Tiefschnee oder präparierte Piste: Le Tourmalet bietet beides. Foto: Hilke Maunder
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Die Pyrenäen: Skizirkus in XXL

Zwischen Mittelmeer und Atlantik bieten die Pyrenäen grenzenlose Winterfreuden. Kleiner und einsamer als die Konkurrenz in den Alpen, sind die 52 Skistationen der Grenzberge nach Spanien charmante nostalgische oder hochmoderne Orte, die französisches Savoir-Vivre mit Wintersport und Wellness, Schlemmen im Schnee und stiller Natur verbinden.

Das Trio von Nouvelle-Aquitaine

Fangen wir bei der virtuellen Skireise ganz im Westen an. In Nouvelle-Aquitaine könnt ihr euch auf 87 Pistenkilometer freuen, die 31 Skilifte erschließen. Größtes und bestes Skigebiet ist Gourette (Eaux Bonnes) mit 35 Pistenkilometern in Höhen von 1.350 –  2.450 m. Elf Lifte erschließen das Terrain.

Mit 18 km blauer und 13 km roter Piste bietet es eher etwas für Einsteiger und Genussskifahrerals für Cracks. Nur 4 km schwarzer Piste warten auf sie. Auch Artouste (1.400 – 2.100) und La Pierre Saint-Martin (1.527 m – 2.153 m) sind eher einfache Areale. Alle drei Stationen fährt seit 2017 der Skibus an. Linie 806 und 806b bedienen ab Pau Gourette und Artouste, Linie 807 ab Oloron Sainte-Marie La Pierre Saint-Martin.

Cauterets: Cirque de Lys. Foto: Hilke Maunder
Cirque de Lys – Spielwiese im Schnee von Cauterets. Foto: Hilke Maunder

Alpine Träume in Okzitanien

Knackiger sind die Pisten in Okzitanien. Besonders in den Départements Hautes-Pyrénées, Haute-Garonne und Ariège könnt ihr brettern, bis eure Muskeln brennen, endlos über Pisten jagen oder durch den Tiefschnee stoben.

Szenig: das Skigebiet Cirque de Lys oberhalb von Cauterets. Foto: Hilke Maunder
Szenig: das Skigebiet Cirque de Lys oberhalb von Cauterets. Foto: Hilke Maunder

Cauterets

Cirque du Lys heißt das Alpinskigebiet des Thermalbades Cauterets. Vorbei an seinen Belle-Époque-Fassaden schwingt sich in zwölf Minuten eine Gondel hinauf zum Skizirkus. 22 Pisten mit 38 km Länge –   fünf grüne, 7 blaue, acht rote und zwei schwarze – machen es zur kleinen wie feinen Spielwiese im Schnee.

Nicht brettern, bis die Muskel brennen, ist hier die Devise, sondern Savoir-vivre im Schnee. Genussvoll carven und wedeln, und dann auf der großen Panoramaterrasse sonnen und schauen. Ardiden (2.988 m), Vignemale (3.298 m) und Pic du Midi (2.877 m) – was für ein Pyrenäen-Panorama!

Cauterets: Herrlich nostalgisch, die Esplanade. Foto: Hilke Maunder
Herrlich nostalgisch: die Esplanade von Cauterets. Foto: Hilke Maunder

Le Grand Tourmalet

Zu Füßen des Pic du Midi de Bigorre (2.872 Meter) im Herzen der Hochpyrenäen haben sich die beiden äußerst unterschiedlichen Urlaubsorte Barèges und La Mongie zur Skischaukel Le Grand Tourmalet zusammen geschlossen. An die Ostflanke des Col du Tourmalet lehnt sich die Retortenskistation La Mongie, an die Westflanke das Traditionsdorf Barèges.

