
Es war ein lausiger, gruselig kalter, nasser und grauer Wintertag in Saint-Paul-de-Fenouillet. Eigentlich so richtig gemacht, um im Bett zu lesen. Oder Schlaf nachzuholen. Doch beim ersten Tee surfte ich auf dem Handy – und sah mir auch bei Météo France das Wetter an.
Was? Sonne? Nur 40 km entfernt an der Mittelmeer-Küste? Anderthalb Stunden später erlebte ich: Jedes Tal hat in den Pyrénées-Orientales ein anderes Wetter. Im Agly-Tal schüttete es, im Tal der Têt fielen weiße Flocken. Doch in Port-Vendres: Sonne und T-Shirt-Wetter. Mitten im Januar.
Kreuzfahrtgeschäft wächst
Port-Vendres ist der einzige Tiefseehafen der Pyrénées-Orientales. Und hat große Pläne. Sein Ziel: Sète als Kreuzfahrthafen Konkurrenz zu machen. Und in ferner Zukunft zu schlagen. 2016 machte erstmals die Sea Cloud an den Kais von Port-Vendres fest.
Mehr als 20 Kreuzfahrtschiffe folgten noch im selben Jahr. „Die Einfahrt nach Port-Vendres ist um vieles schöner als in Sète“, schwärmt Ghislaine Coronat, Pressechefin der Pyrénées-Orientales und stolze Katalanin, als ich ihr von meinem spontanen Besuch erzähle.

„Steht man an Deck, sieht man die Felsküste, die Ausläufer der Albères und die Schneespitze des Canigou und die Pyrenäen – Sète hat nur den platten Strand und den Industriehafen.“
Klar, sie ist parteiisch – aber traumhaft ist das Panorama von See wirklich. Das könnt ihr auch auf Bootsfahrten erleben, die im Hafen von Port-Vendres starten. Auch Glasbodenbootsfahrten sind dabei!
Mehr als 20 Kreuzfahrtschiffe jedes Jahr
Port-Vendres mausert sich langsam zu einem immer beliebteren Stopp der Kreuzfahrer auf dem Weg von und nach Barcelona und der Mittelmeerrouten Richtung Rom. „Windstar Cruises, Oceania Cruises,Crystal Cruises und Azamara Cruises haben Port-Vendres bereits fest im Programm“, sagt Ghislaine.
Grund dafür ist nicht nur der Hafen, sondern auch das Ausflugsprogramm. Besichtigungen von Perpignan, Collioure, Céret, Banyuls und Saint-Cyprien stehen ebenso auf dem Programm wie Verkostungen der lokalen Weine und Spezialitäten.
An den Kais des Hafenbeckens erinnert historische Schwarzweißfotografieren an vergangene Zeiten der Schifffahrt von Port-Vendres, das einst Griechen im 6. Jh. vor Chr. als „Hafen der Venus“ gegründet hatten.
Bis heute ist Port-Vendres mit mehr als 4.000 Tonnen Fisch pro Jahr der wichtigste Fischereihafen des Roussillon.
Feinstes Seafood zum Hafenblick
Was nicht in der Fischauktionshandel unter Ausschluss der Öffentlichkeit an professionelle Händler und Gastronomen versteigert wird, landet im ebenfalls in der Poissonnerie integrierten Fischhandel Côte Catalane, der im Juli und August um 8 Uhr früh, sonst um 8.30 Uhr, öffnet und erst abends schließt.
Direkt vom Kutter wird morgens ab acht am Quai Pierre Forgas verkauft. Ebenfalls zur Poissonnerie gehört eine tolle Bar à Huîtres im ersten Stock, wo ihr mit Blick auf den Hafen zu örtlichen Weine Austern oder Fritto Misto genießen könnt.
Neben den Kreuzfahrern und Freizeitskippern machen in Port-Vendres jede Woche auch drei Kühlfracht-und Containerschiffe, 155 m lange Frachter mit acht Meter Tiefgang, die Obst und Gemüse aus Nordafrika und Südamerika transportieren.
Die Nähe zum Internationalen Markt Saint-Charles, der wichtigsten Drehscheibe für Nahrungsmittel im Süden, machten Port-Vendres zu einem wichtigen Einfuhrhafen der EU – mit Autobahn und TGV vor der Haustür. Umso erstaunlicher, wie ruhig und geradezu romantisch die Atmosphäre im Hafen erhalten ist!<
Port-Vendres: die Reise-Infos
Schlafen
Les Jardins du Cèdre
Etwas außerhalb, nur rund fünf Minuten zu Fuß zum Ort, findet ihr dieses Dreisternehotel mit 18 Zimmern und einer Suite, Schwimmbad und richtig guter Küche zu völlig vernünftigen Preisen in einem großen, baumbestandenen Park.
• 29, Route de Banyuls, 66660 Port-Vendres, Tel. 04 68 82 01 05, www.lesjardinsducedre.com
Le Saint-Elme
Es liegt mitten im Zentrum, und das hat wohl für das Zweisternehaus bislang zum Überleben gelangt: Die Zimmer sind mehr als einfach, abgewohnt und völlig charmefrei. Aber die günstigsten im Ort . Und da ich lieber gut essen wollte, schlief ich auch hier schon einmal.
• 2, Quai Pierre Forgas, 66660 Port-Vendres, Tel. 04 11 96 00 80
Schlemmen
Bar à Huîtres
Seafood – topfrisch oder frittiert: Ihr habt die Wahl. Für die Austern kommen die Katalanen von weit her: Am besten auch mittags reservieren!
• Les Poissonneries de la Côte Catalane, Anse Gerbal – “La Criée”, 66660 Port-Vendres, Tel. 04 68 98 46 00, www.facebook.com/cotecatalane
Restaurant La Côte Vermeille
Am Standort der ehemaligen Criée verwöhnt euch heute Philippe Bessière mit feinster Fischküche – leger im Terrassenrestaurant, elegant im Gourmetrestaurant, den Gault-Millau mit zwei Hauben ehrte. Philippe gehört zu den Tocques Blanches, und damit zu den Köchen, die besonders auf Qualität und lokales Erbe achten.
• Quai Fanal, 66660 Port-Vendres, Tel. 04 68 82 05 71, www.restaurantlacotevermeille.com
Nicht verpassen
Paulilles
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MARCO POLO Languedoc-Roussillon/Cevennen*
Diesen Titel habe ich nach Axel Patitz und Peter Bausch inzwischen seit sechs Ausgaben umfangreich erweitert und aktualisiert.
Strandvergnügen und Kultur, quirlige Städte und wildromantische Landschaften: Von den Cevennen über das Languedoc bis hin zum Roussillon findet ihr dort Highlights und Kleinode, Tipps für Entdecken und Sparfüchse – und Adressen, die ich neu entdeckt und getestet haben. Denn dieser Landstrich ist seit 2014 meine zweite Heimat.
Wandert rund um den Mont Lozére, radelt durch die Petite Camargue, schippert im Hausboot auf dem Canal du Midi, taucht mit der Zahnradbahn in die faszinierende Tropfsteinwelt der Cevennen ein oder entdeckt die Côte Vermeille bei einer Schnorchelwanderung. Wer mag, kann ihn hier* direkt bestellen.
Der Reisebegleiter vor Ort: Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*
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Hört sich super an – werde da bald wieder hinfahren!!
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