf Raid Salé. Infos zu Führungen erteilt Stephanie mobil unter 06 72 73 81 20 02 oder www.eau-salee-sougraigne.fr.

Der Lehrpfad Entre Sel et Verre entführt in anderthalb Stunden mit acht Stationen auf eine Zeitreise, bei der ihr nicht nur viel über die Salzquelle erfahrt, sondern auch über die örtliche Glasherstellung.

Sals: Islandmoos hat Äste und Zweige erobert. Foto: Hilke Maunder
Islandmoos hat auf der Domaine de l’Eau Salée viele Äste und Zweige erobert. Foto: Hilke Maunder

Wandern

Wer gut zu Fuß ist, kann von Rennes-les-Bains und Cubières-sur-Cinoble zur Salzquelle wandern. Eine sehr schöne Wanderung beginnt auch am Col de Linas.

Sie führt euch in rund einer Stunde vom Parkplatz an der Passhöhe beim Pech de Bugarach zur Salzquelle. Unterwegs begegnet euch eine sehr unterschiedliche Flora – mal typische Garrigue, dann wieder Moosbäume, Farne und ein geradezu mythischer Märchenwald mit Felsblöcken.

Sals: Mythisch - der Wald der Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
Mythisch – der Wald der Domaine de l’Eau Salée. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Le Jardin de la Sals

Nicole und François vermieten in Sougraigne vier kuschelige Gästezimmer. Wer dort logiert, schmaust abends bei der table d’hôte gemeinsam mit den anderen Gästen.
• im Dorf, 11190 Sougraigne, Tel. mobil 06 82 84 99 68

Noch mehr Betten*

 

Sals: Blick von der Quelle auf die Domaine de l'Eau Salée. Foto: Hilke Maunder
Blick von der Quelle auf die Domaine de l’Eau Salée. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Alle meine Beiträge aus den Corbières vereint diese Kategorie.

Im Buch

Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2024 in derm 10. Auflage erschienen.

Das 588 Seiten dicke Werk ist der beste Begleiter für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.

Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

 * Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und den Blog werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert