Henri Matisse: der Meister der Farbe
Er gilt als einer der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts: Henri Matisse. Seine innovative Verwendung von Farben, seine kühnen Formen und sein ausdrucksstarker Stil machten ihn weltberühmt.
Henri Matisse konnte mit Farben wahrhaft zaubern. Seine lebhaften Farben drücken Emotionen aus und erzeugen ein Gefühl von Bewegung und Energie in seinen Werken. Seine Farbwahl war oft kühn und unerwartet, und Matisse war in der Lage, ein Gefühl von Licht und Tiefe durch seine Verwendung von Farbe zu schaffen.
Mit seinen kräftigen Farben und vereinfachten Formen, die eine intensive emotionale Wirkung erzielten, schuf er einen neuen Malstil: den Fauvismus.
Innovativ und einflussreich
Mit Leidenschaft experimentierte Henri Matisse immer wieder mit neuen Techniken und Möglichkeiten, Kunst zu schaffen. Matisse arbeitete in einer Vielzahl von Medien, darunter Malerei, Skulptur und Druckgrafik.
Er schuf Werke in den unterschiedlichsten Stilen von abstrakt bis figurativ. Dabei überschritt er ständig die Grenzen dessen, was in der Kunstwelt als „akzeptabel“ galt.
Matisse hatte einen großen Einfluss auf andere Künstler seiner Zeit, darunter Pablo Picasso und Georges Braque. Sein Werk ebnete den Weg für viele Kunstbewegungen des 20. Jahrhunderts, darunter der Abstrakte Expressionismus und die Pop Art.
Matisse’ Bildauffassung
In Matisse’ Bildwelt erhält die Farbe durch flächig-dekorativen und ornamentalen Einsatz unter Auslassung ihrer räumlichen Gestaltungsaspekte autonomen Charakter.
Die Farbgebung wird hierbei weder der Lokalfarbe noch der Beschreibung von Oberflächenstrukturen unterworfen. Henri Matisse setzt sie vielmehr als Mittel ein, die farblichen Empfindungen, die durch den Eindruck des Motivs im Maler ausgelöst werden, wiederzugeben.
Auf seinem Weg über den Fauvismus schuf er eine Bildwelt, in der dem Gegenstand nicht mehr Bedeutung beigemessen wird als dem Binnenraum, dem Raum zwischen den Gegenständen. Keine dieser Formen ist einer anderen bei der Verwirklichung der expression (Ausdruck bzw. Aussage) als Gestaltungselement untergeordnet.
Farbe und Form
Die ‚expression‘ kann nach dieser Auffassung nur durch die Anordnung und den Zusammenhang der Farbformen – Farbe und Form sind eins – untereinander realisiert werden. Durch diese Sichtweise wird Naturbeobachtung (Objekt) nicht nur zum Anlass der farblichen Empfindungen (Subjekt), sondern in ihrem wechselseitigen Miteinander auch zu einem Korrektiv innerhalb des Schaffensprozesses erhoben.
In diesem Sinne sah sich Matisse der Tradition verbunden. So hat Matisse – wie auch Picasso – nie den Schritt zur völligen Abstraktion vollzogen, da auf diese Weise, wie er betonte, die Abstraktion nur imitiert werde.
Linearisierte Objekte
Charakteristisch für Matisse’ Bildaufbau ist des Weiteren, dass er die Objekte linearisiert. Die räumlichen Beziehungen zwischen den Objekten treten in den Hintergrund, werden aufgelöst, ohne jedoch ihre Raumbezüge völlig zu negieren. So hob er hervor, dass durch die Gleichstellung der Formen – Gegenstand und Binnenraum – sowie durch die Autonomie der Farbe eine Linearisierung der Bildelemente notwendig sei und umgekehrt.
Das Frühwerk bis 1900
Henri Matisse entschied sich erst spät für eine künstlerische Laufbahn. Als 20-jähriger Anwaltsgehilfe in St-Quentin begann er, Kunstunterricht zu nehmen. Seine ersten Bilder entsprachen dem bürgerlichen Naturalismus, den die französische Schule von den Niederländern übernommen hatte.
Bei den Bildthemen dominieren Frauen vom Früh- bis zum Spätwerk in den 1950er Jahren seine Kunst. Ein bekanntes Bild aus dieser Zeit ist „Die Lesende“ aus dem Jahr 1894, das sich heute im Musée National d’Art Moderne in Paris befindet.
Das Stillleben mit Selbstbildnis in ähnlichen braun-grünen Farben folgte 1895. Es weist in seiner Ästhetik eine Ähnlichkeit zu Cézannes zwanzig Jahre älteren Stillleben auf, ohne deren Raffinesse zu haben.
Bekannte Gemälde aus dem Jahr 1897 sind „Der gedeckte Tisch“ und das Seestück „Belle Île“. Letzteres enthält Annäherungen an Claude Monets „Sturm auf Belle Île“ aus dem Jahr 1896, das die impressionistischen Einflüsse Monets und John Peter Russells in der Bretagne widerspiegelt.
Die Phasen der künstlerischen Entwicklung
Das Hauptwerk des Künstlers lässt sich in die folgenden fünf Perioden einteilen.
