Wandern macht den Kopf frei - und schlichtweg glücklich. Foto: Hilke Maunder
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Sechs schöne Wanderungen in der Provence

Vom Hochgebirge bis zur handtuchflachen Crau-Ebene, von tiefen Schluchten zu romantischen Klippenküsten: Die Provence ist ein ungeheuer vielseitiges Gebiet für Wanderungen. Diese Touren machen Appetit auf Entdeckungen zu Fuß!

Zum Kreuz der Provence

Die Montagne Saint-Victoire bei Pourrières. Foto: Hilke Maunder
Die Montagne Sainte-Victoire bei Pourrières. Foto: Hilke Maunder

In 30 Ölbildern und 45 Aquarellen hat Paul Cézanne den schroffen Bergrücken der Montagne Sainte-Victoire in seinen Bildern verewigt. Ohne größere Kletterei führt vom Parkplatz an der D 17 bei Pont de l’Anchois, wo auch der Stadtbus hält, ein alter Steig (12 km) hinauf zum 19 Meter hohen Kreuz auf der Kante des Kalkriegels. Auf einem Feldweg geht es vorbei an der Schutzhütte Refuge Cézanne hin zur Felsrinne Pas du Moine.

Wanderweg zur Montagne Saint-Victoire. Foto: Hilke Maunder
Wanderweg zur Montagne Saint-Victoire. Foto: Hilke Maunder

Haltet euch beim Durchqueren der wilden Felslandschaft an den Steinen fest! Danach folgt der Weg der Kammlinie zum Kloster (Prieuré), das die Mühen des Aufstiegs mit einer grandiosen Aussicht von der Terrasse der Kapelle Notre-Dame-de-Victoire belohnt. Der letzte steile Aufstieg – und ihr steht oben auf dem Kreuz der Provence, die Alpen im Blick, das Umland von Aix-en-Provence zu euren Füßen.

Wer noch Kondition hat, wählt den längeren Abstieg über den Westkamm der Costes Chaudes zurück zum Ausgangspunkt. Packt ein Picknick ein und genießt die Aussicht über die Stadt, die Kuppen des Luberon im Norden, die Weingärten und Olivenhaine!

Dorfidylle in Vauvenargues. Foto: Hilke Maunder
Dorfidylle in Vauvenargues. Foto: Hilke Maunder

Tipp

1958 ​kaufte Picasso das Schloss Vauvenargues am Nordhang der Montagne Sainte-Victoire.  Picasso verehrte Cézanne und nannte ihn oft sein großes Vorbild. „Ich wohne bei Cézanne“, sagte er nach dem Kauf.

Im April 1973 starb der katalanische Maler an den Folgen eines Herzinfarkts, der von einem Lungenödem ausgelöst worden war, in Mougins. Am 10. April 1973 wurde er im Garten des Château de Vauvenargues beigesetzt.

Das Schloss von Picasso in Vauvenargues. Foto: Hilke Maunder
Das Schloss von Picasso in Vauvenargues. Foto: Hilke Maunder

Montagne Sainte-Victoire: Info

Info: www.amisdesaintevictoire.asso.fr/les-sentiers-balises-dans-la-sainte-victoire.html
Karte: IGN, Blaue Serie (Top 25), Montagne Ste-Victoire, 1:25.000, EAN: 9782758518396
Länge & Dauer: mittelschwere Tour, 12 km, 4 Std., 750 Höhenmeter
Mehr zu Aix-en-Provence findet ihr hier.
Mehr zu Paul Cézanne und seinem letzten Atelier gibt es hier im Blog.

Der Metropolenwanderweg

Der Blick auf das Château d'If vom Wanderweg. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf das Château d’If von Marseille vom Wanderweg. Foto: Hilke Maunder

Zum Kulturhauptstadtjahr 2013 schenkte sich Marseille nicht nur eine neue Hafenfront und prestigereiche Neubauten, sondern auch einen neuen Weitwanderweg: die 365 Kilometer lange Grande Randonnée GR 2013, die zu Wanderungen zwischen Stadtrand-Zivilisationen, Industrie-Erbe und einzigartig mediterranen Naturlandschaften lädt.

