Die Drôme für Genießer!
Gelb leuchtet der Ginster neben dem Violett der Lavendelfelder. Silbergrün glitzern die Blätter der Olivenhaine. Karsthänge und Felsendörfer ducken sich unter dem blauen Firmament.
Türkisblau bahnt sich die ungebändigte Drôme durch die Region zwischen Rhônetal, Voralpen und Provence. Mit einem Feuerwerk der Farben zeigt das Département Drôme: Hier beginnt der Süden Frankreichs.
Lieblingsziel der Marquise
Jeder kennt und liebt die Provence, doch die Drôme? Wo ist denn das, fragt selbst so mancher Franzose, obgleich bereits im 17. Jahrhundert Frankreichs berühmteste Briefeschreiberin von dieser Region schwärmte: Marquise de Sévigné.
Nachdem 1669 ihre geliebte Tochter Françoise d’Adhémar den Comte de Grignan geheiratet und mit ihm 1671 in die ferne Provence entschwunden war, schrieb die hochgebildete Madame nicht nur 750 Briefe in den Süden, sondern verbrachte auch im Sommer gleich mehrere Monate bei der Tochter auf dem Schloss von Grignan.
Bis heute erhebt es sich majestätisch aus einem riesigen Lavendelfeld. Vor der prächtigen Renaissancefassade ist ein Freilichttheater aufgebaut. Im Sommer ist das Schloss Bühne für großes Theater.
Mosaik der Landschaften
Von der Terrasse schweift der Blick weit über die vielgestaltige Landschaft der Drôme. Am Horizont gen Osten der kahle Gipfel des Mont Ventoux und die kargen Höhen des Royans-Vercors, davor sanft gewellte Hügel mit tiefgrünen Tannen, Karsthängen und Gehöften, die in hellem Ocker aus dem Blätterdach der Reben ragen.
Gen Westen wird das Land flacher, gibt es immer weniger Hügel, auf deren Spitze sich Felsnester drängen: Schloss, Kirche und ein paar Häuser hinter einer hohen Mauer.
Sie heißen Mirmande, Montbrun-les-Bain, Allex oder Pont Adhémar und locken zur Mittagszeit die Einheimischen. Hier wird in den bistrots de pays eine authentische Landküche serviert, die tief in der Region verwurzelt ist. Dienstag gibt es caillette, Schweinehack mit Spinat, am Freitag im Winter ein Trüffelgericht.
Trüffelland Tricastin
Die Drôme ist die Trüffelhochburg Frankreichs. Zwischen Montélimar, Nyons und Orange werden 70 Prozent der köstlichen schwarzen Pilze geerntet. Von November bis März zieht Monsieur Aymé mit Labrador-Hunden in die Steineichenwälder, die seine Domaine Bramarel umgeben, und gräbt den begehrten Tricastin-Trüffel (tuber melanosporum) vorsichtig aus.

Nach Größe sortiert, werden die „Diamanten der Wälder“ direkt von daheim in alle Welt exportiert – und alljährlich im Winter auf dem Trüffelmarkt von Richerenches verkauft.
Doch statt vieler fester Stände gibt es hier meist nur Gedränge. Die Plastiktüte oder Sporttasche in der Hand, wandern die Händler unter alten Platanen hin und her. Zeigt ein Großhändler oder Gastwirt Interesse, wird rasch ein Blick in die Tüte gewährt und der Preis bestätigt: 700 Euro und mehr je Kilo. Mehr über Trüffel der Drôme erfahrt ihr in diesem Beitrag.
Schwarze Perle: die tanche
Klein und schwarz sind auch die Früchte, die das nahe Nyons berühmt gemacht haben: Oliven. Mit den Griechen kamen die ersten Olivenbäume in die Provence, und heute ist die Drôme provençale das nördlichste Anbaugebiet. Rund 260.000 Olivenbäume der Sorte Tanche wachsen rund um Nyons, rund 400 Tonnen Oliven werden hier jährlich – meist per Hand – geerntet.