Tiefschnee oder Piste: La Mongie im Skigroßraum Tourmalet bei Barèges. Foto: Hilke Maunder
Tiefschnee oder PIste: La Mongie im Skigroßraum Tourmalet bei Barèges. Foto: Hilke Maunder

Gemeinsam bilden sie das größte Wintersportgebiet der französischen Pyrenäen. 47 Lifte erschließen 64 Pisten in 1.750 bis 2.500 Meter Höhe. Die meisten Abfahrten tragen grüne, blaue oder rote Markierung und sind einfach bis mittelschwer. Einzig am Lift Prade Verde in La Mongie fordern zwei schwarze Pisten Könner heraus.

Saint-Lary

Zwischen zwölf und zwei Uhr mittags sind die Skigebiete meist menschenleer. In Saint-Lary Soulan schwingen sich die Skiläufer im Sessellift hinab zur Berghütte am Lac de l’Oule. Offenes Feuer prasselt im Kamin, in den Tellern dampft eine garbure, eine herzhafte Gemüsesuppe mit Entenfleisch als Einlage. Kein Fast Food, sondern regionale Gerichte prägen die Küche an den Pisten wie im Tal.

Saint-Lary. Tiefschneehänge und lange Pisten. Foto: Hilke Maunder
Tiefschnee oder Piste? Das Skigebiet von Saint-Lary Soulan bietet schier grenzenlosen Spaß im Schnee. Foto: Hilke Maunder

Trotz allen Trubels geht es im größten Alpinskigebiet der Pyrenäen geruhsam zu, sind Warteschlangen an den Liften noch selten. Dies liegt auch an der Struktur. Bewusst wurde das 600 Hektar große Areal in drei Gebiete aufgeteilt – je höher, desto schwieriger. So finden Familien und Anfänger am Pla d’Adet in 1.700 Meter Höhe einen Schneespielplatz, Rodelbahn und einfach Übungshänge.

Auf 1.800 Meter Höhe folgt mit Soum-de-Matte und Espiaube ein Terrain für Fortgeschrittene, während in 2.400 Meter Höhe am Vallon du Portet sämtliche Wintersportangebote versammelt sind. Snowboarder finden eine 120 Meter lange Halfpipe, Langläufer eine Hochroute, Abfahrtsläufer blaue bis schwarze Pisten, Slalom- und Tiefschneehänge.

Saint-Lary 2400. Foto: Hilke Maunder
Piste zur Station Saint-Lary 2400. Foto: Hilke Maunder

Luchon/Superbagnères

„Balkon der Pyrenäem“ nennt sich das Kurbad Luchon. Und wirklich. Seid ihr der Bergstraße gefolgt oder mit der Gondel in acht Minuten zu seinem Skigebiet Superbagnères hinauf geschwebt, umgibt euch ein atemberaubendes Panorama: 13 Dreitausender! Mit dabei sind das  Massiv der Maladeta, die Grenzberge zur Spanien, und der Pico de Aneto (3.404 m) als höchster Berg der Kette.

Super-Bagnères. Foto: Hilke Maunder
Traumblick von der Terrasse des Grand Hôtels auf die Skiberge von Super-Bagnères. Foto: Hilke Maunder

Setzt euch auf die Terrasse des altehrwürdigen Grand Hotels und genießt erst einmal diese Kulisse, ehe ihr euch die 35 km Pisten in den drei Bereichen entdeckt. Anfänger fühlen sich auf dem Terrain von Téchous wohl, Genuss-Skifahrer in der Section du Lac, Fortgeschrittene im Bereich Céciré.

13 der 28 Abfahrten sind einfache blaue Pisten, zwei sind grün, sieben rot und sechs knackige schwarze Routen. Erschlossen werden sie von 18 Liften. 4 km Loipe, 1 Snowpark, Rodelpiste und markierte Wege zum Schneeschuhwandern sorgen für Abwechslung beim  Schneespaß in Luchon.

Super-Bagnères. Foto: Hilke Maunder
Super-Bagnères. Foto: Hilke Maunder

Ax-3 Domaines

Ebenfalls auf drei Gebiete verteilt sich der Skizirkus von Ax-3 Domaines. Den Einstieg ins Skigebiet bildet die Bergstation Bonascre, zu der eine Gondel vom Thermalbad hinauf schwebt.  Direkt am Lift tummeln sich Kinder und Anfänger auf einem Areal, das zu ihrer Sicherheit vom restlichen Terrain abgegrenzt wurde.

