Der Wanderweg zur einstigen Eisenerzminie von Saint-Paul-de-Fenouillet – folgt diesem Schild! Foto: Hilke Maunder
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Wandertipp: der Chemin de la Mine

Der Chemin de la Mine ist eine Zeitreise. In Saint-Paul-de-Fenouillet und Lesquerde wurde im Osten der Pyrenäen rund 100 Jahre lang Eisenerz abgebaut. Ein Wanderweg führt mitten durch die Weinberge der AOC Côtes du Roussillon Villages und die duftenden Garrigue hin zu den alten Minen des Fenouillèdes.

Saint-Paul-de-Fenouillet: der Glockenturm des Chapître. Foto: Hilke Maunder
Der Glockenturm des Chapitre ist das Wahlrzeichen von Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder

Start am Stadtplatz

Die Place Saint-Pierre ist ein Stadtplatz von Saint-Paul direkt an der Départementsstraße D 117. Hier hält die Buslinie 500, die zwischen Quillan und Perpignan von Montag bis Samstag verkehrt. Der Fahrschein kostet nur einen Euro!

Am Stadtplatz findet ihr auch einen kleinen, gut sortieren Lebensmittelladen (épicerie) und die Terrasse von Le Petit Chapitre, dem Café-Restaurant von José Quesada.

Mas de la lune. Foto: Hilke Maunder
Mathieu und Vanessa Courtay vom Weingut Mas de la Lune. Foto: Hilke Maunder

Von der Place Saint-Pierre geht es auf der Départementsstraße D 117 gen Osten vorbei an der Post bis zum Wasserturm (château d’eau).

Biegt dort rechter Hand da und folgt der leicht ansteigenden Rue de Lesquerde vorbei am Büro der Communauté des Communes und des Weingutes Mas de la Lune leicht bergauf.

Die Düfte der Garrigue

Die Croquants de Saint-Paul werden traditionell zum Wein des Ortes genossen, körperreichen Grenache-Rotweinen. Foto: Hilke Maunder
Die Croquants de Saint-Paul werden traditionell zu den örtlichen körperreichen Rotweinen aus der Grenache-Traube geknabbert. Foto: Hilke Maunder

Auf Höhe der alten Bäckerei von den Croquants de Saint-Paul, knusprigen Mandelkeksen zum Wein, und der Hausnummer 13 zur Rechten beginnt der Chemin de la Mine.

Am Wegesrand wechselt sich Wein ab mit den typischen Pflanzen der Garrigue: Grüneichen, Ginster, Zistrosen und duftenden Kräutern wie Rosmarin und Thymian. Achtung: Beim Pflücken bitte nie die Wurzel ausreißen, sondern stets nur die Stängel abbrechen.

Der Ausblick vom Chemin de la Mine gen Westen. Foto: Hilke Maunder
Der Ausblick vom Chemin de la Mine gen Westen. Foto: Hilke Maunder

Nach einigen Hundert Metern geht es stärker bergan. Steil recken sich die zerfurchten Felswände der Chaîne de Lesquerde wie ein Riegel aus Kalk auf. In ihrem Innern wird bis heute Gips abgebaut.

Schlangenadler und Gänsegeier

Der Blick von der Mine auf Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von der Mine auf Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder

Jetzt ist der Wachtturm zu sehen, den bis heute die Feuerwehrleute im Sommer nutzen, um die Waldbrandgefahr zu bannen. Auch das Ziel der Via Ferrata kommt in Sicht, der schwindelerregenden, mit Seilen gesicherten Klettertour von Saint-Paul-de-Fenouillet.

Mit Glück ist auch ein Schlangenadler (Circaète Jean-le-Blanc) zu sehen, der in den Felsen brütet. Auch Gänsegeier (vautours fauves) sind hier daheim.

350 Meter hoch sind wir nun über dem Tal. Der Weg verläuft inzwischen nahezu unterhalb des Grats durch die Serre de l’Artigue de Baurien.

An den einstigen Eisenerzminie von Saint-Paul-de-Fenouillet und Lesquerde hat der Heimatverein eine Infotafel aufgesperrt und alle alten Stolleneingänge versperrt. Foto: Hilke Maunder
An der einstigen Eisenerzmine von Saint-Paul-de-Fenouillet und Lesquerde hat der Heimatverein eine Infotafel aufgestellt und alle alten Stolleneingänge versperrt. Foto: Hilke Maunder

Die alten Minen

Spuren der einstigen Eisenminen sind zu sehen: betagte Schwungräder, Pumpen und andere verrostete Gerätschaften, verschlossene Schächte und der Tunnel, der einst Saint-Paul-de-Fenouillet mit Lesquerde verband.

