Gorges du Tarn. Foto: Hilke Maunder
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In den Schluchten der Gorges du Tarn

Die Gorges du Tarn nordöstlich von Millau gehören zu den schönsten Schluchten Frankreichs. Bis zu 500 Meter tief hat sich der Tarn auf 80 Kilometer Länge in die Karstebenen der Causses hinein gegraben.

Der 380 km lange Fluss entspringt am Mont Lozère, durchfließt Millau, Albi und Montauban und mündet bei Moissac in die Garonne.

Gorges du Tarn bei Millau. Foto: Hilke Maunder
Die Gorges du Tarn bei Millau. Foto: Hilke Maunder

Mit zig Kurven und Kehren windet sich die Départementsstraße D 907 bis am rechten Flussufer durch die Tarnschlucht. Ihren Eingang bewacht seit dem 12. Jahrhundert das Château de Peyrelade, dessen Mauerwerk mit dem Fels verschmolzen zu sein scheint.

Der Fels, der hier bei Rivière-sur-Tarn in einer Flussschleife des Tarn den Eingang zu den spektakulären Schluchten der Gorges du Tarn bewacht, birgt im Innern ein köstliches Geheimnis: den Bleu des Causses. Mit Kuh- statt Schafmilch bringt dieser AOC-Blauschimmelkäse wahres Genießer-Glück.

Petra lapta: Der lateinische Name verrät, warum „gestürzter Stein“ den Käsemachern so gut gefällt. Denn in Rivière-sur-Tarn sind die geologischen Gegebenheiten ähnlich geartet wie beim viel berühmteren Käseort des Aveyron, Roquefort. Dort war vor 200.000 Jahren im Combalou-Massiv ein rund zwei Kilometer langer Felssturz entstanden, dessen Höhlen und Grotten bis zu 300 Meter tief reichen.

Durch Felsspalten, von den Einheimischen fleurines genannt, zieht dort das ganze Jahr hindurch Luft durch die Keller. Sie sorgt für konstante Belüftung und gleichbleibende Temperaturen. In Roquefort verwandelten die Käsemacher die Höhlen und Grotten in weltberühmte Veredlungskeller, in denen der Blauschimmelkäse aus Schafsmilch bis zur Vollendung reift.

Genau solche Verhältnisse birgt auch der Geröllhang von Rivière- sur-Tarn, der durch den Einsturz des Puech de Fontaneilles entstand. Doch auf den Weiden ringsum grasen keine Schafe, sondern Kühe. Ihre Milch bildet den Rohstoff für den Bleu des Causses. Seit 1856 stellt ihn die Société Fromagère de Rodez nach Vorbild des Roquefort her und lässt ihn in den Naturhöhlen, in den Caves de Peyrelade, drei bis sechs Monate lang reifen. Mit Infotafeln und einem Video erklärt die Käserei die traditionsreiche Herstellung ihres Blauschimmelkäses im Gewölbe-Shop.

Gorges du Tarn: Cave de Peyrelade. Foto: Hilke Maunder
Die Käsereise Cave de Peyrelade stellt in den Gorges du Tarn den Blauschimmelkäse Bleu des Causses her. Foto: Hilke Maunder

Roquefort vom Schaf, Bleu des Causses von der Kuh: Trotz gleicher Herstellung und Reifung unterscheiden sich die beiden Blauschimmelkäse sehr. Der Bleu des Causses erhält durch die Kuhmilch eine gelblichere Farbe als der Roquefort. Seine Textur ist cremiger und sein Geschmack ist, je nach Reifeprozess, ausgeprägter.

Der Bleu des Causses ist zudem das ganze Jahr erhältlich, da die Kuhmilch tagtäglich frisch gewonnen wird. Das ermöglicht eine industrielle Fertigung in Ergänzung zur handwerklichen Herstellung. Die Roquefort-Herstellung indes ist ein Saisongeschäft und trotz großer Unternehmen immer noch rein handwerklich. Beide Käse eint die Auszeichnung als Appéllation d’Origine Protégée (AOP), dem Siegel der geschützten Herkunftsbezeichnung, das genaue Regeln für die Fertigung und Verbreitung vor Ort vorschreibt.

Gorges du Tarn bei Millau. Foto: Hilke Maunder
Herbst in den Gorges du Tarn Foto: Hilke Maunder

Sämtliche Orte in den Gorges du Tarn zwischen Le Rozier und Quézac werden im Juli und August allabendlich angestrahlt. Über Sainte-Énimie erhebt sich die Ruine der Felsenburg Castelbouc. Das mittelalterliche Örtchen gehört zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Bei Les Vignes klettert die D 995 zum Point Sublime am Rand des Causse de Sauveterre hinauf. Von dort eröffnen sich herrliche Ausblicke auf die Tarnschlucht und den weiten Talkessel Cirque des Baumes mit seinen farbigen Felswänden.

