Die Champs-Élysées mit Weihnachtsbeleuchtung, Foto: Hilke Maunder
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Pariser Glamour-Meile: die Champs-Élysées

„Sonne scheint, Regen rinnt. Ganz egal, wir beide sind so froh, wenn wir uns wiederseh’n, oh Champs-Élysées…“

Wie kein Zweiter hat Chansonnier Joe Dassin die besondere Atmosphäre des Pariser Prachtboulevards im Lied eingefangen. Die fast zwei Kilometer lange Avenue ist die Glamour-Meile der Hauptstadt: mit edlen Boutiquen, luxuriösen Lokalen und Showrooms.

Corso von Paris

Beim Nationalfeiertag am 14. Juli zeigt Frankreich hier militärisch Stil und Stärke. Zu Silvester wird das neue Jahr mit einem Countdown begrüßt, der auf den Triumphbogen projiziert wird. Das Schönste: An jedem 1. Sonntag im Monat sind die Champs-Élysées autofrei.

Der Blick vom <em>Arc de Triomphe</em> auf die <em>Champs-Élysées</em>. Foto: Hilke Maunder
Der Blick vom Arc de Triomphe auf die Champs-Élysées. Foto: Hilke Maunder

Schon der Name verrät es: Die Champs-Élysées sind etwas Besonderes. Sie leiten ihren Namen von Elysion ab. Ins „Gefilde der Seligen“ wurden einst die Helden der Griechen versetzt. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts waren die Elysischen Felder Ödland.

Erst 1667 führte der Hof-Gartenarchitekt Le Nôtre vom Tuilerienschloss eine breite, schattige Allee gen Westen – einen Grand Cours, umgeben von einem mit Bäumen bepflanzten Park.

Detail des Arc de Triomphe mit der Trikolore. Foto: Hilke Maunder
Detail des Arc de Triomphe mit der Trikolore. Foto: Hilke Maunder

Prachtboulevard von Paris

1724 wurde die Promenade bis zu dem Hügel verlängert, auf dem heute der Arc de Triomphe steht. Wer etwas auf sich hielt und die nötigen Mittel besaß, errichtete hier sein glanzvolles Domizil. Im Palais des Élysées residiert heute der französische Staatspräsident. Erst 1828 kam Straße in den Besitz der Stadt. Paris baute Brunnen und Fußwege und installierte eine gasbetriebene Straßenbeleuchtung.

Wo Adel und Krone einst flanierten, baute im späten 19. Jahrhunderten das Großbürgertum prachtvolle Belle-Époque-Palais. Bereits 1860 gründeten die Geschäftsinhaber entlang der Avenue eine Vereinigung, die bis heute darauf achtet, welche Geschäfte sich ansiedeln.

Dennoch konnte das Comité Champs-Élysées nicht verhindern, dass sich internationale Fast-Food-Ketten und Billigläden breit machten. 1993 zog der damalige Pariser Bürgermeister Jacques Chirac die Notbremse – und gab mit neuen Platanenalleen, Designerbänken und poliertem Granitpflaster auf den Bürgersteigen der Straße ihren Glanz zurück.

Monumentale historische Achse

Die Place de la Concorde mit einem der Hittorff-Brunnen, dem Obelisken, dem Hôtel de Crillon (l.) und dem Hôtel de la Marine (r.). Foto: Hilke Maunder
Die Place de la Concorde mit einem der Hittorff-Brunnen, dem Obelisken, dem Hôtel de Crillon (l.) und dem Hôtel de la Marine (r.). Foto: Hilke Maunder

Die 1.910 Meter langen und 70 Meter breiten Champs-Élysées bilden den mittleren Teil der axe historique, die an der Église de l’Auxerrois östlich des Palais du Louvre beginnt, sich über die Place de la Concorde und die Porte Maillot fortsetzt. Seit 1989 endet sie an der Grande Arche de la Fraternité von La Défense.

La Défense. Foto: Hilke Maunder
La Défense. Foto: Hilke Maunder

Die monumentale Sichtachse wurde bereits ab 1564 von Caterina de Medici begonnen. Napoleon verlängerte sie als voie triomphale bis zum Arc de Triomphe. Staatspräsident François Mitterrand führt sie bis zum heutigen Endpunkt im westlichen Büroviertel von La Défense fort.