Das Besondere: Kein Wanderverein, sondern die Künstlergruppe Le Cercle des Marcheurs konzipierte den rot-gelb markierten Metropolenwanderweg GR 2013.

Zwischen Istres im Westen und Aubagne im Osten beschreibt er eine riesige Acht, deren Linien sich am Bahnhof von Aix-en-Provence überschneiden. Unterwegs legt die Runde die Brüche in urbanen und ländlichen Räumen offen.

Sie führt von Industriegebieten und Vororten in Naturschutzgebiete und zwei Gebirge. Die GR 2013: ein begehbares Kaleidoskop der zeitgenössischen Landschaften von Marseille – aufregend, überraschend und kinderleicht zu erwandern!

GR 2013: Info

Info: www.gr2013.fr
Führer und Karte: Topo-Guide der Fédération Française de la Randonnée
Länge & Dauer: 365 km (20 Tage), Einzeletappen beliebiger Länge möglich
Mehr zu Marseille findet ihr hier im Blog.

Esel-Wanderungen in der Provence

Familienfreundlich und gemütlich sind Esel-Wanderungen ( randonnée avec des ânes ) in der Provence. Nur drei bis vier Kilometer pro Stunde legt das Tier zurück, schleppt das Tagesgepäck, den Proviant – und bei Bedarf auch eure müden Kinder.

Vier bis fünf Stunden streift Tony Bertaina so vom kleinen Dörfchen Ongles bei Forcalquier aus mit seinen Gästen durch die Haute-Provence. Bei Wochenendtouren steigt er mit euch hinauf zur bergerie auf 1.100 Meter Höhe.

Dort wird rustikal genächtigt, ehe ihr am nächsten Tag das Vallon de Foumelle, den Weiler von Bourion und die Kapelle Notre-Dame du Rocher d’Ongles entdeckt. Unterwegs wird gepicknickt, Ziegenkäse gekostet, ein Lavendelbauer besucht, erzählt und gelacht. Und selbst die Kleinen nörgeln nicht, so spannend ist die Strecke.

Esel-Wanderungen: Info

 Tony Bertaina, Tel. 06 34 77 08 98, Centre de Randonnées les Granges, 04230 Ongles

Brain-sur-Vilaine: Esel auf der Weide. Foto: Hilke Maunder
Esel-Duo auf der Weide. Foto: Hilke Maunder

Aufstieg zum Mourre Nègre

Mit  1125 Metern ist der Mourre Nègre der höchste Gipfel des Grand Luberon. Hinauf führen mehrere Wege. Schöne Aussichten, aber auch schattenspendende Bäume und eine abwechslungsreiche Vegetation bietet der 6,5 Kilometer lange Aufstieg von Norden, der am Parkplatz von Auribeau beginnt und gelb markiert ist.

Er ist mittelschwer und überwindet 750 Höhenmeter. Achtung: Wegen Waldbrandgefahr kann die Strecke im Sommer gesperrt sein. Oben angekommen, bietet sich vom weithin sichtbaren Sendemast ein Panoramablick von den Alpen hin zur Montagne Sainte-Victoire und weiter bis zum Mittelmeer.

Mourre Nègre: Info

Route: Aufstieg über die Nordflanke: www.altituderando.com/Le-Mourre-Negre-1125m-par-le,964, über die Südseite: www.altituderando.com
Karte:  IGN Top25 3242OT, 1:25.000

Die Schlucht von Oppedette

Oppedette, einst aufgegeben, heute wiederentdeckt, hockt als Häufchen grober Feldsteinhäuser dramatisch auf einem Felsvorsprung in 525 Meter Höhe. Unter dem Minidorf hat der Cavalon eine tiefe Schlucht gegraben.

Durch den wildromantischen Canyon, dessen Felswände 150 Meter steil aufragen, führt ein Rundweg, der mit sechs Kilometern zwar kurz, aber trotz der nur 150 Höhenmeter dennoch recht fordernd ist. Start ist am Parking du Belvédère, rot-weiß ist die Markierung.

