Charmant mit Schnauzer: der Ober einer Brasserie. Foto: Hilke Maunder

Postkarte aus … Aix-en-Provence

Viele Franzosen träumen davon, hier zu wohnen. Aix-en-Provence ist für sie der Inbegriff von Provence – vornehm, elegant, voller Kultur und Lebensqualität. Für junges Flair in der alten Hauptstadt sorgen Studenten aus aller Welt. Nicht nur Künstler begeistert die Montagne Sainte-Victoire, die Cézanne so liebte.

Aix-en-Provence: Altstadtgasse. Foto: Hilke Maunder
Voller Charme: die Altstadtgassen von Aix. Foto: Hilke Maunder

Als erste Stadt auf gallischem Boden wurde Aix um 122 v. Chr. als Colonia Aquae Sextiae Salluviorum gegründet. Seine Glanzzeit begann im späten 12. Jahrhundert, als die Grafen der Provence Aix zur Hauptstadt und ihre Residenz zum Synonym für Kultur, Eleganz und Lebensart machten.

Jean-Baptiste d'Albertas ließ für die Place d'Albertas einst zahlreiche Häuser abreißen. Erst 1912 kam der Brunnen hinzu, geschaffen von Ingenieuren der städtischen Kunstgewerbeschule. Foto: Hilke Maunder
Jean-Baptiste d’Albertas ließ für die Place d’Albertas einst zahlreiche Häuser abreißen. Erst 1912 kam der Brunnen hinzu, geschaffen von Ingenieuren der städtischen Kunstgewerbeschule. Foto: Hilke Maunder

Wirtschaft und Handel blühten. 1409 folgte die Gründung der Universität, die heute fast 40.000 Studierende zählt. Doch niemand hat Aix so geprägt wie der „gute König“ René (1409 – 1480), der in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhundert in Aix herrschte. René I. machte seinen Hof in Aix zum Hochburg der Kultur und Wissenschaft.

Das Rathaus von Aix-e n-Provence mit der Tour de l'Horloge. Foto: Hilke Maunder
Das Rathaus von Aix-en-Provence mit der Tour de l’Horloge. Foto: Hilke Maunder

Was der gute König hinterließ

Zu seiner Hochzeit  mit Jeanne de Laval im Jahr 1473 soll der Herzog von Anjou höchstpersönlich ein köstliches Naschwerk erfunden haben, um den  traurigen Blick seiner Zukünftigen aufzuheitern. Ob die Legende, die sich um die calissons d’Aix rankt, stimmt?

In solch einer Form wurden einst die Calissions bei Roy René gefertigt. Foto: Hilke Maunder
In solch einer Form wurden einst die calissons bei Roy René gefertigt. Foto: Hilke Maunder

Bei der Confiserie du Roy René zaubert das Mandelgebäck sofort ein zufriedenes Lächeln aufs Gesicht. Zumal auch die calinoux, califigues, calipruneaux und calicitrons nicht minder köstlich sind. Ihr wollt calissons nachbacken? Hier gibt es das Rezept!

Das Denkmal für den guten König am Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder
Das Denkmal für den guten König am Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder

Eine Statue auf dem Cours Mirabeau erinnert in Aix an den letzten Herrscher der Provence. Nach Renés Tod integrierte Ludwig XII. die vorher unabhängige Grafschaft in den französischen Staat.

Der verkehrsberuhigte Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder
Der verkehrsberuhigte Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder

1501 wurde Aix Sitz des provenzalischen Parlaments. Doch mit der Französischen Revolution endete die Glückssträhne der Stadt. Das Regionalparlament wurde nach Marseille verlegt.

Der Moosbrunnen des Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder
Der Moosbrunnen des Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder

Niedergang und neue Blüte

Aix, Jahrhunderte lang die starke Rivalin, versankt in die Bedeutungslosigkeit. Während Marseille boomte, war Aix bis 1939 kaum über die historische Altstadt hinaus gewachsen.

Ein Modegeschäft an der Place de Verdun. Foto: Hilke Maunder
Ein Modegeschäft an der Place de Verdun. Foto: Hilke Maunder

Das änderte sich erst, als nach dem Ende der Kolonialkriege die Nachkommen französischer und spanischer Siedler mit französischer Staatsangehörigkeit – pieds noirs – ins Land strömten.