Luxus & Lifestyle

DIOR an den <em>Champs-Élysées</em>, Foto: Hilke Maunder
DIOR an den Champs-Élysées, Foto: Hilke Maunder

Mit durchschnittlich 18.000 Euro pro Quadratmeter gehören die Champs-Elysées nach dem Causeway Bay in Hongkong und der 5th Avenue in New York zu den drei teuersten Einkaufsstraßen der Welt. Für Weltmarken ist es dennoch ein Muss, mit einem Geschäft oder Showroom vertreten zu sein. Freut euch auf window shopping vom Feinsten mit edlen Boutiquen und In-Labels!

Fans von Designer-Mode können sich hier mit legendären Produkten von französischen Kultmarken eindecken. Wie wäre es mit einem Polo mit dem berühmten Krokodil von Lacoste (Nr. 50), dem trendigen Taschen-Klassiker von Longchamp (Nr. 77), feiner Baumwollwäsche für drunter und drüber von Petit Bateau (Nr. 116), federleichte Daunenjacken von Moncler (Nr. 119 ) oder edlen Mokassins, Boots oder Bootsschuhen von J.M. Weston (Nr. 55)? Typisch pariserisch sind die Kleider von Maje (Nr. 35), die einfach jeder Frau stehen. Fließend umhüllen sie den Körper, sind modisch und doch zeitlos. In Nr. 68 hat der Parfümhersteller Guerlain seit 1931 seinen Stammsitz. 1996 wurde dort der Duft Champs-Élysées kreiert.

Auch für internationale Luxuslabel gehört es noch immer einfach dazu, auf den Champs-Élysées zu vertreten sein. In Hausnummer 101 ist Louis Vuitton mit dem weltgrößten Geschäft der Marke vertreten. Wie eine Kathedrale erhebt es sich an der Ecke zur Avenue George V. Deutsche Mode von BOSS gibt es im Flagshipstore an den Champs-Élysées 117. Der Hingucker bei Tiffany & Co. (Nr. 62) ist der riesige Leuchter, der im Herzen der Wendeltreppe von der Decke hängt. Auch Luxus-Juweliere und edle Uhrmacher wie Cartier und Mauboussin sind an den Champs-Élysées vertreten.

Prêt-à-Porter, Street Wear & Sportswear

Designer-Mode hat ihren Preis. Günstiger sind Prêt-à-Porter, Street Wear und Sportswear. In-Marken wie Zara sind ebenfalls auf der schönsten Avenue der Welt vertreten. Fans von PSG pilgnern zum offiziellen Store des berühmten Pariser Fußballvereins Paris Saint-Germain (PSG).

Das Stammhaus von Guerlain iin weihnachtlicher Dekoration. Foto: Hilke Maunder
Das Stammhaus von Guerlain in weihnachtlicher Dekoration. Foto: Hilke Maunder

Traditionsreiche Lokale

Sehen und gesehen werden heißt es seit 1899 bei Fouquet’s an der Avenue des Champs-Élysées 99. Gönnt euch sich das Vergnügen und genießt ein Glas Champagner auf der Terrasse des Edel-Lokals, in dem seit mehr als 30 Jahren der französische Filmpreis César verliehen wird.

Dann finden sich Stars, Regisseure und Produzenten zu einem rauschenden Fest ein. 2019 fiel dies aus. Fouquet’s war geschlossen. Die Gelbwesten hatten bei ihren Protesten das legendäre Lokal bei der Acte XIIX der Gilets Jaunes am 18. März 2019 in Brand gesteckt. Doch den Wiederaufbau stellte keiner infrage. Heute trifft sich wieder le tout Paris bei Fouquet’s.

Sternegenüsse

Beim abendlichen dîner funkeln die Sterne über den Tellern. Gleich um die Ecke von den Champs-Élysées verwöhnt Yannick Alléno in der Avenue Dutuit 8 in seinem Dreisterneresaurant Alléno Paris gut betuchte Feinschmecker.

Tisch oder Theke ist die Frage im rot-schwarz gestylen L’Atelier de Joël Robuchon Étoile.  Je nach Appetit und Geldbeutel bereiten dort Küchenchef Éric Bouchenoire und sein Team die Gerichte von Joël Robuchon in kleinen oder großen Portionen zu. Dreisternekoch Éric Frechon entwarf die Speisekarte des Restaurants LE Drugstore.

