Navarra-Blau und bunte Blüten: ein Haus in Sarrance. Foto: Hilke Maunder
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Die schönsten Ziele der Vallée d’Aspe

Die Vallée d’Aspe im Herzen der Pyrenäen ist das ursprünglichste und wildeste der drei Gebirgstäler des Béarn. Der alte Weg nach Spanien erstreckt sich über 40 Kilometer von Oloron-Sainte-Marie und der Escot-Schlucht im Norden bis zum Col du Somport im Süden. Mit seinen imposanten Berglandschaften, seinem lebendigen pastoralen Erbe und seinen mittelalterlichen Dörfern ist das Tal ein Paradies für alle, die echte, ursprüngliche Landstriche lieben.

Seine Lebensader ist der Gave d’Aspe, ein ungestümer Gebirgsfluss, der 58,1 Kilometer lang durch das Aspe-Tal mäandriert, bevor er sich mit dem Gave d’Ossau in Oloron-Sainte-Marie zum Gave d’Oloron vereint. Das eigentliche Aspe-Tal beginnt bei Escot, etwa fünfzehn Kilometer südlich von Oloron-Sainte-Marie, wo die Passstraße über den Col Marie Blanque die Verbindung zum Ossau-Tal schafft. Und genau hier bildet das Défile d’Escot als markanter Einschnitt zwischen den Gipfeln des Trône du Roi  (1.266 m) zur Rechten und dem Pic Roumendarès (1.646 m) zur Linken das Tor zur Vallée d’Aspe.

Die Landschaft bei Sarrance in der unteren Vallée d'Aspe. Foto: Hilke Maunder
Die Landschaft bei Sarrance in der unteren Vallée d’Aspe. Foto: Hilke Maunder

Die Vallée d’Aspe: die Highlights von Nord nach Süd

Escot

Mitten durch das Dorf führt mit der Via Tolosana einer der Jakobswege nach Santiago de Compostela. Doch das ändert nichts an der Beschaulichkeit des Weilers. 2022 machten seine 122 Einwohner eine ausrangierte Telefonzelle zu ihrer grainothèque, ihrem winzigen Kulturhäuschen, in dem nicht nur Bücher und Zeitschriften getauscht werden können, sondern auch Samen und Körner.

Rund einen Kilometer südlich der Brücke von Escot erhebt sich zur Linken der stattliche Bau der Fontaines d’Escot. 2006 kauften Corinne und Ricardo Venturini das Gebäude, das bis 1937 als Thermalbad gedient hatte, sprudelt drinnen doch eine 25 °C warme, sehr mineralreiche Wasserquelle (Selen), die Heinrich IV. im Jahr 1591 offiziell als Thermalquelle bestätigte – und schon die römischen Truppen kannten, die dort in der Antike durchzogen. Die Überreste ihrer Straßen wurden unterhalb der Nationalstraße N 134 entdeckt.

Corinne und Ricardo renovierten das Haus und vermieten fünf der ursprünglich 35 Zimmer als chambres d’hôtes sowie den Saal für Familien- und Firmenfeiern für bis zu 100 Gäste.

Sarrance

Im alten Zentrum von Sarrance. Foto: Hilke Maunder
Im alten Zentrum von Sarrance. Foto: Hilke Maunder

Mehr Trubel, aber auch das eher bescheiden, herrscht in Sarrance, dem nächsten Dorf, das nahezu autofrei ist. Die Nationalstraße führt linkerhand daran vorbei. Parkplätze am nördlichen und südlichen Dorfrand nehmen die Fahrzeuge auf.

So könnt ihr ganz entspannt an der malerisch geschwungenen Reihe weißer Häuser mit Schieferdächern vorbeischlendern hin zur Kirche Notre-Dame. Sie erinnert daran, dass ein Kuhhirte im 14. Jahrhundert hier in den Fluten des Gave d’Aspe eine schwarze Jungfrau gefunden haben soll, die den Ort zum Wallfahrtsort machte. Auch die Königin Marguerite von Navarra kam im Jahr 1559 hierher – und nahm flugs Sarrance in ihr Heptameron auf, ihre Sammlung von 72 kurzen Erzählungen nach Vorbild von Boccaccios Decamerone.

