Séjour en Vignoble: Urlaub auf Weingütern
Weinkultur und Lebenskunst verbinden sich beim séjour en vignoble. Diese Aufenthalte beim Winzer sind so vielfältig wie das Terroir, auf dem die Reben gedeihen. Besonders reich und vielfältig ist der Urlaub beim Winzer – zum Beispiel in der Provence. Die Phökäer, die um 600 v. Chr. Marseille gründeten, brachten einst den Wein dorthin. Damals hatte der Wein eine blasse Farbe.
Und noch heute ist der Rosé der älteste der französischen Weine und Star unter den Tropfen, die zwischen dem Mittelmeer und den Ausläufern der Alpen angebaut werden. Zum séjour en vignoble gehören neben stilvollen Nächten im Winzerschloss oder in einer rustikal-romantischen Kate häufig auch Erlebnispakete. Weinlese, Weinseminareund Weinwanderungen: Lasst euch inspirieren!
Wunderschöne Weingüter
Auch der französische Ferienhausverband Gîtes de France hat in der Provence wunderschöne Weingüter als Mitglieder, die zum séjour en vignoble laden.
Dazu gehören Herrensitze (12. Jh.) wie das Château du Petit Sonnailler in Aurons. Aus den drei wunderschön
nostalgischen Gästezimmern,welche die Familie Brulat in einer einstigen Kommende der Templer eingerichtet hat, öffnen sich
weite Ausblicke über ihr 45 Hektar großes Rebland hin zu den Bergen der Alpilles und des Luberon.
Unter anderem aus Syrah, Grenache, Cabernet-Sauvignon und Merlot keltern sie körperreiche Rote der AOP Coteaux d’Aix-en-Provence, aus Vermentino fruchtige Weißweine. Verkostet sie im Keller des Hauses oder am ersten Advent beim Weihnachtsmarkt in Gesellschaft von Künstlern der Region.
Selbstversorger im Mas
Auch Weinbauern mit traditionellen Mas, provenzalische Bauernhäuser und Gehöfte, haben ihre Tore geöffnet. Dazu gehört auch das 45 Hektar große Gut der Domaine de Verquière in Sablet, das seit vier Generationen vom Vater an den Sohn weitergegeben wird.
Heute führt dort Thibaut Chamfort Regie. Gemeinsam mit den Eltern hat er zwei Landhäuser mit viel Liebe zu provenzalischen Farben in zwei gîtes (Ferienwohnungen) für vier bzw. sechs Personen verwandelt.
In dem charmanten Dörfchen mit kleinen Gassen und Feldsteinhäusern wird seit 23 n. Chr. in 218 Metern Höhe Wein angebaut, ausgesetzt der Sonne und dem Mistral. Hinter den Rebgärten erheben sich zerfurcht die Dentelles du Montmirail. Heraus kommen kraftvolle Rotweine mit denen die Chamfort schon Dutzende Preise eingeheimst haben.
Hoch über Hyères
Nicht zum Verband der Gîtes de France gehört ein Weingut, das den in Frankreich sehr berühmten Sänger Pascal Obispo zu seinem Album Millésime inspiriert hat. Es ist das Château Maravenne von Jean-Louis Gourjon in La Londe-les-Maures.
Einfach atemberaubend wie die Bio-Weine, die mit Preisen überhäuft wurden, ist bereits die Lage des neoprovenzalischen Anwesens oberhalb der Bucht von Hyères. Blau-silbern funkelt am fernen Horizont das Mittelmeer über dem Grün der Weinranken. Fünf chambres d’hôtes säumen den sanft geschwungenen Pool.
Einzigartig ist auch das Musée Vivant des Automates Vignerons, das mit 50 mechanischen Figuren und Tieren in liebevoll gestalteten Schaubildern das Winzerdasein um 1900 dokumentiert.
Südfranzösische Lebensart beim Winzer
Aus Deutschland kamen Gottfried und Lisa Latz in die Provence – allerdings erst nach drei Jahrzehnten in Afrika, wohin sie in den 1930-er Jahren vor den Nazis geflohen waren. Als sie um 1960 aufgrund politischer Umstände ihre Farm im Kongo aufgeben mussten, erwarben sie in Frankreichs erstem Biodorf Correns die Domaine des Aspras und begannen, diesmal als Winzer, erneut von Null.