Fauve-Periode (1900–1908)
Im Jahr 1900 begann Matisse in einer Art zu malen, die als „Proto-Fauve“ bezeichnet wurde. Er wollte seine Formen nicht in Licht aufgelöst sehen, sondern als ein vollständiges Ganzes auffassen, und so entfernte er sich vom „orthodoxen“ Impressionismus. Es waren neben den Arbeiten Paul Cézannes die divisionistischen Arbeiten Seurats, denen er seine Aufmerksamkeit widmete.
Georges Seurat und die Neoimpressionisten schufen ihre Werke nach der theoretischen Lehre, die auf der Farbtheorie Eugène Chevreuls basierte. Neben Seurat waren es Vincent van Gogh und Paul Gauguin, die Matisse’ Farbempfinden steigerten; die Imitation der Natur wollte er überwinden.
Matisse’ Figurenkomposition „Luxus, Stille und Begierde“ (1904/05) entstand beispielsweise nach divisionistischen Regeln. Wenig später erkannte er, dass die divisionistische Bildauffassung nicht dazu geeignet war, den Bildwerken Festigkeit zu verleihen und die farblichen Empfindungen des Malers wiederzugeben, daher wandte er sich, wie es Cézanne schon Jahre vor ihm getan hatte, von der impressionistischen Richtung ab.
Das Ergebnis seiner Arbeit während seiner fauvistischen Phase stellte eine Lösung in Form einer flächigen Farbgebung dar, die dem „Zerfließen“ impressionistischer Bilder entgegensteht. Beispiele sind „Offenes Fenster in Collioure“ und „Frau mit Hut“, beide aus dem Jahr 1905, die auf der Ausstellung im Salon Empörung hervorriefen und damit zum Begriff „Fauvismus“ führten.
In seinem Gemälde „Der grüne Streifen. Bildnis Madame Matisse“, ebenfalls aus dem Jahr 1905, bildet das Grün eine feste Größe. Der auf den ersten Blick unnatürlich wirkende Streifen über dem Gesicht ist nicht willkürlich gesetzt, sondern dient als Grenze zwischen Licht- und Schattenzone.
Henri Matisse zeigte auf, dass durch die Autonomie der Farbe in Verbindung mit ihrem flächenhaften Auftrag die Objekte untereinander zu linearisieren sind, ihre räumlichen Zusammenhänge somit in den Hintergrund treten müssen. Die Werke der Folgejahre stellen in erster Linie Variationen dieser grundlegenden Erkenntnis dar.
Nach eigener Aussage begann sein Lebenswerk mit dem Gemälde „Die Lebensfreude“, das er 1906 im Salon des Indépendants ausstellte, wo es heftige Kritik hervorrief. Nach der Algerienreise 1906 entstand „Blauer Akt“ (Erinnerung an Biskra), die Palmen im Hintergrund reflektieren die Reise.
Der weibliche Akt lastet schwer auf dem Boden und wirft einen Schatten. Die dominante Figur und die flächige Umgebung gibt Matisse’ Auffassung wieder: „Gerade die Figur und nicht das Stillleben oder die Landschaft interessiert mich am meisten. An ihr kann ich am besten, man könnte sagen, das mir stets eigene religiöse Gefühl dem Leben gegenüber zum Ausdruck bringen.“
Experimentelle Periode (1908–1917)
Die Bilder der Impressionisten sind voll widersprechender Eindrücke. Wir wollen etwas anderes, wir wollen innere Ausgeglichenheit durch Vereinfachung der Ideen und gestaltenden Formen erreichen.
– Henri Matisse, 1909
Matisse’ experimentelle Periode, in der er sehr produktiv war, wird in zwei Phasen unterteilt. Von 1908 bis 1910 herrschen organisch-flüssige und arabeske Formen vor, während die zweite Phase von 1911 bis 1917, geprägt von Matisse’ Auseinandersetzung mit dem Kubismus, von geometrischen Formen dominiert wird.
Henri Matisse hat seine Malerei niemals einer einheitlichen Stilistik untergeordnet, sondern er vollzog häufig Positionswechsel, von dekorativen zu realistischeren Perioden.
Im Jahr 1909 gab der russische Kunstmäzen Sergei Iwanowitsch Schtschukin zwei große Werke in Auftrag, La Danse (Der Tanz) und La Musique (Die Musik), die zum Schmuck des Treppenhauses seines Moskauer Domizils dienen sollten. Vom Tanz entstanden zwei Fassungen in unterschiedlichen Farbtönungen.
Inspiriert hatte Matisse der provenzalische Rundtanz Farandole. Die jeweils aus fünf Körpern vor einem starkfarbigen Hintergrund bestehenden Bilder vermitteln Lebensfreude, der dekorative Stil verbindet sich mit der menschlichen Figur.
Ihre Monumentalität folgt aus der Vereinfachung der malerischen Mittel: wenige Farben sind in großen homogenen Flächen aufgetragen, die Zeichnung wird zur reinen Linie, die die Formen bildet. Der Tanz gehört zu Matisse’ bekanntesten Werken.