Das Plateau du Bénou

Das Plateau de Benou lebt im Rhythmus der Transhumanz. Foto: Hilek Maunder
Das Plateau du Bénou lebt im Rhythmus der Transhumanz. Foto: Hilke Maunder

Südlich von Sarrance schwingt sich die Départementsstraße D241 über die Anhöhen von Lourdios-Ichère, taucht dann auf der Départementsstraße D341 in den Wald von Issaux ein und kehrt als Départementsstraße D442 zurück in die Vallée d’Aspe.

Der große Schlenker über das Plateau du Bénou lässt euch eintauchen in das Reich der Almen, wo die heucas im Herbst gemäht werden, um Einstreu zu haben für die Tiere, die im Winter unten im Tal in den Ställen stehen, im Sommer hier halbwild umherziehen: Pferde, Rinder, Ziegen und Schafe – das 900 Meter hohe Plateau ist eine einzige riesige Weide, eingerahmt von hohen Berggipfeln wie dem Pic de l’Escurets (2.437 m).

Bedous

Von Pau aus fährt ein Kurzzug durch die Vallée d'Aspe bis nach Bedous. Foto: Hilke Maunder
Von Pau aus fährt ein Triebwagen durch die Vallée d’Aspe bis nach Bedous. Foto: Hilke Maunder

In Bedous endet die Bahn, die einst von Pau durch den Somport-Tunnel bis nach Canfranc in Spanien führte. Heute liegen ab hier seit einem verheerenden Bahnunglück im Frühjahr 1970 30 Kilometer Bahnstrecken brach. Doch angesichts von Klimawandel & Co. diskutieren Spanien und Frankreich die Instandsetzung der historischen Bahnlinie. Im Gespräch ist die Wiederaufnahme des Schienenverkehrs im Jahr 2028.

Der einstige Bahnhof von Bedous ist heute ein ungewöhnliches wie liebenswertes Hotel. Foto: Hilke Maunder
Der einstige Bahnhof von Bedous ist heute ein ungewöhnliches wie liebenswertes Hotel. Foto: Hilke Maunder

Der einstige Bahnhof war eine Ruine, als Édith Moutengue und Fabrice Dubu ihn übernahmen. Doch sie hatten eine Vision. Er Normanne aus Rouen, sie eine Einheimische aus der Vallée d’Aspe, wollten sie als Paar mit drei Kindern das alte Gebäude wieder zum Leben erwecken als ein Hotel und geselligen Ort der Zusammenkunft.

Édith Moutengue und Fabrice Dubuc vom Hôtel Transhumance. Foto: Hilke Maunder

2019 sperrten sie die Tür auf zu ihrem Hôtel Transhumance mit neun Zimmern, Spa samt Heubad und Sauna sowie einem Restaurant, wo ihr direkt am Gleis drinnen wie draußen Raclette wie früher genießen könnt – erhitzt mit Kohlen aus dem Ofen.

Das berühmte Raclette von Édith Moutengue und Fabrice Dubuc vom Hôtel Transhumance in Bedous. Foto: Hilke Maunder
Das berühmte Raclette von Édith Moutengue und Fabrice Dubuc vom Hôtel Transhumance in Bedous. Foto: Hilke Maunder
Der Gastraum des Hôtel Transhumanz im einstigen Bahnhof von Bedous. Foto: Hilke Maunder
Der Gastraum des Hôtel Transhumance im einstigen Bahnhof von Bedous. Foto: Hilke Maunder

Bedous ist die „Hauptstadt“ der dreizehn Gemeinden der Vallée d’Aspe und besitzt in seinem Herzen einen hübschen Arkadenplatz – und ein nobles Stadtpalais, in dem 1722 Pierre Laclède geboren wurde. Nach einer kurzen Karriere beim Militär schiffte sich der Kaufmann nach Amerika ein, erreiche 1755 New Orleans und gründete zehn Jahre später, 1765, die Stadt Saint-Louis in Missouri. Am Mai 1778 verstarb er bei der Rückreise von Geschäften auf einem Schiff auf dem Mississippi.

