Noëlle Michel und ihr Lebenspartner Peter Jacobs alias Jacques betreiben gemeinsam die Bains de Secours. Foto: Hilke Maunder
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Wellness im Béarn: Bains de Secours

Die Pyrenäen sind ein echter Grenzfall: Hier endet Europa – und beginnt Afrika. Zumindest für die Geologen, denn hier stößt unsere Kontinentalplatte an den afrikanischen Schild. Das Urgestein wurde hochgeschoben, geknickt, gefaltet – und schroff und steil zum Felsriegel der Pyrenäen.

Dieser Urknall hat am Nordrand dem Tiefenwasser den Weg nach oben geöffnet. Überall sprudelt und gurgelt es – in weltberühmten Kurbädern wie Cauterets, auf einsamen Wiesen und mitten im Wald. Und an idyllischen Orten wie den Bains de Secours.

Dort verraten schalenförmige Steine, die in der Nähe der Quellen gefunden wurden, dass das Wasser bereits 4500 Jahre v. Chr. genutzt wurde. Später kamen die Römer nach Sévignacq-Meyracq und nutzten die beiden sehr unterschiedlichen Quellen, die neben dem Houndarnas-Bach am Eingang zum Ossau-Tal sprudeln.

Dort, wo das Grün beim Liegestuhl zu sehen ist, sprudelt die eisenhaltige Gartenquelle. Foto: Hilke Maunder
Dort, wo das Grün beim Liegestuhl zu sehen ist, sprudelt die eisenhaltige Gartenquelle. Foto: Hilke Maunder

Eisen & Schwefel: die Kraft der Quellen

Diese beiden Quellen versorgen bis heute die Bains de Secours. Die eine ist eisenhaltig und wirkt lindernd bei Rheuma und anderen Gelenkbeschwerden sowie bei gynäkologischen Problemen. Rund 100 Meter vom Haus entfernt sprudelt sie im Garten und wird über Leitungen ins Kurbad gebracht.

Die zweite Quelle entspringt mitten im Haus in einer weiß getünchten Nische, die mit ihrem Buntglasfenster ein wenig dem Schrein eines Wassergottes ähnelt. Die Quelle ist stark schwefelhaltig und heilt Haut- und Atemwegserkrankungen.

Auf der Wasseroberfläche dieser Quelle schwimmt eine gallertartige Substanz, die sogenannte barégine, die reich an Bakterien mit entzündungshemmenden und heilenden Eigenschaften ist – und sonst nur noch in den Thermen von Barèges in den Hautes-Pyrénées zu finden ist. Jenes Kurbad war vermutlich auch die Namensgeberin.

Die Schwefelquelle der <em>Bains de Secours<em>. Foto: Hilke Maunder
Die Schwefelquelle der Bains de Secours. Foto: Hilke Maunder

„Eine kleine Einrichtung mit wundersamen Wassern“ nannten daher schon 1750 Dokumente des örtlichen Archivs die Bains de Secours, deren heutiges Gebäude im Jahr 1787 der damalige Eigentümer Jean Sallenave erbaute. Nach einem verheerenden Brand wurden 1866 die bisherigen Bäder durch Badewannen aus Arudy-Marmor ersetzt.

Sie waren rege in Betrieb, bis ein Gesetz kleineren Betrieben verbot, sich als Therme zu bezeichnen. Die Loi relative à l’exercice de la médecine hydrothérapique et climatérique (Gesetz über die Ausübung der hydrotherapeutischen und klimatischen Medizin), die 1856 in Kraft trat, stellte erstmals Richtlinien für den Betrieb von hydrothermalen Einrichtungen auf und legte strenge hygienische und medizinische Standards fest.

Der Warte- und Ruhebereich der <em>Bains de Secours</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Warte- und Ruhebereich der Bains de Secours. Foto: Hilke Maunder

Zwischen dem Ossau-Tal und Salies-de-Béarn gab es damals etwa dreißig Kurbäder. Doch als die Behandlungen nicht mehr erstattet wurden, schlossen die Thermalhäuser nach und nach. Die Bains de Secours waren die letzten, die aufgaben – und gerieten in Vergessenheit.

Bis sich Noëlle Michel aus Pau, zuvor 13 Jahre lang Bankerin bei BNP Paribas in Pau, und ihr Lebenspartner, der Südafrikaner Peter Jacobs, alias Jacques, in diesen, nach ihren Worten, „magischen Naturort“ verliebten. 2020 richteten sie im Obergeschoss des Gebäudes fünf Gästezimmer ein. 2021 eröffneten sie das einstige Kurbad als ganzheitliches Wellnesszentrum.

