'Épine: Ist das Dorf mit seinen weißgekalkten Häusern, blauen Fensterläden, roten Dächern und Stockrosen am Wegesrand nicht wunderschön? Foto: Hilke Maunder
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Postkarte von … der Île de Noirmoutier

Zottelige Esel auf weiten Weiden, Windmühlen in flacher Dünenlandschaft, Kartoffeln, die Goldklumpen heißen, Berge an Austern, Gärten mit Salz und über alle: Ruhe, Frieden, harmonische Stille. Auf der westfranzösischen Atlantikinsel Île de Noirmoutier ist der Alltag weit weg.

So weit weg, dass es Wegweiser braucht, um den Weg zu Le Continent zu weisen, dem fernen Europa, mit dem die Insel seit 1971 jedoch mit einer Brücke verbunden ist. 583 Meter ist sie lang und 13,5 Meter breit. Auf der westlichen Seite der Brücke gibt es einen Geh- und Radweg – perfekt, um Noirmoutier mit dem Rad oder beim Wandern zu entdecken!

Straßen-Unikum

Ungleich aufregender als die Brücke mit ihren Durchfahrten für den Schiffsverkehr ist der Passage du Gois, der Wattweg, der nur bei Ebbe passierbar ist. 4,5 Kilometer lang verbindet die ehemalige Nationalstraße 148 die Insel mit Beauvoir-sur-Mer auf dem Festland.

Sie führt dabei mitten durch das Naturschutzgebiet Baie de Bourgneuf, in dem bis heute die Fischer von aufgeständerten Holzhütten fischen. Bei Niedrigwasser bildet der Gois eine herrliche Passage durchs Meer.

Bei Hochwasser ist die Fahrbahn zwei bis drei Meter hoch überflutet. Bei Springfluten liegt sie sogar fast fünf Meter unter dem Wasser.

Die Gesichter der Île de Noirmoutier

Als dichtes Netz überziehen Rad- und Wanderwege das Eiland. Sie führen euch kreuz und quer durch die marais salants.

Das Salz von Noirmoutier

Sie bilden die Salzgärten von Noirmoutier und erstrecken sich über etwa ein Drittel der Insel. 1.200 Hektar groß, bilden sie eine faszinierende Landschaft, die sich im Laufe der Jahreszeiten immer wieder verändert, bis schließlich das Wasser verdunstet ist und das Meersalz in der Sommerhitze weiß glitzert.

Der Polder

Im südlichen Inselteil findet ihr den Polder von Sébastopol. Vier Kilometer lang lang, 600 Meter breit und insgeamt 132 Hektar groß, bildet dieses von Deichen eingefasst Land, das dem Meer abgerungen wurde, in Barbâtre den Eingang der Insel Noirmoutier

Der Polder wurde als großes landwirtschaftliches Projekt von der Société générale agricole de drainage d’endiguement et d’irrigation initiiert. Die Arbeiten am Deich wurden 1856 abgeschlossen. Im Jahr 1978 brach der Deich, und die landwirtschaftliche Ebene wurde bis zur Straße überflutet.

So wird auf der Insel gefischt. Foto: Hilke Maunder
So wird auf der Insel gefischt. Foto: Hilke Maunder

Nach der Überflutung erwarb die Insel Noirmoutier den Polder von Sébastopol, renaturierte das Ökosystem, flutete wieder den einstigen Polder und wies ihn am 11. Februar 2008 als regionales Naturschutzgebiet aus.

Der Wanderweg Les portes de l’île verbindet – mitten durch diese faszinierende Landschaft – die beiden Tore zur Insel: den passage du Gois und die Noirmoutier-Brücke. Die 3,2 Kilometer lange Runde eröffnet auch herrliche Ausblicke auf den Polder und die Bucht von Bourgneuf im Osten sowie die Düne und den Ozean im Westen.