Die Schlucht von Oppedette: Info

Route: altituderando.com
Karte: IGN Top 25 3242OT, 1:25.000

Die Rando Terroir der Domaine de Rocheville

Eingeschlossen zwischen den Mittelgebirgen Essaillon, Garde Grosse, Saint-Jaume und Vaux besitzt Nyons ein Mikroklima, das deutlich milder ist als wenige Kilometer weiter in der Drôme – und sich perfekt für den Anbau von Wein und Oliven eignet.

Besonders die kleine, aromatische Tanche-Olive fühlt sich hier wohl. Sie wird zum Knabbern getrocknet und in den Ölmühlen ringsum zu einem goldgelben Öl kalt gepresst. Für seine hohe Qualität bürgt das AOP (früher: AOC)-Siegel.

Nyons: Boutique der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder
Die Boutique der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder

Biowein & Oliven

Zu den Produzenten der Qualitätsöle gehört auch die Domaine Rocheville bei Nyons an der RD 538, der Landstraße nach Montélimar. Heute leiten Jean-Marc und Brigitte Rocheville den Hof in fünfter Generation. Sie haben die Domaine Rocheville  auf Ökolandbau umgestellt und den Hof samt Weingärten, Obst- und Olivenhaine für Besucher geöffnet.

„Hier, nehmen Sie dieses Heft als Führer, ziehen Sie feste Schuhe an, und marschieren Sie los.“ Rund zwei Stunden dauert die große Runde durch den Familienbetrieb. Knapp eine Stunde braucht ihr für die kürzere, aussichtsreiche Runde über die Domaine Rocheville, die sich mitten im regionalen Schutzgebiet Parc Naturel Régional des Baronnies Provençales befindet.

HIer beginnt die Rando Terroir der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder
Hier beginnt die Rando Terroir der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder

Begleitet von Mohn, Ginster, Iris und vielen wilden Kräutern geht es vorbei an Rebgärten mit Grenache, der Haupttraube der Cuvées der Appellation Côtes du Rhône, und jungen Olivenbäumen immer weiter den Hang hinauf. Sind die Ausblicke auf das Hügelland ringsum nicht herrlich?

Mit diesem Begleitheft seid ihr bei der Rando Terroir unterwegs. Foto: Hilke Maunder
Mit diesem Begleitheft seid ihr bei der Rando Terroir unterwegs. Foto: Hilke Maunder

Unterwegs berichten sieben Stationen von der Geologie, Geschichte, Flora und Fauna der Region. Sie verraten, wie die cabane, die Arbeitshütte der Winzer, aus trockenen Steinen geschichtet und die Terrassen in mühevoller Handarbeit aufgeschichtet wurden.

Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder
Blick über die Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder

Picknick im Rebenland

Auf dem Rückweg passieren wir einen kleinen Rastplatz, wo eine Gruppe im Grünen picknickt. Ihr Proviant: ein Trecker-Anhänger mit Körben, randvoll bepackt mit den Genüssen der Region. Und natürlich Wein des elf Hektar großen Bio-Weingutes. Bon appétit!

Domaine Rocheville: Picknick zwischen Oliven und Wein. Foto: Hilke Maunder
Ein schöner Abschluss: ein Picknick zwischen Oliven und Wein. Foto: Hilke Maunder

Rando Terroir: Info

Wo? Domaine Rocheville, 117, route de Montélimar, 26110 Nyons, Tel. 04 75 26 35 20, www.domainerocheville.com; kostenloser Leih-Infoguide.
Dauer: Große Runde: 2 Stunden (4,5 km), kleine Runde 1 Stunde (2 km)

HIer beginnt die Rando Terroir der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder
Hier beginnt die Rando Terroir der Domaine Rocheville. Foto: Hilke Maunder

Noch mehr Wanderungen?

Nicht nur in der Provence könnt ihr herrlich wandern! Hier kommen noch ein paar Anregungen für alle, die gerne in der Natur sind.