Diese Olivenmühle findet ihr am Eygues-Fluss. Foto: Hilke Maunder
Doch die Ölmenge ist deutlich geringer. Für jeden Liter kalt gepresstes Öl werden vier bis fünf Kilo Frucht benötigt, sagt Geneviève Autrand. Zusammen mit ihrem Mann Jean-Pierre hat sie in der Ölmühle ihrer Vorfahren, die von 1850 bis 1952 in Gebrauch war, ein kleines Olivenmuseum eingerichtet. Anschaulich erklärt es die aufwändige Herstellung von Olivenöl.
Ausgezeichnet: das Olivenöl von Nyons. Foto: Hilke Maunder
Ernte im Winter
Die Oliven werden November bis Januar geerntet. Die großen Früchte werden für sechs Monate in eine Öl-Wasser-Lake eingelegt und danach zum Aperitif serviert. Nur aus den kleinen Oliven wird das kostbare Huile d’Olives de Nyons AOC hergestellt.
Dazu werden die Oliven unter einem schweren Mühlstein gemahlen und gepresst, bis eine dicke Paste entsteht.Erst dann erfolgt die zweite, die hydraulische Pressung.
Nach getaner Arbeit wird gefeiert: Alljährlich am ersten Februarwochenende feiert Nyons die Fête de l’Alicoque, bei der Mitglieder der Chevaliers de l’Olivier in ihrer Festtracht das neue Olivenöl auf einer gerösteten Scheibe Knoblauchbrot testen.
Homerische Welten
Erster Ehrenvorsitzender der Bruderschaft war bis zu seinem Tod der Schriftsteller Jean Giono. Der Chronist provenzalischen Lebens produzierte auch sein eigenes Olivenöl. Allein ein Dufthauch von Olivenöl reiche aus, schrieb er, um ihn in homerische Welten zu setzen.
Für ihn war der Olivenhain wie eine Bibliothek, in der das Leben man vergessen oder besser verstehen will: „In gewissen Dörfern, wo es keine andere Ablenkung gibt als Einsamkeit, gehen die Männer sonntagmorgens zu den Oliven so wie die Frauen zur Messe.“
Die Schoko-Schule
Naschkatzen zieht es nach Tain L’Hermitage. In der École du Grand Chocolat, die Fréderic Bau 1990 beim Schokoladenhersteller Valrhona eingerichtet hat, lernen nicht nur Feinkonditoren, sondern alle Schokofans, selbst schon Zehnjährige, was man aus Schokolade so alles machen kann.
Weiche Schokoladenküchlein, Schokoladenbiskuits, Makronen, kandierte Schoko-Blüten, Minz-Schoko-Kuchen, Liebesknochen, Schokoladeneis: Die Liste der Schlemmereien ist nahezu unendlich.

Der weiße Nougat von Montélimar
Eine zweite süße Spezialität fertigt Arnaud Soubeyran: den berühmten Nougat von Montélimar. Anders als bei der 15-minütigen industriellen Fertigung benötigen seine Männer jedoch fast vier Stunden, um das Traditionskonfekt aus Eischnee, Zucker, Lavendelhonig und Mandeln herzustellen. Wie, verrät die gläserne Produktion im angeschlossenen Musée du Nougat.
Immer öfter bio
Mehr als 600 Bio-Landwirte und 130 Hersteller von Produkten mit „Bio“-Auszeichnung machen die Drôme zur zweitgrößten Ökoregion Frankreichs. 30 Prozent der Flächen werden dort bereits nachhaltig bewirtschaftet. Ohne Pestizide und chemischen Dünger kommen auch immer mehr Winzer aus.
So ist auch die trocken prickelnde Clairette de Die, die Jean-Claude Raispail nach der méthode Dioise ancestrale aus Muskatellertrauben produziert. Seit 1997 ist sein Winzer-Sekt ein Bio-Tropfen – und findet dadurch zunehmend auch im Ausland Anhänger. Raspails Hauptkunde ist BMW.
Die Wein-Uni
Mitten in den Weinbergen der Côtes-du-Rhône erhebt sich ein Schloss, das seit 1978 als Hochschule des Rebkultur und Weingeschichte die Qualität im Weinbau garantiert: die Université du Vin von Suze-la-Rousse.