Durch die Vereinfachung der Formen wird auch das Gemälde „Blumenstrauß und Keramikteller“ (1911) bestimmt. Henri Matisse fasste in einem Interview für die Zeitung Utro Rossii (Утро России) am 27. Oktober 1911 während seines Aufenthalts in Moskau seine Eindrücke von russischen Ikonen sowie Objekten aus Emaille zusammen:
Das ist das wahre Primitive, das ist authentische Volkskunst. Das ist die Urquelle der künstlerischen Suche. Der heutige Künstler sollte hier, in diesen Objekten der primitiven Kunst, seine Inspiration finden.
– Matisse
Im Ersten Weltkrieg wird seine Farbskala dunkler. Die Reduktion auf geometrische Formen in Anlehnung an den Kubismus erreichte 1914 mit dem Bild Ansicht von Notre Dame ihren Höhepunkt und setzte sich bis 1918 fort. Die Farbe Schwarz spielt in den Kriegsjahren eine große Rolle, ein Beispiel ist das „Türfenster in Collioure“ (1914).
Nizza-Periode (1917–1929)
Matisse widmete sich unter anderem dem Malen von Odalisken (Mitbewohner, Kammermädchen) in verschiedenen Positionen. Auch Porträts, lichtdurchflutete Interieurs, Stillleben, Landschaften standen im Zentrum seines Darstellungsinteresses.
Seine Werke wiesen mehr naturalistische Züge auf als jemals zuvor. Indem Matisse seine fantasievolle Vorstellung real gestaltete, bewies er damit seinen Glauben an die Malerei als „Quelle ungetrübter Freude“.
Die Liebe zur Farbe und zum Detail wird durch den oft außergewöhnlichen „ornamentalen Hintergrund“ deutlich. Das Gemälde „Dekorative Figur vor ornamentalem Hintergrund“ (1925/26) weist die emblematischen Attribute seiner Malerei auf: eine Frau, Blumen und bunte Stoffe im Hintergrund. Es zählt zu den bedeutendsten Werken der „Nizza-Periode“.
Sein Modell war zu dieser Zeit Henriette Darricarrère. In Nizza dekorierte er sein Atelier mit Stoffbahnen, Teppichen und Vorhängen. Der mit Blumen übersäte Stoff erscheint noch bei weiteren Werken, beispielsweise in „Zwei Odalisken“ (1927/28) und „Odaliske mit Lehnstuhl“ (1928).
Periode erneuter Einfachheit (1929–1940)
Der Nizza-Periode folgte eine Periode erneuter Einfachheit. Matisse’ künstlerisches Streben konzentrierte sich auf die Harmonie zwischen der maximalen Entfaltungsmöglichkeit der Farbe und einer fortschreitenden Abstraktion der gegenständlichen Form.
Im Jahr 1929 reiste Matisse in die USA und war dort Jurymitglied der 29. Carnegie International. Ein Jahr später reiste er nach Tahiti, New York und Baltimore, Maryland sowie nach Merion in Pennsylvania. Albert C. Barnes aus Merion, ein bedeutender Kunstsammler moderner Kunst, der bereits die größte Matisse-Sammlung Amerikas besaß, beauftragte den Künstler, ein großes Wandbild für die Kunstgalerie seines Wohnhauses anzufertigen.
Matisse wählte ein Tanzthema, das ihn bereits seit seiner fauvistischen Phase eingenommen hatte. Das Wandbild „Der Tanz“ existiert in zwei Versionen aufgrund eines Irrtums in den Maßangaben; es wurde im Mai 1933 installiert.
Die Komposition zeigt in ihrer Einfachheit tanzende Frauen in überaus starker Bewegung vor einem abstrakten, fast geometrischen Hintergrund. Bei den Vorarbeiten zum Wandbild wandte Matisse ein neues Verfahren an, indem er die Komposition aus ausgeschnittenen Teilen kolorierten Papiers zusammenfügte.
Ab 1940 wurden die Scherenschnitte zu Matisse’ bevorzugtem Ausdrucksmittel, eine Technik, die er bis zum Lebensende beibehielt.
Periode der Beschränkung auf das Wesentliche (1940–1954)
Die Reduktion der Form bis hin zur Abstraktion führte Matisse zur Betonung des dynamischen Elements. Um 1943 wurde wegen seiner schweren Erkrankung der Scherenschnitt zu einem Hauptausdrucksmittel in der Arbeit des Künstlers. Um 1948 schloss Matisse ganz mit der Malerei ab.
Er ließ von Assistenten Papierbögen mit monochromer Gouachefarbe bemalen, aus denen er seine Figuren und freien Formen ausschneiden konnte (gouaches découpées). Matisse nannte diese Technik „mit der Schere zeichnen“. Sie bot die Möglichkeit, Linie und Farbe zu verbinden, und war daher die von ihm lange erstrebte Lösung seines Anliegens.
In der Zeichnung konnte er einen Eindruck in wenigen Umrisslinien darstellen, wenn auch ohne Farbe. In der Malerei fehlte diese Spontanität. Wenn die Schere den Pinsel ersetzt und direkt in die Farbe einzeichnet, wird der Gegensatz von Farbe und Linie überwunden. Das Ergebnis – der Schnitt – ist schärfer als der gezeichnete Strich, hat also einen anderen Charakter.