Bei der Felsenge Les détroits zwängt sich der Fluss zwischen steilen Felshängen hindurch. Wind und Wetter haben Höhlen und Grotten in den Fels gegraben. Weitere schöne Aussichten bieten sich vom Roc des Hourtous und Roc de Serre.

Mehr als 40 Quellen und Wasserfälle säumen die corniche, die Panoramaroute durch die Schlucht. Wie das Mineralwasser von Quézac in die Flasche kommt, lässt sich nach Voranmeldung auf Führungen erleben.
• SMEMQI, Maison des préfettes, Ispagnac, Tel. 04 66 45 47 15, www.quezac.com

Gorges du Tarn. Foto: Hilke Maunder
Die starke Sonne löst die Morgennebel rasch auf. Foto: Hilke Maunder

Das Musée L’Amellio im winzigen Dörfchen Montbrun, in dem nur noch rund 70 Menschenleben, betreiben Freiwillige. Wer die Sammlung zur Geologie und Lokalgeschichte ansehen möchte, muss sich vorab anmelden.
• Mai – Okt., Tel. mobil 06 17 02 93 75

An das Landleben im 18./19. Jahrhundert erinnert die Ferme Caussenarde d’Autrefois.
• Hyelzas, Hures-La Parade, Tel. 04 66 45 65 25, www.ferme-caussenarde.com

Gorges du Tarn. Foto: Hilke Maunder
Überall ragen die Wände der Gorges du Tarn hinter den Orten steil auf. Foto: Hilke Maunder

In der Maison des Vautours dreht sich alles um die Gänsegeier, die 1920 ausgestorben waren – und 1981 erfolgreich wieder angesiedelt wurden. Rund 250 Geier leben heute in den Schluchten von Jonte und Tarn.
• Saint-Pierre-des-Tripiers, Tel. 05 65 62 69 69, Apr. – Okt.

Rivière-sur-Tarn. Foto: Hilke Maunder
Rivière-sur-Tarn. Foto: Hilke Maunder

Gorges du Tarn: meine Reisetipps

Aktiv

Tarn-Törn

In La Malène lädt die letzte französische Flussschiffer-Genossenschaft Confrérie de Bateliers zur Barkenfahrt auf dem Tarn.
• Les Bateliers de la Malène, La Malène, Tel. 04 66 48 51 10, https://lamalene.fr/les-bateliers, Apr. – Okt.

Klettern

Die Gorges du Tarn gehören zu den beliebtesten Klettergebieten in Südfrankreich. Besonders rund um Saint-Georges-de-Lévéjac findet ihr viele schöne Kletterrouten.

Wandern

Gleich drei Weitwanderrouten führen durch die Gorges du Tarn. Ihr könnt die Grande Randonnées 6, 44 und 60 auch auf Teiletappen erlaufen oder Tagestouren machen entlang des rot-weiß markierten Wanderweges. Lokale Routen sind gelb gekennzeichnet.

Wassersport

Kanu, Kajak, Rafting: Ob actionreich oder familienfreundlich: Die Gorges du Tarn sind ein Eldorado für Wassersportler. Zentren sind La Malène und Sainte-Énimie.

Gorges du Tarn: chambre d'hôte mit Blick auf die Schlucht. Foto: Hilke Maunder
Morgenstimmung im chambres d’hôtes. Foto: Hilke Maunder

Schlemmen & schlafen

Manoir de Montesquiou*

Willkommen im 15. Jahrhundert: So begrüßen Evelyne und Bernard Guillenet ihre Gäste im Manoir de Montesquiou – geschlafen wird im Ritterzimmer oder Schlafsaal der Comtesse.
• 48210 La Malène, Tel. 04 66 48 51 12, www.manoir-montesquiou.com

Auberge du Moulin

Grundsolide und sauber ist dieser Landgasthof. Seine vorzügliche Küche mundet besonders gut auf der Terrasse mit Tarn-Blick.
• Rue de la Combe, 48210 Sainte-Énimie, Tel. 04 66 48 53 08, www.aubergedumoulin48.com

Noch mehr Betten*
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Gorges du Tarn. Foto: Hilke Maunder
Naturstein prägt die alten Orte am Tarn. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Die Gorges du Tarn sind die höchsten Schluchten Okzitaniens. Sie liegen zum Großteil im Département Lozère, ein wenig auch im Département Aveyron.

Im Buch

Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien abseits Geheimtipps

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt. Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte.

Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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Gorges du Tarn. Foto: Hilke Maunder
Eingegrünt: eine Werkstatt in einem Tarndörfchen unterwegs. Foto: Hilke Maunder
Gorges du Tarn. Foto: Hilke Maunder
Und wieder lugt der helle Fels hinter den Häusern auf. Foto: Hilke Maunder
Das Viadukt von Millau. Foto: Hilke Maunder
Das Viadukt von Millau. Foto: Hilke Maunder

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