Stylische Weltküche

In der ersten Etage des Dänemark-Hauses der Champs-Élysées versteckt sich das Restaurant Copenhague (Nr. 142). Gestylt vom dänische Designerpaar Stine Gam und Enrico Fratesi , könnt ihr hier jeden Tag ein neues Menü genießen, das Küchenchef Andreas Møller, Fan der New Nordic Cusine. Seit 1973 trifft Skandinavien auf Frankreich dort im Erdgeschoss im Flora Danica.  Köstliches Sauerkraut aus dem Osten Frankreichs steht in der der Brasserie L’Alsace (Nr. 38) auf der Karte.

Fouquet's an den <em>Champs-Élysées</em>. Foto: Hilke Maunder
Fouquet’s an den Champs-Élysées. Foto: Hilke Maunder

Kunterbunt sind die berühmten Macarons, die Pierre Hermé (Nr. 86) verkauft und Ladurée (Nr. 75) in seinem charmant-nostalgischen Salon de thé einen Hauch süßer ebenfalls serviert. So gestärkt, geht es weiter zu den Flagshipstores der globalen Sportmarken Nike (Nr. 65-67) und Adidas (Nr. 22).

Im März 2019 eröffneten die Galeries Lafayette eine Dependance als riesigen Concept Store an den Champs-Élysées. Das Nobelkaufhaus zog in den einstigen Virgin Megastore in Hausnummer 60. Sehr angesagt ist auch der 1200 qm große Concept Store Le 66 mit Mode für Männer und Frauen, Accessoires, Vintage-Stücke und Kreationen, kurzum allem, was rockt.

Lust auf eine Kulturpause?

Wenn die Geschäfte schließen, verwandeln sich die Champs-Élysées in einen Ausgehmeile. Theaterfreunde zieht es hin ztu den Bühnen, die sich in der Grünanlage zwischen der Place de la Concorde und dem Rond-Point des Champs-Élysées verstecken. Das Théâtre du Rond-Point eröffnete im März 1981 mit einer Aufführung von Jean-Louis Barraults  L’amour de l’amour nach Texten von Apuleius, La Fontaine und Molière.

In den folgenden zehn Jahren etablierte es sich unter Barrault als führende Spielstätte für zeitgenössische Werke. Marguerite Duras, Nathalie Sarraute, Samuel Beckett und Yukio Mishima waren dort ebenso zu sehen wie traditionelle Aufführungen aus dem Fernen Osten (Ramayana aus Thailand, javanische Oper, tibetanische Musik und Tänze…)

Das Théâtre Marigny  wurden von Charles Garnier ursprünglich für die Ausstellung eines Panoramas gebaut, das 1883 eröffnet wurde. 1894 baute Édouard Niermans das Haus in ein Rundtheater für sommerliche Musicalspektakel um.den  Bis in die 1930er-Jahre wurden dort hauptsächlichOperetten und andere Musiktheater gezeigt. Auch heute dominiert dort leichte Unterhaltung. Ganz in der Nähe liegt auch das wunderschöne Théâtre des Champs-Elysées, das im prunkvollen klassischen Ambiente Ballett, Oper, Konzerte und Einzelkünstler präsentiert.

Großes Kino

Die 1930er-Jahre waren die großen Jahre des Kinos, und prachtvolle Lichtspielhäuser entstanden an den Champs-Élysées. Aus jenen Jahren stammen legendäre Kinos wie das UGC Normandie, UGC George V und das Gaumont Champs-Élysées, die heute topmodern saniert sind. Fans von Arthouse-Filmen pilgern zum Elysée Lincoln oder ins Balzac.

Im Lichterglanz

Ladurée an den <em>Champs-Élysées</em>. Foto: Hilke Maunder
Ladurée an den Champs-Élysées. Foto: Hilke Maunder

Nach Geschäftsschluss wandelte sich früher sich die Avenue zur Ausgehmeile. Von 1946 bis Ende Juli 2022 schwangen im Revuetheater Lido (Nr. 116) die Bluebell Girls und Lido Boys bei der spektakulären Show Paris Merveilles von Franco Dragone die Beine.