1947 wurde eine Folge von Scherenschnitten aus den Jahren 1943 bis 1944 als Künstlerbuch unter dem Titel „Jazz“ veröffentlicht, die im Schablonendruck vervielfältigt worden waren. Der Titel spielt auf die Spontanität und Improvisation des Musikstils Jazz an. Zum Gebrauch der Linien schrieb Matisse in diesem Buch:
„Das Lot bestimmt die vertikale Richtung und bildet zusammen mit seiner Gegenspielerin, der Horizontalen, den Kompaß des Zeichners. […] Um diese angenommene Linie entwickelt sich die „Arabeske“. Ich zog aus dem Gebrauch des Lots dauernden Nutzen. Die Vertikale ist in meinem Geist eingezeichnet, sie hilft mir, die Richtung meiner Linien genau zu bestimmen, und auch in meinen rasch hingeworfenene Zeichnungen ist keine Linie […] ohne Beziehung zur Vertikalen entstanden. – Meine Linien sind nicht verrückt.“
– Henri Matisse
Hinzu kamen Entwürfe für Wandteppiche wie Polynesien – Der Himmel und Polynesien – Das Meer, 1946. Die Ausgestaltung einer Kapelle, der Rosenkranzkapelle (Chapelle Matisse ) in Vence, eingeweiht 1951, deren Glasfenster er ebenfalls in Scherenschnitten vorbereitet hatte, zeigt die erste Glasmalerei des Künstlers. Ein weiteres Beispiel ist die Serie „Blauer Akt„ aus dem Jahr 1952; sie ist ausschließlich in Blau und Weiß gehalten und hat in ihrer Abstraktion eine skulpturale Wirkung.
Das grafische Werk – Buchillustrationen
Matisse schuf Zeichnungen, Studien zu seinen Werken, in großer Anzahl. Sein Interesse an grafischen Arbeiten begann um 1900, als er probeweise anfing zu radieren. Das von seiner Tochter Marguerite Duthuit und seinem Enkel Claude Duthuit herausgegebene Werkverzeichnis der Druckgrafik beschreibt etwa 800 Arbeiten, wobei die zwischen 1908 und 1948 entstandenen rund 300 Radierungen und 300 Lithografien aus den Jahren 1906 bis 1952 den Schwerpunkt bilden.
Außerdem schuf er 62 Werke in Aquatinta, 68 Monotypien, 70 Linolschnitte und aus der Frühzeit 1906/07 vier Holzschnitte. Im Gegensatz zu Picasso verzichtete Matisse auf die Erprobung neuer Materialien und Techniken. 1935 fertigte Matisse 26 ganzseitige Illustrationen für den Roman Ulysses von James Joyce an. Die Illustrationen basieren auf Themen der Odyssee von Homer.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nahm Matisse’ grafische Arbeit einen größeren Raum ein, so entwarf er Illustrationen zu Henry de Montherlants Pasiphaé (1944), Pierre Reverdys Visages (1946), Mariana Alcaforados Lettres portugaises (1946), Charles Baudelaires Les Fleurs du Mal (1947), Pierre de Ronsards Florilège des Amours (1948) und Charles d’Orléans’ Poèmes (1950).
Diese Bücher waren meistens mit schwarz-weißen Illustrationen ausgestattet; im Unterschied hierzu versah er sein bekanntes Künstlerbuch Jazz aus dem Jahr 1947, in dem er seine Reflexionen über die Kunst und das Leben niederschrieb, mit farbigen Illustrationen.
Das plastische Werk
Mehr als die Hälfte von Matisse’ Skulpturen entstanden in den Jahren zwischen 1900 und 1910. Er arbeitete oft in Serien, wobei er die Form über Jahre hinweg vereinfachte. Die erste von insgesamt 82 dreidimensionalen Arbeiten, „Jaguar, einen Hasen verschlingend“, entstand während seiner bildhauerischen Studien ab dem Jahr 1899.
Sie weist nicht nur auf den Einfluss von Auguste Rodin hin, sondern ebenfalls auf Antoine-Louis Barye, einen bekannten französischen Bildhauer, der für seine Tierskulpturen bekannt war. Matisse modellierte nach dessen Bronzeskulptur Jaguar dévorant un lièvre die Jaguar-Skulptur, an der er von 1899 bis 1901 arbeitete.
Die Skulptur „Der Knecht“ entstand wie das gleichnamige Gemälde im Jahr 1900 und wurde 1903 beendet. Als Modell diente ihm der Italiener Bevilaqua, der schon für Rodin in dessen Werk Johannes der Täufer (1878) und Gehender Mann (1900) Modell gestanden hatte.[62] Matisse setzte oft Motive seiner Plastiken in Gemälde um oder umgekehrt. Die Größe seiner Skulpturen entsprachen nicht wie bei traditionellen Bildhauern der Lebensgröße, sondern sie wurden in kleinerem Format angelegt.
Im Jahr 1907 begann seine Arbeit am „Liegenden Akt“, den er aus dem Gemälde „Luxus, Stille und Begierde“ (1904–05) weiterentwickelt hatte. Das Sujet sollte ihn 30 Jahre lang beschäftigen.
Die Skulptur „Zwei Negerinnen“ aus dem Jahr 1908 findet sich wieder auf seinem Stillleben von 1910, „Bronze mit Früchten“.. Cézannes Gemälde „Die drei Badenden“, 1899 erworben, diente Matisse zum Vorbild in Werken, die den Körper monumental abbilden, so wie beispielsweise in der Reliefserie der Rückenakte, die Matisse in den Jahren 1909 bis 1929 schuf.