Neben Doppelzimmern gehören auch zweit gîtes zum Hôtel Transhunmance in Bedous. Foto: Hilke Maunder
Neben Doppelzimmern gehören auch zwei gîtes zum Hôtel Transhumance in Bedous. Foto: Hilke Maunder

Aydius

Eine Stichstraße führt bergauf nach Aydius, das auf einem Hügelkamm vor dem Gebirgskessel des Cirque de Gabarret ruht. Seine noch nebelfeuchten Schieferdächer leuchten in der ersten Sonne vor dem grauen Kalk der Berge. Aydius war in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein Dorf der Ziegen- und Schafhirten.

Fast 1000 Menschen lebten damals in den soliden Steinhäusern mit den schwarzen Schieferdächern, schickten die Kinder in die beiden Dorfschulen, tauschten am lavoir, dem Dorfwaschbecken, oder in einem der vier Bistros die Neuigkeiten aus und trafen sich sonntags gottesfürchtig zur Messe.

Einer von ihnen war Pierre Loustaunau. 1754 als fünftes Kind einer recht armen Bauersfamilie geboren, ging der Ziegenhirte nach Bordeaux, schiffte sich nach Indien ein, erwarb dort ein riesiges Vermögen und stieg zum Rajah von Sikandrah auf. Zur Zeit der Revolution kehrte er ruiniert nach Frankreich zurück und beendete seine Tage im Libanon bei der berühmten Spionin Lady Stanhope, der Chatelaine des Libanon.

Louis Laborde-Balen erinnert in seinem Buch Berger des Pyrénées Général des Indes* (Hirte der Pyrenäen, General von Indien) an den Abenteurer aus Aydius.

Das Leben war damals hart in diesem Bergdorf des Béarn. In den Städten erschien es leichter. Die große Abwanderung begann – nicht nur in Aydius, sondern auch in vielen anderen Bergdörfern Frankreichs. Nur noch 45 Menschen lebten in den 1970er-Jahren in Aydius. Der Tourismus bewahrte es vor dem Aussterben. Seine Häuser sind heute zum Großteil gîtes, Ferienwohnungen für Selbstversorger.

Wer richtig schlemmen will, pilgert zur Auberge des Isards, die Laure Eteve und Alexandre Terrassier 2019 übernahmen. 2022 nahm Gault & Millau den Gourmet-Gasthof in seine Schlemmerbibel auf. Seitdem ist das Dreisternehotel noch gefragter als zuvor. Und das nicht nur wegen der raffinierten Küche von Monsieur Terrassier, sondern auch wegen des grandiosen Panoramablicks auf die Berge des Béarn.

Die Vallée d'Aspe bei Bedous. Foto: Hilke Maunder
Die Vallée d’Aspe bei Bedous. Foto: Hilke Maunder

Geprägt vom Pastoralismus

Zwischen Bedous und Accous zeigt sich die Vallée d’Aspe weiter und offener als sonst. Der Talboden wird hier seit Urzeiten als Viehweide genutzt, die Dörfer sind an den Rand gedrängt, um so wenig wie möglich an landwirtschaftlicher Nutzfläche zu verlieren.

Um Land für den Ackerbau zu gewinnen, wurden die Hänge der Vallée d'Aspe terrassiert.
Um Land für den Ackerbau zu gewinnen, wurden die Hänge der Vallée d’Aspe terrassiert. Foto: Hilke Maunder

Seit mehr als 3000 Jahren hat das pastorale Leben die Landschaften der Pyrénées Béarnaises geprägt. Da kultivierbarer Boden knapp war, konzentrierten sich die Bauern auf die Züchtung von Milch- und Fleischvieh. Ihre Früchte bauten sie auf Terrassen an, mit Hecken (bocages) begrenzten sie die Bodenerosion. Im Tal schützten Auwälder die Orte vor Überflutungen.

Im Frühjahr werden die Lämmer geboren auf dem Hof hoch über Bedous. Foto: Hilke Maunder
Im Frühjahr werden die Lämmer geboren auf dem Hof hoch über Bedous. Foto: Hilke Maunder
François Salanouve von der Ferme de Soubille. Foto: Hilke Maunder

Emma Salanouve und ihr Mann François betreiben oberhalb von Bedous die Ferme de Soubille. Bei der Viehzucht konzentrieren sie sich auf die Zucht von Schafen und Pottok-Pferden (sprich: Potschjok), die sie auch für die Arbeit auf dem Hof nutzen. Aus dem Fleisch ihrer Schafe zaubert Emma köstliche Gerichte wie Hammeleintopf mit Todestrompeten, den baskischen Axoa-Eintopf oder verkauft das frische Fleisch als zartes Milchlamm der Pyrenäen.

