Julien Rouge mit einer Forelle aus dem Lac Negre am Carlit. Nach dem Foto kam sie zurück in den Bergsee. Foto: Hilke Maunder
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Die Top-Angel-Spots der Ost-Pyrenäen

So sieht Angel-Urlaub in den Ostpyrenäen aus: Morgens Fliegenfischen auf Forellen im Hochgebirge, nachmittags Wrackangeln im Mittelmeer. In den Pyrénées-Orientales ist Sportangeln so vielseitig wie die Landschaften des katalanischen Winkels Frankreichs.

95 Angel-Gebiete locken dort zwischen 2500 Metern Höhe und dem Meer. Die schönsten Angel-Spots? Voilà !

Die Seen des Carlit

Julian Rouge beim Fliegenfischen am Estany Llat. Foto: Hilke Maunder
Julian Rouge beim Fliegenfischen am Lac Sec. Foto: Hilke Maunder

2.921 Meter hoch ragt der Pic Carlit als höchste Spitze der Ostpyrenäen im Herzen der Cerdanya auf. Ein historischer Zufall ist schuld daran, dass das Hochtal heute zur Frankreich gehört. Denn es liegt südlich des Pyrenäenhauptkamms. Geographisch zählt es bereits zur Iberischen Halbinsel.

Dort findet ihr auch, mitten in Frankreich, die katalanische Enklave Llívia. Und auch dort seht ihr den Carlit. Es ist ein markanter Gipfel aus Granit und Schiefer, von der Eiszeit geprägt. Wie die meisten der zwölf Seen, die auf seinen Ausläufern die Angler anziehen.

Am Stausee von Bouillouses beginnt die Wanderung zu den zwölf Angelseen des Carlit-Massivs. Foto: Hilke Maunder
Am Lac des Bouillouses beginnen die Wanderwege zu den 12 Bergseen des Carlit-Massivs. Foto: Hilke Maunder

Hin kommt ihr vom Lac des Bouillouses, der als einziger See des Massivs für die Stromerzeugung aus Wasserkraft bereits 1904-1910 angelegt wurde.

Vom Großparkplatz am Stausee, zu dem während der Hochsaison Shuttlebusse pendeln, führen zwei Rundwege zu den Bergseen.

Der Lac Sac am Carlit-Massiv. Foto: Hilke Maunder
Der Lac Llat am Carlit-Massiv. Foto: Hilke Maunder

Nur der Lac de Cambau steht unter Naturschutz und darf nicht beangelt werden. Denn dort liegt die Kinderstube der Fario-Forelle sowie der „Bouillouses“-Regenbogenforelle.

Ebenfalls nicht befischt werden dürfen die markierten Abschnitte der Bergflüsse Grave und Balmette.

Ein Bergbach verbindet die beiden Bergseen Llong und Bailleul. Foto: Hilke Maunder
Der Bergbach, der die Seen Llong (am Horizont) und Bailleul verbindet, darf nicht befischt werden. Foto: Hilke Maunder

Doch in allen anderen elf Seen zwischen 2000-2500 m Höhe könnt ihr vom 30. Mai bis 4. Oktober eure Haken auswerfen.

Das Hochplateau am mehr als 2000 m Höhe mit dem Estany Llong. Foto: Hilke Maunder
Das Hochplateau auf mehr als 2000 m Höhe. Foto: Hilke Maunder

Forelle & Saibling

Mit etwas Glück könnt ihr eine Regenbogenforelle (truite arc-en-ciel „Bouillouses“) oder Fario-Forelle (truite fario), einen Bachsaibling (saumon de fontaine) oder einen Wandersaibling (omble chevalier) fangen. Als Obergrenze für die Entnahme gelten acht Fische pro Person, auch bei mehreren Angeltagen.