Die Wälder von Noirmoutier

Bei Barbâtre findet ihr auch den größten Wald der Insel Noirmotuier: La Frandière, eine Aufforstung durch Aussaat, die zum Großteil aus Seekiefern besteht. Aber auch einige Erdbeerbäume, Steineichen und Zypressen sind hier zu finden. Die bewaldete Düne ist nach dem Strand und der Dünenkette der letzte Schutzwall vor dem Ozean – und damit nicht nur ein Refugium für Tiere, sondern auch ein wichtiges Instrument im Küstenschutz. Denn auch hier nagt das Land am Meer.

Im Nordosten der Insel versteckt sich das Kiefernwäldchen Bois de la Chaise, das sogar Auguste Renoir kannte, der 1892 auf die Insel kam. Von diesem Wäldchen, in dem auch andere Baumarten wachsen, könntet ihr weiterradeln zum Jachthafen von L’Herbaudière.

Die Häfen von Noirmoutier

Anfang des 20. Jahrhunderts war L’Herbaudière hauptsächlich ein Sardinenhafen. 1973 wurde ein Jachthafen eingerichtet – der erste in der Vendée. 1976 wurde der Hafen durch Ausbaggerung zu einem tiefen Dockhafen, unabhängig von den Gezeiten. Heute bietet der Hafen 574 Bootsliegeplätze und ist damit die größte Marina der Insel Noirmoutier.

    Der Port de L’Herbaudière ist auch der bedeutendste Fischereihafen der Insel Noirmoutier. 100 Fischerboote sind hier vertäut – und kehren mit Seezuge, Wolfsbarsch und anderem Fang täglich von ihren Touren zurück.

    Einige Fischerboote sind auch im Port de Morin an der Westküste daheim. Der Hafen ist mit 935 Liegeplätzen zwar deutlich größer, fällt aber bei Ebbe trocken – denn er sich ein Tidehafen.

    Beim Inselhauptort Noirmoutier-en-l’Île findet ihr den Étier du Moulin, einen Hafenkanal und Trockenhafen (port d’échouage), was bedeutet, dass auch hier die Boote bei Ebbe auf dem Grund liegen.

      Die Burg von Noirmoutier

      Über der Inselhauptstadt leuchtet strahlend das Stadtschloss, die Burg von Noirmoutier-en-l’Île. Die erste Erwähnung der Festung stammt aus dem Jahr 830, als eine einfache Turmhügelburg zum Schutz gegen skandinavische Überfälle errichtet wurde.

      Im 12. Jahrhundert wurde die Burg unter den Baronen von La Garnache ausgebaut, um die Abtei Saint-Philibert und die Bevölkerung vor Angriffen der Wikinger zu schützen.

      Im Laufe der Jahrhunderte wurde die Burg immer wieder erweitert und umgebaut. Heute könnt ihr sie besichtigen, im obersten Stockwerk die ehemaligen Gemächer des Burgherrn zu besichtigen – und in einer Kammer Folterinstrumenten von früher bestaunen. Steigt auch einmal zur Mauer empor und genießt von den Wehrgängen den spektakulären Blick über die Stadt, die Insel Noirmoutier und das Meer!

      À la plage!

      Nach der Inserunde locken nun die Strände. Flach und sanft fallen äußerst familienfreundlich ins Meer. Die Plage des Dames verströmt mit ihren weißen Umkleidehäuschen aus Holz ein nostalgisches Flair.

      Wunderschön ist auch die Plage de Luzéronde, der einzige FKK-Strand der Insel. Zwischen La Madeleine und dem Strand von Le Vieil verstecken sich die marzelles, kleine, sandige Badebuchten mit weißen Häusern, die auf Sand gebaut wurden.

      Barbâtre punktet mit langen Sandstränden wie der Plage des Boucholeurs, Plage de l’Océan und Plage du Midi, die perfekt sind zum Schwimmen oder Wassersport. : Lange Sandstrände wie P ideal für Wassersport und Schwimmen. In La Guérinière sin die Strände gen Süden ausgerichtet, in Noirmoutier-en-l’Île wird die Plage des Sableaux im Sommer überwacht. Allez, on se baigne!

