Île Sainte-Marguerite: Insel-Paradies vor Cannes
Vor Cannes wartet ein Paradies: die Île Sainte-Marguerite. Azurblaues Wasser, Klippen und Wald. Die Schirmpinien duften würzig. Eine sanfte Brise weht über das Mittelmeer und bringt Abkühlung unter dem hohen, blauen Himmel.
Natur-Insel mit Grusel-Fort
Träumt euch in Gedanken so hin zur gerade mit 3200 x 900 Meter großen Insel. Das Eiland ist bis heute ein stilles Paradies. Ein Rückzugsort in idyllischer Natur, ein wenig aus der Zeit gefallen und äußerst charmant.
Doch lasst euch nicht täuschen. Hier, wo Christine Cazon ihren Commissaire Léon Duval in Stürmische Côte d’Azur* den Mord an einem Matrosen aufklären lässt, lag der Knast von Cannes: das Fort-Royal. Ursprünglich sollte es nur den Zugang zu Cannes schützen – und im Notfall versperren.
1617 begann Jean de Bellon den Bau der königlichen Festung auf der Île Sainte-Marguerite. Ab 1635 hielten die Spanier die Insel besetzt und herrschten im Fort. Später ließ Vauban das Fort verstärken. 1687 machte der Sonnenkönig den Wehrbau zum Staatsgefängnis.
Der Mann mit der eisernen Maske
Noch im gleichen Jahr brachte D’Artagnan, der berühmteste der drei Musketiere, einen Mann dorthin, der erst die Literaten, dann die Filmemacher inspirierte. Leonardo DiCaprio, Jeremy Irons, John Malkovich und Gérard Depardieu schlüpften auf der Leinwand in seine Rolle. Erraten? Der Mann mit der eisernen Maske!
34 Jahre hat er im Gefängnis verbracht, elf davon auf der Insel – ohne Sonnenlicht, isoliert und einsam, aber nicht gebrochen. Seine Zelle mit Kamin ist nach Norden gerichtet, das Fenster mit drei Gitterstäben gesichert. Er hatte einen eigens zugeordneten Gefängniswärter, Saint-Mars, und durfte nur zur täglichen Messe die Zelle verlassen.
Bis heute unerkannt
Wer war dieser berühmte Gefangene? War er der königliche Zwillingsbruder des Sonnenkönigs, den dieser verdächtigte, seinen Thron usurpieren zu wollen, wie Alexandre Dumas der Ältere dachte? War er ein unehelicher Sohn, der Dramatiker Molière, ein Spion… oder gar eine Frau?
Mehr als 60 Identitäten wurden dem Mann mit der eisernen Maske zugesprochen. Für Victor Hugo war er ein „Gefangener, dessen Namen niemand kennt, dessen Gesicht niemand gesehen hat, ein lebendiges Geheimnis, ein Schatten, ein Rätsel, ein Problem“.
Doch er ist nicht nur Legende, sondern hat gelebt. Seine Maske für den Transport zwischen den Gefängnissen ist im Verzeichnis der Bastille erwähnt. Im Jahre 1698 wurde er dorthin verlegt. Im September 1703 starb er dort.
Das lederne Schutzschild habe eiserne Haken gehabt, um die Kinnriemen zu bewegen, schrieb Voltaire 1751 in „Das Jahrhundert Ludwigs XIV.“ – und inspirierte mit diesem Detail die Fantasie.
Kerker des Königs
Zwei Jahrhunderte lang diente die Festung als königlicher Knast. Tausende Gefangene wurden dort inhaftiert, ohne Prozess oder Urteil. Auch protestantische Pastoren und gläubige Hugenotten kamen dort in den Kerker, als das Edikt von Nantes, und damit die Glaubensfreiheit, aufgehoben wurde.
Nach der Eroberung Algeriens wurden zwischen 1830 und 1884 Gefangene, politische Aufrührer und deren Familien sowie Angehörige des Emirs Abd-el-Kader in die Festung gebracht. Mehrere Dutzend starben in Gefangenschaft und wurden an der Nordküste der Insel auf einem der ältesten muslimischen Friedhöfe Frankreichs bestattet.
Promis im Kerker
Ein weiterer berühmter Gefangener war der ehemalige Marschall Bazaine, der dort acht Monate lang einsaß, ehe ihm am 10. August 1874 auf spektakuläre Weise die Flucht gelang. Der Bischof Maurice-Jean-Magdalène de Broglie wurde ebenfalls im Jahre 1812 für zehn Monate auf der Insel inhaftiert. Er war es auch, der die Eukalyptusbäume auf der Insel hat anpflanzen lassen.
