Huîtres creuses aus dem Bassin d'Arcachon. Foto: Hilke Maunder
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Wo Austern sich in Schale werfen

„Das Bassin d’Arcachon ist die Heimatstube aller französischen Austern“, sagt Jérôme Delarue. „In Nouvelle-Aquitaine werden sie geboren, und erst danach in den ostréicultures von der Bretagne bis nach Bouzigues zur Reife gezüchtet“. 300 Millionen Austern-Larven wimmeln im nährstoffreichen Wasser, das bei Flut 15.000 Hektar mit Wasser bedeckt, bei Ebbe nur ein Drittel.

Austernzüchter Jérôme Delarue holt frische huîtres creuses aus dem vivier, dem Reinigungsbecken. Foto: Hilke Maunder
Austernzüchter Jérôme Delarue holt frische huîtres creuses aus dem vivier, dem Reinigungsbecken. Foto: Hilke Maunder

Vier Jahre Wachstum

Fast 50 Monate braucht die Auster von Arcachon, bis sie ihre Reife erreicht hat. Mit Zitrone, Baguette, Butter und einem Glas Sancerre serviert Jérôme ein halbes Dutzend in seiner Holzhütte. Ihre Wände zieren Urkunden. Neunmal erhielten die Austern von Jérôme Delarue in Paris das Prädikat „exzellent“.

Austernzüchter Jérôme Delarue und Schwiegervater Dominique Aloir öffnen frische Austern, huîtres creuses. Foto: Hilke Maunder
Austernzüchter Jérôme Delarue und Schwiegervater Dominique Aloir öffnen frische Austern, huîtres creuses. Foto: Hilke Maunder

Traditionsreiche Austern-Zucht

Austernzucht hat in und um Arcachon Tradition. Bereits 1860 ließ Napoleon III. in der Lagune die ersten Austernparks anlegen. Zu ihrem Schutz entstanden rund um die Île aux Oiseaux mehrere cabanes tchanquées. Von diesen Watthütten auf hohen Stelzen bietet sich bis heute ein unverstellter Blick über das Becken.

Der Hafen der Austernfischer von Arcachon. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen der Austernfischer von Arcachon. Foto: Hilke Maunder

Die Hütten der Austernzüchter liegen in der Ville Automne, dem Fischerviertel des Seebades Arcachon. Am 280 Meter langen Kai des Fischereihafens werden täglich Scholle (carrelet), Steinbutt (turbot), Wolfsbarsch (loup de mer), Seehecht (merlu) und Goldbrasse (daurade) angelandet.

Austernsäcke am Kai von Arcachon. Foto: Foto: Hilke Maunder
Austernsäcke am Kai von Arcachon. Foto: Foto: Hilke Maunder

Auf kleinen Werften werden Fischerboote überholt, Gummistiefel und Öljacke getragen. Und zwischendurch stillen ein paar frische Austern mit Zitrone und Baguette den kleinen Hunger.

Der Hafen von Arcachon erzählt von der Austernfischerei. Foto: Hilke Maunder
Der Hafen von Arcachon erzählt hautnah von der Austernfischerei. Foto: Hilke Maunder

Die Stadt der vier „Städte“
Arcachon wird gerne la ville aux quatre villes genannt. Als Frühlingsstadt ( ville de printemps ) bezeichnet sich das Viertel am Pereire-Strand.
Die Sommerstadt ( ville d’éte ) erstreckt sich als Urlaubsviertel zwischen den Schiffsanlegern Eyrac und Chapelle.
Die Herbststadt ( ville d’automne ) ist das Viertel der Fischer und Freizeitskipper mit seinem Hafen.
Oberhalb des Stadtzentrums erhebt sich die Winterstadt ( ville d’hiver ) mit ihren schicken Belle-Époque-Villen.

Land und Leute, geprägt von der Auster

Einmal rund um das gesamte Bassin d’Arcachon, von Arcachon vorbei an Audenge und Andernos-les-Bains bis hoch zum Cap Ferret säumen die Hütten und Häfen der ostréiculteurs die Ufer.

Besonders schön ist der kleine Austernhafen Port d’Audenge. Dort sind die Schuppen der Fischer und Austernzüchter allesamt gestreift. Mal blau, mal rot, mal türkis oder grün.

In Audenge sind die Hüttern der Austernfischer in vielen Farben bunt gestreift. Foto: Hilke Maunder
In Audenge sind die Hüttern der Austernfischer in vielen Farben bunt gestreift. Foto: Hilke Maunder

Hinter den Hütten haben hier und da Austernzücher ein paar Tische an die Kaikante gestellt. Frischer kann man Austern und andere Meeresfrüchte nicht genießen!

In der Cabane 8 arbeitet Bernard mit seinem Sohn. Bernard ist der dienstälteste Austernfischer von Port d‘Audenge – und bereits seit 1975 dort fast tagtäglich anzutreffen. 

Bernard ist der dienstälteste Austernfischer von Audenge. Foto: Hilke Maunder
Bernard ist der dienstälteste Austernfischer von Audenge. Foto: Hilke Maunder

Auch am Cap Ferret könnt ihr direkt am Wasser im Village des Pêcheurs topfrisch die Austern genießen. Und vor dem Genuss noch einmal zuschauen, wie per Hand die Austern gereinigt, gewässert und geöffnet werden.

Frisch geöffnet: eine Auster vom Cap Ferret. Foto: Hilke Maunder
Frisch geöffnet: eine Auster vom Cap Ferret. Foto: Hilke Maunder

Bassin d’Arcachon: meine Reise-Tipps

Nicht verpassen!

Parc Ornithologique du Teich

Der Parc ornithologique du Teich im Winter. Foto: Hilke Maunder
Der Parc ornithologique du Teich im Januar. Foto: Hilke Maunder

Zwischen Arcachon und dem Cap Ferret  führen bei Gujan-Mestres zwei markierte Rundwege durch eine amphibische Landschaft hin zu Unterständen, von denen aus ihr die reiche Vogelwelt besonders gut beobachten können.

Wildlgans. Foto: Hilke Maunder
Häufiger Gast im Parc ornithologique du Teich: die Wildgans. Foto: Hilke Maunder

Verletzte oder kranke Vögel werden vor Ort wieder aufgepäppelt. Besonders reich ist das Vogelleben während des Vogelzugs im Frühjahr und Herbst, aber auch im Winter lohnt ein Besuch, wie diese Fotos zeigen. Im Frühjahr nisten sogar Störche im Vogelschutzgebiet!
• Rue du Port, 33470 Le Teich, Tel. 05 2 473 37 33, www.reserve-ornithologique-du-teich.com

Für die Störche wurden gezielt hohe Nistplätze im Schutzgebiet anlegt. Foto: Hilke Maunder
Für die Störche wurden Nistplätze im Schutzgebiet angelegt. Foto: Hilke Maunder

Schlafen
Booking.com

Schlemmen

Brasserie Au Gambetta

• 25, Avenue Gambetta, 33120 Arcachon, Tel. 05 56 83 22 21, https://maison-gambetta.fr

Chez Yvette

• 9, Boulevard du Général Leclerc, 33120 Arcachon, Tel. 05 56 83 05 11, www.facebook.com/profile.php?id=100063639459045

Auberge du Bassin

• 38, Avenue du Général de Gaulle, 33950 Lège-Cap-Ferret, Tel. 05 56 60 70 22, www.facebook.com/laubergedubassin

Austern schlemmen am Cap Ferret. Foto: Hilke Maunder
Austern schlemmen am Cap Ferret. Foto: Hilke Maunder

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Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.

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