Die Place des Cardeurs von Aix-en-Provence. Foto: Hilke Maunder

Aix baute uniforme Hochhausviertel und vervierfachte seine Einwohnerzahl. Im dritten Millennium entstand zwischen den Wohnvierteln im Westen und der historischen Altstadt auf dem einstigen Gelände von Güterbahnhof und Glasfabrik das neue Vorzeigeviertel von Aix: Sextius Mirabeau.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Geschickt hat Oriol Bohigas mit seinem Team die Wahrzeichen der Stadt neu interpretiert. Seine Architektur greift den gelben Sandstein und die Allées Provençales von Aix auf und interpretiert die gewachsene Stadtarchitektur neu.

Auch die Silhouette der Montagne Sainte-Victoire zitiert die Baukunst des Quartiers. Kultur und Studentenflair holte der Katalane in den neuen Stadtteil.

Bei der Place de l’Hôtel de Ville, Foto: Hilke Maunder
Bei der Place de l’Hôtel de Ville, Foto: Hilke Maunder

Kreuz und quer durch Aix

Prachtvolle Palais, Platanenalleen, große Plätze und viele Brunnen: Aix ist Provence pur. Der beste Auftakt zum Stadtbummel: die Fontaine de la Rotonde gleich gegenüber des Office du Tourisme. Der Springbrunnen des Ingenieurs Théophile de Tournadre  wurde 1860 eingeweiht.

Die Fontaine de la Rotonde. Foto: Hilke Maunder
Die Fontaine de la Rotonde. Foto: Hilke Maunder

Zwölf Meter hoch und 41 Meter breit bildet der Springbrunnen den Auftakt zur Flaniermeile des Cours Mirabeau, den legendäre Cafés und Brasserien säumen.

Dazu gehört auch die Brasserie Grillon mit ihren geschmückten Speisesälen auf zwei Geschossen und der großen Terrasse direkt am verkehrsberuhigten Cours Mirabeau.

Das Obergeschoss der Brasserie Grillon. Foto: Hilke Maunder
Das Obergeschoss der Brasserie Grillon. Foto: Hilke Maunder
Schlemmen mit Aussicht auf die Flaniermeile: im Obergeschoss der Brasserie Grillon. Foto: Hilke Maunder
Schlemmen mit Aussicht auf die Flaniermeile: im Obergeschoss der Brasserie Grillon. Foto: Hilke Maunder
Guckfenster ins Erdgeschoss. Foto: Hilke Maunder
Guckloch ins Erdgeschoss. Foto: Hilke Maunder

Etwas Grusel gefällig? Die Flaniermeile der Stadt entstand 1651 als zentraler Schauplatz der Hinrichtungen! Mitte des 17. Jahrhunderts wurde am Cours Mirabeau 38 das Hôtel Maurel-de-Pontevès im opulenten Stil des Barock erbaut.

Doch die wirklichen Hingucker sind die Atlanten, die den Balkon stützen. Mit ihnen hob Jacques Fossé die Residenz unter den anderen prunkvollen Palais hervor.

Die Kraftprotze des Hôtel Maurel-de-Pontevès am Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder
Die Kraftprotze des Hôtel Maurel-de-Pontevès am Cours Mirabeau. Foto: Hilke Maunder

Eindrucksvoll versinnbildlichte der Architekt mit diesen Kraftprotzen in Stein den sagenhaften Aufstieg seines Besitzers. Pierre Maurel hatte sich vom einfachen Tuchhändler bis zum Chef der königlichen Finanzen emporgearbeitet. 1639 wurde er sogar geadelt. 1645 nahm er sich Diane de Poitiers zur dritten Frau.

