Unterwegs im Loire-Tal der Schlösser
Zwischen Orléans und Angers zeigt sich Frankreichs längster Fluss von seiner schönsten Seite. Unzählige Burgen und Schlösser aus allen Epochen und Stilen säumen die Ufer der Loire und ihrer Nebenflüsse Indre, Cher und Vienne. In den Städten des Val de Loire verbinden sich Tradition und Zeitgeist zu einem spannenden Mix. Entdeckt die faszinierende Kultur- und Naturlandschaft des Loire-Tal der Schlösser!
Die prachtvollen Schlösser mit ihren kunstvollen Gartenanlagen wurden als „Zeichen höchster Lebensart“ im Jahr 2000 von der UNESCO gemeinsam mit den Kathedralen von Chartres und Bourges als Weltkulturerbe anerkannt. Schloss Chambord im Loire-Tal der Schlösser trägt bereits seit 1981 diese Auszeichnung.
Die Schlösser der Loire sind eingebettet in eine urwüchsige, fast unberührte Flusslandschaft mit Auwäldern und Sandbänken, Weinbergen und Tuffsteinhöhlen, in denen Champignons reifen.
Frankreichs Tal der Könige
Das Loire-Tal der Schlösser gilt mit seinen Königen und Königinnen, Gärten, Flüssen und zahlreichen Schlössern als Wiege der Renaissance in Frankreich.
Historische Persönlichkeiten wie Franz I., Katharina von Medici und Leonardo da Vinci haben zu ihrer Blüte in der Region Centre-Val de Loire beigetragen.
Dank ihrer Förderung konnte sich das künstlerische Schaffen, die Philosophie, Wissenschaft und Literatur in der Region entfalten. Die Schlösser der Loire sind wahrscheinlich der schönste Beweis für den Erfolg dieser Epoche.
Vom Bollwerk zur Residenz
Château bedeutet im Französischen sowohl Burg wie Schloss, und Burgen gab es an der Loire zuhauf. Die Wälder um Orléans und Blois waren im Spätmittelalter geschätzte Jagdreviere für den französischen Adel.
Während des Hundertjährigen Krieges, der von 1337 bis 1453 dauerte, bildete die Loire zeitweise die Grenze zwischen den von England besetzten Gebieten im Norden und dem französischen Kernland.
Während dieser Zeit wurden daher im Loire-Tal der Schlösser die Burgen und Festungen, die als Bollwerke gegen die Engländer dem Schutz der Anwohner dienen sollten, massiv ausgebaut.
Als der Hof von Paris ins Loire-Tal der Schlösser zog, und nach Ende des 100-Jährigen Krieges die Zentralgewalt des Königs erstarkt war, wurden diese Festungen umgebaut zur feudalen Residenzen. Die beiden einzigen Ausnahmen: Chinon und Loches.
Saumur
Saumur war der Zankapfel im Loire-Tal der Schlösser. Lange Zeit stritten sich die Grafen von Anjou und die Grafen von Blois um die strategisch gelegene Stadt.
Bereits im XI. Jahrhundert hatten dort die Grafen von Anjou einen Belfried errichten lassen. Nach der Eroberung von Saumur durch Philipp August im Jahre 1203 begann einige Jahre später Ludwig der Heilige mit der Verwandlung des Belfrieds und ließ vier Rundtürme bauen und mit Kurtinen verbinden.
Als der zweite Sohn des Königs Johann des Guten 1356 das Anjou erhielt, nutzte er die Bauvorgaben Ludwigs des Heiligen als Sockel für seinen Schlosspalast und schuf ein Märchenschloss, um sich mit dem Luxus seiner Brüder messen zu können. König René ließ im XV. Jahrhundert den Ost-Turm ändern.
Nach dessen Tod fiel das Herzogtum Anjou an die Krone zurück: Schloss Saumur wurde eine königliche Garnison. Im weiteren Verlauf der Geschichte dient das ehemalige Märchenschloss abwechselnd als Kaserne, Gefängnis und Waffen-und Munitionslager.
Heute birgt es ein Museum, das neben Skulpturen, Mobiliar und Keramik im zweiten Stock auch an den Cadre Noir erinnert, die berühmteste französische Reitschule. Im Loire-Tal der Schlösser könnt ihr sie besichtigen und bei Aufführungen erleben!
Loches
Der Donjon der Cité Royale von Loches besitzt die tiefsten Verliese von Frankreich. Im Logis Royal verbrachte Charles VII. mit seiner Mätresse Agnès Sorel intime Stunden. Dort bat auch Jeanne d’Arc im Jahr 1429 den Dauphin, sich in Reims zum König krönen zu lassen.
