
Welcher Schaumwein kommt vom Oberlauf der Aude? Diese Kreuzworträtselfrage ist für Franzosen kinderleicht: Blanquette! Und stolz fügen die Winzer der AOC Limoux hinzu: “Wir sind die wahre Heimat des Champagners!”
Denn nicht im Norden Frankreichs, sondern im tiefen Süden erfand ein Mönch das prickelnde Getränk. Ob Legende oder Wahrheit, schön ist die Geschichte allemal.

Was für ein Teufelswein!
Dom Pérignon soll bei einer Pilgerfahrt zur Benediktinerabtei Saint-Hilaire eine althergebrachte Methode zur Herstellung von Schaumweinen kennengelernt habe. Dort wurde sie vor Ende der Gärung bereits auf Flaschen gezogen.

Denn die kühle Witterung im Herbst hatte die Gärung unterbrochen. Bei der wärmeren Witterung im Frühjahr löste der Restzucker in der Flasche eine zweite Gärung aus.
Die Weine begannen in den Flaschen zu prickeln. Und sprengten nicht selten das Flaschenglas. “Teufelswein” wurde der Wein daher einst genannt!
Zurück in seiner Abtei Hautvillers, versuchte sich Dom Pierre Pérignon (1638-1715) mit den Weinen seiner Champagne an der Schaumweinherstellung. Und dass durchaus mit gutem Grund: Der Sonnenkönig war auf den Geschmack gekommen und liebte prickelnde Tropfen. Dom Pérignons Experimente waren erfolgreich.

Dickere Flaschen & Korkkorken
Zum Schutz vor Explosionen verstärkte er die Flaschen mit dickerem Glas. Als Verschluss erfand Pérignon den Korkstopfen, den eine mit Öl getränkte Hanfschnur auf der Flasche hielt. Der Champagner begann seinen Siegeszug.

Doch in Limoux trinkt man bis heute Blanquette … und erklärt die südfranzösische Sektherstellung bei Führungen und Verkostungen. Und sicher entweicht auch eurem Guide mit Stolz der Hinweis, dass in Limoux bereits 1531 die Blanquette gefertigt wurde. Mit der Clairette de Die gehört der Sekt damit zu den ältesten Schaumweinen nach Champagnermethode.

Blanquette? Geht auch bio!
Immer stärker wird sie heute in der Region auch 100 % bio hergestellt- Zu den Pionieren mit mehr als 30-jähriger Erfahrung gehört die Domaine de Mayrac. Das Familienweingut mit 35 ha Land in in der AOC Limoux unter der Führung von Laurent Vives wird seit 1987 biologisch bewirtschaftet.

Angebaut werden die im Anbaugebiet Limoux zugelassenen weißen Rebsorten Mauzac, Chardonnay und Chenin Blanc sowie Merlot, Syrah, Grenache, Malbec, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon und Pinot Noir als rote Sorten.

Zu ihnen gesellt sich die sehr seltene baskische Rebsorte Arinarnoa, die einen kräftigen, aromatischen und sehr tiefgründigen Biowein ergibt. Doch in die Blanquette wandert die Mauzac.
Sie stellt mindestens 90 Prozent des Rebsaftes und sorgt für die feine Muskatnote des südfranzösischen Sekts. Zur Abrundung kommen 10 Prozent Chardonnay oder Chenin Blanc hinzu. Santé!

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Im Blog
Die Kür des Crémant
Nicht nur Blanquette, sondern auch der Crémant aus dem Elsass wird nach der Champagnermethode hergestellt. Wie? Erfahrt es hier bei einem Kellerbesuch bei Wolfberger.
Die unbekannte Champagne
Ganz schön prickelnd ist auch die Côte des Bars, wo Familienbetriebe und Genossenschaften weniger bekannte Perlen im Glas produzieren. Entdeckt hier die schöne Schwester im Süden der Champagne.
Was trinkt Frankreich zum Apéro?
Blanquette, Crémant, Kir & Co.: Hier gibt’s Infos rund um die regionalen Apéritifs Frankreichs!
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Hallochen, ja auch wir sind dem Blanquette verfallen.Haben bis 2013 zehn Jahre in der Nähe von Toulouse gelebt.Der Südwesten ist so toll mit seiner Landschaft, Dörfern und den vielen Leckereien.Ich bin glücklich heute auf deine Seite gestoßen zu sein.Das neue Jahr kann kommen!☺
Hallo Martina, ich habe mich während meiner Zeit in Lasserre (bei L’ÎLe-Jourdain) in den Südwesten verliebt… und lebe heute zeitweise (und hoffentlich bald für immer) im Tal des Agly im Fenouillèdes. Freu mich, dass Dir meine Seite gefällt! Santé… und bonne année!! Hilke
Liebe Hilke, (da auch ich “seit dem ersten Kuss” Frankreich verfallen war, erlaube ich mir die schwesterliche Anrede)-
besser kann Silvester nicht anbrechen als mit einem Bericht über die Blanquette de Limoux! Seit meiner ersten Jugend-Reise 1969 ins Languedoc gehörte eine Besichtigung des Familienbetriebs Guinot zum Gruppenprogramm und zu meinen Dolmetsch-Aufgaben. Ganze 7 Beschäftigte brachten den Stoff in die Flaschen und unter die Leute, mittels der von uns besonders geschätzten Verkostung. Anschließend leisteten wir uns eine oder zwei Flaschen als Mitbringsel und starben tausend Tode bei der Grenzkontrolle im Zug!
Inzwischen kann ich Blanquette beim Weinhändler bekommen, und sie hilft uns über die Grenze zum Neuen Jahr!
Santé et une très Bonne Année
Liebe Katrin, was für ein schönes Erlebnis – merci! Die Angst beim “Schmuggeln” kann ich gut nachvollziehen. Wie schön, dass es heute ganz einfach ist, die Blanquette zu beziehen. Dir auch einen guten Rutsch & bonne année 2019!
Ich bin seit Jahren Blanquette-begeistert und versäume es nie, mir auf dem Marktplatz von Limoux, wo es sich gemütlich sitzen lässt, ein Glas zu bestellen. Man serviert ihn dort mit einem kleinen Teller Grieben. Schmeckt ausgesprochen lecker!
Liebe Frau Köppel, danke für den Tipp – der Platz ist wunderschön! Sind “Grieben” die “rillettes”? Habe den deutschen Ausdruck noch nie gehört… Viele Grüße & bonne année 2019!
Ich kenne das französische Wort für Grieben nicht, sie entstehen, wenn man Schweinefett auslässt, um Schmalz zu gewinnen. Ein Nebenprodukt also. (Rillettes enthalten auch Fleisch.)
Schöne Grüße und auch Ihnen bonne année 2019!
Danke für die Info! Habe ich noch nie gesehen oder gekostet. Auch Ihnen wünsche ich: guten Rutsch und alles Gute für 2019!
Fuer einen Blanquette fahre ich freiwillig von Deutschland aus die 800 km weiter ins Aude, statt in der Champagne die Tanks voll zu machen. Das muss ich als naturalisierter Canetoise im Departement Aude wohnend auch tun, sonst werde ich exkommuniziert 😉
Zeit, dass wir mal gemeinsam mit Blanquette anstoßen! So weit ist es ja nicht von Aude in die Pyrénées-Orientales :-). Bises & bonne année 2019!