Invalidendom: Ruhmeshalle für Napoleon
Der Invalidendom in Paris ist die Ruhmeshalle von Napolein. Der „Kaiser der Franzosen“ war im Exil gestorben und bereits fast 20 Jahre tot, als der Prunkwagen nach Paris rollte und 16 Rappen Napoleon Bonaparte zu seiner letzten Ruhestätte brachten. Unter der vergoldeten Kuppel des Invalidendoms ruht der Kriegsherr und Kaiser seitdem in einem 13-Tonnen-Sarg.
Der Invalidendom ist das Prunkstück des Hôtel des Invalides auf dem linken Ufer der Seine, der Rive Gauche. Sonnenkönig Ludwig XIV. hatte die Anlage 1670 gegründet, um verwundeten und alten Soldaten Unterkunft und Pflege zu bieten. Der Bau wurde bis 1676 mit Wohntrakt, Krankenhaus und der Kirche Saint-Louis-des-Invalides nach Pländen von der Architekten Libéral Bruant und Jules Hardouin-Mansart fertiggestellt.
Ludwig XIV. schuf eine Stadt in der Stadt – mit Kaserne, Krankenhaus, Altenheim und Kloster, in dem Kirche und Militär für Zucht und Ordnung sorgten. Zuvor wurden Kriegsinvalide, wenn überhaupt, nur medizinisch versorgt – und dann dem Wohlwollen barmherziger Klöster überlassen.
Als Vorbild wählten die Architekten Libéral Bruant und Jules Hardouin-Mansart das spanische Klosterschloss El Escorial. Den Vorplatz schützen Kanonen des 17. und 18. Jahrhunderts. Antike Krieger bewachen den Haupteingang zum Ehrenhof. Eine Bronzestatue am Südpavillon stellt euch Napoleon als „Kleinen Korporal“ vor.
Auf der Esplanade des Invalides könnt ihr nach der Besichtigung zur Seine bummeln und dort mit Blick auf den prachtvollen Pont d’Alexandre in einem Ufercafé eine Pause einlegen. Nachts wird die große Soldatenanlage angestrahlt – wunderschön!
Die Museen
Die ehemaligen Werkstätten bergen heute vier Museen. Die Löwenrüstung des 1,96 Meter großen Königs Franz I., ein mittelalterlicher Sperlingsschnabelhelm und Napoleons Pistolen gehören zu den Schätzen des Musée de l’Armée. Seine Sammlung dokumentiert die Militärgeschichte vom Spätmittelalter bis zum Zweiten Weltkrieg.
Auch, wer sich nicht für Kriege und Schlachten interessiert, wird das berühmteste Museum im Hôtel des Invalides beeindruckt verlassen. Eindrucksvoll präsentiert es Waffen und Maschinen, Flaggen und Schlachtpläne, Uniformen und Utensilien der Kriegsführung.
Mit Stolz auf die Nation rollt es die französische Geschichte auf und lässt Namen und Schlachten Revue passieren, die bis heute in Straßennamen, Statuen und Gedenkstätten im Land allgegenwärtig sind.
Drei prägende Momente aus dem Leben von Charles-de-Gaulle präsentiert L’Historial Charles de Gaulle. De Gaulle war Großmeister des Ordre la la Libération. Dessen Engagement und Erfolge bei der Befreiung Frankreich stellt das Musée de l’Ordre de la Libération dar.
Wie Städte, Häfen und Residenzen einst wehrtechnisch befestigt wurden, verraten die maßstabsgetreuen Modelle des Musée des Plan-Reliefs. Ausgestellt sind nicht nur Orte aus Frankreichs, sondern auch aus den Nachbarländern. Auch Jülich und Wesel sind dabei!
Die Église du Dôme des Invalides
Da die schmucklose Soldatenkirche nicht dem Geschmack des Sonnenkönigs entsprach, beauftragte er Jules Hardouin-Mansart mit dem Bau der Église du Dôme des Invalides, die Robert de Cotte vollendete.
Ursprünglich hatte der Sonnenkönig die barocke Kuppelkirche als sein Mausoleum geplant. Doch es kam anders. Ludwig XIV. fand seine letzte Ruhestätte in der Basilika von Saint-Denis.