Emma Salanouve hat einen kleinen Hoflagen auf ihrer Ferme de Soubille angelegt und verkauft ab Hof ihre Konfitüren und die Schafprodukte. Foto: Hilke Maunder
Emma Salanouve hat einen kleinen Hofladen auf ihrer Ferme de Soubille angelegt und verkauft ab Hof ihre Konfitüren und die Schafprodukte. Foto: Hilke Maunder

Die Früchte, die auf dem 20 Hektar großen Hof mit Wiesen und Wäldern wachsen, verarbeitet Emma zu Konfitüren – sortenrein oder kreativ gemixt. Auch Feigenmarmelade und Maronenmus gehören zum Sortiment!

Accous

Frühling in Accous. Foto: Hilke Maunder
Frühling in Accous. Foto: Hilke Maunder

Die schärfste Konkurrentin im Tal für Bedous heißt Accous. Der Ort am rechten Ufer des Gave d’Aspe und punktet mit einem Intermarché, sprich, Supermarkt und Tankstelle an der Nationalstraße nach Spanien, sowie der Fabrik von Toyal Europe, die seit 1938 an der Zufahrt zum Plateau de Lhers Aluminiumpulver sowie Aluminiumpigmente in Pastenform produziert und vertreibt.

Betty und Francis vom Gästehaus L'Air d'Aspet in Accous. Foto: Hilke Maunder
Betty und Francis vom Gästehaus L’Air d’Aspe in Accous. Foto: Hilke Maunder

Accous hieß in der römischen Antike Aspaluca („heiliger Felsen“) und hatte mehr als 1.700 Einwohner. Der Dorfkern liegt am rechten Ufer des Gave d’Aspe am Ausgang des großen Berthe-Tals, das vom Permayou-Gipfel (2.344 m) abfällt und ausläuft in ein kleines, flaches Becken mit Wiesen, auf denen Pferde weiden.

Auch Accous erlebte in der Mitte des 19. Jahrhunderts eine massive Landflucht, aber seit 1982 wächst langsam und stetig wieder die Zahl der Bewohner.

Das Zimmer Margerite vom Gästehaus L'Air d'Aspe. Foto: Hilke Maunder
Das Zimmer Marguerite vom Gästehaus L’Air d’Aspe. Foto: Hilke Maunder

Zu den Neubürgern gehören auch Betty Bordenave und Francis Bascouert aus Bordeaux. Mit ihren chambres d’hôtes hat das Paar am Dorfrand einen Neustart gewagt. L’Air d’Aspe nennt sich ihr Domizil, für das die beiden ein altes Béarnaiser Haus, das ziemlich verfallen war, komplett renoviert und in einem frischen, modernen Mix aus Alt und Neu eingerichtet haben. Abends servieren sie ihren Gästen eine table d‘hôte mit Wein aus dem Béarn. Und danach vielleicht noch einmal ins bain nordique, ins heiße Bad mit Bergblick im Garten?

Lescun & Cirque de Lescun

escun ist das höchstgelegene Dorf des Béarn. Foto: Hilke Maunder
Lescun ist das höchstgelegene Dorf des Béarn. Foto: Hilke Maunder

Lescun liegt auf rund 900 Metern im gleichnamigen Felskessel und ist das höchstgelegene Dorf des Béarn im Département Pyrénées-Atlantiques. Die Spitzen des Grand Billare (2.300 m), der Grande Aiguille d’Ansabère (2.377 m) und des Pic de Pétragème (2.255 m) rahmen das Bergdorf ein: malerisch!

Reich dekoriert mit Arudy-Stein: der Eingang dieses Hauses in Lescun. Foto: Hilke Maunder
Reich dekoriert mit Arudy-Stein: der Eingang dieses Hauses in Lescun. Foto: Hilke Maunder

Bummelt einmal durch die Gassen und seht euch die Architektur seiner alten Häuser an. Typisch sind die großen Hoftore mit einem Portal aus dem Stein von Arudy, der im Nachbartal Vallée d’Ossau geschlagen wird. Die Straßen sind so schmal, dass die Viehtränke nicht in der Gasse steht, sondern in die Mauern gesetzt wurde. Und blickt auch einmal in die Dorfkirche, die für das kleine Bergdorf überraschend üppig ausgestattet ist.

