Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
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Wandertipp Maury: der Chemin des Amorioles

Am Fuße der Corbières und unterhalb der Burg von Quéribus präsentiert bei Maury der Chemin des Amorioles die drei typischen Landschaften des Agly-Tales: Garrigue, Weinberge und mediterranen Wald. Ein Teilstück der Rundwanderung integriert den Naturlehrpfad  Sentier de Roubials.

Am schönsten ist die Wanderung  im Frühjahr, wenn die Böden das Wasser des Winters gespeichert haben und mit der Wärme das Leben in seiner ganzen Fülle wieder zurückkehrt.

Der Ginster blüht! Foto: Hilke Maunder
Der Ginster blüht! Foto: Hilke Maunder

Dann ist die Garrigue ein Reich der Farben. Mit den Gelbtönen des Ginsters, dem Weiß und Rosa der Zistrosen, den hellen Blüten der Strauchheide und all jener Laubbäume, die nicht wie Buchsbaum, Wacholder, Mastix oder Grüneiche das ganze Jahr ihr Blätterkleid tragen, sondern immer wieder neu dann ihr junges Grün entfalten.

Zistrosen blühen von weiß bis rosa in der Garrigue. Foto: Hilke Maunder

Hundertjährige Kiefern entfalten in der wärmenden Sonne ihren würzigen Duft. Thymian, Rosmarin und Lavendel verführen mit ihren Aromen die Sinne. Im Sommer lässt die Hitze das Land flirren. Im Herbst leuchten die Weingärten von Maury in vielerlei Gold. Im Winter ist der Weg still – und öffnet den Blick hin zu den Schneespitzen der Pyrenäen.

Die Wanderstrecke

Die gelb markierte Wanderung verbindet den Chemin des Amorioles mit dem Sentier botanique de Roubials zu einer zweistündigen, abwechslungs- wie aussichtsreichen Wanderung.

Start der Wanderung ist auf dem Großparkplatz nahe der D 117. Vorbei am Kinderspielplatz, Tennis- und Fußballplatz erreicht ihr auf dem Chemin de Saint-Roch die Chapelle Saint-Roch.

Die Chapelle Saint-Roch von Maury. Foto: Hilke Maunder
Die Chapelle Saint-Roch von Maury. Foto: Hilke Maunder

Die kleine Natursteinkapelle ist alljährlich eine der Bühnen für das Frauenmusikfestival Voix de Femmes von Maury. Die  Ortschronik verrät, warum sie erbaut wurde:

Im Jahr eintausend achthundertvierundfünfzig und am siebenundzwanzigsten August, versammelte sich die Bevölkerung von Maury, unter eines unbeschreiblichen Schreckens, verursacht durch die Verwüstungen der Cholera morbus, in der Pfarrkirche und gelobte feierlich, eine Kapelle zu Ehren des Heiligen Rochus zu errichten, um durch seine Fürsprache die Plage zu beenden.

Am Tag nach diesem Gelübde machten sich alle Familien an die Arbeit. Nachdem Monsieur Fréderick Borie Land gestiftet hatte,  wurde mit den Fundamenten begonnen. Etwas Bemerkenswertes geschah: Die Seuche wurde sofort gestoppt. Von diesem Tag an, dem 27. August, sahen alle & Maury in dieser Tatsache im wundersamen Schutz des glorreichen Saint-Roch. Maury, 27. August 1854,

Die Chapelle Saint-Roch von Maury. Foto: Hilke Maunder
Der Blick von der Rochus-Kapelle über das Aglytal. Foto: Hilke Maunder

Achtung!

Der Weg, der um die Kapelle herum leitet, führt zurück nach Maury! Bitte folgt dem Weg, der unterhalb der Kapelle nach Osten verläuft. Die Landstraße mit Schotter- und Asphaltbelag bringt euch hinaus in die Rebgärten.

Der Blick zurück auf Maury. Foto: Hilke Maunder
Der Blick zurück auf Maury. Foto: Hilke Maunder
Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Blick zurück auf die Chapelle Saint-Roch vom Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder
Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Im April blüht der Ginster. Foto: Hilke Maunder
Die Katharerburg Quéribus erscheint am Horizont. Foto: Hilke Maunder
Alte Grenache-Stöcke ( vieilles vignes ), geschnitten als gobelet. Foto: Hilke Maunder
Alte Grenache-Stöcke ( vieilles vignes ), geschnitten als gobelet. Foto: Hilke Maunder

 Die Weinstöcke sind dort als gobelet geschnitten. Diese Trinkbecher-Form widersteht am besten dem kalten Nordwestwind Tramontane, der hier oftmals mit mehr als 100 Kilometern pro Stunde über das Land fegt. Das Agly-Tal bildet einen Korridor zwischen den Corbières und den Pyrenäen und gehört zu den aufregendsten Weinregionen des Südens.

