
„Il suffit de passer le pont…“ Das alte französische Kinderlied weist den Weg. Überquert einfach die Brücke, und dann seht ihr es schon, das rot-weiße Schild im grünen Efeu. Hôtel Arcé weist die verwitterte Schrift den Weg vorbei an alten Platanen und einem Fronton.

Generationen von Basken haben dort mit nackter Hand, Lederhandschuh oder Chistura den Ball gegen die Mauer geschmettert. Säuberlich aufgereiht werden sie euch später wieder begegnen, als Deko im Kaminzimmer. In Frühstückszimmer liegen Boulekugeln im Korb.

Stellt den Wagen auf dem privaten Platanen ab, packt das Gepäck in die Handkarre und lauft die wenigen Meter zum Hotel. Der Kies knirscht. Das Laub raschelt. Die Nive des Aldudes rauscht über glatt polierten Fels.

Dann übertönt das Glockenläuten der Église Saint-Étienne das Spiel des Wassers. Dreimal schlägt der Glöpel gegen das Metall. Dann verstummt er. Und die Vögel begingen zu zwitschern.
Einige freche Spatzen wagen sich auf einen Balkon. Dicht an dicht hängen dort die Schinken an der frischen baskischen Luft.

Bis an den Fluss reichen die Tische der Terrasse, auf der bei warmem Wetter vom Frühstück bis zum Dîner unter mehr als 100 Jahre alten Platanen geschlemmt wird.

Jetzt ist es Herbst, und immer weniger verdeckt das Laub die rote und weiße Fassade des alten baskischen Anwesens, das sich in Saint-Étienne-de-Baïgorry an den Fuß des Col d’Ispéguy schmiegt.

Seit sechs Generationen heißt Familie Arcé hier in der Basse-Navarre ihre Gäste willkommen. Einige sind Wanderer. Andere lockt die Ruhe und Weite der Landschaft ringsum.

Und immer mehr Gäste fahren auch ins baskische Bergland, um bei Christine, Coline und Pascal ein paar Tage lang baskische Gastfreundschaft und gute Küche zu genießen. Was euch erwartet? Voilà mein Bettentest!

Die Anlage
Das Hôtel Arcé ist eine Institution und gehört zu jenen Traditionshotel, in denen die Franzosen mit der Familie den Sommer verbringen.

2012 erhielt es seinen vierten Stern. In der Hauptsaison unterstützen gut 20 Mitarbeiter das Familientrio. Das Anwesen erstreckt sich auf beiden Ufern der Nive des Aldudes.

Auf dem linken Ufer findet ihr das Haupthaus mit dem Restaurant und einigen Zimmern, den Anbau, den Frühstückspavillon und den Parkplatz.
Eine Holzbrücke, die nach Regen arg rutschig ist, bringt euch hinüber zum Swimmingpool und Tennisplatz. Von Dezember bis März ist das Hotel geschlossen.

Die Zimmer
Jedes der 22 Zimmer besitzt seine eigene persönliche Note. Mal ist das Interieur eher nostalgisch. Dann flirtet es mit den Fifties – oder gleicht einer grünen, gemütlichen Höhle wie Nummer 24.

Die Zimmer zur Gartenseite besitzen allesamt einen schmalen Balkon mit Blick auf den Fluss und die nahe Kirche, deren Glocken auch nachts pünktlich läuten. Ruhiger schlaft ihr zur Bergseite.

Die beiden Suiten des Hotels sind seit der Renovierung behindertengerecht. Die Betten, Bettwäsche und sonstiger Komfort sind top. Was ich vermisst habe, ist ein kleiner Wasserkocher und/oder eine kleine Kaffeemaschine, wie sie Hotels heute international Standard sind.






Die Küche
1962 verwandelten Pascals Eltern, Émile und Nicole, den einstigen Trinquet in einen Speisesaal mit 60 Plätzen. Die Wände schmücken Gemälde baskischer Maler wie Pablo Elizaga, die an die frühere Nutzung als Indoor-Sportplatz für das baskische Ballspiel Pelote erinnern.