Der Estany de les Dugues. Foto: Hilke Maunder
Fliegenfischer Thomas Müller am Estany de les Dugues. Foto: Hilke Maunder

Schlemmen & schlafen am Carlit-Massiv

Auberge du Carlit

Das traditionsreiche Gasthaus am Bouillouses-Stausee ist ganzjährig geöffnet.
• Postanschrift: 8, Rue Las Parres, 66210 Bolquère, Tel. 04 68 04 22 23, https://lesioux.fr/adc

Refuge des Bones Hores

Ebenfalls am Stausee betreiben Viviane und Christian Lacoste ihr Restaurant-Bar-Hotel auf 2.050 Metern Höhe.
• Les Bouillouses, 66210 Mont-Louis, Tel. 04 68 04 24 22, www.boneshores.com

Die Seen von Camporelles

In den Bergseen der Pyrénées-Orientales leben vor zwei Forellenarten - eine davon ist endemisch. Foto: Hilke Maunder
In den Bergseen der Pyrénées-Orientales leben zwei Forellenarten – eine davon ist endemisch. Foto: Hilke Maunder

Unter den rund 60 Bergseen der Pyrénées-Orientales auf einer Höhe zwischen 1800 und 2500 Metern gibt es nur wenige, die direkt mit dem Wagen angefahren werden können. Die meisten erreicht ihr erst nach mehrstündigen Fußmärschen. Die Wanderung zu den Seen von Camporelles, die in Formiguères beginnt, ist ein guter Mittelweg.

Sie dauert rund anderthalb bis zwei Stunden und führt heute durch eine malerische, offene wie alpine Landschaft. In den zehn Seen lebt nur eine einzige Fischart: die Fario-Forelle (truite fario), deren Haut rot und schwarz gesprenkelt ist.

Les Étangs du Madrès

Évol. Foto: Hilke Maunder
Évol – eine Bergschönheit aus Natursteinen. Foto: Hilke Maunder

Von Nohèdes oder Évol, das zu den schönsten Dörfern des Départements gehört, kommt ihr in ein bis zwei Stunden zu Fuß zu den Bergseen Gorg Nègre d’Évol und Gorg Estelat de Nohèdes am Fuße des Madrès-Gipfels (2.469 m) und könnt dort Fario-Forellen fischen.

Beide Bergseen waren bei den Bauern einst arg gefürchtete Orte. Sie wagten nicht einmal, in den Gorg Estelat Steine ins Wasser  zu werfen, erzählen alte Legenden. Denn dann würde ein Sturm aus ihnen herauskommen.

Der Gorg Nègre

Und der Gorg Nègre, der Schwarze Teich, sei so tief, dass er einen Dämonenpalast beherbergen würde. Sobald man einen Stein hinein würfe, sprängen die Dämonen heraus, und man höre große Donnerschläge.

Selbst die Fario-Forellen, die dort gefangen wurden, waren wahrhaft dämonisch, so der Volksmund. In die Bratpfanne gelegt, entkamen sie durch den Schornstein!

Der Lac du Clot

Dritter Angelsee der Madrès  ist der Lac du Clot am Fuß des Col de Portus. Ebenfalls auf der Wanderung kommt ihr am kleinen Gorg Blau vorbei, der nicht befischt werden darf. Wie die Seen einst entstanden sind, verrät diese Legende.

Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, suchte er als guter Perfektionist, sein Werk zu verbessern. Eines Tages kam er so auch nach Évol und traf in den Bergen auf einige schreckliche Hexen. Er fragte sie trotz allem, was sie sich wünschten, um ihren Aufenthalt auf Erden schöner zu gestalten, und sie wünschten sich einen Teich.

Gott erfüllt ihren Wunsch. Aber er machte den Teich dunkel und düster, wie das Bild ihrer Seelen. So entstand der Gorg Nègre. Doch nicht weit von dort, in Nohèdes, lebten einige freundliche und gütige Feen, die Gott belohnen wollte.

Er nahm daher ein Stück des Teiches, den er gerade angelegt hatte, und verteilte es auf dem Gebiet der guten Feen. Dann fügte er eine Handvoll Sterne hinzu, die er vom Himmel herunterholte, und nannte sein Werk Gorg Estelat.

Als Gott  bemerkte, dass er während seiner Arbeit eine kleine Pfütze in eine Felsmulde gefallen war, fand er sie so hübsch, dass er sie ein wenig vergrößerte, mit dem Blau des Himmels färbte und als Gorg Blau zum Schmuckstück machte.

