Die schönsten Dörfer der Pyrénées-Orientales
Die Dörfer der Pyrénées-Orientales sind tolle Ausflugsziele – und einige von ihnen sind sogar als plus beaux villages de France ausgezeichneet, als schönsts Dörfer Frankreichs! Über solch eine Auszeichnung freuen sich in Frankreich 172 Dörfer. In den Pyrénées-Orientales gehören vier Dörfer zum erlauchten Kreis der plus beaux villages de France: Eus, Évol, Villefranche-de-Conflent und Castelnou.
Die schönsten Dörfer der Pyrénées-Orientales: meine Favoriten
Eus: das sonnige Idyll
Eus ist Frankreichs sonnigstes Dorf. Das behaupten nicht nur die Stadtväter, sondern bestätigt fast jedes Jahr auch Météo France. Seit Beginnn der Wetteraufzeichnung scheint dort mindestens 2000 Stunden im Jahr die Sonne, oft sogar 2400 Stunden. Nur 2014 gab es mit 1951 Stunden eine kleine Delle in der Statistik.
Eus in der Sonne: Das sorgt im Sommer für Schweißperlen auf der Stirn. Denn in dem malerischen Dorf geht es auf den Kopfsteingassen immer nur bergauf und bergab. Von 244 bis auf 1143 Metern Höhe klettert das Dorf den Hang hinauf.
Das Flair alter Feldsteine
Auf der höchsten Stelle thront seit dem 18. Jahrhundert die Église Saint-Vincent-d’En-Haut über dem Gewirr der Gassen, ihren Feldsteinhäusern, Torbögen und Türmen. Viel älter ist die Chapelle Saint-Vincent, die bis auf das 11. Jahrhundert zurückgeht. Ihr findet sie talwärts, etwa einen Kilometer außerhalb des Dorfkerns.
Lasst euch einfach treiben durch die Kopfsteingassen. Überall grünt und blüht es selbst im Winter. Riesige Agaven klammern sich an den Fels. Wein rankt vor Fenstern und Türen. Eidechsen huschen an Wänden vorbei und verschwinden in Nischen.
Ein Wagen hält unten am Dorfrand. Über steinerne Stiegen trägt der Bewohner die Lebensmittel ins Haus, mehrere Gänge braucht er, ehe das Auto entleert ist. Was idyllisch wirkt, ist in der kalten Jahreszeit sehr anstrengend, besonders für alte Menschen.
Die Feldsteinhäuser wollen im Winter beheizt sein. Mit Holz, das die Treppen heraufgetragen wird. 431 Menschen leben hier. Sie nennen sich nicht Eusiens, sondern Iliciens, Ilizer.
Ein Feld voller Tunnel
Zwei von ihnen sind Bénédicte und Michel Bachès. Das Paar hat das Tal der Têt in eine Tunnellandschaft in Weiß verwandelt. 800 Sorten Zitrusfrüchte bauen sie dort an.
Dazu gehören Zitronen und Orangen, aber auch unbekanntere Sorten wie Yuzu, Buddhas Hand, Kumquat, Bergamotte und Kaffernlimette. Bei geführten Besichtigung könnt ihr die verschiedenen Formen, Farben, Gerüche und Aromen der Agrumen Bachès entdecken.
Eus: meine Reise-Infos
Hinkommen
Von Perpignan aus sind es mit dem Wagen rund 37 Kilometer auf der Route Nationale N 116. Ohne Auto kommt ihr gut und günstig mit dem Bus 1 euro der Linie Perpignan – Prades dorthin. Die Fahrt kostet tatsächlich nur einen Euro!
Schlemmen
Des Goûts et des Couleurs (Bistro du Pays)
Wie die Region schmeckt, verrät die Assiette du Conflent mit lokalen Köstlichkeiten von charcuterie über Käse bis hin zur Tapenade oder Schnecken-Pâté. Ebenfalls hausgemacht von Alexia Swinnen sind die Desserts und Quiches. Die baumbestandene Terrasse des Bistros eröffnet traumhafte Ausblicke auf das Massiv des Canigou.
• 3, Place de la République, 66500 Eus, Tel. 06 09 53 32 47, www.bistrotdepays.com
Café El Lluert
Ein lluert ist ein lézard, eine Eidechse, und von denen huscht mitunter eine über die Fliesen der Terrasse mit ihren Holztischen unter einer Pergola. Dort könnt ihr zu kühlem Wein – im Glas, Pichet oder der Flasche – bei Sylvie Bañuls Tapas zur Aussicht genießen: katalanische charcuterie der Maison Xifre von Sahorre, Kartoffeln mit Aïoli, das es in sich hat, ein Tomatenconfit mit Auberginen.
• Rue de la Mairie, 66500 Eus, Tel. 04 68 05 37 28, www.facebook.com
Kunst & Kunsthandwerk
Messerschmied
Messer von martialisch bis elegant schmiedet Guillaume Drouot in seiner Werkstatt.
