Die Abtei von Combelonge. Foto: Hilke Maunder

Die Gärten der Abbaye de Combelongue

Die Lage ist geradezu paradiesisch. Die Abtei von Combelongue liegt im Pyrenäenvorland zwischen Foix und Saint-Girons im lieblichen Tal des Baup. Wie ein schützender Mantel umgeben sanfte Hügel das Anwesen. Diese Anlage entspricht dem typisch romanischen Bauplan einer Klausur.

So seht ihr die Abtei von der Straße. Foto: Hilke Maunder
So seht ihr die Abtei von der Straße. Foto: Hilke Maunder

Die Abtei von Combelongue, 1138 vom Grafen von Pallars gegründet, gehört zu den wenigen Prämonstratenserabteien in Südfrankreich. Sie ist zudem die letzte erhaltene Abtei der Romanik im Département Ariège. Bereits ihre Architektur ist außergewöhnlich.

Der Chor der Klosterkirche von Combelongue. Foto: Hilke Maunder
Der Chor der Klosterkirche von Combelongue. Foto: Hilke Maunder

Komplett aus Backstein

In einer Region, die vor bestem Stein nur so strotzt, wurde sie dennoch vollständig aus gebrannten Ziegeln errichtet. Ihre Architektur vereint typische Stilmittel der frühen Romanik mit Mudéjares-Formen und bezeugt so den kulturellen Austausch mit den Mauren in Spanien.

Im Laufe ihrer Geschichte hat die Abtei von Combelongue viele berühmte Gäste gesehen. So machte auch Ludwig VII. auf seinem Weg nach Santiago de Compostela 1154 dort Halt.

Das Kloster und seine Gärten. QR-Codes spielen euch bei der Besichtigung die Infos aufs Handy. Foto: Hilke Maunder
Der Chor zur Gartenseite des Klosters. Foto: Hilke Maunder

Die Religionskriege sorgten für schwere Schäden. Doch das Kloster überlebte – und stand bis zur Französischen Revolution unter dem Regime der Kommende. Die Abteikirche ist heute ein Hort der Musik. Die Violinistin Marie Cantagrill hat dort ebenso Aufnahmen eingespielt wie der Konzertveranstalter Alma Cantoa aus Toulouse.

Grüne Zeitreise

Jean-Luc Mirguet.-Avanzi zeigt mir im Mittelaltergarten eine gelb blühende Pflanze, die den Teufel vom Haus fernhalten soll. Foto: Hilke Maunder
Jean-Luc Mirguet-Avanzi besitz im Mittelaltergarten eine gelb blühende Pflanze, die den Teufel vom Haus fernhalten soll. Foto: Hilke Maunder

Die Revolution beendete das Ordensleben. Die Abtei wurde säkularisiert und verkauft. Heute gehört sie Jean-Luc Mirguet-Avanzi, der mit Hut und Harke im Garten arbeitet.

Für Besucher hat er einen kleinen Führer erstellt und in Folie eingeschweißt. Denn nicht nur ein Garten, sondern gleich mehrere Gärten, umgeben die einstige Abtei. Sie spiegeln ihre Geschichte vom 12. bis zum 18. Jahrhundert wider.

Das Kloster und seine Gärten. QR-Codes spielen euch bei der Besichtigung die Infos aufs Handy. Foto: Hilke Maunder
Das Kloster und seine Gärten. QR-Codes spielen euch bei der Besichtigung die Infos aufs Handy. Foto: Hilke Maunder

Zeitreise durch die Garten-Stile

Das klösterliche Gartenreich umfasst einen mittelalterlichen Garten mit zahlreichen Heil-, Gewürz- und Kräuterpflanzen. Der Renaissancegarten zeugte von der damaligen Liebe zur Symmetrie und der Perspektive.

Foto: Hilke Maunder
Der Blick zurück zum Garten-Eingang  der Abtei von Combelongue- Foto: Hilke Maunder
An Sichtachsen und Ruhepunkten im Garten laden Bänke und Stühle ein, die Inszenierung im Grünen ganz kontemplativ zu genießen. Foto: Hilke Maunder
An Sichtachsen und Ruhepunkten im Garten laden Bänke und Stühle ein, die Inszenierung im Grünen ganz kontemplativ zu genießen. Foto: Hilke Maunder

Den formellen französischen Garten prägen akkurat geschnittener Buchsbaum. Ganz italienisch gibt sich das Theater im Grünen. Auch der romantische verger, der Obstgarten, spiegelt die Gartentrends vergangenen Jahrhunderte wider.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Eine Einladung zum Innehalten. Foto: Hilke Maunder

Jenseits der Gartengrenzen eröffnen die Gärten weite Blicke auf die landwirtschaftlichen Bereiche der Abtei. Sie prägen Landschaften und Weiden im englischen Stil, die kleine Wasserläufe durchziehen.

Foto: Hilke Maunder
Die Ruhebank um Obstgarten. Foto: Hilke Maunder

2012 wurde dieses grüne Reich vom Kulturministerium als jardin remarquable (bemerkenswerter Garten) anerkannt. 2018 folgte die Auszeichnung mit dem Prix VMF Jardin Contemporain et Patrimoine.