Aix-en-Provence: Prunk und Pracht: die Stadtpalais von Aix. Foto: Hilke Maunder
Prunk und Pracht: die Stadtpalais von Aix. Auch die Stadtverwaltung residiert feudal in einem solchen Palais. Foto: Hilke Maunder

Südlich des Boulevards beginnt das vornehme Mazarin-Viertel. Ähnlich repräsentativ ist die nördlich des Cours Mirabeau gelegene Altstadt von Aix. Ihr findet dort Adelspaläste des 17. und 18. Jahrhunderts, Boutiquen und Bars. Und  grandiose Kirchen.

Aix en Provence: Cathédrale St-Sauveur. Foto: Hilke Maunder
In der Cathédrale Saint-Sauveur. Foto: Hilke Maunder

Die Cathédrale Saint-Sauveur in der rue de Gaston-de-Saporta birgt das berühmte Triptychon „Der brennende Dornbusch“.  Nicolas Froment schuf es im 15. Jahrhundert. Die herrlichen Altstadtplätze bevölkern Terrassencafés.

Bei der Place de l’Hôtel de Ville, Foto: Hilke Maunder
Überwältigend in seiner Auswahl, Farbigkeit und den vielen alten Sorten: der Wochenmarkt auf der Place Richelme. Foto: Hilke Maunder

Auf der Place Verdun gibt es Dienstag und Donnerstag Handwerk und Trödel. Auf der Place Richelme findet jeden Morgen ein bunter Gemüsemarkt statt.

Place Richelme. Foto: Hilke Maunder
Der Wochenmarkt der Place Richelme. Foto: Hilke Maunder

Auf der Place de l’Hôtel de Ville verkaufen die Markthändler vor der 250 Jahre alten Ancienne Halle aux Grains (Getreidehalle, heute Postamt) und dem italienisch inspirierten Rathaus samt Uhrturm morgens Mimosen und andere provenzalische Blumen.

Mimosen - auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder
Mimosen – auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder

Im Südwesten grenzt die Altstadt an das Forum Culturel. Der 2006 errichteten Kulturkomplex birgt vier Kulturstätten. Neben dem  Grand Théâtre de Provence (GTP) von Vittorio Gregotti findet ihr dort auch den Pavillon Noir von Rudy Ricciotti für das Centre Chorégraphique National.

Die japanische Falttechnik Origami diente Kengo Kumaqu als Vorbild für sein Conservatoire Darius Milhaud. Die Cité du Livre bildet die neue Stadtbibliothek.

Der zentrale Busbahnhof von Aix-en-Provence. Foto: Hilke Maunder
Der zentrale Busbahnhof von Aix-en-Provence. Foto: Hilke Maunder

Ein architektonischer Hingucker ist auch die 2014 eröffnete gare routière, der Busbahnhof von Aix. Jean-Marie Duthilleul entwarf ihn mit einer  Reihe von durchbrochenen Metallbögen. Mit einer Länge von 210 Metern bilden sie das Gerüst für eine der größten öffentlichen vertikalen Grünflächen Frankreichs.

Grüne und blaue Klimawände

700 Quadratmeter groß: die größte Wasserwand Europas. Foto: Hilke Maunder
700 Quadratmeter groß: die größte Wasserwand Europas. Foto: Hilke Maunder

In unmittelbarer Umgebung des Konservatoriums verbessert seit 2014 die größte Wasserwand Europas das Stadtklima. Auf der Südfassade der Eisenbahnbrücke über die Avenue Juvénal entwarf der französische Designer Christian Ghion seinen mur d’eau.

Über die 700 Quadratmeter große und 17 Meter hohe Wasserwand fließen 50 Kubikmeter Wasser rund um die Uhr, tagein, tagaus, die Fassade hinab, werden aufgefangen und leistungsstarke LED-Scheinwerfer setzen die Wasserwand in Szene.

Was sie bewirkt, zeigt sich besonders im Sommer. Die Wasserwand gleicht Klimaschwankungen aus und verhindert Wärmeinseln. Damit sorgt sie für weniger Hitze und Staub in der alten Stadt.

Auf ihrer Nordseite gestaltete Patrick Blanc auf 650 Quadratmetern einen grünen Mikrokosmos. Dieser filtert die Luft, produziert Sauerstoff, senkt den Kohlendioxid-Anteil und verbessert so ebenfalls das Mikroklima.