Die Inspiration zu der Serie Jeannette I – V von 1910 bis 1913 war ein früheres impressionistisches Gemälde, der Kopf der Jeanette wurde in den Fassungen mehr und mehr verfremdet. Jeanette V bildet eine Vorstufe zur körperlichen Abstraktion, die sich später, ab den 1930er Jahren, in der Kunst ausbreitete. Die Anregungen durch die primitive Kunst schlugen sich nicht wie bei Picasso in seinen Gemälden nieder, sondern seine Transformationen blieben in dieser Hinsicht auf das plastische Werk beschränkt.
Fast alle seine Skulpturen bestanden aus einer Edition von zehn Exemplaren, mit einer Ausnahme: Der „Kleine dünne Torso“ aus dem Jahr 1929 existiert nur in drei Exemplaren. Matisse benutzte als Gusstechnik das Sand- und das Wachsausschmelzverfahren.
Die meisten seiner plastischen Werke wurden in späteren Jahren gegossen, als eine größere Zahl von Sammlern sich dafür interessierte. Die Rückenakte I – IV, die zu den wichtigsten Matisse-Skulpturen gehören, wurden erst nach Matisse’ Tod auf Veranlassung seiner Erben gegossen. In den 1990er-Jahren ließen die Erben die meisten Originalformen vernichten, um weitere Editionen zu verhindern.
Kunsttheoretische Schriften
Unter den vier größten französischen Malern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts – Matisse, Picasso, Derain und Braque – war Matisse der erste Theoretiker. Seine Schrift aus dem Jahr 1908, Notes d’un peintre (Notizen eines Malers), ging den publizierten Aussagen von Braque und Picasso mit zeitlichem Abstand voraus.
Obwohl Braques frühestes Interview (1908) im Jahr 1910 veröffentlicht wurde, kamen seine Texte erst im Jahr 1917 heraus. Picassos erste theoretische Aussage, Picasso speaks, kam im Mai 1923 heraus.
In den Notizen eines Malers verdeutlichte Matisse die Hauptanliegen seiner Kunst: Expression („Ausdruck und Aussage“), geistige Verarbeitung von Naturformen, Klarheit und Farbe.
Ferner bekennt er in diesem Artikel seinen Glauben an die Kunst als Ausdruck der Persönlichkeit. Sie ist für ihn weder Darstellung einer „Imagination“ noch Mittler literarischer Vorstellungen, sondern er begründet sie auf der intuitiven Synthese von Natureindrücken. In dieser Schrift lautet eine zentrale, oft zitierte Passage:
„Ich träume von einer Kunst des Gleichgewichts, der Reinheit, der Ruhe, ohne beunruhigende und sich aufdrängende Gegenstände, von einer Kunst, die für jeden Geistesarbeiter, für den Geschäftsmann so gut wie für den Literaten, ein Beruhigungsmittel ist, eine Erholung für das Gehirn, so etwas wie ein guter Lehnstuhl, in dem man sich von physischen Anstrengungen erholen kann.
– Matisse – Über Kunst. S. 75
Der zweite theoretische Text Notes d’un peintre sur son dessin (Notizen eines Malers über das Zeichnen) erschien im Jahr 1939 in Le Point. In den Jahren nach 1930 schuf er viele Strichzeichnungen, die mit Bleistift oder Feder ausgeführt wurden; die Federzeichnungen entstanden, wie Matisse definierte, „erst nach Hunderten von Zeichnungen, nach Versuchen, Erkenntnissen, und Formdefinitionen; dann zeichnete ich sie mit geschlossenen Augen.“
Henri Matisse: Chronologie seines Lebens
31.12.1869
Geburt von Henri Émile Benoit Matisse in Cateau-Cambresis auf dem Hof der Großeltern in der Picardie. Seine Eltern betrieben in Bohain-en-Vermandois einen Getreidesamenhandel samt Farbengeschäft.
1872
Geburt des Bruders Émile Auguste
1882-87
Matisse soll das Geschäft übernehmen, entschließt sich aber nach dem Besuch des humanistischen Henri-Martin-Gymnasiums in Saint-Quentin für ein juristisches Kurzstudium in Paris (1887-89).
1889
Stelle als Anwaltsgehilfe bei Duconseil in Saint-Quentin. Die Arbeit befriedigt ihn nicht. Matisse belegt daraufhin Zeichenkurse an der École Quentin de la Tour. Der angehende Jurist entdeckt sich als Künstler.
1890
Blinddarmentzündung. Matisse muss ein Jahr lang das Bett hüten und beginnt mit der Malerei. Sein erstes eigenes Werk: „Stillleben mit Büchern“, Signatur: Essita M.H (Name rückwärts)
1891
Matisse beschließt, den Rechtsanwaltsberuf aufzugeben. Mit Erlaubnis des Vaters besucht er die Académie Julian in Paris. Die Eltern unterstützen ihn nur mit 100 Franc im Monat in der Hoffnung, er würde seine Pläne dann aufgeben.