Amboise
Karl VIII. ließ Schloss Amboise als erste Burg zur königlichen Residenz ausgebauen. Anders als in Chambord, das nur als Spiegel der Macht, nicht aber als Wohnschloss eingerichtet war, verrät Amboise, wie einst die Könige mit ihrem Hofstaat gelebt hatten.
Und Grausames geschah. Im eigenen Schlafgemach ließ Heinrich III. auf Schloss Amboise seinen Rivalen Herzog von Guise ermorden. Seine Mutter, Caterina de‘ Medici, verließ sich lieber auf das Gift, das sie in vier der 237 Schubladen der Wandpaneele des Château versteckt haben soll.
Karl VIII. indes konnte die Vollendung seines durch die italienische Renaissance geprägten Palastes nicht mehr erleben. Er starb 1492, nachdem er sich sein königliches Haupt an einem Türsturz gestoßen hatte…
Im 15. Jahrhundert verliebte sich der Adel in die idyllische Landschaft und machte das Loire-Tal unter Karl VII., Ludwig XI., Karl VIII., Ludwig XII. und Franz I. zum Zentrum der Macht. Bis zum späten 16. Jahrhundert war Paris politisch Provinz.
Spiegel der Macht: Chambord
Chambord war der letzte große Schlossneubau an der Loire. Franz I. ließ den Mammutbau in einem abgelegenen Waldstück errichten. Anlass war, so der Schriftsteller Gustave Flaubert, die Schmach seiner Niederlage gegen Karl V. bei der Wahl des Kaisers des Heiligen Römischen Reiches.
König Franz rächte sich mit dem Bau des damals prächtigsten Schlosses seiner Zeit. 440 Zimmer und 365 Kamine gab es auf Chambord – für jeden Tag einen. Dort empfing er seinen Rivalen. 72 Tage nur konnte der Monarch sein Schloss präsentieren. Dann verstarb er.
Seine berühmte doppelläufige Wendeltreppe entwarf Leonardo da Vinci. Auf Einladung von François I. hatte der italienische Meistermaler im Clos-Lucé von Amboise seine letzten Lebensjahre an der Loire verbracht. Sein Grab findet ihr in der Kapelle im Innenhof des Schlosses von Amboise.
Zurück nach Paris
Ende des 16. Jahrhunderts kehrte der Hof aus dem Loire-Tal der Schlösser zurück nach Paris. Der Bau von Versailles gab den Schlössern der Loire den Todesstoß. Doch wurden viele der Schlossanlagen nicht gänzlich verlassen, sondern weiterhin bewohnt und manchmal auch erweitert.
So könnt ihr dort alle Baustile von der Renaissance über Barock und Klassizismus bis zum Historismus antreffen. Viele Schlösser wurden auch als Jagdschlösser oder Sommerresidenzen weiter genutzt.
Blois war das erste Schloss, das nach den Zerstörungen der Französischen Revolution wieder hergestellt wurde und diente als Vorbild für weitere Restaurierungen.
Azay-le-Rideau
Zu den schönsten kleineren Residenzen im Loire-Tal gehören zwei Residenzen an der Indre. Einen „in Park- und Flusslandschaft eingefassten Diamanten“ nannte der Dichter Balzac das zauberhafte Wasserschloss, das ein ausgedehnter Park mit exotischen Baumveteranen umgibt. Im Innern laden die üppig dekorierten Zimmer zur Zeitreise durch die Jahrhunderte.
Das Schloss erhebt sich auf den Fundamenten einer hochmittelalterlichen Burg des Ritters Ridel d’Azay, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts zerstört wurde. Ein Jahrhundert später überließ Franz I. dem Bürgerlichen Gilles Berthelot den Bau des heutigen Schlosses. Er ließ zwischen 1518 und 1523 ein Meisterwerk der französischen Frührenaissance erbauen.
Das Schloss besteht aus einem Haupthaus und einem rechtwinklig angelegten Flügel. Hinein führt ein monumentaler Eingang – sein Tor erinnert an römische Triumphbögen. Das Innere schmücken Skulpturen im Stil der italienischen Renaissance und zahlreiche Tapisserien der flämischen Renaissance des 17. und 18. Jahrhunderts.
1791, zwei Jahre nach dem Sturm auf die Bastille, kaufte der Marquis de Biencourt das Schloss. Seine Familie ließ einen Landschaftspark im englischen Stil anlegen. In seinen Wassern spiegelt sich die Fassade des Schlosses.