Hell und freundlich ist auch Frühstücksraum, den ein weiß gestrichener Pavillon am Ufer der Nive des Aldudes birgt. Ab acht Uhr morgens beginnt dort unter der Woche der Frühstücksservice, am Wochenende meist später.
Ist es noch warm genug und trocken, wird unter den Platanen im Freien das Frühstück serviert.



Baskische Schlemmerküche
Der Star der Speisekarte kommt direkt aus dem Fluss: die Forelle. Pascal Arcé hat bereits von den Großeltern und Eltern gelernt, wie sie perfekt zubereitet wird. Seit mehr als 100 Jahre ist La Truite Bleue der Klassiker der Küche.

„Ihre blaue Farbe vom Weinessig, den ich vor dem Kochen hinzugebe“ verrät Pascal, verteilt eine sahnige Senfsoße aus der Goicoechea-Keramik und drapiert den Fisch darauf: wild, mit weit aufgerissenem Maul und Schwanz, der im Sud zu schlagen scheint.
Nach diesem visuellen Schock zaudere ich etwas. Doch Christine redet mir zu gut. Nach dem ersten Bissen bin ich verzaubert. Frisch und zart schmilzt das rosa Fleisch im Mund.

Tief verwurzelt im Baskenland und seinen kulinarischen Traditionen ist die gesamte Kochkunst von Pascal. Aus dem Vallée des Aldudes holt der schlaksige Küchenchef die Banka-Forelle.


Im Herbst zieht der begeisterte Jäger hinaus, sammelt Pilze und jagt wie einst seine Vorfahren die Palombe-Taube mit Wurfscheibe und Netz. Und ist er nicht erfolgreich, gibt es keine Wildtaube auf dem Menü. Sondern Klassiker der französischen Küche, die anderenorts selten finden sind: Schweinefüße und Kalbskopf.

Sehr schön finde ich eine Sitte, die aus England übernommen wurde – und daher fast nur den britischen und US-amerikanischen Gästen angeboten wird.

Sie sind es gewohnt, beim Aperitif in einem Vorraum eines Restaurants die Karte zu studieren und die Speisen zu bestellen. Und erst zum Platz gebeten zu werden, wenn serviert wird.

Diese Sitte hat einen ganz charmanten Vorteil: Ihr könnt euch so lange lässig in die gemütlichen Sofas vor dem Kamin kuscheln, Oliven knabbern und einen Pineau de Charente oder baskischen Wein genießen, ehe Christine euch abholt uns sagt: Bon appétit!
Info
Hôtel Arcé*
Route du Col-d’Ispeguy, 64430 Saint-Etienne-de-Baïgorry, Tel. 05 59 37 40 14, www.hotel-arce.com

Offenlegung
Ich entdeckte das französische Baskenland auf Einladung auf einer individuellen Pressereise der Agence d’attractivité et de Développement Touristiques Béarn Pays Basque. Vor Ort unterstützten mich unglaublich kundige wie herzliche Mitarbeiter des Office de Tourisme, Hotels und Restaurants.
Ihnen allen sage ich merci und herzlichen Dank. Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt.

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Weiterlesen
Basque*
Der Küchenchef des Hôtel Arcé ist der Autor eines sehr schönen Buches, das Ende September 2021 im Verlag Éditions de La Martinière erschienen ist.
Auf fast 400 Seiten stellt Pascal Arcé die Küche seiner Heimat vor und lädt zu einer kulinarischen Landpartier zwischen Berg und Meer mit fast 100 Rezepten. Die großartigen Fotos dazu stammen von Louis Laurent Grandadam, die Texte von Pierrick Jégu. Wer mag, kann das auf Französisch verfasst Kochbuch hier* online bestellen.
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Das sieht ja sehr nett aus! Nur schade, dass es so weit weg ist … wäre sonst wunderschön für ein Wochenende mit meinem Mann!
Hallo Marion,
so weit ist es gar nicht… vom Flughafen in Biarritz nur rund 50 km… in weniger als einer Stunde wäret ihr dort… Viele Grüße! Hilke