
Würde ich die Augen schließen und vorher nicht aufs Etikett schauen, würde ich sie für einen Portwein halten: die opulenten Vins Doux Naturels. Rund um Maury werden sie im Tal des Agly in den Pyrénées-Orientales aus roten Edel-Rebsorten wie der Grenache hergestellt.
507 Hektar sind für die natürlichen Süßweine reserviert. Doch nur, wenn die Stöcke als gobelet – als “Trinkkelch” – geschnitten sind, dürfen die Trauben für den AOC-Tropfen verwendet werden. Nur so können sie dem Tramontane widerstehen. 200 Tage bläst er – mit bis zu 140 km/h.

Ähnlich, aber anders
Doch anders als bei Portwein dürfen im AOC Maury nur zehn Prozent Eau de Vie hinzugefügt werden. Auch müssen die Grundweine mindestens 15 % Alkohol besitzen. Bei Portwein ist dieser Grundweinalkoholgehalt nicht festgelegt. Für ihn dürfen bis zu 20 Prozent Branntwein beigefügt werden.
Das Zufügen von reinem Alkohol stoppt den Gärprozess der Weine. Dadurch bleiben ein Teil des unvergorenen Zuckers, die natürliche Süße, und die natürlichen Aromen der Traube erhalten.

Natürlich süß: Vins Doux Naturels
Dieser Vorgang wurde bereits im Mittelalter entdeckt. Im Jahr 1285 übernahm Arnau de Vilanova, Rektor der Universität Montpellier und Hofarzt der Könige von Mallorca, von den Arabern die Kunst des Destillierens.
Schnell bemerkte er, dass die Zugabe von Destillat die Gärung des Weinmostes stoppt. Die mutage, zu deutsch “das Stummmachen”, war erfunden – im Königspalast von Perpignan!
Beim weiteren Experimentieren … und sicherlich reichlichem Verkosten … merkten die Winzer, dass diese neuen, kräftigen und alkoholreichen Weine immer besser wurden, je länger sie lagerten. So wurden die natürlichen Weine Jahrhundertelang zum Bestseller und an Europas Höfen zum Hochgenuss.
Bis heute werden die vins doux naturels (VDN) mit Luftkontakt in Holzfässern, Tanks oder Flaschen ausgebaut.

Sonnengereift unter südlichem Himmel
Der Ausbau der vins doux naturels erfolgt vorwiegend in großen, bis zu 1000 l fassenden Holzfässern oder den kleineren Barriquesfässern. Hier und da reifen die Weine auch in großen Glasballons unter freiem Himmel.
Die Temperaturschwankungen und die Sonneneinstrahlung dieser Demi-Johns (auch: Demi-Jeannes, eingedeutscht: Demion) beschleunigen die Oxidation und damit den „Alterungs“-Prozess der Weine.
Sie verbleiben hier 9 bis 12 Monate lang, bevor sie in Flaschen abgefüllt oder im Keller anderen, in Tanks oder im Holz gelagerten Weinen hinzugefügt werden und teils über Jahrzehnte langsam weiterreifen.

Vin doux naturel: meine Genuss-Tipps
Maury
Maury Grenat, Domaine Paul Meunier-Centernach, AOP Maury
Lucile Morin aus Saint-Arnac hat aus Grenache noir ein Meisterstück hingelegt: handwerklich perfekt, mit viel Tiefe und schönen Tanninen.
Muscat de Noël

Rivesaltes
2008 Rivesaltes Ambré, Domaine Fontanel, AOP Rivesaltes Ambré
Die perfekte Harmonie von Grenache Gris und Grenache Blance (50:50) – mein coup de cœur von Élodie und Mathieu Collet.
Grenat, Château Lauriga, AOP Rivesaltes
Jean-Claude Mas bewirtschaftet rund um Thuir auf 60 ha Land alte lokale Trauben und internationale Gewächse. Aus Grenache noir vinifiziert er einen grundehrlichen Süßwein.
Hors d’Age 12 ans, Terrassous, AOP Rivesaltes Ambré
Der Ambré aus Grenache blanc von Hervé Lassere aus Terrats ist flüssiges Glück.
Grand Reserve, Arnaud de Villeneuve, AOP Rivesaltes
20 Jahre alter Ambré aus Grenache blanc, Grenache gris und Macabeu. Auch sehr lecker, aber drei Mal so teuer: die Collection Millesimes von 1970.

Banyuls
2017 Le Banyuls de Môman amphore Rouge, Bruno Duchêne
Bruno kommt von der Loire, war dort Champignonzüchter, kam 2002 ans Mittelmeer, Und gehört heute, 16 Jahre später, zu den ganz Großen der Naturweinszene Frankreichs. Seine vins doux naturels sind flüssige Träume, unkompliziert und verdammt süffig….
Domaine Madeloc, Robert Pagès, Banyuls
80 Prozent Grenache, 20 Prozent Grenache Gris: Samt, fast weihnachtlich mit Noten von Zimt und Lakritze – der Winter-Aperitif zum Kuscheln am Kamin!

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Weiterlesen
Im Blog
Die Winzer des Vallée de l’Agly habe ich hier vorgestellt.
Ein ganz besonders genussreiches Weingut ist das Château de Jau. Das Weinerlebnis runden dort Kunstausstellungen und Schlemmerei unter freiem Himmel ab. Klickt mal hier!
Eines der größten wie modernsten Weingüter im Agly-Tal ist Mas Amiel. Vor dem Gut reift der Süßwein in riesigen Dames-Jeannes unter freiem Himmel. Mehr Infos gibt es hier.

Im Buch
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Danke Gründliche Hilde
Nicht zu vergessen der Markt in Gang und das
Größte Aperitif Fass mit 1 Millionen Liter Bir
Und was weis die Hilde von der Kirche wo der Pfarre im Jahr 1883 das Leichentuch Jesus fand
Sankt Andree de Mojaukoles ist auch so Hingucker
Lieber Gruss Jörg Peter
Hilke, lieber Peter! Ja, Thuir… das größte Fass… muss ich unbedingt noch ansehen, wenn Byrrh wieder aufmacht! Bises! Hilke