Matisse indes belegt Abendkurse an der École des Arts Décoratifs, lernt dort Albert Marquet kennen. Dies markiert den Beginn einer lebenslangen Freundschaft.
1894
Geburt seiner Tochter Marguerite (gest. 1982) aus der Beziehung mit Caroline Joblaud, diese war sein Modell und seine Geliebte.
1895
Matisse besteht die Aufnahmeprüfung der École des Beaux-Arts und wird mit Marquet Schüler beim symbolistischen Maler Gustave Moreau.
1896
Bretagnereise mit Malerfreund Émile Wéry. Matisse lernt die impressionistische Farbpalette kennen. Kopiert im Louvre klassische Werke. Stellte erstmals fünf Gemälde im Salon der Société des Beaux-Arts aus.
1897/8
Matisse besucht John Peter Russell auf der Belle-Île der Bretagne. Russell führt ihn in die impressionistische Malweise ein und machte ihn mit dem Werk von Vincent van Gogh bekannt. Matisse’ Malstil verändert sich grundlegend.
Russell war mein Lehrer, und Russell erklärte mir die Farbtheorie.
1898
Heirat mit der zwei Jahre jüngeren Amélie Parayre. Flitterwochen erst in London, um Turner zu studieren, dann auf Korsika bei Amélies Schwester. Wohnung am Quai Saint-Michel, Paris. Henri Matisse kauft bei Vallard das Werk „Drei Badende“ von Cézanne.
1899
Tod von Gustave Moreau. Matisse verlässt die École des Beaux-Arts wegen Differenzen mit dem Nachfolger Fernand Cormon.
Geburt vom 1. Sohn Jean Gérard in Amélies Heimatort Beauzelle bei Toulouse.
1900
Geburt des zweiten Sohnes, Pierre.
Abendkurse an der Académie Rodin unter Leitung von Antoine Bourdelle.
Aufgrund mangelnder Einnahmen – das Modistengeschäft seiner Frau wirft zum Lebensunterhalt nicht genug Einnahmen ab und die Kinder müssen oft den Großeltern überlassen werden – gerät Matisse in eine schwere finanzielle Krise und nimmt eine Arbeit als Dekorationsmaler an.
Gemeinsam mit Albert Marquet malt Matisse Girlanden und Rahmenschmuck für die Ausstattung der Weltausstellung 1900, die im Pariser Grand Palais stattfindet. Die Arbeit ist anstrengend. Erschöpft kehrt er nach Bohain zurück, um sich zu erholen. In jenen Tagen ist Matisse derart entmutigt, dass er daran denkt, die Malerei aufzugeben.
1901 – 1904
Freundschaft mit Albert Marquet, André Derain, Maurice de Vlaminck, erste Ausstellungen. Berthe Weill verkauft als erste Galeristin Arbeiten von Matisse.
Dieser reist auf Veranlassung von Paul Signac nach Saint Tropez und beginnt, neoimpresisoniste Bilder zu malen.
Fauvismus
1905 – 1913
Mit André Derain und zweitweise Maurice de Vlaminck verbringt Matisse 1905 erstmals den Sommer in Collioure. Der Aufenthalt wird zum Wendepunkt in seinem Schaffen. Das Trio zeigt beim Salon d’Automne 1905 ihre Werke – und erntet Empörung. „Donatello parmi les fauves“ schimpft der Kritiker Louis Vauxceller über die Künstler in der Zeitschrift „Gil Blas“.
Im Mittelpunkt der Kritik steht das stark farbige Gemälde Femme au chapeau (Frau mit Hut) von Matisse. Leo Stein, ein Bruder von Gertrude Stein, kauft das Bild für 500 Franc. Dieser „Skandalerfolg“ treibt Matisse’ Marktwert in die Höhe. Die Steins gehören ebenfalls in der Zukunft zu seinen Förderern. Die Gruppe der Fauvisten löst sich bereits 1907 wieder auf.
1906
Matisse zeigt im Salon des Indépendants sein neues Werk „Lebensfreude“ (Le bonheur de vivre). Kritiker und akademische Maler reagieren gereizt. Leo Stein rühmt es als „das wichtigste Bild unserer Zeit“ und kauft es für den Salon seiner Schwester Gertrude.
Matisse & Picasso
1906
Matisse und Picasso begegnen sich erstmals in Paris im Salon der Steins, in dem Matisse seit einem Jahr regelmäßig verkehrt.
Matisse macht Picasso auf afrikanische Skulptur aufmerksam, lehrt ihn den Umgang mit der Leuchtkraft der Farben und reist nach Algerien, wo er die Oase Biskra besucht. Matisse malt während der Reise nicht.
Matisse entnimmt der orientalischen Keramik die reine, flächig aufgetragene Farbe, die Reduktion der Zeichnung auf eine arabeskenhafte Linie sowie die flächige Anordnung des Bildraums. Orientalische Teppiche erscheinen auf seinen Gemälden wie bei keinem anderen Maler der Moderne. Ein Beispiel ist das Stillleben „Orientalische Teppiche“, das er nach der Rückkehr malt.
Académie Matisse
1908
Matisse gründet auf Betreiben seiner Freunde, darunter auch die Steins, die Académie Matisse in den Räumen des Couvent des Oiseaux. Michel Stein finanziert sie. Wegen wachsender Schülerzahl zieht die Schule schon bald in den Couvent de Sacré-Cœur um.