Le plan d’eau de Puyvalador / Le Galbe

Der Stausee von Puyvalador. Foto: Hilke Maunder
Lupinen blühen in den Feuchtwiesen des Stausees von Puyvalador und des Galbe. Foto: Hilke Maunder

Das Hochplateau des Capcir ist das Mini-Kanada der Ostpyrenäen. Waldkiefern (pi roig) und Hakenkiefern (pi nègre) mit dunklerer Rinde bilden hier tiefe Wälder.

An den Flanken von Pic du Bosc Nègre (2.135 m) und Pic de Ginèvre (2.382 m) ziehen sie sich hinauf bis zum Ginster, der im Mai, Juni die Bergspitzen gelb leuchten lässt. Geheimnisvolle Schriften und Zeichnungen sind auf den Peira Escrita in den Schiefer geritzt.

Der Stausee von Puyvalador. Foto: Hilke Maunder
Im Frühsommer blüht gelb der Ginster auf den Bergen am Stausee von Puyvalador. Foto: Hilke Maunder

Genau hier haben einst Gletscher das u-förmige Galbe-Tal geformt, das zwischen Espousouille und Porteille d’Orlu durch Feuchtgebiete mit Orchideen, Schwertlilien, Lupinen und hohen Gräsern hinführt zum Wildbach Galbe.

Wo der Galbe in den Stausee von Puyvalador mündet, ist ein Angelbereich ausgewiesen am Feuchtgebiet. Foto: Hilke Maunder
Wo der Galbe in den Stausee von Puyvalador mündet, ist ein Angelbereich ausgewiesen am Feuchtgebiet. Foto: Hilke Maunder

Steine verblocken das Wasser, bilden Kaskaden und Schwälle, ehe der Galbe ganz sanft und ruhig in den Stausee von Puyvalador einmündet, eingerahmt von Kiefern und glatt poliertem Granit.

Bergbach mit Fario-Forellen: der Galbe. Foto: Hilke Maunder
Bergbach mit Fario-Forellen: der Galbe. Foto: Hilke Maunder

Fario-Forellen tummeln sich hier, aber auch Döbel (chevesne) und kleine Elritzen (vairons).Vom 30. April bis 4. Oktober dauert hier die Angelsaison. Es gilt stets: catch & release. Denn durch die Cyanobakterien besteht derzeit für vier Jahre ein Verzehrverbot für die Fische aus Fluss und See.

Der Galbe. Foto: Hilke Maunder
Der Galbe. Foto: Hilke Maunder

Schlemmen & schlafen

Maison Sarda

Anne und Vincent vom Gîte Maison Sarda. Foto: Hilke Maunder
Anne und Vincent vom Gîte Maison Sarda. Foto: Hilke Maunder

Gästehaus im Weiler Espousouille mit table d’hôte und angeschlossener Töpferei. Die Zimmer sind eher einfach, aber geräumig, die Küche hingegen ein raffinierter Hochgenuss!
• 66210 Fontrabiouse, Tel. 04 68 04 40 05, https://maisonsarda.com

Apéro und table d'hôte werden in der offenen Küche serviert.
Apéro und table d’hôte werden in der offenen Küche serviert.
Einige der Töpferwaren von Anne. Foto: Hilke Maunder
Einige der Töpferwaren von Anne. Foto: Hilke Maunder

Oberlauf der Têt

An dem Flanken des Carlit entspringt auch die Têt, die auf ihrem 116 Kilometer langen Lauf immer neue Seiten zeigt. Am Oberlauf bei Bouillouses tanzen Mücken und Nymphen auf der Wasseroberfläche.

Am Oberlauf der Têt bei Pla de Barrès. Foto: Hilke Maunder
Am Oberlauf der Têt beim Pla de Barrès. Foto: Hilke Maunder

Gezielt hat der örtliche Angelverein dort den stillen Lauf modifiziert, um mehr Insekten anzulocken und die Nahrungsgrundlage der Forellen in diesem Gewässer der 1. Kategorie zu verbessern.

In den Feuchtwiesen am Oberlauf der Têt blühen wilde Narzissen. Foto: Hilke Maunder
In den Feuchtwiesen am Oberlauf der Têt blühen wilde Narzissen. Foto: Hilke Maunder

Feuchtwiesen säumen den Lauf, wilder Wald und frei laufende Rinder, die bei der Transhumanz aus den Tälern hinauf getrieben werden für den Bergsommer.