• 1, bis rue les Alzines, 66500 Eus, Tel. 04 68 96 19 32, mobil: 06 73 52 61 05, www.couteaux-drouot.com
Schmuck aus Muranoglas
Ketten, Ringe, Armreife und anderen Schmuck gestaltet Jennifer Alcala in ihrem Atelier in Eus, das täglich außer Dienstag von 11 – 18.30 Uhr geöffnet ist.
• 2, carrer del cantò, 66500 Eus, Tel. 06 07 27 49 85, www.facebook.com/jennifer.alcala.bijoux
Aktiv
Verleih von E-Mountainbikes
Die Casa Illicia vereint Gästehaus und Galerie – und verleiht Fahrräder auch an Nicht-Gäste.
• 7, Carrer del Moli de l’Oli, 66500 Eus, Tel. mobil (Claudia) 06 95 34 15 32, https://casailicia.wordpress.com.
Events
- 1. Januar: Dorffest
- 1.Wochenende im Juni: La croisée d’art: Festival der bildenden Künste
- August/ September: Les Nits d’Eus – Musikfestival, das Werke von Mahler, Débussy und Chopin mit den Klängen der Gegenwart flirten lässt. Mittelmeer-Jazz, Chormusik und Elektro: spannende Hörerlebnisse sind garantiert!
- Letzter Sonntag im August: 13 km langer Berglauf La course des lézards.
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Castelnou: das charmante Wehrdorf
Etwa 20 Kilometer südwestlich von Perpignan liegt Castelnou am Fuße des Aspres-Gebirges vor der Kulisse des Canigou, dem mythischen Berg der Katalanen.
Die Burg, die das Dorf überragt, musste ihre fünfeckige Form an die steilen und unregelmäßigen Kanten des Felsens anpassen, auf dem sie steht. Perle Kataloniens nennt sich Castelnou stolz.
Das bereits im Jahr 990 erbaute Château de Castelnou gehört zu den ältesten Burgen im Roussillon. 300 Jahren lang beherrschten die Vicomtes von ihrem wehrhaften Stammsitz aus das Vallespir im Tal des Têch, dem südlichsten der drei großen Flüsse in den Pyrénées-Orientales.
1286 schlug sich Burgherr Jaspert V. auf die Seite des Königs von Aragón, als Frankreich die Stadt belagerte. Die Folge: Das französische Herr stellte Katapulte auf die Hügel und beschoss Castelnou. Jaspert floh nach Katalonien – und kehrte erst 13 Jahre später zurück, als 1298 ein Friedensvertrag geschlossen wurde.
Doch Friede zog nicht ein. Castelnou war in den folgenden Jahrhunderten immer wieder stark umkämpft, und die Burg wechselte mehrfach die Besitzer. Im Zug der Französischen Revolution wurde sie 1789 schließlich verlassen und verfiel. Erst nach fast 100 Jahren sorgte Ernest de Satge dafür, dass sie erhalten wurde – und begann 1876 eine großanlegte Restaurierung.
Seit 2018 ist die Burg von Castelnou im Besitz des Départements, das sie erneut restaurierte. Drinnen entführt euch ein Burgmuseum ins kriegerische Mittelalter.
Die Gassen ringsum verführen zum Bummeln. Kunsthandwerker, Souvenirshops und Cafés sind in die alten Häuser gezogen. Sie machen Castelnou besonders im Sommer, wenn die großen Parkpätze am Dorf überfüllt sind, zum Freilichtmuseum. Und doch: Castelnous Charme ist einzigartig.
Castelnou: meine Reisetipps
Castelnou ist ein so interessanter Ort, dass ich auch ihm einen eigenen Beitrag gewidmet habe. Entdeckt ihn hier virtuell und lasst euch für eure Reise inspirieren!
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Évol: das ursprüngliche Bergdorf
Die alte Festung der Vicomtes de So und der Glockenturm seiner romanischen Kirche überragen das Bilderbuchdorf Évol im Tal der Têt bei Olette. 800 Meter über dem Flüsschen, das ihm seinen Namen gab, thront der Sonnenbalkon am Hang. Évol: ein wunderschön ursprünglicher, kleiner Weiler mit uralten Häusern und Gassen.
Bis heute prägen die Berge Alltag und Lebensrthythmus im Dorf. Die Schäferei ist hier noch lebendig, und Schiefer das Baumaterial der Häuser und Gassen. Im Winter werden dort wie einst noch die lauzes-Schindeln für die Wände und Dächer zugeschnitten.
In den Vorgärten blühen Stockrosen und Ringelblumen, Falter und Libellen schwirren zwischen Weinstöcken und Birnbäumen umher. Évol ist ein Idyll. Und noch nicht überlaufen wie einige andere Dörfer der plus beaux villages de France.
Der Katalanen-Dichter
In einem dieser dunklen Steinhäuser wurde am 7. Januar 1900 als letztes von fünf Kindern Ludovic Massé geboren. Für die Katalanen ist Massé bis heute einer ihrer großen Schriftsteller.
Berühmt wurde Massé mit Erzählungen wie Ombres sur les champs, La Flamme sauvage und Le Vin pur, Märchen und seiner dreiteiligen Autobiografie Les Grégoire.