Château d’Ussé
Das Schloss von Ussé soll den französischen Dichter Perrault zum Märchen von La Belle au Bois Dormant inspiriert haben. In seinen Giebeln, die eine Wendetreppe und ein Wehrgang erschließen, hat das „Dornröschenschloss“ dieses Märchen in vielen Szenen nachgestellt. Nicht nur Kinder sind begeistert!
Jeanne d’Arc & Chinon
Nicht über der Loire, sondern hoch über der Vienne thront das Schloss von Chinon. Am 9. März 1429 überzeugte dort ein bettelarmes Mädchen König Karl VII., sich in Reims krönen zu lassen und sie als Gesandte Gottes gegen England in den Krieg ziehen zu lassen. Sie hieß: Jeanne d’Arc. Alljährlich im Mai feiert Orléans seine Heldin bei den Fêtes de Jeanne d’Arc mit einem riesigen Umzug
Zickenkrieg auf Chenonceau
Schloss Chenonceau ist nach Versailles das meistbesuchte Schloss Frankreichs. Das Wasserschloss am Cher wird auch das Château des Dames genannt. Denn es waren Frauen wie Diana von Poitiers, die Mätresse von Heinrich II., und Caterina de’ Medici, die seine Geschichte bestimmten.
Beide Damen führten mit allen Raffinessen ihren Zickenkrieg. De‘ Medici gewann. Diana musste auf Chenonceau verzichten und bekam zum Ausgleich Chaumont. Beide Damen ließen traumhafte Gärten anlegen. Des Sommers wurde dort ausgiebig gefeiert. Ziemlich zügellos soll es dabei zugegangen sein.
Feuerwerk & Multimedia
Das Château de Cheverny ist berühmt für seine Meute von 100 Jagdhunden. Den Glanz einstiger Feste lassen die Lichter-Shows der Schlösser ahnen: Zu klassischer Musik verzaubert ein Feuerwerk aus funkelnden Farben Türme und Zinnen, Giebel und Galerien.
Und wer einmal richtig fürstlich logieren will, quartiert sich in einem der 26 Loire-Schlösser ein, die der Hotelvereinigung Bienvenue au Château angehören.
Nicht verpassen solltet ihr auch Villandry. Sein Garten ist der wohl schönste potager Frankreichs. Hier habe ich meine Lieblingsresidenz im Loire-Tal der Schlösser ausführlich vorgestellt.
Faszinierendes Städte-Quartett
Orléans
Das Loiretal der Schlösser beginnt in Orléans, der quirligen Hauptstadt der Region Centre-Val de Loire mit imposanter Kathedrale und kleinen Gässchen rund um die Rue de Bourgogne, in denen sich Boutiquen mit In-Lokalen abwechseln, die innovative Bioküche kreieren – beim Marché des Producteurs de Pays auf der Place de la République gibt’s mittwochs von 15.30 – 19.30 Uhr die besten Bioerzeugnissen der Region für ein Picknick.
Wer nicht selber kochen will: Im Le Lift an der Place de la Loire beweist Philippe Bardau, dass bio auch stylisch und trendy heißen kann. Besonders sein Feldhase aus der Sologne mit feinsten Rübchen ist richtig lecker!
Die Maison Martin-Pouret ist das letzte Essig-Haus von Orléans, das noch aus Wein den berühmten vinaigre d’Orléans hergestellt – seit 1797 nach altem Familienrezept!
Tours
Die Unistadt Tours ist für ihre lebendige Studentenszene und die hohe Kneipendichte in der Altstadt berühmt. Die Place Plumereau mit mittelalterlichem Fachwerk verwandelt sich im Sommer in einen einzigen Biergarten!
Angers
In Angers erzählen im Schloss des Guten Königs René Tapisserien von der Apokalypse. Wie einst wird bis heute dort am Fluss gefeiert – in Guinguettes, Musiklokalen wie Chez Jojo.
Mein Mitbringsel-Tipp
La Livre Tournoi – die zart schmelzende Münze aus Bitterschokolade, Kaffee und Orangen wirdb seit 1807 von der Confiserie Poirault (6, rue Nationale) handgemacht. Nicht minder verführerisch: die Sucres d’orge (Vanillebonbons), Muscadines (Mandeltrüffel) und Pruneaux farcis (gefüllte Pflaumen in Rum).
Angers ist seit 1849 Heimat des beliebten Orangenlikörs Cointreau. Für eine Soupe Angevine paart er sich mit kühl prickelndem Crémant von der Loire, einigen Spritzern Zitrone und etwas Zuckerrohrsirup.