Heute führt ihr Sohn Michaël das elterliche Anwesen weiter – als Bio-Weingut. Dazu gehören neben sechs Gästezimmern und Pool auch das pure home cooking, bei dem Jan und Mirjam Schlemmermenüs nach Wunsch zaubern, während die Gäste entspannt ihren Aperitif am Pool genießen.
Wein-Resort im Luberon
Lange vor seinem Tod kaufte Andreas Rihs im Jahr 2006 einen Weiler samt Weingut im Luberon und schuf das Ferien-Resort La Coquillade inmitten von Weingärten und Olivenhainen, das später Werner Wunderli weiterführte. Zum Fünfsternehaus der Hotelvereinigung Relais-Châteaux gehört mit der Aureto Vignobles auch ein hauseigenes Weingut. Mehr über das Feriendorf erfahrt ihr hier.
Nur vier Kilometer von der Route du Soleil entfernt, laden Ginette und Aimé Daniel mit ihrem Sohn Patrick auf dem stattlichen Château de la Croix Chabrières in Bollène zu einer oder auch mehr Übernachtungen. Jahrhundertealte Platanen umgeben die drei geräumigen Ferienhäuser für zwei bis sechs Personen. Abkühlung an heißen Tagen verspricht ein überdachter, halb offener Pool.
Die Tropfen des 14 Hektar großen Weingutes der AOP Côtes-du- Rhône sind im imposanten Haupthaus bei einer Verkostung zu entdecken – oder bei einer kostenlosen Führung durch die Keller und über die domaine viticole, die mit ihren Weinen rund 100-mal bereits im renommierten Guide Hachette gelobt wurde. Östlich von Bollène erstrecken sich weitere Weingüter des Tricastin mit weiten Rebflächen.
Deutlich luxuriösere Kleinode sind die vier Cottages der Domaine Faverot in Maubec zweigeschossige, geschmackvolle eingerichtete Villen mit Blick auf Luberon und Mont Ventoux, die zum süßen Nichtstun am Infinity Pool einladen, wo der Blick träumerisch über die ebenso endlos scheinenden Kulturen mit Wein, Kirschen und Oliven wandert.
Luxus im Rebenland
Doch auch dieses Wohlfühlidyll lässt sich noch toppen, scheinen Patrizia und Olivier Massart mit ihrer Domaine des Andéols in Saint-Saturnin-lès-Apts beweisen zu wollen, die Luxus völlig neu definiert. Ein Hotel im Weingut, komponiert aus neun Häusern.
Jedes für sich einzigartig und überraschend. Verrückt und rot wie die Liebe die Maison des Amoureux. In Licht gebadet die Maison des Cascades mit privatem Pool. Minimalistisch pur in Schwarz-Weiß die Maison des Lointains, eine Hommage an unvergängliche Klassiker die Maison pour Toujours.
Am Pool blüht der Ginster. Im Küchengarten erntet Nicola Locatelli selbst gezogenes Gemüse, Tomaten und Kräuter. Erlebt im Gourmetrestaurant Maison des Saveurs wie auch im Gartenrestaurant La Platane seine Kür der provenzalischen Küche.
Beim Camargue-Winzer
Sejour en vignoble gibt es nicht nur in der Provence, sondern in allen großen wie kleinen Weinregionen Frankreichs. Und selbst auch in der Camargue. Dort hat Jean-Pierre Rambier in einem traditionellen Mas mit Steinen aus Beaucaire, alten Holzbalken, Böden aus Mouchardé-Zement und mit Kalkfarbe gestrichenen Wände gemütlich-ländlische Gästezimmer eingerichtet.
Leinenvorhänge, Bettüberwürfe aus Samt und Bettwäsche aus Uromas Zeiten sorgen für Charme. Im Bio-Gemüsegarten dürfen Gäste das Saisongemüse ernten. Oder spielt unter freiem Himmel eine Runde Tischtennis!