Begrünte Fassaden können bei Regen Wasser viel besser aufnehmen als Stadtbäume am Boden. Drahtgeflecht und Filz halten die rund 20.000 Pflanzen der „grünen Lunge“ des Stadtviertels Sextius-Mirabeau, in dem sonst der Stein dominiert.

Cézanne hautnah

Aix-en-Provence: das Atelier von Cézanne. Foto: Hilke Maunder
Alles ist im Atelier von Cézanne so geblieben, als sei der Maler nur mal eben kurz fortgegangen. Foto: Hilke Maunder

Oberhalb von Aix richtete Paul Cézanne 1902 in Les Lauves seine letzte Werkstatt ein – fast scheint es, als sei der Maler nur eben schnell fortgegangen, so lebendig und originalgetreu ist das Atelier von Cézanne erhalten. Hier stelle ich es vor.

Im alten Priorat des Malteserorderns hatte Cézanne einst eine kostenlose Zeichenschule besucht. Dort zeigt an der Place Saint-Jean de Malte heute das Musée Granet zehn Gemälde von Cézanne. Das elterliche Anwesen von Cézanne erhob sich auf einem Hügel des Jas de Bouffan-Viertels.

Aix-en-Provence: Musée Granet. Foto: Hilke Maunder
Das Musée Granet. Foto: Hilke Maunder

Hier findet ihr heute das monumentale Rechteck der Fondation Vasarely mit geometrischen Formen in Weiß und Schwarz, die Vasarely 1976 noch selbst auf die Fassade gemalt hat. Drinnen zeigen sieben Hexagone 44 Op-Art-Werke des ungarischen Künstlers.

Eines der schönsten hôtels particuliers von Aix-enProvence verwandelte sich 2015 für 13 Millionen Euro in das Caumont Centre d’Art. Dort zeigt seitdem Culturespaces hochkarätige Sonderschauen.

Hôtel Caumont. Foto: Pressebild Office de Tourisme d'Aix/C. Michel
Das Hôtel Caumont. Foto: Pressebild Office de Tourisme d’Aix/C. Michel

Eröffnet wurde es mit der ersten Canaletto-Retrospektive Europas seit 1982. 2016 folgte eine große Turner-Schau, 2019 Chagall, 2020 Joaquín Sorolla. 2021 war der französisch-chinesische Künstler Zao Wou-Ki zu sehen.

Kein Picasso in Aix

Die Pläne für ein Museum, das Pablo Picasso und seiner zweiten Frau Jacqueline Roque gewidmet sein und 2021 Aix-en-Provence eröffnen sollte, sind endgültig aufs Eis gelegt.

Schuld daran sind die gescheiterten Verhandlungen zwischen der Stadtverwaltung und Jacquelines Tochter und Picassos Stieftochter Catherine Hutin-Blay.

Das Museum sollte in ein altes Kloster im Herzen von Aix-en-Provence einziehen. Die Stadtrat hatte 2017 dem Verkauf des  Konvents und des Collège des Prêcheurs wie auch des Déambulatoire der Église de la Madeleine für 11,5 Millionen Euro an die Picasso-Erbin zugestimmt.

Vor der Église de la Madeleine unterhält ein Straßenmusiker mit Gitarrenmusik. Foto: Hilke Maunder
Vor der Église de la Madeleine unterhält ein Straßenmusiker mit Gitarrenmusik. Foto: Hilke Maunder

Die Immobilie sollte die weltweit größte Sammlung des Künstlers beherbergen, mit bisher mehr als 2.000 Exponaten, darunter 1.000 Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Keramiken und Fotos aus den Jahren 1953-1973.

Im Herbst 2022 wurde nun der Bau für 13.2 Millionen Euro, und damit rund zehn Prozent teurer als der ursprüngliche Schätzpreis, dem Justizministerium zugesprochen.

Weitere 60 Milllionen Euro sollen in die Renovierung fließen, bei der auch der Palais Verdun als Sitz des Berufungsgerichts mit eingezogen werden soll. In Zukunft sollen dort alle bisher über die Stadt verstreuten Sitze der Zivilgerichtsbarkeit zusammengefasst werden.