Auch junge Kälbchen weiden am Oberlauf der Têt. Foto: Hilke Maunder
Auch junge Kälbchen weiden am Oberlauf der Têt. Foto: Hilke Maunder

Wie die Bergseen des Carlit ist auch der Oberlauf der Têt das Terrain der Fliegenfischer (pêche à la mouche). Und bleibt es flussabwärts bis zu den alten Thermen von Thuès, deren Ruinen der Efeu erobert hat.

Von Efeu erobert: das alte Kurbad von Thues an der Têt. Foto: Hilke Maunder
Von Efeu erobert: das alte Kurbad von Thuès an der Têt. Foto: Hilke Maunder

Als grünes Gemäuer erhebt sich das Kurbad am Fluss, verwahrlost, vergessen, verziert von Graffiti. Doch aus dem Hahn der Quelle sprudelt noch immer heiß das Heilwasser.

Bis heute fließt warmes Thermalwasser aus dem Hahn im einstigen Kurbad von Thuès. Foto: Hilke Maunder
Bis heute fließt warmes Thermalwasser aus dem Hahn im einstigen Kurbad von Thuès. Foto: Hilke Maunder

Und vermischt sich mit dem Wasser der Têt, das hier weiß schäumend über die Felsen schießt, unbändig und wild. Ehe es sich beruhigt, sanft wird unter dem Blätterdach von Grüneichen, Buchen und Kastanien.

Fliegenfischen im Flussbett der Têt beim alten Kurbad von Thues. Foto: Thomas Müller
Da seht ihr mich beim Fliegenfischen im Flussbett der Têt beim alten Kurbad von Thuès. Foto: Thomas Müller

Im Lauf der Jahreszeiten wechselt die Têt ihr Temperament. Nach der Schneeschmelze gebiert sie sich als wilder Strom. Im Sommer ist ihr Bett eher trocken, hier und da sogar reduziert auf wenige Tümpel.

Julien Rouge beim Fliegenfischen an der Têt bei Thuès. Foto: Hilke Maunder
Julien Rouge beim Fliegenfischen an der Têt bei Thuès. Foto: Hilke Maunder

Doch im Frühjahr und Herbst sorgen die Niederschläge dafür, dass sie über ihre Ufer tritt und alles überflutet.

Auch die vier Angelteiche des pôle halieutique von Millas, die der örtliche Angelverein mit Forellen bestückt und Neugierige mit Schnupperstunden und Angelevents ans Sportangeln heranführt.

Der Agly-Stausee

Fenouillèdes: die Staumauer des Agly. Foto: Hilke Maunder
Die Staumauer des Agly. Foto: Hilke Maunder

Seit 1994 erstreckt sich zwischen Caramany, Trilla, Ansignan und Cassagnes der aufgestaute Agly als milchig türkisgrüner See, 3,5 km lang und rund 250 m breit.

Die 273 ha große Wasserfläche ist der einzige See der Pyrénées-Orientales, auf dem ganzjährig auch Fischerboote zugelassen sind. Wer keinen Elektromotor am Boot hat, muss rudern. Boote mit Benzinmotoren sind verboten.

Fenouillèdes: der Stausee des Agly wird auch Lac de Caramany genannt. Foto: Hilke Maunder
Der Stausee des Agly wird auch Lac de Caramany genannt. Foto: Hilke Maunder

Drei Fische pro Tag und Fischer dürft ihr aus dem Stausee ziehen. Wels (silure), Rotauge (gardon), Döbel (chevesne) und Barsche (perche) gehen hier an den Haken.

Im Frühjahr tritt der Agly über die Ufer und überschwemmt die Uferwiesen. Foto: Hilke Maunder
Im Frühjahr tritt der Agly über die Ufer und überschwemmt die Uferwiesen. Foto: Hilke Maunder

Nachts sind hier die Karpfen-Fischer auf drei Angelstrecken (parcours) unterwegs und freuen sich über kapitale Kerle. Oder treffen sich zum Parcours Carpe de Nuits an den Stauseen von Raho, Vinça und Villelongue dels Monts.

