Sobald die ersten Sonnenstrahlen zu sehen sind, sind die Außenplätze der Bar Le Declos bis auf den letzten Tisch belegt. Foto: Hilke Maunder
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Postkarte aus … Dinan an der Rance

Geht es euch auch so? Städte, die von einer wuchtigen Stadtmauer umgeben sind, ziehen mich geradezu magisch an. Die cité von Carcassonne im Languedoc, Villefranche-de-Conflent in den Pyrénées-Orientales, die befestige Altstadt von Concarneau, das alte Herz intra-muros von Saint-Malo … die Liste der französischen villes closes ist lang.  Dazu gehört auch Dinan mit seiner charmanten, urbretonischen Altstadt, die nur einen Steinwurf von unserem Hotel entfernt lag.

Foto: Hilke Maunder
Detail eines Fachwerkhauses in der Altstadt von Dinan. Foto: Hilke Maunder

Fachwerk auf dem Fels

„Wie ein Schwalbennest an einem Felsvorsprung“, so beschrieb es einst Victor Hugo, drängen sich die Fachwerkhäuser auf einer Klippe 75 Meter hoch über der Rance in engen Gassen, säumen Plätze und ducken sich im Schatten der wuchtigen Kirche. Sie alle versteckt ein 2,5 Kilometer langer Mauerring mit 16 Wehrtürmen.

Vor der imposanten Stadtmauer mit ihren vielen Türmen, schwang 1357 Bertrand du Guesclin die Schwerter und besiegte Thomas von Canterbury, während seine Soldaten mit den englischen Truppen kämpften.

Dinan. Foto: Hilke Maunder
Die Basilique Saint-Sauveur. Foto: Hilke Maunder

Auf den Spuren von Guesclin

Guesclin hat entscheidend dazu beigetragen, dass die Bretagne im Hundertjährigen Krieg nicht in die Hände der Engländer fiel. Und schaut heute übergroß stolz vom Reiterstandbild aus Bronze auf sein Dinan hinab.

1320 war er ganz in der Nähe auf Schloss La Motte-Broons geboren worden. Der einfache Bauernsohn, der so hässlich gewesen sein soll, dass sich sogar die Eltern seiner schämten, war das älteste von zehn Kindern und machte zunächst als Haudegen bei Ritterturnieren auf sich aufmerksam.

Später stellte du Guesclin seine Kriegskünste in den Dienst der Krone, wurde König von Granada und verstarb als Connétable de France, als ranghöchster französischer Kommandeur. Das Herz des Connétable fand seine letzte Ruhestätte in der Basilika Saint-Sauveur. Ihr Bau, im 12. Jahrhundert begonnen, ist bis heute unvollendet.

Was lohnt sich?

In viele der mittelalterlichen Häuser sind Lokale eingezogen - hier die Crêperie Le Connétable. Foto: Hilke Maunder
In viele der mittelalterlichen Häuser sind Lokale eingezogen – hier die Crêperie Le Connétable. Foto: Hilke Maunder

Ein Spaziergang durch die Altstadt gleicht einer Zeitreise ins Mittelalter. Die Place des Merciers umgeben Häuser mit dreieckigen Dachgiebeln und Bogengängen aus Holz. In der Rue de la Mittrie 10 wurde der Chansonnier Théodore Botrel (1868 – 1925) geboren.

In die Handwerkerhäuser der Rue du Jerzual, die zum Hafen führt, sind Kunsthandwerker und Antiquitätenhändler eingezogen. Sehenswert ist auch die Église Saint-Malo von 1490, die im 20. Jahrhundert moderne Kirchenfenster erhielt.

Dinan. Foto: Hilke Maunder
Der Glockenturm von Dinan. Foto: Hilke Maunder

Der Glockenturm Tour de l’Horloge ist ein Geschenk der Herzogin Anne de Bretagne aus dem Jahr 1507. 158 Stufen führen hinauf zur Galerie mit Panoramablick. Schöne Ausblicke bietet auch der Jardin Anglais.