Aix-en-Provence: meine Reisetipps

Schlemmen & genießen

Le Petit Verdot

Zur traditionellen Bistroküche von Raphaël Jordy empfiehlt Jean-Yves Cuppari aus der reichen Auswahl der gemütlichen Weinbar den passenden Tropfen.
• 7, rue d’Entrecasteaux, Tel. 04 42 27 30 12, www.lepetitverdot.com

Chez Charlotte

Eine Institution in Aix ist Chez Charlotte. Bei ihr kommen die Klassiker aus Großmutters Küche frisch und lecker auf den Tisch.
• 32, rue des Bernardines, Tel. 04 42 26 77 56, www.facebook.com

Il était une fois

Seit 2013 verwöhnen Julie und Joan Sampietro in Aix mit feiner wie frischer und kreativer Bistronomie.
• 4, rue Lieutaud, 13100 Aix-en-Provence, Tel. 04 42 58 78 56, www.iletaitunefois-aix.fr

Genuss-Shopping

Pâtisserie und Confiserie Béchard

Seit 1870 eine Institution von Aix. Verkäuferinnen in schwarzen Kleidern und weißen Schürzen servieren euch köstliche Kuchen und typisch provenzalisches Gebäck.
• 12, cours Mirabeau, Tel. 04 42 26 06 78, https://maisonbechard.fr

Fromagerie Savelli

Köstliche Ziegenkäse, von André Savelli höchstpersönlich affiniert.
• 9, rue des Marseillais, Tel. 04 42 23 16 84, www.facebook.com/Fromagerie-Savelli

La Maison du Nougat

Nougat von klassisch bis kreativ findet ihr bei Laëtitia Dubois und ihrem Vater im Herzen der Altstadt in der Maison du Nougat.
• 20, rue Gaston de Saporta, 13100 Aix-en-Provence, Tel. 04 42 26 67 86, www.maisondunougat.com

Puyricard

Verführung im Quadrat: die Schokolade von Puyricard. Foto: Hilke Maunder
Verführung im Quadrat: die Schokolade von Puyricard. Foto: Hilke Maunder

Feinste Schokolade pur von Milch bis Herb, dazu Kreationen mit Pistazie, Kaffee und sogar Blattgold: Die entreprise de patrimoine vivant Puyricard beschert seit drei Generationen Naschkatzen höchste Glücksmomente. 1967 hatte die Familie Roelandts ihre Schokomanufaktur gegründet, die heute mit 22 Filialen in der gesamten Provence präsent ist.

Das Sortiment der hausgemachten Schokoträume ergänzen die pure origine-Tafeln mit Schokolade aus Vietnam, Peru, Jamaika und anderen kakaoproduzierenden Staaten. Wie beim Wein lassen sich die einzelnen terroirs erschmecken!
• 7-9, rue Rifle-Rafle und 11, Cours Mirabeau, 13100 Aix-en-Provence, Tel. 04 42 21 13 26, www.puyricard.fr

Philippe Segond

Mit lauter Küchlein, die mit S beginnen, verführt Philippe Segond die Sinne – und wechselt wie in der Haute Couture jede Saison sein Sortiment. Hinter seinem Salto verbirgt sich ein Crumble mit Erdbeercreme und Rosmarin.

Sein Saint-Sauveur ist eine kreative Interpretation des Kuchenklassikers Saint-Honoré. Beim Snob trifft Biskuit auf Mandel. Sein Saint-Saturnin birgt türkische Baglama-Feigen. Wie ein Calisson geformt ist der Saint-Victoire, dessen Oberfläche die Farbpalette des Malers Cézanne widerspiegeln soll.

Reinste Verführung: die Kuchen von Philippe Segond. Foto: Hilke Maunder
Reinste Verführung: die Kuchen von Philippe Segond. Foto: Hilke Maunder

Die Konditorkunst ist tief in den Genen des Meilleur Ouvrier de France (MOF) verwurzelt. Mütterlicherseits reicht die Pâtissier-Linie bis ins Jahr 1780 zurück.
• 67, cour Mirabeau, 13100 Aix-en-Provence, Tel. >04 42 38 19 69, www.philippesegond.fr

Roy René

Auch die kandierten Früchte der Provence findet ihr bei Roy René. Foto: Hilke Maunder
Auch die kandierten Früchte der Provence findet ihr bei Roy René. Foto: Hilke Maunder

1920 gründete Ernest Guillet im Herzen von Aix-en-Provence eine kleine Pâtisserie-Stube und nannte sie La Nougaterie du Roy René.