Die ersten Reben tauchten bereits nach dem Durchzug Hannibals auf. Auf den mageren, steinigen Böden mit Schiefermergel der 331 Hektar großen AOP Maury werden vor allem die roten Rebsorten Carignan, Syrah und Grenache Noir angebaut. Nach der Ernte im späten August werden die Trauben zu kraftvoll-trockenen Roten und Vins Doux Naturels mit granat- und kupferfarbenen Tönen vinifiziert.

Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Solche Arbeits- und Schutzhütten der Winzer seht ihr überall in den Weinbergen der Pyrénées-Orientales. Foto: Hilke Maunder

Der Weg steigt nur leicht an. Vorbei an einem casot, einer Arbeitshütte der Winzer zur Rechten, erreicht ihr eine T-Kreuzung. Vor euch erhebt sich die Katharerburg Quéribus auf einem hohen Kalkgrat.

Sie war das letzte Bollwerk der veri christiani, der wahren Christen, oder boni homines, guten Menschen. Die Katharer bildeten die größte christliche Glaubensbewegung des Spätmittelalters.  Während die römische Kirche die Messe  auf Lateinisch abhielt, predigten die Katharer in der Sprache des Volkes. In den Augen des Papstes war die Katharer Ketzer undAbtrünnige, die es auszurotten lag. Die Kirche konnte dabei auf die Unterstützung der Krone zählen, die ihren Machtbereich ausweiten wollte.

Vor Inquisition und Verfolgung zogen sich die Katharer in schwer zugängliche Gebiete am Nordrand der Pyrenäen zurück und errichteten auf steilen Festen wehrhafte Burgen.  Sie verbindet heute der Sentier Cathare als 250 Kilometer langer Weitwanderweg von Port-la-Nouvelle nach Foix.

Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
An dieser T-Kreuzung müsst ihr nach links abbiegen. Foto: Hilke Maunder
Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Agaven säumen die D 69. Foto: Hilke Maunder
Der Blick nach Maury und weiter zu den Bergen von Lapradelle-Puylaurens. Foto: Hilke Maunder

Da der Feldweg geradeaus über privates Land führt, müsst ihr hier nach links abbiegen und der asphaltierten Landstraße (D 69) Richtung Maury folgen. Agaven säumen euren Weg.

Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Diesem Feldweg müsst ihr folgen. Foto: Hilke Maunder

Kurz bevor ihr das Dorf erreicht, biegt scharf rechts ein sandiger Pfad ab, der ansteigt, sich absenkt zu einem Bach, und danach wieder ansteigt. Folgt ihm, bis ihr zur Linken an einen stellenweise sehr ausgewaschenen Feldweg kommt.

Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Die Forststraße steigt steil an und führt euch in einen mediterranen Wald mit Kiefern und Wacholder, Zistrosen, Erdbeerbäumen und Euphorbien. Würzige Kräuter wie Thymian wachsen auf kargem Fels.

Parc de Saleccia. Foto: Hilke Maunder
Der Erdbeerbaum ( arbousier ) trägt im Winter seine Früchte. Foto: Hilke Maunder

Die Straße bringt euch auf einen Kamm mit herrlichem Weitblick: gen Norden die Burg von Quéribus, gen Süden das Tal des Agly, gen Südwesten die Schneespitzen der Pyrenäen, gen Nordwesten der markante Gipfel des Pech de Bugarach.

Château de Quéribus. Foto: Hilke Maunder
Blick vom Chemin des Amorioles zur Burg Quéribus. Foto: Hilke Maunder
Maury vom Chemin des Amorioles aus. Foto: Hilke Maunder
Blick vom Kamm auf das Tal des Agly mit Maury. Foto: Hilke Maunder

Auf dem Kamm verläuft auch ein Teilstück des Sentier botanique de Roubials, der auf Infoschildern die Flora und die Geschichte des Fenouillèdes vorstellt.