Die Dick-und-Doof-Komiker Stan Laurel und Oliver Hardy, die deutschen Kessler-Zwillinge,  Marlene Dietrich, Josephine Baker, Édith Piaf sowie Siegfrid und Roy: Die Liste der Künstler ist lang, die im 1946 gegründete Revuetheater auf der Bühne standen.

Doch die 27. und gleichzeitig letzte Produktion des Lido konnte nicht mehr an die Erfolge ihrer Vorgänger anknüpfen. Die Corona-Pandemie, monatelange Schließungen und der eingebrochene Tourismus versetzten dem Lido den Todesstoß. Doch mit dem Lido 2 lebt die Legende fort – und inszenierte 2023 zum Auftakt das Musical „Cabaret“.

Die umstrittenen Brunnen

Weniger begeistert sind die Pariser von den sechs Brunnen der Design-Brüder Bouroullec. „In den Kristallen spiegeln sich die Farben, Lichter und Architektur der Stadt und blitzen im Rhythmus der Drehbewegungen auf“, sagten Ronan und Erwan bei der Einweihung ihrer sechs filigranen wie minimalistischen Wasserskulpturen in der exakten Mitte der Meile am 21. März 2019.

Kein einziger Cent Steuergeld floss in die feuchte Kunst am Kreisverkehr. Tagsüber weckt sie bei vielen Passanten Assoziationen an Wasserhähne. Nachts setzen 44.000 LEDs ihre klaren Linien in Szene.

6,3 Millionen Euro trieb der Fonds Pour Paris bei privaten Sponsoren auf, die damit nach den schrecklichen Ausschreitungen der Gelbwesten auch visuell ein Zeichen der Schönheit und des typisch französischen Savoir-vivre setzen wollten. Auf Youtube findet ihr diverse Videos des Brunnens.

Das goldene Dreieck

Noch mehr Luxus vereint Le Triangle d’Or, das die Champs-Élysées mit der Avenue Montaigne und der Avenue Georges V bildet. In der eleganten Avenue Montaigne, die schnurgerade vom Rond Point des Champs-Élysées hinunter zur Place de l’Alma am Seineufer verläuft, trifft sich eine betuchte Klientel bei Louis Vuitton (Nr. 22), Christian Dior (Nr. 30), Jimmy Choo (Nr. 34) und Chanel (Nr.  51).

Sie erwirbt italienischen Schick bei Giorgio Armani Donna (Nr. 2), Valentino (Nr. 19), Dolce & Gabbana (Nr. 54), Emanuel Ungaro (Nr. 2), Gianni Versace (Nr. 45) und Gucci (Nr. 60). Exquisit und angesagt wie die Mode ist die erlesene Küche von Imbert im Hôtel Plaza Athénée in Nr. 25, der 2021 den dort bis dahin tätigen Dreisternechef Alain Ducasse überraschend ersetzte.

In der Avenue George V findet große französische Namen wie Christian Lacroix (Nr. 21), die berühmten Seidentücher von Hermes (Nr. 42) neben den edlen Uhren von Bulgari (Nr. 40), Haute Couture von Givenchy (Nr.3) gegenüber von Balenciaga (Nr. 10) mit Prêt-à-Porter für die Dame und den Herrn.

Für Unterhaltung sorgt abends das Cabaret Crazy Horse (Nr. 12), für kulinarische Sternstunden Dreisternekoch Christian Le Squer im Le Cinq (Nr. 1), dem noblen Gourmetrestaurants der Pariser Hotellegende George V.

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Das Luxuskaufhaus von Paris: <em>La Samaritaine</em> am <em>Pont Neuf</em>. Foto: Hilke Maunder
Das Luxuskaufhaus von Paris: La Samaritaine am Pont Neuf. Foto: Hilke Maunder

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2 Kommentare

  1. Hallo, vielen Dank immer für die tollen u nd informativen Beiträge. Können Sie mir sagen, ob es stimmt, dass die Weihnachtsbeleuchtungen in Paris bis Neujahr sind? LG

    1. Liebe Frau Koberstädt, die Weihnachtsbeleuchtung hängt …. je nach Viertel und Veranstalter – mindestens bis Neujahr oder Dreikönigstag, mancherorts sogar bis Anfang Februar.

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