Heute ist daraus ein großer Betrieb entstanden, der im Musée des Calissons am Stadtrand die Firmengeschichte und die Fertigung des berühmten Konfekt aus Aix-en-Provence vorstellt. Calissons, Calinoux, Califigues, Calipruneaux und Calicitrons: Kostet die Klassiker  – und die nicht minder schmackhaften neuen Kreationen!
• 11, rue Gaston de Saporta, 13100 Aix-en-Provence, Tel. 04 42 26 67 86,www.calisson.com

Events

Festival d’Aix

Sehr abwechslungsreiches Opern- und Musikfestival im Juni/Juli; https://festival-aix.com

Kinder

Frankreichs größter Indoorspielplatz für Kinder von 0-12 Jahren heißt Gulli Parc und lockt mit Playmobilland, Kletterdschungel, Laser-Tag, Riesenrutschen und Mini-Kart.

Der einstige Baggersee an der Durance (25 km nördl.) bei Peyrolles ist heute ein 40 Hektar großes Freizeitparadies mit Bootshafen, bewachtem Badestrand, Beachvolleyball und Spielplätzen.

Die Montagne Saint-Victoire bei Pourrières. Foto: Hilke Maunder
Die Montagne Saint-Victoire bei Pourrières. Foto: Hilke Maunder

Montagne Saint-Victoire

Vom Puits d’Auzon-Parkplatz am Col des Portes könnt ihr den Kalkriegel erklimmen, den Cézanne 60 Mal auf die Leinwand bannte. Den Spuren des Malers folgt die Karte Sur les pas de Cézanne, die beim Office de Tourisme erhältlich ist. Im Süden ragen die Felswände 500 Meter steil auf. Die Nordflanke prägen flache Hügel. Hier stelle ich euch den Malerberg vor.

Les Milles

Mehr als  10.000 Menschen aus 27 Ländern hielt das Vichy-Regime, das mit den Nazis zusammenarbeitete, ab September 1939 in der einstigen Ziegelei von Les Milles gefangen. Zunächst diente das Lager zur Internierung von Deutschen und Österreichern, die in der Gegend um Marseille lebten.

Viele Intellektuelle saßen hier hinter Gittern. Darunter waren auch Deutsche. Berühmte Insassen waren der Maler Max Ernst und die Schriftsteller Lion Feuchtwanger, Walter Benjamin und Golo Mann. 

Im August 1942 wurde Les Milles abgeriegelt, das Lager zur Wartestation für Juden auf dem Weg nach Auschwitz. 2.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder wurden von Les Milles aus nach Polen deportiert, eng zusammengepfercht in Viehtransportern. Der harten Haft setzten die Insassen Kultur entgegen.

Seit 2013 ist das zentrale Lager des Vichy-Regimes in Südfrankreich als Site-Mémorial du Camp des Milles eine Gedenkstätte, die mit Ausstellungen und Vorträgen dem Vergessen begegnet.

Heute könnt ihr dort mehr als 500, zumeist satirische, Wandmalereien sehen und viel Kultur erleben. Euch erwarten bewegende Fotodokumentationen und Vorträge.
• 40, chemin de la Badesse, Tel. 04 42 39 17 11, www.campdesmilles.org

Schlafen

Le Jardin de Marie

Nur wenige Schritte vom Cours Mirabeau entfernt, hat Marie Pontus mit ihrem Partner ein Stadtpalais mit Garten im Mazarinviertel in ein gemütliches B & B verwandelt.
• 47, rue Roux Alpheran, mobil: 06 15 93 65 39, , www.jardindemarie.net

