Abteien der Seine: St-Georges-de-Boscherville
Nur wenige Kilometer westlich von Rouen überragt der imposante Laternenturm der Klosterkirche St-Georges-de-Boscherville die niedrigen Sandsteinhäuser, Koppeln, Weiden und Wälder der Fôret de Roumare am rechten Seine-Ufer.
Die Klosterkirche dient heute als Pfarrkirche vom Örtchen Saint-Martin-de-Boscherville. Das frühere Gotteshaus im Dorf musste für den Bau der Klosterkirche weichen.
Daher heißt der Ort Saint-Martin, die Abtei jedoch Saint-Georges. Zusammen mit dem Klostergarten ist sie das letzte Überbleibsel eines Augustinerklosters, das 1114 von den Benediktinern übernommen wurde.
Erbaut wurde es am Standort eines einst gallo-römischen Umgangstempels. Die heidnischen Ursprünge wurden erst mit einer Grabkapelle überdeckt, 1255 mit der heutigen Abteikirche, die als Musterbeispiel der normannischen Romanik gilt.
Ihre Bögen symbolisieren den Himmel, die Säulen die Erde. So wie Himmel und Erde aufeinander treffen, so berühren sich das Göttliche und das Irdische.
Blutrünstige Kapitelle
Ungeheuer eindrucksvoll ist auch der Kapitelsaal, der parallel zur Kirche verläuft. Da er sich um mehr als ein Drittel von ihr abhebt, waren Fenster möglich. Durch seine 1,80 Meter dicken Wände konnten auch Strebepfeiler vermieden werden.
Der rechteckige Raum mit einer Länge von 16,73 m, einer Breite von 7,60 m und einer Höhe von 12 m ist so ein lichtes, offenes Juwel der Gotik. Seine Statuen fertigten nicht nur normannische Künstler, sondern auch Steinmetze aus Paris und Chartres. Auf den skulptierten Kapitellen geht es mitunter ganz schön blutrünstig zu.
Der Klostergarten von St-Georges-de-Boscherville
Der vier Hektar großen Klostergarten von 1680 wurde vor einigen Jahren in seine ursprüngliche Form zurückversetzt.
Die Klostergärten von St-Georges-de-Boscherville bestehen aus einem Gemüsegarten, einem Obstgarten und Beeten mit Gewürz- und Heilpflanzen. Dicht an dicht hängen hier die Birnen am Spalier. Üppig biegen sich alte Apfelsorten unter ihrer süßen Last.
Geradezu malerisch tanzten Cumuluswolken am blauen Himmel. Ein normannisches Paradies! Doch nur wenige Kirchenbesucher nahmen sich die Zeit, genussvoll den Klostergarten zu entdecken.
Dazu Beete mit Kräutern und Gewürzen, Arzneipflanzen, majestätische Sonnenblumen, duftender Salbei und ein endlos blauer Himmel, der sich über der leicht gewellten Landschaft spannte. Ein sanftes Plätschern des Wasserspiels in der Zentralachse, Vogelgezwitscher. Der Frieden eines späten Nachmittags, nachzuspüren in diesem Garten!
St-Georges-de-Boscherville: Info
Route des Abbayes Normandes
Die Straße der normannischen Abteien verbindet zwischen Rouen und Fécamp die schönsten Klöster der Normandie. Ebenfalls an der Abteienstraße liegen die Klöster von Montivillers, Graville und Saint-Wandrille.
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Insider-Tipp
Bummelt auch einmal durch das kleine Örtchen. Denn dort findet ihr noch eine chaumière, die unter Denkmalschutz steht. Typisch für die Reetdachkaten des Seine-Tals ist der First aus Iris. Ihre Wurzeln befestigen das Schilf zusätzlich! Auch die benachbarte, neue Kate hat das Bauprinzip übernommen.
Liebe Hilke,
toll, Dein Tipp kommt genau richtig! Wir sind bald unterwegs in die Ferien und haben noch ein nettes Etappenziel gesucht zwischen Zeeland/Holland und dem Golf de Morbihan…und an Rouen kommen wir ja dann ohnehin vorbei 😉
Danke also für die passende Idee!
Schönen Sommer und liebe Grüße
Alice
Gute Reise! War schön, uns vorher noch gesprochen zu haben! Bises! Hilke