Die Kirche von Lescun. Foto: Hilke Maunder
Die Kirche von Lescun. Foto: Hilke Maunder
Im Inneren der Dorfkirche von Bedous. Foto: Hilke Maunder
Im Inneren der Dorfkirche von Bedous. Foto: Hilke Maunder

Im Felskessel von Lescun erstreckt sich auf 1.104 Metern Höhe das Plateau de Sanchèse. Dort plätschert zwischen steilen Kalkwänden die cascade d’Anaye. Wunderschön: der Blick auf die Orgues de Camplong, Felsgrate wie Orgelpfeifen!

Die Orgeln von Camplong. Foto:  Hilke Maunder
Die Orgeln von Camplong. Foto: Hilke Maunder

Das Plateau de Lhers

Einen völlig anderen Blick auf den Felskessel von Lescun könnt ihr weiter südlich vom rund 1.000 Meter hohen Plateau de Lhers genießen. Am Eingang zum Plateau erklärt euch ein Orientierungstisch mit drei Panelen gen Norden, Süden und Westen die Landschaft ringsum. Weiter das Tal hinauf, wo der Labadie wild und frisch über die Steine hüpft, stehen Picknicktische am Bach.

Sein Wasser leiten bégudes genannte Kanäle zu den Feldern und Weiden. Die Zufahrtsstraße zum Hochtal endet an einem Parkplatz mit Schlagbaum und mehreren Schafunterständen. Hier beginnt der Pyrenäen-Nationalpark!

Am Sentier de la Liberté erhebt sich auf dem Plateau de Lhers dieser Wegweiser. Foto: Hilke Maunder
Am Sentier de la Liberté erhebt sich auf dem Plateau de Lhers dieser Wegweiser. Mauthausen war die Endstation für alle, die auf der Flucht von den deutschen Nazis oder den Spaniern gefasst wurden. Foto: Hilke Maunder

Der Sentier de la Liberté

Weiter geht es nur zu Fuß – beispielsweise auf dem „Weg der Freiheit“. Diese Route wurde im Zweiten Weltkrieg von französischen Widerstandskämpfern genutzt, um über die Pyrenäen nach Spanien zu fliehen. Heute ist der Sentier (auch: Chemin) de la Liberté ein beliebter Wanderweg, der an die Geschichte des französischen Widerstands erinnert. Der Weg ist gut ausgeschildert, und es gibt mehrere Hütten und Unterkünfte entlang des Weges.

Cette-Eygun

Das Dorf Cette in der Vallee d'Aspe. Foto: Hilke Maunder
Das Dorf Cette in der Vallee d’Aspe. Foto: Hilke Maunder

Der Aussichtsbalkon der Vallée d’Aspe ist der winzige Weiler Cette, zu dem sich eine kurvige Bergstraße hinaufschraubt hin zu einem Parkplatz, der aus 700 Metern Höhe herrliche Ausblicke auf das Gletschertal und den Pic de Coucourou eröffnet (1.482). Und genau dort hat das Château d’Arance Tisch und Stühle auf Pflaster gestellt und lädt zur Pause – oder zu einem Schlemmermahl im Gewölbe.

Borce

Borce in der Vallée d'Aspe. Foto: Hilke Maunder
Borce in der Vallée d’Aspe. Foto: Hilke Maunder

Als schönstes Dorf der Vallée d’Aspe gilt jedoch Borce, das hoch am Hang über Etsaut thront. Ein Grund dafür ist, dass Borce von Bränden verschont blieb und dadurch seinen mittelalterlichen Charakter bewahren konnte. Rund um den Wehrturm, der heute als Rathaus dient, und die Dorfkirche, deren Außenpfeiler am Fuß ein Bärenkopf ziert, drängen sich Häuser aus Kalkstein mit Spitzbogenöffnungen, Sprossenfenstern und Wappenschilder.

Der Wachtturm von Borce. Foto: Hilke Maunder
Der Wachtturm von Borce. Foto: Hilke Maunder

Einige Kehren weiter den Hang hinauf, kümmern sich Freiwillige vom Verein im Parc’Ours um den Schutz der Bären und anderer heimischer Tiere. In naturnahen, großen Gehegen sind Gamsen, Mufflons und Steinböcke zu sehen, Enten und Gänse gackern, und eine Plattform hoch über dem Tal lädt ein, heimische Raubvögel der Vallée d’Aspe wie Adler und Gänsegeier zu beobachten.