Der Invalidendom indes wurde als bedeutendster Sakralbau des französischen Barocks Wallfahrtsort von Napoleon-Verehrern. Am 5. Mai 1821 war Napoleon I. auf St. Helena im Exil verstorben, wo er im Tal der Geranien beerdigt wurde.
Ein Prunkbau des Barocks
Der Invalidendom ist ein Spiegel des Absolutismus. Seine Architektur verrherrlich die Macht und den Glanz des Sonnenkönigs Ludwig XIV. Sie symboilisiert die Verbindung zwischen Staat und Kirche und unterstreicht die Legitimation der königlichen Macht durch die Kirche .
Die gesamte Gestaltung des Doms ist von religiöser Symbolik durchdrungen. Die Kuppel stellt den Himmel dar, während die Säulen und Pilaster die Stärke und Beständigkeit der Kirche symbolisieren.Für den Bau des Doms wurden nur hochwertige Materialien verwendet, wie Marmor, Stuck und Edelmetalle.
Die Stuckarbeiten, die Malereien und die Skulpturen zeugen von dem hohen Niveau der französischen Kunst und Handwerkskunst im 17. Jahrhundert.
Das Wahrzeichen der Kirche ist seine imposante Kuppel. Sie ist ein Symbol für die göttliche Macht und die Größe des französischen Staates. Die Kuppel besteht aus einer doppelten Kappe, die für Stabilität sorgt. Die innere Kuppel ist mit Stuck verziert und mit einer Laterne gekrönt, während die äußere Kuppel mit Kupferblech verkleidet ist.
Leiche auf Reisen
Erst 1840 gestatteten die Engländer auf Drängen von Bürgerkönig Louis-Philippe, den Leichnam umzubetten. Unter dem Kommando des Prinzen von Joinville kehrte Napoleon an Bord der Belle Poule zurück.
Seitdem ruht sein Körper unter der 100 Meter hohen Kuppel (dôme) in einem zehn Meter hohen Sarkophag aus rotem Porphyr auf grünem Granitsockel. Zwölf marmorne Siegesgöttinnen erinnern an ruhmreiche Schlachten. Zehn Flachreliefs dokumentieren die Errungenschaften seiner Regierung vom Handelsgesetzbuch bis zum Code Civil.
Auch der einzige legitime Sohn des Kaisers, Napoleon II., der mit nur 21 Jahren in Wien verstarb, hat hier sein Grabmal. Die sterblichen Überreste des Sohnes von Napoleon und der österreichischen Erzherzogin wurden 1940 – genau 100 Jahre nach der Rückholung der Gebeine seines Vaters von St. Helena – auf Befehl Adolf Hitlers von Wien nach Frankreich gebracht und dort mit militärischen Ehren beigesetzt.
Ebenfalls im Invalidendom bestattet sind Napoleons Brüder Joseph Bonaparte (1768 – 1844), König von Spanien, und Jérôme Bonaparte (1784 bis 1860), König von Westfalen. Insgesamt gibt es vier Gräber von Mitgliedern der Familie Bonaparte damit im Invalidendom.
Ruhestätte von Generälen
In den Seitenkapellen haben weitere große Männer Frankreichs ihre ruhmreiche Grabstätte. Dazu gehören Napoleons Hofmarschall Turenne (1611 – 1675) und Marschalle wie Ferdinand Foch, Thomas-Robert Bugeaud, Hubert Lyautey oder Alphonse Juin. Ebenfalls im Invalidendom ruhen die Generäle Géraud-Christophe-Michel Duroc, Henri Giraud, Robert Nivelle und Charles Mangin. Auch Rouget de Lisle, der Autor der Marseillaise, hat im Invalidendom seine letzte Ruhe gefunden.
Auch das Herz von Marschall Vauban (1633 – 1707), der Festungsbaumeister Ludwigs XIV, bewahrt der Invalidendom. Vaubans Militäranlagen in Frankreich gehören heute zum Welterbe. Hier habe ich sie vorgestellt.
Der Marschall Jean-Marie de Lattre de Tassigny, der im Zweiten Weltkrieg mit seiner 1. Armee Südwestdeutschland eroberte, ruht indes nicht im Invalidendom. Er fand seine letzte Ruhestätte in seinem Geburtsort Mouilleron-en-Pareds im Département Vendée.
