Cuisine Corsaire: Korsaren-Küche auf hoher See
Ahoi zur cuisine corsaire, einem kulinarischen Bootsausflug in der Bucht des Mont-Saint-Michel. Die Idee dazu hatte 2006 ein damals sehr junger Mann, der fremde Aromen und Gerüche liebt: Emmanuel Tessier. Wer ihn inspirierte – und was ihr erleben könnt? Voilà !
Alfons Schuhbeck hat es in Deutschland versucht, Olivier Roellinger ist es in Frankreich gelungen: eine ganze Nation für die Gewürze zu begeistern. Für diese Leidenschaft bereiste der kulinarische Globetrotter die Welt.
Er verzauberte sie mit den Aromen, die einst über das Meer in die Bretagne gekommen waren. Würzte damit die Fische und Meeresfrüchte der Baie du Mont-Saint-Michel. Und erhielt für seine legendäre Fischküche drei Sterne von Michelin.
Gewürze-Fans
2008 gab der berühmte Koch seine Sterne zurück, um in Paris einen Gewürzladen zu eröffnen und sich ganz und gar den Aromen aus aller Welt zu widmen.
Angesteckt vom „Gewürz-Virus“ wurde auch ein charmanter Bretone mit wuscheligem Schopf und Sonnensträhnen im braunen Haar: Emmanuel Tessier.
Geboren im Jahr 1967, würde man auf den ersten Blick den sympathischen Mann eher auf dem Surfboard als in der Sterneküche vermuten. Doch der erste Eindruck täuscht. Tessier teilt als einstiger Sous-Chef von Roellinger nicht nur die Perfektion in der Küche, sondern auch die Passion für Gewürze.
Kochen wie die Korsaren
Mit Roellinger als Partner eröffnete er in Cancale an der Place Saint-Méen seine Kochschule École Cuisine Corsaire. In anderthalbstündigen Kursen verrät er dort seitdem Hobbyköchen, wie Gewürze allen Gerichten – vom Fisch bis Florentiner – eine ganz besondere Note verleihen.
Von April bis Oktober holt er den Leiter der Segelschule von Cancale Port-Mer mit an Bord. Denn dann geht’s mit Gästen bei einer balade corsaire hinaus aufs Meer.
Schlemmen auf hoher See
Während Kapitän Thil mit der Pinne selbst bei steifster Brise den Nachbau des einheimischen Holzsegler-Bootstype La Cancalaise von 1905 namens „An Durzune“ auf Kurs hält, Matrosin Odile Hauptsegel, Fock und Genua setzt, die Gischt spritzt und das Schiff Fahrt aufnimmt, öffnen Jérôme und Emmanuel die ersten Austern aus Cancale.
Sie entkorken den Rosé „Petule“ und schenken ihn in die Becher, die jedem Gast am Band um den Hals baumeln. Korsarenküche in der Bucht des Mont Saint-Michel, inmitten eines Blaus, das unter dem hohen Himmel mal tiefdunkel, dann fast wie Jade schimmert. Zerfurchte Granitfelsen tauchen auf, verschwinden unter den Wellen, leuchten im Sonnenlicht.
Curry-Muscheln und mehr
Als die Chausey-Inseln am Horizont erscheinen, greift Emmanuel zu einem zweiten Holzkistchen. Darin ist keine Auster, sondern das Mittagsmenü verpackt: sechs kulinarische Kleinode, die bei jedem Törn wechseln.
Zwei warme Gerichte ergänzen sie: Miesmuscheln in köstlichem Curry – und Bratwursttopf mit Buchweizen. Tampen und Taue sichern Rot- und Weißwein, Apfelsaft und Wasser. Bei der Ankunft an Bord erhält jeder Gast einen Becher am Band für die Getränke. Frisch gebacken (!) kommen kleine Brote aus der Miniküche unter Deck.
Segel-Siesta: die Insel-Runde
Gerade, als sich zufriedene Sattheit breitmacht, an Deck ruhende Segel zur Kopfstütze der Siesta werden, rasselt die Ankerkette, holt Odile das Zodiac, und ruft Jerôme: „Alle Mann ins Beiboot – wir machen eine Inseltour! Auf der Hauptinsel von Europas größtem Archipel!“
Und während Jerôme eine große Runde über die Insel macht, auf der einst die Steine zum Bau der Abtei La Merveille auf dem Mont-Saint-Michel gebrochen wurden, ist Emmanuel längst wieder in der Küche aktiv.
„Temps du goûter“ ruft er Punkt vier, als das Schiff längst wieder Kurs auf Cancale Port-Mer genommen hat, und spaziert mit einer Étagère von Gast zu Gast.
Cidre chaud bei den Chausey-Inseln
Noch warm, verführen dort längliche Financiers-Küchlein mit zartem Mandelduft, knusprig-weiche Fondants du Chocolat und Macarons, auf denen der Curry in der Sonne funkelt, die Sinne, während Jerôme die Thermoskanne öffnet und keinen Kaffee, sondern heißen, mit Gewürzen aromatisierten Cidre ausschenkt.
Und mit einem breiten Grinsen im Gesicht fragt: „Wollt ihr noch etwas Rum dazu? Oder habt ihr einen anderen Wunsch?“ Ja! Und dass dieser Tag nie enden möge.
Cuisine Corsaire: Info
Cuisine Corsaire: Kochkurse und kulinarische Törns
• Place Saint-Méen, 35260 Cancale, Tel. 02 99 89 63 86, www.cuisine-corsaire.fr
Offenlegung
Ich bezahlte die Teilnahme am Korsaren-Törn aus eigener Tasche.
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Im Blog
Die Cusine-Corsaire-Bootstouren starten in Cancale. In dem alten Fischerhafen der Smaragdküste wurde einst die Austernzucht erfunden.
Im Buch
Klaus Simon, Hilke Maunder, Roadtrips Frankreich*
Das zweite gemeinsame Werk mit Klaus Simon stellt euch die schönsten Traumstraßen zwischen Normandie und Côte d’Azur vor. 14 Strecken sind es – berühmte wie die Route Napoléon durch die Alpen oder die Route des Cols durch die Pyrenäen, aber auch echte Entdeckerreisen wie die Rundtour durch meine Wahlheimat, dem Fenouillèdes.
Von der Normandie zur Auvergne, vom Baskenland hin zu den Stränden der Bretagne und dem wunderschönen Loiretal laden unsere Tourenpläne ein, Frankreich mobil zu entdecken – per Motorrad, im Auto, Caravan oder Wohnmobil. Hier* gibt es das Fahrtenbuch für Frankreich!
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Merci beaucoup, Emmanuel, nous avons passé 6 ans à Granville dans les années 92 à 98, souvent faisant escale aux ÎIles Chaussey, à Cancale, en allant à la pêche au moment des grandes marées. Ta cuisine corsaire me plaît, par contre je suis plus simple dans ma cuisine quotidienne préférant toujours les produits locaux. Un tour avec ton équipe sur la Bisquine nous fera le plus grand plaisir lors de notre prochain passage dans la région. Une très Bonne Année sans vague!
quels beaux souvenirs! Bonne et belle année, Hilke