17 Lifte vernetzen das Skigebiet mit 35 Pisten von insgesamt 80 Kilometer Länge. An jedem Liftende gibt es Abfahrten für alle Niveaus. So kann die ganze Familie zusammen Skilaufen – jeder findet die passende Abfahrt.

Ski & Spa: Ax-3-Domaines. Foto: Hilke Maunder
Schwingen in grandioser Berglandschaft: Das Skigebiet von Ax-3 Domaines überrascht mit Vielseitigkeit. Foto: Hilke Maunder

Weiter im Osten folgen schließlich noch die neun Skiorte der Pyrénées-Orientales. Hier findet ihr fast nur Einheimische und Familien aus dem nahen Nachbarland Spanien auf den Pisten. Daher unterrichten hier Skilehrer auch auf Katalanisch.

Für ein besonderes Flair beim Schwingen sorgt zudem auch der Blick aufs Mittelmeer, den ihr von zahlreichen Pisten aus genießen könnt. Die östlichsten Skistationen der Pyrenäen habe ich hier ausführlich vorgestellt.

Pyrénées-Orientales: La Quillane
Familiär: die Skistation La Quillane. Foto: Hilke Maunder

Langlauf in unberührter Natur

Im 457 Quadratkilometer großen Pyrenäen-Nationalpark im Herzen der Hautes-Pyrénées liegt das größte Gebiet für Langläufer: Cauterets Pont d’Espagne. 37 Kilometer gespurter Loipen von anderthalb bis zwölf Kilometer Länge folgen in 1.500 Meter Höhe einem mäandrierenden Flusslauf, der kleine Seen durchfließt, bis zum Lac de Gaube.

Auf der glatten Eisfläche des Bergsees spiegelt sich der Vignemale, mit 3.298 Metern höchster Gipfel der französischen Pyrenäen. Eisrinnen, Schluchten und Gletscher durchbrechen die Steilwand. Im späten Frühling ziehen Tourenskigänger über die Firnfelder an seinen Flanken.

Pyrénées-Orientales: Langläuferin im Wald von Bolquère. Foto: Hilke Maunder
Langläuferin im Wald von Bolquère. Foto: Hilke Maunder

Wahrlich himmlisch ist das Langlaufgebiet von Nistos. Sämtliche 45 Loipen tragen die Namen von Göttern. Der Waldgott Sylvain führt den Anfänger auf einem fünf Kilometer langen Rundkurs in 1.700 Meter Höhe am Cap d’Autour vorbei; Berggott Arixo erschließt atemberaubende Aussichten auf den Pico de Aneto, mit 3.404 Meter das Höchste, was die gesamten Pyrenäen zu bieten haben.

Ein Hauch von Kanada umgibt die Loipen des Capcir. Auf dem Hochplateau bei Font-Romeu schlägt das Herz des Langlaufs der Pyrénées-Orientales.

Pyrénées-Orientales: Bergblick gen Süden bei Les Airelles. Foto: Hilke Maunder
Bergblick auf das Tal der Têt bei Les Airelles. Foto: Hilke Maunder

Winter-Wellness

Wieder warm wird der Gast bei der remise en forme, der Wellness nach dem Wintersport.  Sauna und Solarium, Schwefelbäder und Schlammpackungen gleich nach der Piste, das gehört in immer mehr Skiorten zum allabendlichen Programm.

In Saint-Lary-Soulan lassen lauter feine Düsen die Haut beim Baden prickeln. In Bagnères-de-Bigorre werden müde Knochen im Hammam und Palmarium wieder fit.

