Die Abtei St-Georges-de-Boscherville in Saint-Martin-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder
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Abteien der Seine: St-Georges-de-Boscherville

Nur wenige Kilometer westlich von Rouen überragt der imposante Laternenturm der Klosterkirche St-Georges-de-Boscherville die niedrigen Sandsteinhäuser, Koppeln, Weiden und Wälder der Fôret de Roumare am rechten Seine-Ufer.

Die Klosterkirche,die heute als Pfarrkirche vom Örtchen Saint-Martin-de-Boscherville. Das frühere Gotteshaus im Dorf musste für den Bau der Klosterkirche weichen.

Daher heißt der Ort Saint-Martin, die Abtei jedoch Saint-Georges. Zusammen mit dem Klostergarten ist sie das letzte Überbleibsel eines Augustinerklosters, das 1114 von den Benediktinern übernommen wurde.

Schlichte Schönheit: die Abteikirche von St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder
Schlichte Schönheit: die Abteikirche St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder

Erbaut wurde es am Standort eines einst gallo-römischen Umgangstempels. Die heidnischen Ursprünge wurden erst mit einer Grabkapelle überdeckt, 1255 mit der heutigen Abteikirche, die als Musterbeispiel der normannischen Romanik gilt.

Ihre Bögen symbolisieren den Himmel, die Säulen die Erde. So wie Himmel und Erde aufeinander treffen, so berühren sich das Göttliche und das Irdische.

Blutrünstige Kapitelle

Blutrünstig: ein Kapitel in der Abteikirche von St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder
Blutrünstig: ein Kapitel in der Abteikirche von St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder

Ungeheuer eindrucksvoll ist auch der Kapitelsaal, der parallel zur Kirche verläuft. Da er sich um mehr als ein Drittel von ihr abhebt, waren Fenstern möglich. Durch seine 1,80 Meter dicken Wände konnten auch Strebepfeiler vermieden werden.

Der quadratische Raum mit einer Länge von 16,73 m, einer Breite von 7,60 m und einer Höhe von 12 m ist so ein lichtes, offenes Juwel der Gotik. Seine Statuen fertigten nicht nur normannische Künstler, sondern auch Steinmetze aus Paris und Chartre. Auf den skulptierten Kapitellen geht es mitunter ganz schön blutrünstig zu. Wer mehr wissen will: Die Abtei hat eine sehr informative Website ins Netz gestellt – auch auf Deutsch!

Der Klostergarten von St-Georges-de-Boscherville

Akribisch gestutzt: der Buchsbaum im Klostergarten der Abtei St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder
Akribisch gestutzt: der Buchsbaum im Klostergarten der Abtei St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder

Der vier Hektar großen Klostergarten von 1680 wurde vor einigen Jahren in seine ursprüngliche Form zurückversetzt.

Die Klostergärten von St-Georges-de-Boscherville bestehen aus einem Gemüsegarten, einem Obstgarten und Beeten mit Gewürz- und Heilpflanzen. Dicht an dicht hängen hier die Birnen am Spalier. Üppig biegen sich alte Apfelsorten unter ihrer süßen Last.

An den Chor der Abteikirche schließt sich eine Löwenzahnwiese an - im Sommer blüht sie goldgelb. Foto: Hilke Maunder
An den Chor der Abteikirche St-Georges-de-Boscherville schließt sich eine Löwenzahnwiese an – im Sommer blüht sie goldgelb. Foto: Hilke Maunder

Geradezu malerisch tanzten Cumuluswolken am blauen Himmel. Ein normannisches Paradies! Doch nur wenige Kirchenbesucher nahmen sich die Zeit, genussvoll den Klostergarten zu entdecken.

Im Juli blüht der Lavendel im Klostergarten von Saint-Martin-de-Boscherville... in der Normandie! Foto: Hilke Maunder
Im Juli blüht der Lavendel im Klostergarten von St-Georges-de-Boscherville in der Normandie! Foto: Hilke Maunder

Dazu Beete mit Kräutern und Gewürzen, Arzneipflanzen, majestätische Sonnenblumen, duftender Salbei und ein endlos blauer Himmel, der sich über der leicht gewellten Landschaft spannte. Ein sanftes Plätschern des Wasserspiels in der Zentralachse, Vogelgezwitscher. Der Frieden eines späten Nachmittags, nachzuspüren in diesem Garten!

St-Martin-de-Boscherville: Klostergarten. Foto: Hilke Maunder
Wasserspiel im Klostergarten der Abtei St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder
St-Martin-de-Boscherville: Klostergarten. Foto: Hilke Maunder
Im Obsthain wachsen zahlreiche alte Apfel- und Birnensorten. Foto: Hilke Maunder
St-Martin-de-Boscherville: Klostergarten. Foto: Hilke Maunder
Sonnenblumen schmücken die herbstlichen Beete im potager von St-Georges-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder

St-Georges-de-Boscherville: Info

Route des Abbayes Normandes

Die Straße der normannischen Abteien verbindet zwischen Rouen und Fécamp die schönsten Klöster der Normandie. Ebenfalls an der Abteienstraße liegen die Klöster von Montivillers, Graville und Saint-Wandrille.

Schlafen

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Diese Skulptur erhebt sich am Eingang zum Klostergarten. Foto: Hilke Maunder
Diese Skulptur erhebt sich am Eingang zum Klostergarten. Foto: Hilke Maunder

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Steile Klippen und weite Sandstrände, bizarre Felslandschaften und verwunschene Wälder, romantische Fachwerkstädtchen und moderne Architektur – die Normandie hat unzählige Glücksorte zu bieten.

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Bummelt auch einmal durch das kleine Örtchen. Denn dort findet ihr noch eine chaumière, die unter Denkmalschutz steht. Typisch für die Reetdachkaten des Seine-Tales ist der First aus Iris. Ihre Wurzeln befestigen das Schilf zusätzlich! Auch die benachbarte, neue Kate hat das Bauprinzip übernommen.

Der First einer chaumière in St-Martin-de-Boscherville. Foto: Hilke Maunder Auch diese moderne Chaumière besitzt einen traditionellen Iris-First. Foto: Hilke Maunder

2 Kommentare

  1. Liebe Hilke,
    toll, Dein Tipp kommt genau richtig! Wir sind bald unterwegs in die Ferien und haben noch ein nettes Etappenziel gesucht zwischen Zeeland/Holland und dem Golf de Morbihan…und an Rouen kommen wir ja dann ohnehin vorbei 😉
    Danke also für die passende Idee!
    Schönen Sommer und liebe Grüße
    Alice

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