Im Rebgarten unterhalb des Wehrbaus gedeihen die 70 wichtigsten Rebsorten im Weinbau. Im Verkostungszentrum werden Weine mit Ursprungsbezeichnung (vins d’appellation d’origine) regelmäßig zertifiziert und überprüft.
200 Studenten und 2000 Auszubildende erhalten hier jedes Jahr ein fundiertes önologisches Fachwissen, Amateure im Sommer am Wochenende einen Schnelldurchgang in Weinkunde. Kondition für das Mammutprogramm an Genuss bieten die aktiven Angebote im Département.
5.000 Kilometer Wanderwege, 2.500 Kilometer Reitwege, 2.000 Kilometer markierte Radrouten und der ungezähmte Drôme-Fluss laden ein, die Drôme auch aktiv zu entdecken. Denn dann schmeckt alles noch viel besser!

Genussreise in die Drôme: meine Reisetipps
Anreise
Auto: Mehrere Abfahrten an der mautpflichtigen Autobahn A7 (route du soleil).
Bahn: TGV Paris – Valence bzw. Karlsruhe/Baden-Baden – Marseille
Flug: Air France und Lufthansa fliegen von Deutschland aus direkt den internationalen Flughafen Lyon-Antoine de St-Exupéry an.
Schlemmen & Genießen
Anne-Sophie Pic
Die Familie Pic gehört seit vier Generationen zu den bekanntesten Köchen Frankreichs. Vater und Großmutter von Anne-Sophie wurden bereits einst mit zwei Sternen prämiert, sie selbst wurde im Jahr 2007 als erste Frau Frankreichs mit drei Michelinsternen ausgezeichnet.
Zu ihrem Gastro-Imperium in ihrer Heimatstadt gehören neben dem Sternerestaurant Maison Pic mit angeschlossenem Fünfsternehotel und dem zeitgenössisch-schicken Bistro André die Feinkost-Boutique L’Épicerie, der Gourmet-Imbiss Daily Pic mit Dépendance am Flughafen Paris-Orly und die Kochschule Scook. Hinzu kommen Restaurants in Paris, London, Megève und Singapur.
• 285, avenue Victor Hugo, 26000 Valence, Tel. 04 75 44 53 86, www.anne-sophie-pic.com
Bruno Chartron
Bruno Chartron gilt als Trüffelpapst der Drôme. Hier habe ich ihn und sein Restaurant vorgestellt.
• 7, Avenue Gambetta, 26260 Saint-Donat-sur-l’Herbasse, Tel. 04 75 45 11 82, https://restaurant-chartron.com
aix & terra
Martine & Richard Alibert packen in ihre Manufaktur aix & terra die Genüsse der Drôme Provençale in Tiegel und auf den Teller!
• RN 7, Chemin du Mouillon, 26270 Saulce-sur-Rhône, Tel. 04 58 17 67 21, www.aixetterra.com
Pogne
Die pogne ist das Osterbrioche der Drôme. Ihre Heimat ist Romans-sur-Isère. In Bourg-en-Péage hat die 1892 gegründete Bäckerei Pascalis dem berühmten Osterbrot der Drôme sogar ein eigenes Museum gewidmet! Wer es nachbacken will, findet hier das Rezept.
Suisses
Am Ende des 18. Jahrhunderts schickte Napoléon Bonaparte Papst Pius VI. ins Exil nach Valence, wo er verstarb. Bei der Parade der Schweizergarde des Papstes kam eine örtliche Bäckerin auf die Idee, die Uniformen der Soldaten nachzubacken.
Seitdem findet man bei den Bäckern von Valence als suisse diesen kleinen Kerl aus Mürbeteig mit Orangenaroma und Knöpfen aus Korinthen.
• Pâtisserie Nivon, 17, Avenue Pierre Sémard, 26000 Valence, Tel. 04 75 44 03 37, www.nivon.com
Schlafen
Hôtel La Mirmande
Komfortable Bleibe mit zeitgenössischem Interieur in einem der schönsten Dörfer der Drôme. Hier* könnt ihr sie buchen.