Mit dem Vertrag von Corbeil (1258), den König Ludwig IX. und Jacques I. von Aragon schlossen, wurde der Fenouillèdes in das Königreich Frankreich integriert. Die Grenze verlief im Süden des Fenouillèdes. Ortsnamen wie Latour-de-France sowie Grenzstelen mitten in der Garrigue erinnern bis heute daran.

Beim Wandern auf dem Kamm kommt ihr an eine Infotafel zum Weinberg. Unten im Tal liegt Maury.

Maury vom Chemin des Amorioles aus Foto. Hilke Maunder
Blick auf Maury und die Berge des Fenouillèdes. Foto: Hilke Maunder

Haltet euch hier rechts und folgt dem breiten Pfad bis zu einer Kurve. Folgt dort nicht mehr dem Sentier botanique de Roubials, sondern wieder dem Chemin des Amorioles.

Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Foto: Hilke Maunder

Er leitet auch am nördlichen Rücken des Hügelrückens zurück Richtung Dorf.

Maury: Chemin des Amorioles. Foto: Hilke Maunder
Als große Büsche säumt Besenheide den Weg. Foto: Hilke Maunder

Der Abstieg hinab zum Wanderparkplatz an der S 19 ist recht steil und bedeckt mit losem Gestein – Rutschrisiko! Angekommen am Parkplatz, überquert den Steg. Vom Picknickplatz aus folgt ein paar Schritte der D 19, bis rechts die Rue Anatole France mit Bächlein und Gärten zur Rechten abseits vom Verkehr nach Maury führt. Unterwegs öffnen sich weite Blicke nach Westen über die Weingärten bis zum Pech de Bugarach.

Weinberg in Maury
Ein Weinberg von Maury im Frühjahr. Foto: Hilke Maunder

Geradeaus geht es in Maury weiter, hin zur Place de la Mairie mit ihrem berühmten Wandbild. Auch auf diesem Platz finden im Sommer Konzerte des Frauenmusikfestivals statt. Weiter geradeaus, bringt euch die Rue du 14 juillet vorbei an der modernen Dorfkirche zurück zum Großparkplatz.

Das Café-Wandbild der Place de la Mairie. Foto: Hilke Maunder
Das Café-Wandbild der Place de la Mairie. Foto: Hilke Maunder

Chemin des Amorioles : die Infos

Karte

IGN TOP

Start

kostenlose Parkplätze im Dorf und an der Zufahrtsstraße zum Château de Quéribus. Das Parken wie auch die Nutzung der WC-Anlagen an den Parkplätzen bei der D 117 ist kostenlos.

Länge/Höhenmeter/Zeit

6 Kilometer, 180 Höhenmeter, ca. 2 Stunden.

Wander-PDF

Das PDF der Wanderung vom Fremdenverkehrsamt des Fenouillèdes (auf Französisch) könnt ihr hier herunterladen und findet ihr hier im Blog.

Schlafen*
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Maury mit dem Pech de Bugarach am Horizont. Foto: Hilke Maunder
Maury mit dem Pech de Bugarach am Horizont. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Sonne im Glas

Die Süßweine von Maury habe ich hier vorgestellt.

Mas Amiel

Mas Amiel lässt seine Süßweine unter freiem Himmel reifen. Infos und Impressionen vom Weingut gibt es hier.

Voix de Femmes

Das Frauenmusikfestival von Maury ist ein Geheimtipp. Hier stelle ich es vor.

Im Buch

Ralf Nestmeyer, Languedoc-Roussillon*

Zwischen dem Delta der Camargue und den Gipfeln der Pyrenäen hat Ralf Nestmeyer nahezu jeden Strand gesehen, jede Stadt besucht, jedes Wehrdorf besichtigt – im Languedoc etwas intensiver, im Roussillon fokussiert er auf bekannten Highlights. Inzwischen ist der wohl beste Führer für diese wunderschöne Ecke Frankreichs 2024 in der 10. Auflage erschienen.

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Okzitanien abseits GeheimtippsOkzitanien: 50 Tipps abseits der ausgetretenen Pfade*

Okzitanien ist die Quintessenz des Südens Frankreichs. Es beginnt in den Höhen der Cevennen, endet im Süden am Mittelmeer – und präsentiert sich zwischen Rhône und Adour als eine Region, die selbstbewusst ihre Kultur, Sprache und Küche pflegt.

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