Im Bärenpark von Borce leben derzeit zwei Bären – und eine Vielzahl weiterer einheimischer Tiere, die dort aufgepäppelt und gepflegt werden. Foto: Hilke Maunder
Im Bärenpark von Borce leben derzeit zwei Bären – und eine Vielzahl weiterer einheimischer Tiere, die dort aufgepäppelt und gepflegt werden. Foto: Hilke Maunder

Etsaut

In Etsaut wurde der ehemalige Bahnhof in die Maison du Parc national des Pyrénées verwandelt, ein Besucherzentrum für den Pyrenäen-Nationalpark.

Der Chemin de la Mature

Der Blick auf den Chemin de la Mature im Aspe-Tal vom gegenüberliegenden Fort de Portalet. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf den Chemin de la Mâture im Aspe-Tal vom gegenüberliegenden Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder

Zwei Kilometer hinter Etsaut beginnt der legendäre Chemin de la Mâture. Der Wanderweg führt 1,2 Kilometer lang über einen in den nackten Fels gehauenen Weg, der schwindelerregende Ausblicke eröffnet. Gerade mal so breit, dass Ochsengespanne – zwei Zugtiere vorn, vier Ochsen hinten zum Bremsen – die Karren mit den Masten für die königliche Marine transportieren konnten, verläuft der zwei bis vier Meter breite Weg in einer senkrechten Felsklippe, die sich bis zu 200 Meter hoch steil über dem Tal des Sescoué und den Gorges d’Enfer, der Höllenschlucht, erhebt: schwindelerregend!

Der Chemin de la Mature. Foto: Hilke Maunder
Der Chemin de la Mâture. Foto: Hilke Maunder

Der französische König Ludwig XIV. und sein Marine- und Finanzminister Jean-Baptiste Colbert hatten um 1660 diesen Transportweg zur Forêt de Pacq anlegen lassen. Ein Jahrhundert später, um 1778, war der Holzvorrat erschöpft. Vom intensiven Raubbau erholte sich der Bergwald nur langsam, und es brauchte weit mehr als 100 Jahre, ehe die Narben des massiven Holzeinschlags geheilt waren.

Das Fort du Portalet

Das Fort du Portalet von Süden aus gesehen. Foto: Hilke Maunder
Das Bollwerk der Vallée d’Aspe : das Fort du Portalet von Süden aus gesehen. Foto: Hilke Maunder

Zu den eindrucksvollsten Bauten der Vallée d’Aspe gehört das Fort du Portalet, das mit dem dunklen Fels zu verschmelzen scheint – teilweise ist es in den Fels gegraben, dann greift das Mauerwerk der Verlauf des Fels auf und führt ihn fort. König Louis-Philippe ließ das Bollwerk in den Jahren 1842 bis 1870 errichten, um den Col du Somport und die Grenze nach Spanien zu sichern.

In den 1840er-Jahren war die Beziehung zwischen Frankreich und Spanien angespannt, da Spanien die Carlisten unterstützte und damit eine Gruppe, die gegen Regierung in Frankreich kämpfte und Anhänger von Don Carlos, dem Bruder des spanischen Königs Ferdinand VII. waren. König Louis-Philippe befürchtete, dass Spanien in Frankreich einmarschieren könnte.

Das Nadelöhr am Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder
Das Nadelöhr am Fort du Portalet von Süden aus gesehen. Foto: Hilke Maunder

Das Fort du Portalet ersetzte eine ältere Befestigung der Vallée d’Aspe, die noch heute weiter nördlich zu sehen ist, und konnte bis zu 400 Soldaten beherbergen. Es kam jedoch nie zu einer Kampfhandlung. Als Kaserne und Depot nach 1925 geworden, diente das Fort während des Vichy-Regiments als Gefängnis für politische Gefangene wie Léon Blum, Édouard Daladier, Paul Reynaud, Georges Mandel und Maurice Gamelin.