Einmal unter Sternen träumen: Baden im CiÉlo. Foto: Thermes de Barèges
Einmal unter Sternen träumen: Baden im CiÉlo. Foto: Thermes de Barèges

CIELéO heißt der sprichwörtlich himmlische Wellnesspool von Barèges. bei dem ihr beim Baden an der Decke das Firmament der Pyrenäen sehen könnt. So, wie ihr es auch bei einer Nacht auf dem Pic du Midi sehen könnt. Doch nur im CIELéO zeigen sich die Sternbilder in immer neuen Farben.

In Luchon schwitzt ihr im Vaporarium. In den den Fels gebaut, setzt es in seinen Gängen gefiltertes Thermalwasser mit einer berauschende Wärmen von 38 bis 42 Grad Celsius frei. Was für ein Natur-Hammam!

In den Bains-de-Saint-Thomas und den Bains Romains de Dorres sprudeln jahrein, jahraus heiße Schwefelquellen. Entspannung auf höchstem Niveau bietet auch Barèges, mit 1.250 Meter das höchst gelegene Thermalbad Frankreichs.

Die Wellnesstherme von Cauterets. Foto: Hilke Maunder
Die Wellnesstherme von Cauterets. Foto: Hilke Maunder

In Cauterets wird bereits seit Jahrhunderten gekurt. In den Thermes de César vertreibt eine Massage mit Jet-Strahl-Duschen erste Ansätze von Muskelkater.

Im etwas außerhalb gelegenen Kurzentrum „Les Griffons“ bringt bis zu 60 Grad heißer, schwefelhaltiger Schlamm die Gäste zum Schwitzen. Beim Schwimmen im Schwefelfreibad sind die Gipfel des alpinen Skizirkus Cirque de Lys zum Greifen nah.

Ax-les-Thermes: Überall dampft es in den Brunnen. Foto: Hilke Maunder
Ax-les-Thermes: Überall dampft es in den Brunnen. Foto: Hilke Maunder

Wer nicht medizinisch kuren, sondern im Kreis der Familie entspannen will, besucht die Bains de Couloubret. Im Erdgeschoss herrscht nach Liftschluss im Badebereich mit seinen Wasserbett-Düsen, Wasserfällen und Massagestrahler recht viel Trubel.

Ruhiger ist es im ersten Stock, wo ihr Dampfbad und Sauna. Herrlich ist auch das Außenbecken, wo der Dampf die Gesichter nahezu verdeckt.

In den katalanischen Pyrenäen sprudelt heißes Thermalwasser aus dem Fels. Die Bains de Saint-Thomas nutzen es für eine besondere Wellnessanwendung: Watsu. Bei Font-Romeu wärmen euch seit der Antike die Bains Romains de Dorres unter freiem Himmel wieder durch.

Die Bains Saint-Thomas im Tal der Têt. Foto: Hilke Maunder
Die Bains Saint-Thomas im Tal der Têt. Foto: Hilke Maunder

Die Skigebiete der Pyrenäen im Überblick

Pyrénées-Atlantiques

Artouste
Gourette
La Pierre Saint-Martin

Hautes-Pyrénées

Campan-Payolle
Cauterets
Gavarnie
Grand Tourmalet: Barèges & La Mongie
Hautacam
Luz-Ardiden
Nistos
Peyragudes
Piau-Engaly
Saint-Lary
Val d’Azun
Val Louron

Haute-Garonne

Bourg-d’Oueil
Le Mourtis
Luchon-Superbagnères

Ariège

Ascou-Pailhères
Ax-3 Domaines
Beille
Étang de Lers
Goulier
Guzet
Le Chioula
Mijanès-Donezan
Monts d’Olmes

Pyrénées-Orientales

Cambre-d’Aze
Font-Romeu/Pyrénées 2000
Formiguères
La Quillane
Les Angles
Porté-Puymorens
Puyvalador
Station Nordique du Capcir

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Im Blog

Im Buch

Hilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker! Hier* gibt es euren Begleiter.

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Chez Louisette. Foto: Hilke Maunder
Chez Louisette gibt es ach Foie Gras! Foto: Hilke Maunder

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