Alljährlich am ersten Juniwochenendenimmt Monsieur am landesweiten Gartenfestival Rendez-vous aux jardins teil. Dann stürmen die Franzosen in die Gärten und begrüßen zwischen Picardie und Pyrenäen, Atlantik und Mittelmeer völlig verzückt die ersten Sommertage. J

edes Jahr beteiligen sich rund 2200 grüne Paradiese am landesweiten Gartenfest, das das französische Kulturministerium im Jahr 2003 aus der Taufe gehoben hat. Alljährlich wechselt das Thema des Aktionswochenendes, welches das Bewusstsein für die Bedeutung von Gärten als kulturelles Erbe und wichtiger Teil der französischen Lebensart fördern will.

Doch nicht nur dann könnt ihr die Gärten der Abtei von Combelongue im Herzen des Couserans entdecken – alle Infos dazu weiter unten.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Der Rundgang durch die Gärten führt zurück zum Innenhof der Abtei. Dort könnt ihr einen Blick in die Abteikirche werfen.

Links wohnt Monsieur und vermietet im Obergeschoss eine Suite, rechts befindet sich der Eingang zur Abteikirche. Foto: Hilkle Maunder
Links wohnt Monsieur und vermietet im Obergeschoss eine Suite, rechts befindet sich der Eingang zur Abteikirche. Foto: Hilke Maunder

Die Abteikirche von Combelongue

Ihr Inneres ist hell und überraschend schlicht und modern. Aus dem 12. Jahrhundert ist noch eine Sockelskulptur erhalten, die den Sieg über das Böse darstellt. Le Mal Vaincu heißt sie.

<em>Le Mal Vaincu</em>. Foto: Hilke Maunder
Le Mal Vaincu. Foto: Hilke Maunder

Die Glasfenster der Abteikirche sind modern und stammen aus dem Jahr 1958.

Die Abteikirche von Combelongue. Foto: Hilke Maunder
Die Abteikirche von Combelongue. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Die Glasfenster im Chor. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Die Kreuzigung, ein Glasfenster von 1958. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Abbaye de Combelongue: meine Reise-Infos

Lage und Zeiten

Auto

Von der D 117 Quillan – Foix zweigt bei Rimont die schmale Landstraße D 518 gen Süden ab. Folgt ihr bis zum Weiler Combelongue mit seinem kostenlosen, ausgeschilderten Parkplatz

Rad

Voie verte Foix – Gimont, Abzweig Rimont

Bus

Linie Foix – St Girons, Haltestelle Rimont, ca. 2 km Fußweg

Öffnungszeiten

1. Juli bis 30. September: täglich von 15 bis 18 Uhr, sonst nach Vereinbarung unter Tel. mobil 06 07 99 35 82; Eintritt

Schlemmen und genießen

In Combelongue gibt es keinerlei Gastronomie. Ihr findet dort jedoch zahlreich schöne Plätze für ein Picknick!

Foto: Hilke Maunder
Über akkurat geschnittene Rasenflähen und sauber gestutzte Buchsbäume schweift der Blick hin zur Abtei von Combelongue.Foto: Hilke Maunder

Schlafen

Was mir Monsieur, der heute als Rentner ganzjährig im Schloss lebt, verschwieg: Im ersten Stock hat er eine Suite für Gäste eingerichtet. Sie verfügt über einen eigenen Eingang und besteht aus einem Wohnzimmer mit einem durch einen Vorhang abgetrennten Schlafzimmer, einer kleinen Küche, einem Badezimmer und kleinen Diele.  Wer mehr Platz benötigt, kann ebenfalls in der ersten Etage noch ein geräumiges Stilzimmer aus dem 18. Jahrhundert mieten.
• 09420 Rimont, Tel. 06 07 99 35 82, www.abbayedecombelongue.fr

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Im Blog

Auf Mein Frankreich findet ihr noch zahlreiche weitere interessante Gärten. Stöbert einmal hier:

Die hängenden Gärten von Marqueyssac

Grüne Träume: die Gärten von Eyrignac

Die Gärten von Colette

Der Garten der Stille

Die Jardins Suspendus von Le Havre

Jardin Shamrock: das Hortensien-Reich

Normandie: Garten am Meer

Val Joanis: Winzer-Garten im Winterkleid

Foto: Hilke Maunder
Welche eine charmante Einladung für eine Pause im Grünen! Foto: Hilke Maunder

Im Buch

Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt an den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen.

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2 Kommentare

  1. Liebe Hilke,

    Ich war heute mit einer Freundin in der Abbey de Combelongue und es war wunderschön! Der Baum beim Eingang ist ja fast gänzlich von einer Rose überwuchert, Mr. Mirguet sagt ca. 15m hoch. Die Rose ist jetzt in voller Blüte!Er hatte Zeit uns die vielen Pflanzen zu erklären und wie und wann er gepflanzt hat, sein Lebenswerk. Danach fuhren wir über die Kretenstrasse mit den 3 Pässen zurück Richtung Foix und dann nach Hause nach Léran bei Mirepoix. Wir hatten ein schönes Picknick auf dem ersten Pass, wunderbares Taboulé, aber die Gabeln zu Hause vergessen. Dank eines Kaffelöffels und eines schweizer Sackmessers (meine Zunge ist noch dran) konnten wir es trotzdem geniessen. Danke für den Tip, ich wollte schon immer dort hin.
    Liebe Grüsse
    Claude (Die, die auch eine Tochter Namens Lara hat)

    1. Liebe Claudia, wie schön! Der Garten ist wunderschön – wie auch die Strecke zurück nach Foix. Schöne Pfingsten! Hilke

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