2019 brannte in Dinan ein Wahrzeichen. Die Flammen zerstörten eines der schönsten Fachwerkhäuser der ville close: das Restaurant der Mère Pourcel. Da es für mich einfach Bretagne pur bedeutet, habe ich beschlossen, das Foto im Blog zu belassen. Ich hoffe, ihr stört euch nicht daran.

Dinan, Mère Pourcel (vor dem Brand). Foto: Hilke Maunder
Abgebrannt: das wunderschöne Lokal der Mère Pourçel. Foto: Hilke Maunder

Dinan: meine Reisetipps

Filmtipp

Claude Chabrol siedelte in Dinan L’Inspecteur Lavardin ou la justice* (Inspektor Lavardin oder die Gerechtigkeit*) an, eine Provinzposse rund um Drogen, Korruption und Bigotterie in der Bretagne.

Veranstaltung

Im Oktober feiert Dinan alle zwei Jahre sein mittelalterliches Stadtfest Fête des Remparts mit mehr als 3000 kostümierten Akteuren.

In der Nähe

Berühmter als das Château de la Bourbansais aus dem 16. Jahrhundert ist sein Park: Tiger, Giraffen, Kängurus und andere Exoten leben im 100 Hektar großen Zoo. Einzigartig sind die Greifvogelschau und die Präsentation einer Jagdhunde-Meute.
• Pleugueneuc, Tel. 02 99 63 40 07, www.labourbansais.com

Fachwerk und Granit: die beiden Baumaterialien in der ville close von Dinan.
Fachwerk und Granit: die beiden Baumaterialien in der ville close von Dinan. Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Victor Hugo und Juliette Drouet sollen im Hôtel du Château* genächtigt haben.
• 6, rue Château, Tel. 02 96 85 16 20, www.facebook.com/hotelduchateaudinan

Im stilvollen Hôtel Le D’Avaugour* wird das Frühstück im schönen Garten serviert.
• 1, place du Champ, Tel. 02 96 39 07 49, www.avaugourhotel.com

Noch mehr Betten*

 

Shopping in Dinan. Foto: Hilke Maunder
Shopping in Dinan. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Alle Beiträge aus dem Département Côtes-d’Armor vereint diese Kategorie.

Im Buch

Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Citys Frankreich*

Gemeinsam mit meinem geschätzten Kollegen Klaus Simon stelle ich in diesem Band 60 Orte in Frankreich vor, die echte Perlen abseits des touristischen Mainstreams sind. Le Malzieu in der Lozère, Langogne im Massif Central, aber auch Dax, das den meisten wohl nur als Kurort bekannt ist.

Mit dabei sind auch Senlis, eine filmreife Stadt im Norden von Frankreich, und viele andere tolle Destinationen. Frankreich für Kenner  – und Neugierige!

Lasst euch zu neuen Entdeckungen inspirieren … oder träumt euch dorthin beim Blättern im Sessel oder am Kamin. Wer mag, kann das Lesebuch mit schönen Bildern hier* bestellen.

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2 Kommentare

  1. Wer nach Dinan fährt sollte dem schönen Hafen an der Rance einen Besuch abstatten. Hier kann man schön sitzen am Fluß. Man kann aber auch mit Fahrrädern, die man hier leihen kann, von hier aus an der Rance entlang flussaufwärts auf schönen Radwegen fahren. Der nächste Ort ist dann das kleine, idyllische Léhon. Der Ort wurde als Petite Cité De Caractère En Bretagne ausgezeichnet. Die kleine Abtei ist sehenswert. Hier unbedingt einkehren im La Marmite de l’Abbaye. Reservieren eines Tisches ist empfohlen, da es der freundlichen Wirtin eher auf möglichst guten Service als auf ein volles Restaurant ankommt.

    1. Liebe Katharina, ganz herzlichen Dank für diesen tollen Tipp! Léhon… davon hatte ich noch nie etwas gehört. Kommt sofort auf meine Muss-ich-ansehen-Liste! Danke!! Herzliche Grüße, Hilke

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