
Lust auf einen Ausflug auf der Loire? Von der Gare Maritime von Nantes schippert der Navibus vorbei an der Westspitze der Île de Nantes flussabwärts in rund zehn Minuten zu einem einstigen Fischerdörfchen. Früher war das Örtchen am linken Ufer der Loire die Heimat der Kap-Hoorn-Fahrer.
Heute ist es ein beliebtes Ausflugsziel: Trentemoult. Am Anleger haben sich Gaststätten gruppiert, einige mit kleiner Terrasse am Fluss. Andere stellen Liegestühle für die Gäste am Ufer auf.

Lokale am Kai
Zu den Klassikern der Gastroszene vom Quai Marcel-Boissard gehört La Guingette, die bis 1987 ihren alten Namen „Café de Bellevue“ trug. Bereits 1929 trafen sich die Hafenarbeiter in diesem Ecklokal zum Bier und tanzten beim Bal Musette. Doch nach der Millenniumswende nervt die Musik die Nachbarn. 2003 muss das Café schließen.

2004 jedoch öffnete Jean als neuer Patron erneut die Türen. Doch statt Java, Cha-Cha-Cha und Tango locken heute Tapas, Austern, Zanderfilet, Lammrücken und andere Schlemmereien die Gäste.
Das alte Trentemoult
In den Gassen jenseits der Restaurantmeile am Ufer hat das alte Fischerörtchen seinen Charme bewahrt. Schlendert durch die engen Gassen! Unzählige Stockrosen blühen vor nostalgischen Sommervillen. In den alten Fischerkaten hat heute auch manch ein (Lebens-) Künstler sein Heim.

Neue Heimat der „bobos“
Als ich Trentemoult das erste Mal besuchte, war es ein Fischerstädtchen, das vor den Toren von Nantes ein wenig vergessen und aus der Zeit gefallen schien. Das hat sich seit 1997 gründlich verändert – besonders in den letzten zehn Jahren.
Seit Nantes Trentemoult als Ausflugsziel entdeckt hat und der Navibus von morgens um neun bis abends um acht dorthin pendelt, sind die Immobilienpreise gestiegen. Die „Bobos“ haben Trentemoult in ihr Herz geschlossen – und erobert.

Bobos? Diesen Begriff prägte der New Yorker David Brooks Ende der 1990er Jahre für die „Bourgeois-Bohème“, die „Konservativen in Jeans“ und „Kapitalisten der Gegenkultur“.
Auch in Trentemoult hat ihre die Teilnahme am Leben der kopierten Szenen und Subkulturen durch ihre erheblich höhere Kaufkraft zum raschen Anstieg der Mieten und damit zur Verdrängung der ursprünglichen Bewohner geführt.

Dem Charme des einstigen Fischerviertels hat dies kein Abbruch getan. Im Gegenteil. Zahlreiche Häuser, einst durch Tod oder Wegzug verlassen, wurden liebevoll restauriert.
Vor den Häusern und in den Gassen spielen wieder Kinder. Überall grünt und blüht es. In Tontöpfen wachsen Kräuter, an den Wänden krallen sich blühende Ranken fest. Jasmin verströmt seinen intensiven Duft.

Knallbunt in rot, blau, gelb, rosa und grün leuchten die Fassaden. Auf das Pflaster haben Kinder mit Kreide ihre Hüpfspiele gemalt. Hier und da haben Street-Art-Künstler ihre Werke auf die bunten Wände hinterlassen. Flatternde Tauben und ein vielsprachiges Wandbild fordern: Frieden. Trentemoult: ein spannendes Viertel voller Flair!

Kunst am Kai
Auch das Kino hat den Charmes des Vorortes entdeckt: 1991 dreht Jean Loup Hubert 1991 dort seinen Film «Die schöne Lili». Roman Signer wählte das ehemalige Betonwerk von Trentemoult für seinen Beitrag zum Kunstprojekt Estuaire.
Seit 2009 schwingt nun ein sieben Meter langes Pendel vom Gebäude und symbolisiert, als absurde Uhr ohne Zeiger, den langsamen Verfall des Ortes, den Lauf der Dinge bis zu ihrem Verschwinden.

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très beau commentaire sur le port de Trentmoult, nous espérons vous voir tous pour les 30 ans du jumelage.
Amic’Allemand Gérard
volontiers! Merci de m’en fournir avec tous les infos! Amitiés!