Durch ihren nicht-kommerziellen Charakter hob sich die Académie Matisse von vergleichbaren Meisterateliers ab. Matisse legte viel Wert auf eine klassische Grundausbildung der jungen Künstler. Einmal in der Woche stand ein gemeinsamer Museumsbesuch auf dem Lehrplan.
Das Arbeiten nach einem Modell kam erst nach der Mühe des Kopierens. Für die damalige Zeit war der Frauenanteil innerhalb der Schülerschaft überraschend hoch.
Unter den insgesamt 18 deutschen Schülern, beispielsweise Friedrich Ahlers-Hestermann, Franz Nölken und Walter Alfred Rosam, waren acht Künstlerinnen, unter anderem Mathilde Vollmoeller und Gretchen Wohlwill. Auch die in Russland geborene Olga Markowa Meerson, früher Mitstudentin von Wassily Kandinsky in München, gehörte zu seinen Schülerinnen
1909
Der russische Mäzen Sergei Schtschukin war auf Matisse’ Werk aufmerksam geworden und erteilte ihm den Auftrag zu zwei großen dekorativen Gemälden: „Der Tanz“ und „Die Musik“. So finanziell gefestigt, bezog Matisse ein Haus in Issy-les-Moulineaux.
1910-13
Aufenthalte in Sevilla (1910/1911), Tanger (1911/1912 und 1912/1913), Reise nach Moskau (1911), Sommer 1914 in Berlin.
1914
1. Weltkrieg: Matisse meldet sich freiwillig. Sein Gesuch wird abgelehnt.
Nachdem das Gehöft der Familie bei einem deutschen Angriff zerstört worden war, erhielt Matisse keine Nachricht mehr von seiner Mutter und von seinem Bruder, der wie die anderen Männer des Dorfes von deutschem Militär als Kriegsgefangener mitgenommen worden war.
Kurz vor der Marne-Schlacht fährt Matisse mit Marquet nach Collioure. Der Kriegsschrecken lässt Kubisten und Fauvisten trotz künstlerischer Differenzen enger zusammenrücken.
Begegnung mit Juan Gris, welcher beim Lehrer seiner Kinder wohnt. Gris’ Einfluss verstärkt Matisse‘ Neigung zur geometrischen Vereinfachung.
1916
Bronchitis. Auf Anraten der Ärzte Aufenthalt in Menton an der Côte d’Azur.
1917
Einberufung der Söhne in den Krieg. Jean leistet einen Hilfsdienst bei der Luftwaffe, Pierre wird Panzerfahrer. Die Farben änden sich: Statt hell werden die Bilder grau und düster.
1917-1919
Erste Aufenthalte in Nizza. Matisse mietet zunächst im Hôtel Beau-Rivage ein Zimmer, wohnt danach im Hôtel Méditerranée, und bezieht in den 1920er-Jahren eine zweistöckige Wohnung an der Place Charles-Félix. In den Monaten Mai bis September kehrt er regelmäßig nach Issy-les-Moulineaux zurück und arbeitet dort in seinem Atelier.
1918
Ausstellung Matisse-Picasso in der Galerie Guillaume. Beide tauschen in jenen Jahren ihre Ideen häufig aus. Matisse äußert: „Wir gaben uns gegenseitig viel bei diesen Begegnungen.“ In jenen Gesprächen spielt Picasso den advocatus diaboli, der an Matisse’ Malerei ständig etwas in Frage stellen wollte, was ihn in Wirklichkeit selbst sehr beschäftigt.
1920
Bühnenbild und Kostüme für Neuinszenierung des Balletts Chant du Rossignol von Igor Strawinsky für Diaghilew vom Ballet Russe.
1921
Matisse wird Galerist. Sein Sohn Pierre Matisse organisiert eine Ausstellung in New York. Matisse erhält im gleichen Jahr den Preis für Malerei der Carnegie International Exhibiton in Pittsburgh.
1920 – 1930
Viele Reisen, 1921 nach Étretat, 1925 nach Italien und 1930 über New York und San Francisco nach Tahiti.
Der Tanz / Scheidung
1930
Auf der Rückreise im September 1930 besucht er seinen wichtigen Sammler Albert C. Barnes in Merion (USA), der ihn um ein Wandbild mit dem Thema Tanz für sein Privatmuseum bietet. Werke von Georges Seurat, Cézanne, Auguste Renoir füllen dort bereits die Wände. Matisse nimmt die Herausforderung an und stellt die Arbeit 1932 fertig. Im Jahr 1933 wird sein Enkel Paul Matisse in New York geboren.
Für die gewaltige Aufgabe von Barnes’ Wandgemälde hatte Matisse die 22-jährige russische Emigrantin Lydia Delectorskaya (1910–1998) als Assistentin angestellt, die ihm außerdem Modell sitzt. Daraufhin stellt ihn seine Frau Amélie vor die Alternative: „Ich oder sie.
Lydia Delectorskaya wird entlassen. Trotzdem fordert Amélie die Scheidung und verlässt ihn nach 31 Jahren Ehe. Matisse wird sehr krank und stellt Lydia Delectorskaya wieder ein. Nach einem Parisaufenthalt bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kehrt er nach Nizza zurück.