Am frühen Abend am Lac de la Raho. Foto: Hilke Maunder
Am frühen Abend am Lac de la Raho. Foto: Hilke Maunder

Am rechten Ufer des Agly-Reservoirs könnt ihr bis zu See-Mitte auch in Float Tubes angeln mit einer Rute. Diese Angeltechnik ist auch zugelassen auf den Stauseen von Matemale, Vinça und Raho sowie auf dem Angelsee Nr. 4 von Millas.

Der Étang de Salses-Leucate

Lagune von Salses-Leucate: Das Vereinsgelände von Bonança. Foto: Hilke Maunder
Ein traditionelles katalanisches Fischerboot vom Étang de Salses-Leucate. Foto: Hilke Maunder

Die Lagune von Salses-Leucate erstreckt sich entlang einer Nord-Süd-Achse parallel zur Küste. Mit einer Länge von 14 Kilometern und 6,5 Kilometern an ihrer breitesten Stelle, ist sie nach dem Étang de Thau die zweitgrößte Lagune Okzitaniens.

Viel wärmer als das Meer ist die Lagune, die drei grau genannte Kanäle mit dem Mittelmeer verbinden. Mal nur wenige Zentimeter, dann wieder 3,5 Meter tief, erwärmt sich ihr Wasser im Sommer auf bis zu 25 Grad Celsius.

Zur Étang-Seite erhebt sich bei Le Barcares dieser Leuchtturm - dort wird von Land aus gerne geangelt. Foto: Hilke Maunder
Zur Étang-Seite erhebt sich bei Le Barcares dieser Leuchtturm – dort wird von Land aus gerne geangelt. Foto: Hilke Maunder

Seegrasbetten bedecken ihren mal sandigen, mal modrigen Boden. Immer wieder treiben auch Algen der Sorte Valonia aegagropila durch das Brackwasser, dessen Salzgehalt sich wie die Temperatur mit Wind und Wetter ständig ändert.

Besonders zwei Fischarten fühlen sich hier wohl: die Dorade (daurade) und der Wolfsbarsch (loup de mer). Doch illegales Abfischen im großen Stil hat ihre Bestände radikal reduziert.

Schnell ein Foto, dann ging es für die Baby-Daurade wieder ins Meer. Foto: Hilke Maunder

Die Felsküste der Côte Vermeille

Vor den zinnoberroten Felsenwände der Côte Vermeille, die sich zwischen Collioure und Cerbère im Ultramarinblau des Mittelmeeres spiegeln, liegt so manch ein Wrack auf dem Grund des Mittelmeeres. Berühmt wurde besonders le bananier, wie das MS Alice Robert auch genannt wird.

1934 im dänischen Nakskov als Kühlschiff erbaut, das die Bananen der französischen Kolonien in die Häfen von Bordeaux und Nantes brachte, wurde es im Zweiten Weltkrieg umgerüstet – und 1944 vor Port-Vendres von einem deutschen Kriegsschiff versenkt.

Taucher und Fischer gleichermaßen begeistert das Wrack "Le Bananier" vor Port-Vendres. Foto: Hilke Maunder
Taucher und Fischer gleichermaßen begeistert das Wrack Le Bananier vor Port-Vendres. Foto: Hilke Maunder

Horizontal liegt es seitdem auf dem Sandboden, die sechs Kanonen noch fest verschweißt an Bord, den Mast hochgereckt ins Blau. Tausende Muscheln haben das Deck und die Laderäume erobert.

Das fischreiche Wrack

Meeraale haben sich in den Kettenschäften der beiden Anker niedergelassen, Hummer sich in den Laderäumen eingenistet, Zackenbarsche das Wrack zum Zuhause erklärt. Langsam erobern Juwelenanemonen das Blech und setzen pinkfarbene Akzente.

Makrelen - frisch gefangen im Mittelmeer. Foto: Hilke Maunder
Makrelen – frisch gefangen im Mittelmeer. Foto: Hilke Maunder

Was für ein Tauchspot! Und was für ein Ort zum Meeresfischen, wissen die Einheimischen, die mit einem Motor-Anker das Boot auf Position halten und darauf achten, den rot-weißen Bojen der Taucher nicht zu nahe zu kommen.