• Le Village, 26270 Mirmande, Tel. 04 75 63 13 18, http://hotelmirmande.fr
Château de Rochegude
Die in der Renaissance zur Sommerresidenz der Marquis von Rochegude und später zum Luxushotel umgebaute Festung aus dem elften Jahrhundert liegt hoch über den Weinbaugebieten der Côtes-du-Rhône.
Diniert wird im Waffensaal, für den (danach dringend notwendigen) Verdauungsspaziergang empfiehlt sich der zehn Hektar große Schlosspark, in dem sich Rehe und Damhirsche tummeln. Sportlicher lassen sich die Kalorien auf dem Tennisplatz oder im Swimmingpool verbrennen.
• 26790 Rochegude, Tel. 04 75 97 21 10, www.facebook.com/ChateaudeRochegude
Le Moulin de Crupies
Daniela und Hansruedi Rohrbach haben sich 2012 ihren Traum erfüllt und in der Nähe von Nyons ein Gästehaus mit fünf wunderschön gestalteten Zimmer eröffnet.
• 26460 Crupies, Tel. 04 75 53 39 16, www.lemoulindecrupies.com
Le Clair de la Plume*
Luxuriöse Zimmer, köstliche Gourmetküche, diskret-charmanter Service und ein überaus herzlicher Empfang: Wer es sich einmal so richtig gut gehen lassen möchte, ist hier bestens aufgehoben! Hier* könnt ihr euren Aufenthalt buchen.
• Place du mail, 26230 Grignan, Tel. 04 75 91 81 30, www.clairplume.com

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Hilke Maunder, DuMont-Bildatlas „Provence*
In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair zu Füßen des Malerberges, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.
Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten präsentiert die Rubrik “Ja, natürlich” zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente. In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt. Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.
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Bonjour,
…und geschminkt und umgezogen haben sich alle Darsteller in den Räumen unseres ehemaligen Kulturzentrums der la Vivandiere in der Seidenfabrik von Nyons!
Gedreht wurde auch in Villedeu, dem kleinen netten Templerdörfchen zwischen Nyons und Vaison la Romaine.
Dort wo nun auch ganz in der Nähe meines Wohnortes Nyons
in der malerischen Kapelle meine Schauspielworkshops unter http://www.schauspiel.de stattfinden!
Hallo Kathrin, das ist ja cool! Viele Grüße! Hilke
der film heisst im original „le gout des merveilles“, auch an anderen bekannten stellen in nyons und umgebung wurde gedreht.
es gibt einige weitere interessante spielfilme aus der drôme, die s e h r lohnenswert sind: „je vous trouve tres beau“ auf deutsch sie sind ein „schöner mann“ in la repara-auriples,
„raoul taburan a un secret“ in venterol
„l´âge de raison“ oder „vergissmichnicht“ in saou
und natürlich
„l’incroyable histoire du facteur cheval“ oder „der palast des postboten“ in hautrives.
schaut man sich alle an, kann man gut erkennen, wie vielfältig die landschaften der drôme sind… von der drome des collines im norden bis zur drôme provencale im süden im bannkreis des süchtig machenden ventoux (im departement vaucluse). das foto mit brantes im vordergrund – etwa am col des aires photographiert – wurde auch schon im vaucluse aufgenommen, die departementsgrenze liegt direkt auf dem col de fontaube… (geheimtipp: im kiosk-cafe an der passhöhe lavendelsirup bestellen)…
Danke für die Tipps! Und viele Grüße von unterwegs! Hilke
Am Arkadenplatz in Nyons findet sich übrigens auch eine sehenswerte Antiquariatsbuchhandlung.
Und genau dort wurden auch Szenen des Films „Birnenkuchen mit Lavendel“ gedreht😃
OH, danke für die Info, Holger! Den Film kenne ich nicht – muss ich dann wohl schnellstens mal ansehen! Merci für den Tipp und viele Grüße, Hilke