Mosaike schmücken die Wannenbäder. Foto: Hilke Maunder
Mosaike schmücken die Wannenbäder. Foto: Hilke Maunder

Sein Ambiente ist charmant rustikal: mit weiß getünchten Wänden, Mosaiken in Erd- und Wassertönen, Windlichtern und durchweg natürlichen Materialien. Eine intime Ruhe strahlt dieses centre du bien-être aus. Sie überträgt sich auf den Gast, verscheucht Hektik und Stress.

Und macht bereit für die erste Session, mit der jedes Wellnessritual beginnt: einem Warmbad in den historischen Wannen, deren dunkler Marmor besonders gut die Wärme hält. Und danach: Schwitzen im Eukalyptusduft des Hammams? Eine Massage? Oder Yoga am Fluss mit Noëlle Michel, die sich bei ihrem beruflichen Wechsel zur Yoga-Sivananda-Lehrerin ausbilden ließ?

Am Rand der Steinwanne steht eine Tasse Kräutertee. Das Muster des Windlichts spiegelt sich auf dem Wasser. Die Augen schließen, die Wärme spüren, die Entspannung. Keine Termine planen. Alles kann warten.

Baden ganz Zen. Foto: Hilke Maunder
Baden ganz Zen. Foto: Hilke Maunder

Bains des Secours: Infos & Reisetipps

Hinkommen

• Chemin des Bains, 64260 Sévignacq-Meyracq, Tel. 06 22 98 04 10, https://bien-etre-ossau64.com

Die Einrichtung ist mit dem französischen Label Handicap ausgezeichnet und daher auch für Menschen mit Einschränkungen zu nutzen.

Lage

Das Kurbad ist 20 km von Pau, 16 km von Laruns, 35 km vom Flughafen Pau und 45 km vom Flughafen Tarbes/Lourdes entfernt.

Schlemmen und genießen

Jean Pierre Paroix hat sein Restaurant neben der Therme inzwischen verkauft. Wer nicht im Garten der Bains de Secours picknicken möchten, kann in der Nähe hier schlemmen:

A Caso

Auf einer Schiefertafel verraten Yasmine und Julien, was am jeweiligen Tag aus der Küche kommt – Julien verlässt sich dabei auf die Anlieferungen seiner lokalen Produzenten, das Wetter und seine Inspiration, während er sich von der offenen Küche aus mit seinen Gästen austauscht. Im Sommer sitzt ihr am Hauptplatz des Dorfes auf einer schattigen Terrasse, an kühleren Tagen in einem gemütlichen Speisesaal mit Kamin.
• 6, place de l’Hôtel de ville, 64260 Arudy, Tel. 05 59 05 69 28

Logis Hôtel L’Ayguelade


Seit nunmehr vier Generationen – Baptiste trat im Juni 2021 die Nachfolge seines Vaters Francis an – ist das 3-Sterne-Hotel-Restaurant der Familie Lartigue eine Institution in Bielle.
• D 934 – 10 quartier, L’Ayguelade, 64260 Bielle, Tel. 05 59 82 60 06, www.logishotels.com

Schlafen

Schlicht gemütlich: die Gästezimmer der <em>Bains de Secours</em>. Foto: Hilke Maunder
Schlicht gemütlich: die Gästezimmer der Bains de Secours. Foto: Hilke Maunder
Der Gemeinschaftsraum für die Gäste. Foto: Hilke Maunder
Der Gemeinschaftsraum für die Gäste. Foto: Hilke Maunder

Zum Wellness-Komplex der Bains de Secours gehören fünf Gästezimmer im ersten Stock sowie ein modern eingerichteter, gemütlicher Gemeinschaftsraum für alle Gäste. Da das Haus am Hang liegt, erfolgt der Zugang zu den Zimmern von der Straße her ebenerdig. Vor der Haustür jedoch sind einige wenige Stufen zu meistern. Ein Geländer hilft dabei.

Der Zugang zu den Gästezimmern. Foto: Hilke Maunder
Der Zugang zu den Gästezimmern. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Was ihr im Béarn nicht verpassen solltet, verrate ich hier.

Die schönsten Kurbäder und Wellnessoasen der Pyrenäen stelle ich euch hier vor!

Im Buch

Klaus Simon, Hilke Maunder, Secret Places Frankreich*

Secret Places FrankreichEiffelturm, Lavendelfelder und die Schlösser der Loire sind weltbekannte Ziele in Frankreich. 60 wunderschöne Orte abseits des Trubels stellen Klaus Simon und ich in unserem dritten Gemeinschaftswerk vor.

Die Schluchten von Galamus, die Gärten von Marqueyssac, Saint-Guilhelm-le-Désert, Mers-les-Bains, den Bugey oder die Île d’Yeu: Entdeckt unsere lieux insolites voller Frankreich-Flair!  Wer mag, kann den Band hier* online bestellen.

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