Gänsehaut in der Zelle
Ihre Schicksale und Geschichten lässt heute das Musée de la Mer in der Festung aufleben. Die Gefangenenzellen mit ihren gepanzerten Holztüren sorgen bis heute für Gänsehaut. 1992 hat Jean Le Gac 1992 einige der Zellen mit Wandbildern ausgeschmückt. Inmitten antiker römischen Zisternen sind Wracks der vor den Küsten der Inseln gesunkenen Schiffe ausgestellt sowie Amphoren, Mosaiken und Steingut aus gallorömischer Zeit.
Jugend baut auf
An der Renovierung der Festung im Nordosten der Insel helfen seit mehr als 30 Jahren Jugendliche. Beim ehrenamtlichen Bauprojekt Les chantiers de jeunes Provence-Alpes-Côte-D’Azur sichern sie die Festungsmauern und setzen Gebäude instand.
Als ich das Museum verlasse, stutzen sie Steine zurecht zu den Beats von Claude François: Alexandrie, Alexandra…
Weitblick nach Cannes
Hinter ihnen erhebt sich der Brunnen der Festung. Ein kleiner, von blühenden Blumen eroberter Weg führt zur Festungskapelle aus dem 17. Jahrhundert. Ein kleiner Schlenker, und ihr steht vor dem einstigen Pulvermagazin. Oder lauft den Treppenweg weiter hinauf zur Festungsmauer und genießt den Blick über das Meer hin nach Cannes.
Die Welt unter Wasser
Was sich alles im Wasser tummelt, erfahrt ihr im Méditerranoscope, einem kleinen, aber durchaus sehenswerten Aquarium des CPIE Centre Permanent d’Initiatives pour l’Environnement (Permanenten Zentrums für Umweltinitiativen) der Lérins-Inseln und dem Pays d‘Azur.
Wandern zwischen Kiefern und Eukalypten
Das Fort umgibt ein 152 Hektar großer Staatsforst mit Aleppo-Kiefern (51 %), Schirmpinien (33 %), Stein- und Grüneichen. In der Inselmitte wurde im 19. Jahrhundert sogar eine Eukalyptusbaumallee angelegt! Insgesamt warten 21 Kilometer sandiger Wege auf euch zum Wandern.
Lianen und Efeu haben die Baumveteranen erobert, dichte Vorhänge gebildet oder filigrane Wände in Grün. Dann wieder sorgen Mastixstrauch, Myrte, Stechwinde, Zistrose, Geißblatt und Waldrebe für einen abwechslungsreichen mediterranen Mix. Was alles hier wächst, verrät euch ein Naturlehrpfad.
Wer dem Rundweg einmal rund um die Insel, vorbei am glasklaren Meeresgrund, folgt, erreicht im Westen den Étang de Batéguier. Im Weiher mischt sich das Meerwasser mit dem Süßwasser eines artesischen Brunnens.
Versteckt hinter einer Schilfzone und anderer „blickdichter“ Flora vom Strand, bietet er zahlreichen Arten einen sicheren Unterschlupf. Zahlreiche Zugvögel rasten und nisten hier – auch die geschützte Fluss-Seeschwalbe.
Refugium für Vögel
2012 wurde daher die gesamte Insel als Vogelschutzgebiet eingestuft. Um Artenschutz und Tourismus in Einklang zu bringen, sind einige Gebiete für Besucher gesperrt. Dort leben Fasan, Falke und Fledermaus, Zwergohreule, Igel und Natter ganz ungestört.
Am Rundweg liegen auch kleine Buchten und Strände: herrliche Badeparadiese mit glasklaren Fluten – und, gen Süden, Paradeblick auf die kleine Nachbarin Saint-Honorat. Mehr über die Insel der Seligen erfahrt ihr hier.
Île Sainte-Marguerite: meine Reise-Infos
Hinkommen
Abfahrt in Cannes vom Quai Laubeuf am Alten Hafen (Vieux-Port).
Trans Côte d’Azur
Tel. 04 92 98 71 30, www.trans-cote-azur.com; von Juni bis Oktober auch Verbindungen von Cannes nach Sant-Tropez, Monaco sowie Schiffsrundfahrt zur „Corniche d’Or“.