      Die Plage de Luzéronde auf der Insel Noirmoutier. Foto: Hilke Maunder
      Die Plage de Luzéronde auf der Insel Noirmoutier. Foto: Hilke Maunder

      Noirmoutier: meine Reise-Infos

      Hinkommen

      Ein Erlebnis ist bereits die Anreise: Bei Ebbe geht es auf dem Wattweg Passage zu Gois zur Insel, bei Flut per mautfreier Brücke oder Boot.

      Schlemmen und genießen

      La Marine

      Er war der Überraschungssieger 2023: Drei Sterne gab’s von Michelin für Alexandre Couillon und seine Frau Céline – und den grünen Extrastern besonders nachhaltiges, lokales Wirtschaften. Marine & végétale ist das Motto der Küche: welch köstliche Meeresküche!

      Seine Zutaten erhält Alexandre von örtlichen Fischern; das Lokal hat er von seinen Eltern übernommen. Sie hatten, als er sechs Jahre alt war, auf Noirmoutier das Objekt gekauft und als Café betrieben.
      • 3. rue Marie Lemonnier, L’Herbaudière, Tel. 02 51 39 23 09, www.alexandrecouillon.com

      La Table d’Élise

      La Table d’Élise ist die kleine Schwester von La Marine und teilt mit dem Sternelokal den Koch. Alexandre ist tatsächlich vor Ort – und hat nicht nur seinen Namen für die Bistro-Alternative des Gourmetlokals gegeben.
      • 5, rue Marie Lemonnier, 85330 Noirmoutier-en-l’Île, Tel. 02 28 10 68 35, www.facebook.com

      Die berühmten Kartoffeln von der Île de Noirmoutier. Foto: Hilke Maunder

      Die Kartoffeln von Noirmoutier

      Auf der Insel Noirmoutier ist eine der teuersten Kartoffeln der Welt daheim: „La Bonnotte de Noirmoutier“. Diese besondere Kartoffel wird bereits im Januar gepflanzt und nach nur 90 Tagen, also schon im April, erfolgt die Ernte. Per Hand werden dann die ersten Mini-Frühkartoffeln, auch Grenaille genannt, geerntet – und direkt an Sterneküchen geliefert. In den Handel kommen nur die wenigsten dieser Kartoffeln.

      Traditionell wird La Bonotte mit Algen gedüngt. Sie verleihen der Knollen ihren feinen, süßlich-cremig Geschmack mit jodhaltigen Noten. Auf den Märken Frankreichs findet ihr auch Knollen, die nicht als Frühgemüse, sondern ausgereift in den Handel kommen. Doch auch dann hat la Bonnotte noch ihren Preis.

      Hier könnt ihr schlafen*

       

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      Im Blog

      Ganz in der Nähe der Île de Noirmoutier liegt meine Lieblingsinsel der Vendée im Atlantik: die Île d’Yeu. Hier stelle ich euch das nahezu autofreie Eiland vor.

      Alle Beiträge aus dem Département Vendée findest du in dieser Kategorie.

      Im Buch

      Claus Schöttle: Marie – Salz meines Lebens*

      Claus Schöttle_Claude Sauvage: Marie, Salz meines LebensClaus Schöttle, den ihr vielleicht von Facebook als Claude Sauvage oder Claus Camping-Car kennt, hat über seine Lieblingsinsel Noirmoutier einen Urlaubsroman geschrieben und als Book-on-Demand selbst verlegt.

      Die Geschichte ist leicht zu lesen und passt perfekt zu einem Sonnentag am Strand. Der Inhalt: Pierre Schuster, ein junger Pathologe aus Köln, lernt am Rosenmontag die bezaubernde Marie aus Frankreich kennen. Beide verlieben sich und er verspricht, sie zu besuchen.