Chemin de Regordane

Vom Massif Central zum Mittelmeer: Die Grande Randonnée GR 700 oder Chemin de Regordane durchquert seit 2008 das Departement Gard und führt dabei von den Cevennen in die Camargue. Dabei verbindet er historische Ortschaften wie Vézénobres mit berühmten Römerstädten wie Alès, Nîmes und Saint-Gilles.

In den Cevennen ist die Transhumanz noch lebendig. Foto: Hilke Maunder
In den Cevennen ist die Transhumanz noch lebendig. Foto: Hilke Maunder

Der Verlauf des 206 Kilometer langen Fernwanderweges hat eine uralte Tradition. Ursprünglich nutzen ihn Händler und Schäfer, um ihre Waren oder Tiere zum Verkauf in die Städte zu bringen. Im Mittelalter machten Pilger, die von Puy-en-Velay zur Abtei Saint-Gilles zogen, den Pfad berühmt.

Petite Camargue: Schmuck am Radweg - die Gräser der Camargue. Foto: Hilke Maunder
Die Gräser der Camargue sind unglaublich vielfältig. An den étangs und am Ried findet ihr vor allem Schilfpflanzen wie Rohrkolben, Binsengras und Rohrglanzgras – und am Wanderweg schmuckes Pampasgras. Foto: Hilke Maunder

Besonders der erste Teil der Tour ist nichts für Anfänger. 3139 Höhenmeter geht’s insgesamt hinab, 3.738 Höhenmeter hinauf. Oft ist das Terrain anspruchsvoll, der Pfad schmal. Der niedrigste Punkt der Grande Randonnée liegt bei 16 Metern. Maximal geht es auf 1.231 Meter hinauf.

Erinnerung an die Bluttat: der Gedenkstein auf Wanderweg zur Katharerburg Montségur. Foto: Hilke Maunder
Erinnerung an die Bluttat: der Gedenkstein auf Wanderweg zur Katharerburg Montségur. Foto: Hilke Maunder

Sentier Cathare

Zu den spektakulären Burgen der Katharer, die sich vom Papst lossagten und ein strenggläubiges, asketisches Leben führten, und köstlichen Weinen am Wegesrand führt der Sentier Cathare.

Der Fernwanderweg beginnt an den Badestränden und Salzseen von Port-la-Nouvelle am Mittelmeer– und endet nach rund 200 Kilometern in Foix am Fuße der Pyrenäen.

Hier habe ich den Katharer-Wanderweg vorgestellt. Wer nicht die ganze Strecke ablaufen will, findet hier die schönste Etappe.

Die Katharer-Festung von Puivert. Foto: Hilke Maunder
Die Katharer-Festung von Puivert. Foto: Hilke Maunder

Gr 34: Paraderoute der Bretagne

Schöne Wanderungen könnt ihr auch auf den Zöllnerpfaden entlang der Küsten von Frankreich machen. In der Bretagne folgt ihnen die Grande Randonnée GR 34. Infos und Impressionen zum Weitwanderweg findet ihr hier.

Weiterlesen

Im Blog

Alles, was ihr über das Wandern in Frankreich wissen müsst, erfahrt ihr in diesem Beitrag.

Im Buch

Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Provence*

DuMont Bildatlas Provence 2021

In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair zu Füßen des Malerberges, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.

Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten präsentiert die Rubrik “Ja, natürlich” zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente. In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt. Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.

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2 Kommentare

  1. Hallo Hilke,

    wir haben uns in Gréoux-les-Bains getroffen.
    Du hast dir hier definitiv 6 sehr schöne Wanderungen in der Provence ausgesucht, auch wenn ich da natürlich noch ein paar hinzufügen könnte, da die Region ja ein Wanderparadies ist und Wanderungen Führen mein Beruf ist ;).

    Ein paar Eindrücke aus den Calanques Nationalpark kannst du übrigens auf meinem Instagram Hikingmarseille und auf meiner Seite http://www.Hikingmarseille.com sehen.

    Schönen Tag noch,

    Felix Altgeld

    1. Hallo Felix, da klick ich mich doch gleich mal hin. Und freue mich auf die Canigou-Tour im Herbst 2019! Herzlich, Hilke

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