Einer der Wehrgänge im Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder
Einer der Wehrgänge im Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder

Blum, Daladier und Gamelin blieben nur sechs Wochen im Jahr 1941. Mandel und Reynaud waren dort bis zum Einmarsch der Deutschen im Jahr 1942 interniert. Die Zellen der politischen Gefangenen lagen im einstigen Offizierstrakt und waren deutlich größer und komfortabler als die früheren Mannschaftsräume der Soldaten, die zu mehreren auf Stockbetten im feuchten Untergeschoss hausen mussten.

Die Küche im Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder
Die Küche im Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder

Mandel ließ sich sogar einen Kamin installieren, damit er es im Winter schön warm hatte. Paul Reynaud indes machte täglich Sport, um fit zu sein für seine Geliebte, die er in seiner Zelle empfing – und später heiratete. Die Die Familien und Freunde besuchten die Häftlinge regelmäßig im Gefängnis – und logierten im nahen Hôtel des Voyageurs in Urdos.

Der Speisesaal des Hôtel des Voyageurs. Foto: Hilke Maundder
Der Speisesaal des Hôtel des Voyageurs. Foto: Hilke Maundder

Am 15. April 1945 wurde General Pétain in Zelle 5, in der zuvor Mandel gewohnt hatte, eingeliefert – und war hier bis zum November interniert, bevor auf der Île d’Yeu ins Exil ging. Seine Frau kam jeden Morgen zu Fuß vom Hotel zu ihm. Sie musste noch entlang der Autostraßen laufen.

Die Hängebrücke zum Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder
Die Hängebrücke zum Fort du Portalet. Foto: Hilke Maunder

2024 wurde aus Kortenstahl eine Passerelle über den Gave d’Aspe gesetzt. Sie verbindet seitdem sicher den Zugang zum Fort mit dem Parkplatz bei Urdos. Hinüber zum Chemin de la Mâture führt eine Hängebrücke, die so fest fixiert ist, dass sie selbst bei starkem Wind oder hohen Andrang kaum schwankt.

Urdos

Der stillgelegt Bahntunnel von Urdos an der Strecke nach Spanien bzw. in die Vallée d'Aspe. Foto: Hilke Maunder
Der stillgelegt Bahntunnel von Urdos an der Strecke nach Spanien bzw. in die Vallée d’Aspe. Foto: Hilke Maunder

Das ehemalige Zolldorf Urdos ist die letzte Gemeinde vor Spanien. Wer schnell nach Spanien sausen will, taucht hier in den bestens ausgebauten Straßentunnel ein. Der ehemalige Bahntunnel dient als Versorgungsstrecke für diese Verkehrsverbindung. Hinauf zum Summus Portus, wie der Col du Somport in der Antike hieß, schraubt sich in vielen Kurven die Passstraße vorbei an den Sommerweiden der Senner und Schäfer.

Der Col du Somport

Das Wintersportzentrum des Col du Somport. Foto: Hilke Maunder
Das Wander- und Wintersportzentrum des Col du Somport. Foto: Hilke Maunder

Am Somport-Pass endet die Vallée d‘Aspe des Béarn und geht es hinüber nach Spanien. Der 1.640 Meter hohe Übergang ist seit dem 12. Jahrhundert die bevorzugte Passage für Pilger, die von Arles aus nach Compostela wandern.

Heute steht hier angesichts des Klimawandels nachhaltiger Wintersport hoch im Kurs, was auch die holzverkleidete Bergstation widerspiegelt, die im Mai 2023 hier mit Schließfächern und Cafeteria, Gruppen- und Besprechungsräumen, Schneeschuh- und Langlauf-Verleih und einem Spa samt Blubberbad auf dem Balkon eröffnete.

Der Whirlpool des Spa auf dem Balkon der station nordique des Col du Somport. Foto: Hilke Maunder
Der Whirlpool des Spa auf dem Balkon der station nordique des Col du Somport. Foto: Hilke Maunder

Für Langlauf – klassisch oder Skating – gibt es sieben Loipen, für Schneeschuhwanderungen (randonnées en raquettes) eine grenzüberschreitende Route von fünf Kilometern Länge sowie einen drei Kilometer langen präparierter Weg. Alpinski gibt es in nächster Nähe nur in Spanien – im riesigen Skizirkus Candanchú sowie rund 17 Kilometer entfernt im kleinen Skizirkus von Astún.