Riviera Lines
Tel. 04 92 98 71 31, www.riviera-lines.com
Horizon Cie Maritime
Tel. 04 92 98 71 36, www.horizon-lerins.com
Schlafen
CIS Îles de Lérins
Im Herzen der Festung versteckt sich die einzige Unterkunft auf der Insel Sainte-Marguerite: ein internationales Zentrum mit 220 Betten, fünf Klassenzimmern und zwei Mehrzwecksälen.
Obgleich von der Größe und Ausstattung auf Schulen, Vereine oder Firmenreisen ausgelegt, gibt es hier von März bis November auch Zimmer für Familien und Einzelreisende. Ein ungewöhnlicher Ort für eine Nacht auf der Insel!
• Auskünfte und Reservierungen: Verein Cannes Jeunesse, Tel. 04 97 06 27 20, cis@cannes-jeunesse.fr, www.cannes-jeunesse.fr
Schlemmen
L’Escale
am unteren Uferweg, Tel. 04 93 43 49 25, www.facebook.com/lescaledesiles, geöffnet von März bis November
La Guérite
Tel. 04 93 43 49 30, mobil 06 58 91 22 83, https://cannes.restaurantlaguerite.com, Mitte April bis Ende Oktober nur mittags geöffnet, von Ende Juni bis Mitte September Di.-So. auch abends
Imbiss
mobiler Stand direkt am Anleger; Verkauf von Softdrinks, Kaffee und Fast Food.
Service-Einrichtungen
Auf der Insel gibt es Picknickplätze, Brunnen, Toiletten und zwei öffentliche Duschen.
Erleben
Fort Royal & Musée de la Mer
Vom 15. Juni bis 15. September gibt es kostenlose Museumsführungen und andere Angebote wie Workshops und Kinderprogramme; Tel. 04 89 82 26 26, www.cannes.com
Méditerranoscope
Die Unterwasserwelt der Inseln in einer Reihe kleiner Aquarien; geöffnet Ostern bis Allerheiligen.
ONF/Maison Forestière
Die staatliche Forstbehörde bietet auf ihrer Webseite eine Karte von der Insel als kostenlosen Download an.
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Im Blog
Im Buch
Christine Cazon, Stürmische Côte d’Azur*
Mord! Auf einer Jacht im Hafen der Île Sainte-Marguerite wird ein Matrose tot aufgefunden. War er im Kokshandel verstrickt? Commissaire Léon Duval mietet sich im Forsthaus ein und ermittelt.
Nicht nur das herbstliche Sturmtief, das über der Bucht lauert, sorgt für Turbulenzen. Auch der dritte Krimi von Christine Cazon ist ein spannendes wie unterhaltsames Krimivergnügen.
Und bringt sofort Südfrankreichs auf Lesesofa! Wer mag, kann das Taschenbuch hier * direkt bestellen, das eBook hier *.
Mein Reisebegleiter für die Küste*
Mit den maßgeschneiderten Tagestouren, meinen Insidertipps und vielen selbst getestete Adressen könnt ihr die Côte d’Azur ganz entspannt genießen.
Entdeckt mit Christine Cazon, Krimiqueen der Küste, das mondäne wie volkstümliche Cannes und die Stadt ihres Ermittlers Leon Duval. Folgt mir beim Wandern auf dem Sentier Littoral, erlebt in Nizza einen Tag voller Genüsse – oder Monaco einen Tag lang rund ums Meer.
Und verpasst auch nicht den maßgeschneiderten Ausflug ins Hinterland der azurblauen Küste. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.
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Ihre Frankreich – Blogs sind sehr authentisch! Ich bin Frankreich Fan und finde vieles in Erinnerung ! Toll
Liebe Kirsten, das freut mich! Danke für das Lob – und noch ganz viele schöne Entdeckungen in meinem Blog! Bises, Hilke
trotz zahlreicher Reisen in die Region war ich noch nie auf der Insel, aber das wird sich hoffentlich bald ändern; der Bericht ermahnt gerade zu dazu 😉
Lieber Herr Holstein, machen Sie am besten gleich zwei Inseln – auch Saint-Honorat, die größe Insel der Îles Lérins, lohnt sich! Lassen Sie sich hier einmal inspirieren: https://meinfrankreich.com/saint-honorat/
Viele Grüße!
Danke sehr für den Bericht – wie immer sehr informativ. Gruß Karl-Heinz von http://www.provenceinwortundbild.de
Danke! Es ist wundervoll dort!