      Trotz Verlust der Adresse begibt er sich mit seiner Jugendfreundin Sophie in einem geliehenen Wohnmobil auf die Reise zur idyllischen Île de Noirmoutier.

      Nach humorvollen Eskapaden auf der Anreise startet ihr Abenteuer mit der Suche nach Marie, nur mit dem Wissen ihres Namens und dass ihr Vater Salzbauer ist. Es beginnt eine wahnwitzige Odyssee über die Insel. Wer mag, kann den Titel hier* online bestellen.

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      10 Kommentare

      1. Hej Hilke, schön, bei Dir zu lesen, dass in den Salzgärten auf Noirmoutier wieder gearbeitet wird: Bei meinem ersten Besuch im Sommer 1970 und später immer über den Gois waren sie lange verlassen. Mit meinem Zelt wieder im Dünensand (wie 1955 in den St.Peter-Ordinger Dünen). Bei Sonnenuntergang barfuß am tollen Sandstrand ein kribbelndes Erlebnis: Wahres Strandflohgehopse am Spülsaum. In L`Epine vom Bäcker frische Brioche (den Gutschein für gratis die dritte liegt noch hier) und dazu Meersalzbutter !

        Zur Rückfahrt auf den Continent wartete eine lange Pkw-Kolonne: Erst kamen bei noch ziemlich hohem Wasserstand die Lkws vom Festland. Und dann setzte sich ein Pkw von ganz hinten vor den ersten: Den seitlich postierten Motorrad-Gendarmen dort hatte er wohl nicht erwartet. Der trat in schönster Ruhe näher, erzählte dem ungeduldigen Fahrer etwas und der durfte dann gleich nach dem letzten Lkw los: Das Salzwasser reichte noch gut über seine Achsen… Wir anderen warteten lieber, bis der Gois wasserfrei war.
        Letzter Aufbau dieses weitgereisten Zeltes übrigens nach absolutem Schietwetter auf Fehmarn, bis zum Auftritt von Jimi Hendrix. Da kam die Sonne raus.

        1. Lieber Hanns, was für tolle Erlebnisse. Noirmoutier 1970…. da wanderte ich noch in Cuxhaven durchs sommerliche Watt bei den Großeltern. Bises! Hilke

      2. Liebe Hilke,

        Danke für die Buchempfehlung, soeben geordert für den nächsten Frankreich – Urlaub als Buchlektüre mit Erinnerungswert. Ich war auf Hochzeitsreise u.a. Auf der Ile-de-Noirmoutier und es war wunderschön.
        Herzliche Grüße aus dem Taunus,
        Susanne

        1. Oh, wie schön – eine Hochzeitsreise nach Südfrankreich! Alles Gute für euch! Herzliche Grüße in den Taunus! Hilke

      3. Hallo Hilke,
        wir waren im vergangenen Herbst auf Oleron, Re und Noirmoutier. Alle drei Inseln sind schön mit ganz unterschiedlichem Charakter und alle sind toll mit dem Fahrrad zu erkunden.
        Auf Noirmoutier hatte bei „unseren“ Austernfischern das Dutzend 13 Stück, bei der Größe 0(!) lag der Preis für dieses Dutzend bei unter 7 Euro und sie waren phantastisch! Auch unter diesem Gesichtspunkt ein Schlemmerparadies!
        Vielen Dank für Deine tollen Berichte über unser Lieblingsland!

        1. Hallo Helmut, wie schön! Und ja, es ist einfach wundervoll, wie günstig und gut das Luxusgut Auster in Frankreich ist. Merci für Deine nettes Lob, das ist mir Freude und Ansporn zugleich.
          Viele Grüße! Hilke

      4. Dankeschön! Jetzt weiß ich auch, woher das Salz kommt, welches ich in einem Supermarché in der Bretagne gekauft habe.

      5. Hallo am Mittag,

        der Bericht gefällt mir sehr gut. Macht Lust auf Besuch dieser Gegend

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