Und dann ein Zucken in der Rute spüren, aus 50, 60 Meter Tiefe die Schnur hochholen – und dann am vielleicht einen  Seebarsch (serran) hochholen. Meist sind es jedoch Makrelen, die am Haken landen.

Am Haken der Angel: ein junger Serran. Auch für ihn ging es nach dem Foto zurück ins Meer. Foto: Hilke Maunder
Am Haken der Angel: ein junger Serran. Auch für ihn ging es nach dem Foto zurück ins Meer. Foto: Hilke Maunder

Der Felsen der Fische

Kapitän Patrick Valdivia, mit dem ich einen Tag auf dem Mittelmeer  verbringe, wirft den Motor an und fährt zum zweiten berühmten Angelspot der Côte Vermeille: la Roche Vidal. 50 Meter beträgt die Wassertiefe bis zum letzter Stück des  Festlandsockels. Jenseits der Abbruchkante ist das Mittelmeer bis zu 1000 Meter tief.

Patrick stoppt die Maschine. Jetzt ist die pêche à la dérive dran. Das Boot treibt ohne Motor, die Angel hängt im Wasser. Alle zehn Meter ändert die geflochtene Schnur ihre Farbe und verrät so, wie tief die Leine schon gesunken ist. Jetzt ist sie aus Kohlefaser gefertigt – und extrem stabil. „Das reicht für die Großfische, die hier jagen“, sagt Patrick, schiebt die Kappe tief über die Sonnenbrille und schaut auf das weite, endlose Meer.

Das Meer der Côte Vermeille. Foto: Hilke Maunder
Das Meer der Côte Vermeille. Foto: Hilke Maunder

Die schönsten Angelspots der Ostpyrenäen: die Infos

Angelkarte

Die Angelkarte, die der Verband eines Départements ausstellt, gilt mit wenigen Ausnahmen auch in anderen französischen Départements. Die Tages- und Siebentageskarten sind im Verhältnis deutlich teurer als Dreimonats- bzw. Jahreskarte.

Im Zuge der Nachwuchsförderung erhalten Kinder unter 12 Jahren stark verbilligte Angelkarten. Online könnt ihr die Angelkarte auf wwww.cartedepeche.fr erwerben.

Reinste Entschleunigung: die Angel im Étang. Foto: Hilke Maunder
Reinste Entschleunigung: die Angel im Étang. Foto: Hilke Maunder

Offizielle Angel-Infos

Über Saisonzeiten, Regeln und  Auflagen informiert der französische Angelverband Fédération Nationale de Pêche et de protection du milieu aquatique (FNPF) auf dieser Webseite: www.generationpeche.fr

Maison Pêche et Nature

Im Infozentrum der Fédération des Pyrénées-Orientales pour la Pêche et la Protection du Milieu Aquatique gibt es nicht nur die Angelkarten, sondern auch ein kleines Aquarium mit einheimischen Fischen, einige Ausstellungsstücke sowie umfangreiches Infomaterial.

Im Sommer zeigen Mitarbeiter auf den vier Angelteichen von Millas mit Blick auf die Têt Grundtechniken beim Angeln. Im Juni feiert Millas an seinen Angelteichen eine große Fête de la Pêche.
• 1, Avenue des Bouillouses, 66170 Millas, Tel. 04 68 66 88 38, www.facebook.com

Das Haus des Fischereiverbandes der Pyrénées-Orientales. Hier erhaltet ihr eure Angelkarten. Foto: Hilke Maunder
Das Haus des Fischereiverbandes der Pyrénées-Orientales. Hier erhaltet ihr eure Angelkarten. Foto: Hilke Maunder

Angelurlaub in den Pyrénées-Orientales

Der Angel-Tourismus ist in Frankreich noch ein Nischenmarkt. Nur wenige Touristikunternehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz bieten dorthin Angel-Pauschalreisen an.

Vor Ort indes gibt es in beliebten Angelgebieten wie den Ostpyrenäen zahlreiche staatlich ausgebildete Angellehrer. Sie unternehmen Tages- und Mehrtagestouren mit ihren Gästen, oft auch als Pauschalprogramm mit anderen Naturerlebnissen und passenden Unterkünften.