Am 50. Todestages des Marschalls enthüllte der französische Staatspräsident Jacques Chirac 2002 eine Ehrentafel in der Soldatenkirche Cathédrale Saint-Louis-des-Invalides.
Versteck der Résistance
Im Zweiten Weltkrieg diente der Invalidendom der Wehrmacht als Kaserne. Direkt über ihren Köpfen – in der Kuppel – versteckten sich teilweise monatelang US-amerikanische, kanadische und britische Piloten sowie Mitglieder der Résistance. Organisiert und versorgt wurden sich vom Ehepaar Morin.
Georges Morin, Beamter des Nationalen Büros für Kriegsveteranen und Kriegsopfer (ONAC), lebte damals mit seiner Familie in einem Pavillon, der heute verschwunden ist. Monsieur hatte sich im November 1941 dem Netzwerk Action Vengeance de la France Combattante angeschlossen, verteilte die Widerstandspresse und war für das Verstecken und den Transport von Waffen zuständig.
Die Fluchthelfer
Er stellte das Hôtel des Invalides in den Mittelpunkt einer Fluchtroute für junge britische, amerikanische und kanadische Flieger. Mehr als einhundertdreißig Piloten, die Widerstandskämpfer gerettet hatten, nachdem ihre Flugzeuge am Himmel über Frankreich abgeschossen worden waren, wurden zwischen 1942 und 1944 im Invalidendom untergebracht, bevor sie mit falschen Papieren nach England, Spanien oder in die Bretagne repatriiert wurden.
Madame Morin versorgte als Mammy Rabbit die Widerstandskämpfer. Doch 1944 hatte ein Nachbar von dem Versteck erfahren – und als corbeau den Deutschen das Versteck verraten. Am 5. Juli 1944, weniger als zwei Monate vor dem Aufstand des Pariser Befreiungskomitees und dem Einzug der 2. Panzerdivision in Paris, verhaftete die Gestapo das Ehepaar und ihre Tochter. Georges Morin wurde erst nach Buchenwald, dann nach Dora-Ellrich deportiert, wo er am 26. Dezember 1944 starb. Marie-Madeleine Morin kam mit ihrer Tochter Denise nach Ravensbrück, von wo beide zurückkehrten.
Eine Gedenktafel erinnert heute im Hôtel des Invalides an Georges Morin und seine Frau. Premierminister Lionel Jospin hatte sie im April 2001 eingeweiht.
Madame Morin hieß damals noch Marie-Madeleine Fourcade. Am 20. Juli 1989 verstarb sie im Alter von 80 Jahren im Militärkrankenhaus von Val-de-Grâce. Als erster und bislang einziger Frau erwies Frankreich ihr die letzte Ehre im Invalidendom und hielt für sie am 26. Juli 1986 dort eine Begräbnisfeier ab. Auf dem Cimétiere du Père Lachaise fand sie ihre ewige Ruhe.
Gold aus Bayern
Die Kuppel des Invalidendoms schmückt Blattgold aus Bayern. Seit dem 16. Jahrhundert werden die Schwabacher Goldschläger in aller Welt für repräsentative Objekte und Bauten gebucht. 1,3 kg Blattgold aus Schwabach lassen die römische Göttin Viktoria auf der Siegessäule in Berlin leuchten.
Auch die Luxusspielbank Taj Mahal des amerikanischen Milliardärs Donald Trump, der Palast des Sultans von Brunei glänzen mit Schwabacher Blattgold. Und der Invalidendom in Paris!
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Im Blog
Napoleon erblickte in Ajaccio das Licht der Welt. Mehr über die dortigen Napoleon-Stätten und interessante Infos und Impressionen aus der korsischen Hauptstadt findet ihr in diesem Beitrag.
Das Erbe zu Napoleon halten auch Frankreichs Kaiserstädte wach. Mehr zu den villes imériales erfahrt ihr in diesem Beitrag.
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Sehr informativ, danke! Aber was steht dort momentan für ein Gebäude vor dem Dom Richtung Eiffelturm? Sehe gerade le concert de Paris 2022.
Hallo,
das Champs de Mars am Eiffelturm wird für unzählige Veranstaltungen genutzt – die dann temporäre Bauten von groß bis klein erhalten. Was gerade jetzt dort steht, weiß ich leider nicht. Viele Grüße, Hilke