Im kleinen Museum des Ortes, das ihr kostenlos besuchen könnt, sind seine Werke ausgestellt. Falls ihr ein Mitbringsel sucht: Auf einem Tisch findet ihr auch einige regionale Köstlichkeiten, die typisch für die Region am Canigou sind.
Der Meister des Roussillon
Wenige Schritte weiter stoßt ihr auf die Église Saint-André aus dem 11. Jahrhundert, die im Innern ursprünglich fünf Retabel barg, die typisch sind für die katalanische Kirchenkunst. Den Retable Saint-Jean-Baptiste aus dem 15. Jahrhundert hat vermutlich der legendäre Maître de Cabestany gefertigt.
Der Retable du Rosaire stammt aus dem 18. Jahrhundert, das Tabernakel aus dem Jahr 1553. Ursprünglich schmückte auch noch eine Jungfrau mit Kind aus dem 13. Jahrhundert das Gotteshaus – sie wurde jedoch gestohlen. Dazu einige Fresken, ein Votivbild von 1645 und ein seltenes Schellenrad – schaut ruhig mal ins Innere.
Und lauft dann noch vorbei an der Kapelle von Saint-Etienne (18. Jahrhundert) hin zur Ruine des imposanten Schlosses, die Guillem de So 1260 oberhalb des Dorfes hatte errichten lassen. Von dort oben habt ihr traumhafte Ausblicke auf die Bergspitzen der Pyrenäen!
Évol: meine Reise-Tipps
Schlemmen und genießen
La Casa del Sol
„Hier gibt es keine Coca-Cola, sondern nur hausgemachte sirops aus wilden Früchten: Brombeeren, Aprikosen, Feigen, Erdbeerbaum (arbouse), Heckenrose (églantier), Rosmarin und anderen Aromen“, sagt der Patron. Seit 1998 betreibt er im Herzen des Ortes an der Plaça del Guiner ein kleines bistro catalan mit Gewölbekeller und Sonnenterrasse. Geöffnet ist es tagsüber von Juni bis September.
• 8, carrer de Plo, Tel. 04 68 97 10 45, mobil 06 10 99 33 15
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Villefranche-de-Conflent
Vor rund 1000 Jahren, genau genommen im Jahr 1092, gründete Guillem Ramon das Städtchen Villefranche-de-Conflent. Er wollte so die Täler der Têt, des Cady und der Rotja gegen Invasionen sichern.
Im selben Jahr erteilte der Bischof von Elne die Erlaubnis, in der Festungsstadt die Kirche Saint-Jacques zu errichten. Drei Jahre später war Villefranche wehrhaft im Glauben wie in der Tat, erhielt den Namen Vila Franca (freie Stadt) – und zahlreiche steuerliche Privilegien.
Im Absolutismus baute Vauban die alte Hauptstadt des Conflents weiter aus, verstärkte die Stadtmauern und Bastionen im Tal und setzte das Fort Liberia hoch über der Stadt an den Hang.
Eine unsichtbare Treppe verbindet unterirdisch Stadt und Festung. Als eines der Meisterwerke von Vauban gehört Villefranche heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.
In den Gassen von Villefranche-de-Conflent geht es zur Hauptsaison sehr touristisch zu. Die alte Festungsstadt gehört zu den touristischen Hotspots der Ostpyrenäen. Doch dies tut ihrem Charme keinen Abbruch. Zumal es auch in der Umgebung sehr viel Sehenswertes gibt!
Villefranche-de-Conflent: meine Reisetipps
Zu Villefranche lässt sich so viel erzählen – und gibt es so viel zu entdecken – , dass ich auch ihm einen eigenen Beitrag gewidmet habe. Entdeckt Villefranche-de-Conflent hier!
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Im Blog
172 schönste Dörfer gibt es in Frankreich. Einige meiner Lieblingsdörfer gibt es in dieser Kategorie.
Im Buch
Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*
Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2024 in der 10. Auflage erschienen.
Das 588 Seiten dicke Werk ist der beste Begleiter für Individualreisende, die diese Region entdecken möchten und des Französischen nicht mächtig sind. Wer möchte, kann den Band hier* direkt bestellen.
Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*
Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.
Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker! Hier* gibt es euren Begleiter.
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Danke für die vielen schönen Anregungen!
In Eus waren wir Anfang April 2017. Durch Zufall hatten wir das Örtchen und die privat geführte Unterkunft, die Sie auch empfehlen, Casa Ilicia entdeckt – ein wirklich schöner Ort mit traumhaften Ausblicken und netten Gastgebern. Der April hat den Vorteil, dass die kleinen Orte noch nicht überlaufen sind, allerdings die Gastronomie z.T. noch nicht oder nur am Wochenende geöffnet ist – verständlicherweise.
Wie schön, liebe Frau Schadrack, das freut mich sehr. Und ja, die Gastronomie öffnet meist Ostern – Oktober oder Mai – Ende September. Viele Grüße! Hilke Maunder
Vielen Dank, lieber Herr Dreitzel!