Aurélie Bertln vom Château Sainte-Rosalie

Die Winzerinnen des Var


Die Weingüter der Provence zählen zu den ältesten Frankreichs. Im Weinbau, einst eine Männerdomäne, sind heute auch immer mehr Frauen aktiv. Allein im Département Var gibt es mehr als 50 Winzerinnen, die die Weinkultur der Provence in den drei AOP Bandol, Côteaux Varois und Côtes de Provence aufrecht halten.

Zusammengeschlossen haben sich viele von ihnen in der Vereinigung Les Éléonores de Provence – angelehnt an Éléonore de Provence, der Ehefrau Heinrich III. von England.

Aurélie Bertin vom Château Sainte-Roseline ist Herrin über 108 Hektar Rebland – wahrhaft keine kleine Domäne! Seit Jahrhunderten ist das Weingut von starken Frauen geprägt. Alles begann im 10. Jahrhundert, als der Eremit Roubaud im Ort in einer Klause lebte.

Mit den Jahren entstand daraus ein Kloster, das den Namen der Mutter Oberin, der Heiligen Roseline, annahm. Anfang des 14. Jahrhundert regte der Bischof von Fréjus, der spätere Papst Johannes XXII. an, auf diesem Gebiet Wein anzupflanzen. Die Heilige Roseline überdauert seitdem die Zeit unverwest in einem Glassarg in der Kapelle.

In Taradeu ist das Weingut Château de Saint-Martin ist seit 1750 in Familienbesitz. Heute leitet es Adeline de Barry, seit mehr als drei Dekaden verheiratet, Mutter von vier Kindern und leidenschaftliche Winzerin. Für ihre Familie ist es selbstverständlich, ihre neuen Ideen, die mitunter des idées folles sind, etwas verrückte Einfälle, umzusetzen.

Denn das Château de Saint-Martin wurde seit seiner Gründung ausschließlich von Frauen geführt. Mit einer Ausnahme: dem Comte de Rohan Chabot.

Seit 2002 könnt ihr auf dem Gut zu Weihnachten eine köstliche provenzalische Tradition erleben: das Gros Souper mit sieben Gängen, sieben Weine und den legendären 13 Desserts! Im Sommer gibt es viel zu lachen. Seit 2014 gastiert im Juli auf dem Weingut das Festival Rire en Vignes.

 

Harte Zeiten: Als Frau in einer Männerbastion

Françoise de Rigord erinnert sich gut daran, als sie 1973 das Weingut ihres Urgroßvaters übernahm: „Mich fragte damals niemand, ob ich die Commanderie de Peyrassol übernehmen wollte.

Als ich dann in Peyrassol ankam, war es dem Kellermeister am liebsten, wenn ich gar nichts anfasste. So ging ich durch die Parzellen und probierte die Trauben, um zu schauen, wie reif sie waren…“

1944 in Loches geboren, hatte sie in Paris sich in Betriebswirtschaft und Kommunikation gebildet, kurze Zeit mit Aristoteles Onassis verbracht – und sich dann in ihren Mann verliebt. So kaum sie in die Provence.

Mehr als zwei Jahrhunderte lang war das Gut, das die Tempelritter im 13. Jahrhundert gegründet hatten, damals schon in Familienbesitz gewesen. Als sie es übernahm, gab es die AOP Côtes de Provence noch nicht – die Appellation wurde erst vier Jahre später eingerichtet.

Aus Altersgründen verkaufte die „große Dame von Peyrassol“ 2001 an Philippe Austruy, Gründungs-CEO der Medidep und Weinliebhaber. Ihre turbulente Lebensgeschichte hat sie 2008 zu Papier gebracht. Für alle, die das Französische lieben, 177 Seiten lang ein interessantes wie unterhaltsames Lesevergnügen!

Der Skuipturengarten der Commanderie de Peyrassol
Der Skulpturengarten der Commanderie de Peyrassol. Foto: Pressebild Var Tourisme

Nathalie Vancollie entdeckte die Liebe zum Wein durch ihren Großvater, der gute Tropfen sehr schätze. Das Weingut war zuvor eine Ferienresidenz, das die Familie vor 35 Jahren kaufte und deren Trauben zuvor bei der Genossenschaft abgab. 1998 verwandelte Nathalie es mit ihrer Mutter Anne-Marie zum Weingut Domaine du Clos d’Alari.

Aber nicht nur Wein gedeiht auf dem Gut. Auch Olivenbäume, Feigenbäume und auch eine Trüffelkultur birgt das landwirtschaftliche Anwesen, das zudem auch wunderschöne, sehr geräumige Gästezimmer und zwei Suiten birgt.

Nathalie vom Clos d'AlariDie Winzerinnen setzen auf Diversifikation

Im gleichen Ort – Saint-Antonin-du-Var – arbeitet auch Marie-Pierre Caille aus Lyon, die im Jahr 2000 der PR-Arbeit den Rücken kehrte und in den Süden ging – angezogen, nein, nicht vom Wein, sondern von der Sonne.

Sie sagt, es war eher der Wein, der zu ihr kam, als sie zu ihm. Die Leidenschaft wurde ihr durch ihren Vater zuteil, der sie und ihren Bruder schon früh ins Thema eingearbeitet hatte.

Die Auberge von Chateau Mentone
Die auberge von Château Mentone. Foto: Pressebild des Weingutes.

2003 übernahm sie die Regie im Château Mentone, öffnete es für Besucher, richtete Gästezimmer, eine ferme-auberge, plante Events und machte das Gut zur Hochzeitsdestination, war es doch für sie ein coup de coeur – eine Liebe auf den ersten Blick, die sie bis heute antreibt, motiviert und glücklich macht.

Der Keller vom Chateau Mentone
Der Keller vom Château Mentone. Foto: Pressebild des Weingutes

Die Winzerinnen des Var: Info

Die Weingüter

Château de Saint-Martin

• Route des Arcs, 83460 Taradeau, Tel. 04 94 99 76 76, www.chateaudesaintmartin.com

Commanderie de Peyrassol

• RN7, 83340 Flassans-sur-Issole, Tel. 04 94 69 71 02, www.peyrassol.com 

Château Mentone

• 401, Chemin de Mentone, 83510 Saint-Antonin-du-Var, Tel. 04 94 04 42 00, www.chateaumentone.com 

Château Sainte-Roseline

1854, Route de Sainte-Roseline, F-83460 Les Arcs-sur-Argens, Tel. 04 94 99 50 30, www.sainte-roseline.com

Domaine du Clos d’Alari

• 717, route deMappe, 83510 Saint-Antonin-du-Var, Tel. 04 94 04 46 74, www.leclosdalari.com 

Wo ihr noch auf Weingütern nächtigen könnt, habe ich euch hier vorgestellt.

Herbst auf dem Weingut Clos d'Alari
Herbst auf dem Weingut Clos d’Alari. Foto: Pressebild Var Tourisme

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Le Midi*

Neben unzähligen Speisen, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe, kostete ich auch viele Weine für diese Reiseverführer mit 80 Rezepten. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.

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