Mich begleiteten zwei Führer, jeder für sich ein ausgezeichneter Spezialist für sein Angelrevier.

Auf die Fliege kommt es an. Foto: Hilke Maunder
Auf die Fliege kommt es an. Foto: Hilke Maunder

Fliegenfischen in den Bergseen und Flüssen der Ostpyrenäen

• Julien Rouge, Tel. 06 61 13 16 33,  www.pyreneesorientalespeche.com

Meeresfischen am Mittelmeer und auf den Lagunenseen

• Patrick Valdivia, Catalunya Pro Fishing, 08 Galerie Cassanyes, 66140 Canet-en-Roussillon,
mobil 07 68 24 66 10‬, https://pechemer66.fr

Das Echolot verrät Patrick Valdivia, ob und wo Fische zu finden sind. Foto: Hilke Maunder
Das Echolot verrät Patrick Valdivia, ob und wo Fische zu finden sind. Foto: Hilke Maunder

Hintergrund: Sportfischen in Frankreich

In Frankreich gibt es rund 3900 Angelclubs und -vereine (AAPPMA – Association Agréée de Pêche et de Protection du Milieu Aquatique, dtsch. „eingetragener Angler- und Wasserschutzverein“). Rund 1,5 Millionen Franzosen sind dort Mitglied, darunter auch die 11.000 Sportangler der Pyrénées-Orientales mit ihren 29 Angelsportvereinen.

Um die Belange der lokalen Angelclubs kümmern sich 93 Féderations Départementales des Associations Agrées de Pêche et de Protection du Milieu Aquatique (FDAAPPMA), die wiederum im nationalen Dachverband Féderation Nationale de la Pêche (FNPF) organisiert sind.

Cap Béar. Foto: Hilke Maunder
Sommerfluten am Cap Béar. Foto: Hilke Maunder

Wie Sportangeln und Gewässerschutz sich umweltgerecht vereinbaren lassen, legt in den Pyrénées-Orientales der Plan Départemental pour la Protection des milieux aquatiques et la Gestion des ressources piscicoles (PDPG) 2019-2024 verbindlich fest.

Was ihr beim Angeln in Frankreich alles beachten müsst, welche Mindestgrößen bei Fischen gelten, wann und wo wie geangelt werden darf, könnt ihr auf der deutschen Webseite des staatlichen Fremdenverkehrsamtes ATOUT France hier auf Deutsch erfahren.

Fliegenfischen am Carlit heißt auch: wandern. Einen Tag lang, will man neun Seen befischen. Foto: Hilke Maunder
Fliegenfischen am Carlit heißt auch: wandern. Einen Tag lang, will man neun Bergseen befischen. Foto: Thomas Müller

Offenlegung

Es war eine Premiere für mich: Geangelt hatte ich zuvor noch nie. Umso mehr freute ich mich, die Angelspots der Ostpyrenäen auf einer individuellen Pressereise entdecken zu dürfen, zu der mich Pyrénées-Orientales Tourisme eingeladen hat. Dafür sage ich alle Mitarbeitern des offiziellen Fremdenverkehrsamtes ganz herzlichen Dank.

Einfluss auf meine Blogberichte hat dies nicht. Ich berichte subjektiv, wie ich es erlebt habe, mache kein Merchandising und werde erst recht nicht für meine Posts bezahlt. Die Landschaften und Menschen, ihre Leidenschaft für das Angeln und ihre Wissen um die Natur haben mich sehr beeindruckt. Es war spannend, einmal in solch fremde Lebens- und Erlebnis-Welten einzutauchen.

Lagungenseen: Abends auf dem Ètang de Salses-Leucate. Foto: Hilke Maunder
Abends auf dem Ètang de Salses-Leucate. Foto: Hilke Maunder

Weiterlesen

Im Blog

Die Lagunenseen der Ausgleichsküste Okzitaniens habe ich hier vorgestellt

Mehr zum Capcir erfahrt ihr hier.

Im Buch

Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2024 in der 10. Auflage erschienen.

Das 588 Seiten dicke Werk ist der beste Begleiter für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.

Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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