Die gelb markierte, lokale Wanderroute erreicht dann einen Weg, der bergab führt, eine Landstraße durch die Weinberge erreicht und schließlich in die Rue de Lesquerde übergeht, die zurück ins Zentrum von Saint-Paul-de-Fenouillet führt.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Das Eisen des Fenouillèdes

Saint-Paul-de-Fenouillet liegt am Schnittpunkt der afrikanisch-iberischen und der europäischen tektonischen Platten. Der tektonische Schub hat die Druck- und Temperaturbedingungen induziert, die für die Bildung von Mineralien notwendig sind.

Er isst auch verantwortlich für die Erdbeben, die den Fenouillèdes regelmäßig heimsuchen. So entstanden entlang der komplexen Verwerfungen zwischen den Kalksteinmassiven Granit-, Feldspat- und Eisenerzgänge.

Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Die wichtigsten Abbaustätten sind noch in Planèzes, Rasiguères, Latour-de-France, Lesquerde und Saint-Paul-de-Fenouillet zu sehen.

Die Mine von Saint-Paul-de-Fenouillet und Lesquerde

Im Jahr 1831 begann an der Hangseite zu Lesquerde der Eisenerzabbau im Tagebaubetrieb. 1908 wurde ein Tunnel zwischen den beiden Orten gegraben. 100 Jahre lang waren Saint-Paul-de-Fenouillet und Lesquerde Bergbauorte.

Im 8. Mai 1933 waren die Vorkommen nahezu erschöpft. Nunmehr unrentabel geworden, wurde der Betrieb eingestellt. Lediglich die Ausbeutung von Metalloxiden zur Herstellung von Korrosionsschutzfarben blieb bis in die 1950er-Jahre bestehen.

Mit einem kleinen Zug wurde das Eisenerz aus dem Berg heraustransportiert. Foto: Hilke Maunder
Mit einem kleinen Zug wurde das Eisenerz aus dem Berg heraustransportiert. Foto: Hilke Maunder

Das Erz wurde durch einen Tunnel, durch den eine kleine Eisenbahn führte, aus der Mine herausgeholt. Ein Fährseil beförderte das Erz zu einem Trichter am Ortseingang von Saint-Paul-de-Fenouillet, der für den Bau des östlichen Kreisverkehrs der Stadt verschwand. Von dort wurde der Rohstoff auf Waggons der Compagnie des Chemins de Fer du Midi verladen.

Der Heimatverein <em>Les Sant-Panhols</em> hat einen Picknicktisch an der einstigen Mine aufgestellt. Foto: Hilke Maunder
Der Heimatverein Les Sant-Panhols hat einen Picknicktisch an der einstigen Mine aufgestellt. Foto: Hilke Maunder

Der Chemin de la Mine: die Info

Länge: 5 Kilometer (2 Stunden), 220 Höhenmeter

Routen-Infos: Den Wanderweg samt Hintergrund findet ihr im Flyer des Heimatvereins Les Sant-Panthols, den ihr hier herunterladen könnt.

Von der Natur erobert: die Spuren der einstigen Eisenerzmine von Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder
Von der Natur erobert: die Spuren der einstigen Eisenerzmine von Saint-Paul-de-Fenouillet. Foto: Hilke Maunder

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Welch ein traumhaft schönes und abwechslungsreiches Gebiet der historische Fenouillèdes ist, könnt ihr hier erfahren.  Mein Portrait stellt euch den heutigen Fenouillèdes vor. Bei der Einteilung der Départements war sie geteilt worden.

Nur ein kleiner Teil des historischen Fenouillèdes gehört heute zum Département Pyrénées-Orientales. Sein größerer Teil gehört zum Département Aude. Trotz der Teilung bewahrt der Fenouillèdes seine okzitanische Identität und feiert sie in Saint-Paul-de-Fenouillet alljährlich mit einem okzitanischen Festival.

Fenouillèdes: (noch) ein Geheimtipp

Im Buch

Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2021 in 9. Auflage erschienen.

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Okzitanien abseits GeheimtippsHilke Maunder, Okzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

Katharerburgen erzählen vom Kampf gegen Kirche und Krone, eine gelbe Pflanze vom blauen Wunder, das Okzitanien im Mittelalter reich machte. Acht Welterbestätten birgt die zweitgrößte Region Frankreichs, 40 grands sites – und unzählige Highlights, die abseits liegen. 50 dieser Juwelen enthält dieser Band. Abseits in Okzitanien: Bienvenue im Paradies für Entdecker!  Hier* gibt es euren Begleiter.

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