Hôtel Le Condorde

22 bis 27 Quadratmeter groß sind die Zimmer in diesem zentral gelegenen Dreisternehaus. Am ruhigsten sind die Zimmer zum Hof, die auch einen Balkon haben!
• 68, bd du Roi René, Tel. 04 42 26 03 95, www.hotel-aixenprovence-concorde.com

Noch mehr Betten*

 

Das Casino von Aix-en-Provence. Foto: Hilke Maunder
Das Casino von Aix-en-Provence. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Er war das große Vorbild von Matisse und Picasso und hat in Aix-en-Provence mit seinem letzten Atelier einen ganz besonderen Ort hinterlassen. Fast ist es so, als habe ihn der Maler nur kurz verlassen, um zur Montagne Saint-Victoire zu wandern und dort wieder einmal seine Staffelei aufzustellen. Erfahrt hier mehr.

Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Provence*

DuMont Bildatlas Provence 2021

In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair von Aix-en-Provence und Marseille, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.

Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten präsentiert die Rubrik “Ja, natürlich” zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente. In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt.

Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.

Hilke Maunder, Le Midi*

Hilke Maunder_Le Midi

Die poule au pot ist eine der 80 echten, authentischen Speisen, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.

Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.

Ihr findet darin 80 Rezepte von der Vorspeise bis zum Dessert, Produzentenportraits, Hintergrund zu Wein und Craftbeer, Themenspecials zu Transhumanz und Meer – und viele Tipps, Genuss à la Midi vor Ort zu erleben. Wer mag, kann meine 80 Sehnsuchtsrezepte aus Südfrankreich hier* online bestellen.

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9 Kommentare

  1. Liebe Hilke,
    Wieder einmal (wie immer) ein hervorragender Artikel.
    Die Pläne für das Picasso-Museum sind letztlich leider gescheitert. Die Gebäude wurden gerade eben für 13.2 Mio. € (=10% über ursprünglichem Schätzpreis) dem Justizministerium zugesprochen und sollen dann für 60 Mio. renoviert werden (inkl. Renovierung des Palais Verdun, Sitz des Berufungsgerichts). In Zukunft sollen dort alle bisher über die Stadt verstreuten Sitze der Zivilgerichtsbarkeit zusammengefasst werden.
    Sonnige Grüße aus der Provence
    Robert de Paca

    1. Lieber Robert, danke! Dann aktualisiere ich doch rasch den Beitrag – danke für die Infos!!! Bises von Süd nach Süd! Hilke

  2. Liebe Hilke,
    vielen Dank für deinen wunderbaren Beitrag zu Aix.
    Wir lieben diese Stadt, und jedesmal, wenn wir in der Provence sind, ist eine Visite ein Muss.
    Aber so viele interessante Ecken kannten wir bislang noch nicht.
    Das wird sich ab sofort ändern 🙂
    Viele Grüße aus Deutschlands Süden
    Ursula

    1. Das freut mich, liebe Ursula! Ich wünsche euch noch viele schöne Entdeckungen. Und freue mich, wenn ihr dann einmal eure Tipps hier in einem Kommentar verraten. Die Stadt hat so viel zu bieten, einfach wundervoll! Viele Grüße! Hilke

  3. Liebe Hilke,
    danke für die neuen Infos zu Aix. Ich plane nächstes Jahr nahe Aix drei Wochen ab Ende Mai zu verbringen und die Gegend wieder einmal unsicher zu machen. Dein Bericht macht mich schon kribbelig…
    Viele Grüße
    Dagmar

    1. Liebe Dagmar, Du wirst es genießen! Ein tolle Stadt – und ein herrliches Umland! Viele Grüße! Hilke

  4. danke, Karl-Heinz, es ist eine wunderschöne Stadt. Falls Du noch ergänzende Tipps hast… dann verrat sie doch hier. Würde mich sehr freuen!! Merci! Hilke

  5. unter „Niedergang und neue Blüte“ schreiben sie „Nordafrikaner mit französischen Wurzeln – „pieds noirs“ – ins Land strömten.“
    mais il s’agit en majorité de colons ou descendant de colons français et espagnols ayant la nationalité française qui habitaient l’Afrique du Nord mais pas des Nords Africains.

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