1931
Erste große Einzelausstellung im Museum of Modern Art, New York City. Matisse‘ internationaler Ruf festigt sich.
Schwere Krankheit – Arbeit an Jazz
1941
Schwere Darmoperation in Lyon. Fast drei Monate bleibt er in der Klinik, danach zwei Monate mit Grippe im Hotel. Er leidet an einem Zwölffingerdarmkrebs und zwei nachfolgenden Lungenembolien.
Im Mai reist Matissse zurück nach Cimiez. Die Operation und die darauffolgende Krankheit setzen ihm ernstlich zu, sodass er sich nur noch beschränkte Zeit aufrecht halten kann.
Während seiner Rekonvaleszenz malt und zeichnet er im Bett: Illustrationen für die Fabiani-Ausgabe von Henry de Montherlants Pasiphaé und die Skira-Ausgabe der Florilège des amours de Ronsard.
1943
Luftangriff auf Cimiez. Neues Atelier zu Füßen des Montagne du Baou in der Villa Le Rêve, zwei Kilometer vom Hauptplatz des Dorfes Vence entfernt.
Matisse arbeitet an Schnitt- und Klebekompositionen für sein Buch Jazz.
1944
Die geschiedene Frau wird verhaftet, Tochter Marguerite wegen Beteiligung an der Résistance deportiert und zu einer sechsmonatigen Haft verurteilt. Le Rêve blieb bis 1948 sein Wohnsitz. Dann kehrt er nach Nizza in das Hotel Régina zurück.
1946
Matisse erhält erstmals Besuch von Picasso und dessen Lebensgefährtin Françoise Gilot in Vence. Die beiden Künstler treffen sich bis 1954 noch mehrmals.
Letzte Jahre / Kapelle in Vence
1947
Erste Entwürfe für die Rosenkranz-Kapelle von Vence. Das Projekt ist das Ergebnis einer engen Freundschaft zwischen Matisse und Schwester Jacques-Marie alias Monique Bourgeois. Er hatte sie 1941 als Pflegerin und Modell angestellt. 1946 trat sie in ein Dominikanerkloster in Vence ein und erhielt den Namen Jacques-Marie.
Als sie sich dort wiedersehen, bietet sie ihn um Rat für die Errichtung einer Kapelle für das Kloster. Im Dezember 1949 wird der Grundstein für die Kapelle gelegt, und am 25. Juni 1951 erfolgt die Einweihung durch den Bischof von Nizza. Im selben Jahr erhält Matisse den ersten Preis für Malerei auf der Biennale in Venedig.
1952
Eröffnung des Musée Matisse in seiner Heimatstadt Le Cateau-Cambrésis.
Zwei Jahre vor seinem Tod stiftete er seiner Heimatstadt 80 seiner Werke. Dank Schenkungen und Anbau ist das Museum im ehemaligen Bischofspalast Fénelon aus dem 18. Jahrhundert gewaltig gewachsen. Heute birgt es die drittgrößte Matisse-Sammlung der Welt.
Ausgestellt sind rund 180 Arbeiten. Sie illustrieren Themen und Epochen seines Schaffens. Erste Arbeiten aus der Malklasse bei Gustave Moreau, Ölgemälde in Bohain und die Entdeckung des Lichts als Maler der Fauves. Ausgestellt ist auch das reiche Schaffen der Jahre 1930-40. Hinzu kommen Scherenschnitte, Monumentalwerke und Wandgemälde. Auch die Ausschmückung der Kapelle von Vence fehlt nicht.
Dank einer bedeutenden Schenkung des griechisch-französischen Kunstverlegers Tériade glänzt das Musée Matisse nicht nur mit Werken des Meisters, sondern auch mit Gemälden von Picasso, Chagall und Miró.
Im hohen Alter von 82 Jahren hatte Matisse noch für die Villa des Kunstverlegers Térida in Saint-Jean-Cap-Ferrat das Buntglasfenster „Chinesische Fische“ geschaffen. Um es optisch zu vergrößern, hatte er große Platanen auf die weißen Wandfliesen des winzigen Esszimmers gemalt. „Man sollte sich hier so frei fühlen wie die Fische im Wasser“. Ob es ihm gelungen ist, könnt ihr heute hautnah im Museum nachempfinden.
3.11.1954
Matisse stirbt in Nizza an einem Herzanfall. Sein Grab liegt auf dem höchsten Punkt des Friedhofs von Cimiez.
Matisse sehen: die wichtigsten Sammlungen weltweit
Das Werk von Matisse ist in Museen und Privatsammlungen weltweit bewahrt. Zu den wichtigsten Sammlungen gehören:
- Musée Matisse, Nizza: Dieses Museum besitzt die größte Sammlung seiner Werke weltweit.
- Musée National d’Art Moderne, Centre Georges Pompidou, Paris
- Musée Matisse, Le Cateau-Cambrésis
- Museum of Modern Art (MoMA), New York, USA
- Eremitage-Museum, St. Petersburg, Russland
- Staatliches Puschkin-Museum der Schönen Künste, Moskau, Russland
- Tate Modern, London, Vereinigtes Königreich
- National Gallery of Art, Washington DC, USA
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