Séjour en Vignoble: die Reise-Infos
Château Petit Sonnailler
1, route du Sonnailler, 13121 Aurons, Tel. 04 90 59 34 47, wwww.petit-sonnailler.com
Domaine des Andéols
Les Andéols, 84490 Saint-Saturnin-lès-Apt, Tel. 04 90 75 50 63, www.andeols.com
Domaine des Aspras
Les Aspras, 83570 Correns, Tel. 04 94 59 59 70, https://aspras.com
Domaine de Faverot
771, route de Robion, 84660 Maubec, Tel. 06 77 73 08 78, www.domaine-faverot.fr
Domaine de Verquière
45, rue Georges Bonnefoy, 84110 Sablet, Tel. 04 90 46 90 11, https://domaine-de-verquiere.fr
Château de la Croix Chabrières
Route de Saint-Restitut, 84500 Bollène, Tel. 04 90 40 00 89, www.chateau-croix-chabrieres.com
Mas du Notaire
30600 Gallician, Tel. 04 67 60 55 34
Offizielle Übersicht über die séjours en vignoble in der Provence: www.routedesvinsdeprovence.com
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Im Blog
Séjour en vignoble beim Höhlenwinzer
Im Süden des Départements Ardèche hat Raphaël Pommier sein Weingut für Gäste geöffnet. Die Zimmer sind sehr geräumig, der Pool auch fürs Bahnenschwimmen geeignet – und der Blick über die Weinberge einfach traumhaft. Und natürlich macht Monsieur für seine Gäste auch Verkostungen!
Klickt mal hier!
Im Buch
Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Provence*
In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair zu Füßen des Malerberges, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.
Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten präsentiert die Rubriken “Ja, natürlich” zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente. In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt. Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.
Das Südfrankreich-Reise-Kochbuch: Le Midi*
Die poule au pot ist eine der 80 echten, authentischen Speisen, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.
Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.
Ihr findet darin 80 Rezepte von der Vorspeise bis zum Dessert, Produzentenportraits, Hintergrund zu Wein und Craftbeer, Themenspecials zu Transhumanz und Meer – und viele Tipps, Genuss à la Midi vor Ort zu erleben. Wer mag, kann meine 80 Sehnsuchtsrezepte aus Südfrankreich hier* online bestellen.
* Durch den Kauf über den Partner-Link, den ein Sternchen markiert, kannst Du diesen Blog unterstützen und werbefrei halten. Für Dich entstehen keine Mehrkosten. Ganz herzlichen Dank – merci !
Liebe Hilke,
ich möchte an dieser Stelle auch DANKE 🤩 sagen für die wunderbaren Reisevorschläge. Mir geht so oft das Herz auf. Ob die Ile d‘Yeu oder das Midi oder die Provence … Mal sehen, wofür wir uns diesen Sommer entscheiden…
Ein Tipp für den Morgenkaffee: Herrliche französische Chansons kann man gratis hören auf der App Jazz Radio und hier „Paris Café“. Ein Foto der App folgt.
Herzliche Grüße, Irene aus Bremen ☀️💛☀️
Liebe Irene, ganz herzlichen Dank für Deine netten Worte und den App-Tipp. Da höre ich doch gleich einmal rein. Herzliche Grüße, Hilke
Hallo Frau Maunder, wir sind seit vielen Jahren mit dem Wohnmobil unterwegs und seit ungefähr 5 Jahren in Deutschland mit dem „Landvergnügen“. In Frankreich gibt es eine ähnliche Organisation „France Passion“, die Stellplätze bei mehr als 1.000 landwirtschaftlichen Betrieben anbietet. Wir haben damit die besten Erfahrungen gemacht und immer sehr interessante Leute kennengelernt und lustige Erlebnisse gehabt.
Vielleicht auch mal ein Tipp für frankophile Wohnmobilisten!
Ihren Blog finde ich super, jede Woche reise ich „virtuell“ mit.
Liebe Grüße Ihre Hilde R.
Liebe Frau Rennstich, ganz herzlichen Dank für diesen schönen Tipp. Von France Passion hatte ich noch nicht gehört – ich kannte bislang nur Bienvenue à la Ferme. Merci für Ihre netten Worte, das freut mich sehr. Ich wünsche Ihnen auch weiterhin noch viel Freude mit MeinFrankreich! Viele Grüße! Hilke Maunder