Samstagvormittag wird auf der Place Imbach ein großer Wochenmarkt abgehalten. Antiquitäten findet ihr in der Rue Toussaint.
Das Loire-Tal der Schlösser: meine Reisetipps
Nachhaltig unterwegs
Auf dem Loire-Radweg radelt ihr entspannt von Schloss zu Schloss – insgesamt 840 Kilometer lang könnt ihr dem letzten ungebändigten Fluss Frankreichs folgen. Infos: www.loire-radweg.org, www.loire-radweg.org
Schlemmen und genießen
Bigot
Der Teeraum ist kuschlig und nostalgisch, die Kreationen der Konditoren, die im Obergeschoss arbeiten, sind einfach göttlich: Eine Pause bei Bigot solltet ihr euch in Amboise gönnen! Die Pâtisserie und Chocolaterie liegt direkt am Weg zum Schloss.
• 2, rue nationale, 37400 Amboise, Tel. 02 47 57 04 46, www.facebook.com/maisonbigot
Crémant von der Loire
In Saumur haben sich am Ufer von Loire und Thouet berühmte Schaumweinhäuser wie Ackerman, Bouvet Ladubay, Gratien & Meyer, Langlois-Chateau und Veuve Amiot angesiedelt – ihr könnt sie besichtigen! Bei Bouvet geht es per Rad durch den unterirdischen Weinkeller.
Schlummern
Côté Loire Auberge Ligerienne
Eine charmante Herberge hinter dem Deich mit guter Küche.
• 2, place de la Grève, 41000 Blois, Tel. 02 54 78 07 86, www.coteloire.com
Château de la Menaudière
Logiert doch einmal in den 27 prachtvollen Zimmern dieses Landschlosses bei Amboise! Mit Bar, Pool und Tennis, aber ohne Restaurant.
• Route d’Amboise 144, 41400 Chissay-en-Touraine, Tel. 02 54 71 23 45, www.chateau-menaudiere.com
Ami Chenin
Troglos, in den Tuffstein gehauene Höhlenwohnungen, sind typisch für das Loiretal bei Saumur. Und urgemütlich, wie die chambres d’hôtes der Winzer France und Xavier Chenin beweisen.
• 37, rue Beaulieu, 49400 Beaulieu, Tel. 02 41 38 13 17, www.amichenin.com
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Von der Normandie zur Auvergne, vom Baskenland hin zu den Stränden der Bretagn und dem wunderschönen Loiretal laden unsere Tourenpläne ein, Frankreich mobil zu entdecken – per Motorrad, im Auto, Caravan oder Wohnmobil. Hier* gibt es das Fahrtenbuch für Frankreich!
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Hallo Ich war soeben auf einer 6 Täglichen Reise durch die schönen Loire Schlösser es war fantastisch. Leider waren wir mit einer 40 köpfigen Reisegruppe unterwegs und hatten pro Schloss nur zwei Stunden Zeit zur Verfügung.
Jetzt bin ich am gestalten von meinem Reisebericht und Fotoalbum und bin zufällig auf Deine Seite gekommen.
Muss sagen super Tolle Bilder, interessante Informationen, gut geschrieben bin fast süchtig geworden. Und dann noch das Kochbuch von Burgund das ich mir eventuell kaufen werde bin ehemaliger Koch und Wirt.
Mit freundlichen Grüssen aus der Schweiz
Heinz Haldimann
Lieber Herr Haldimann, das klingt nach einer wundervollen Reise im Loiretal der Schlösser. Merci auch für Ihr tolles Lob! Ich hoffe, Sie stöbern noch ein wenig bei mir und entdecken noch andere schöne Ziele in meiner zweiten Heimat! Schöne Sonntagsgrüße in die Schweiz! Hilke Maunder
Vielen Dank für die vielen Tipps zu den Loire Schlössern und Städten an Ihrem Lauf. Wir besichtigen jedes mal auf dem Weg in den Urlaub und zurück ein Schloß. Diesmal haben wir in Amboise Station gemacht und das wunderschöne Schloß und die Stadt besichtigt. Einen besonderen Restaurant Tipp möchte ich hier teilen. Wir haben gegessen im Les Arpents und ließen uns begeistern von einem Menu, das von kreativen Ideen geprägt war. Herausragend war vor allem eine Vorspeise mit Foie gras und Pralinen von Ochsenbäckchen. Ein Gedicht auch für nicht so geübte Foie-gras-Esser. Unbedingt einen Tisch reservieren!
Ich liebe Ochsenbäckchen, Katharina. Kommt sofort auf meine Liste der Dinge, die ich noch testen will. Merci!!! Bises, Hilke