Langhäufer am Col du Somport. Foto: Hilke Maunder
Langläufer am Col du Somport. Foto: Hilke Maunder

Canfranc

Nur einen Katzensprung hinter der Grenze des Col du Somport findet ihr in Spanien einen legendären, unvorstellbar monumentalen Bahnhof, der lange leer stand und 2022 von der Barceló-Gruppe zum 5-Sterne-Hotel saniert wurde: die Estación Internacional de Ferrocarril de Canfranc. Das französisch-aragonesische Restaurant in zwei ehemaligen Eisenbahnwaggons hat einen Michelin-Stern erhalten. Die beeindruckende Anlage könnt ihr auf Führungen besichtigen. Hier erfahrt ihr mehr.

Der Bahnhof von Canfranc in den Pyrenäen von Aragón. Foto: Hilke Maunder
Der Bahnhof von Canfranc in den Pyrenäen von Aragón. Foto: Hilke Maunder

Die Vallée d’Aspe: meine Reise-Infos

Hinkommen

Bahn

Schienenbus (autocar) von Pau Croix-du-Prince nach Bedous via Gan, Buzy-en-Béarn, Ogeu-les-Bains, Oloron-Sainte-Marie, Bidos, Lurbe-Saint-Christau und Sarrance; Reisezeit: 81 Minuten

Schlemmen und genießen

Ferme de Soubille

• Chemin de Houndorbe, 64490 Bedous, Tel. mobil 06 78 96 44 29, www.fermedesoubille.fr

Le Mayabor

Dieses Café-Restaurant mit Gartenterrasse ist der Mittagstreff der Einheimischen – serviert wird Hausmannskost.
• 12, D834, 64490 Bedous, Tel. 06 43 37 24 11, www.facebook.com

Der Bar-Bereich vom Café Le Mayabor in Bedous. Foto: Hilke Maunder
Der Bar-Bereich vom Café Le Mayabor in Bedous. Foto: Hilke Maunder

L’expres’So

Beliebte junge Café-Bar, serviert auch kleine Gerichte.
• 2, rue des Quatre Cantons, 64490 Bedous, Tel. 05 59 88 80 19, www.facebook.com

Auberge des Isards*

• 3, chemin de l’auberge, 64490 Aydius, Tel. 05 59 10 92 01, www.auberge-isards.com

Au Château d’Arance

• Le Bourg, 64490 Cette-Eygun, Tel. 05 59 39 43 98, https://chateaudarance.ellohaweb.com

Hôtel des Voyageurs*

Seit 1850 empfängt das familiäre Hotel im letzten Dorf vor Spanien seine Gäste und verwöhnt sie im ländlich-traditionellen Speisesaal mit Klassikern der französischen und lokalen Küche.
• 27, route nationale, 64490 Urdos, Tel. 05 59 34 88 05, www.hotel-voyageurs-valleeaspe.com

Frühling in der Vallée d'Aspe bei Bedous. Foto: Hilke Maunder
Frühling in der Vallée d’Aspe bei Bedous. Foto: Hilke Maunder

Hier könnt ihr schlafen

Camping

Es gibt fünf offizielle Campingplätze in der Vallée d’Aspe – das Naturcamping Maison Bousquet in Bedous, den kommunalen Campingplatz von Carolle, den Camping Despourrins in Accous, einen Campingplatz mit gîtes auf dem Plateau de Lhers sowie den Camping Le Gave d’Aspe in Urdos.

Les Fontaines d’Escot

• 64490 Sarrance, Tel. 05 59 34 54 40, keine eigene Webseite, buchbar über gängige Online-Portale.

Hôtel-Restaurant La Transhumance*

• 8, avenue Robert Balangué, 64490 Bedous, Tel. 05 59 34 97 59, www.transhumance-pyrenees.fr

L’Air d’Aspe*

• 1, Tresiman, 64490 Accous, Tel. 06 20 52 93 53, www.lairdaspe.fr

Canfranc Estación*

• Calle Huesca, 22880 Canfranc-Estación, Tel. +34 974 56 19 00, www.barcelo.com

Ein Zimmer des Royal Hideaway-Hotels im Bahnhof von Canfranc. Foto: Hilke Maunder
Ein Zimmer des Royal Hideaway-Hotels im Bahnhof von Canfranc. Foto: Hilke Maunder

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