Krimi-Land Frankreich
Auch in Frankreich boomen Lokalkrimis. Und das nicht nur in Paris, sondern im gesamten Land. Welche Regionen besonders mörderisch sind – und welche Autoren in welchen Regionen für Nervenkitzel sorgen: Voilà eine etwas andere Landpartie. Hochspannung ist garantiert. Todsicher!
Grand Est
Suzanne Crayon, Geheimnisse Elsässer Art*
Das deutsche Autorenduo kennt das Elsass seit mehr als drei Jahrzehnten. Unter dem Pseudonym Suzanne Crayon veröffentlicht das Duo leichte Krimis mit viel regionalem Flair. Geheimnisse Elsässer Art* heißt ihr zweiter Band der Reihe mit dem ehemaligen Commissaire Jean Paul Rapp, der am 22. April 2021 erschienen ist.
Am Ufer der gemütlichen Lauch wird eines Tages Alain Kieffer, Direktor des Stadtmuseums von Rouffach, in der Abenddämmerung erschlagen. Das Mordopfer war nicht nur ein engagierter Museumsmann, sondern liebte auch die Frauen. War Kieffer wirklich so ein Charmeur, der rasch entflammte, Affären liebte und die Männer der Freundinnen düpierte, wie Gerüchte behaupteten? Geschah der Mord aus Rache?
Neben kleinen intimen Geheimnissen entdeckt Rapp auch höchst brisante Spuren, die für Zündstoff im Elsass sorgen. Was verbindet Kieffer mit einem korrupten Journalisten? Und wie hat dieser bei den fragwürdigen Wassergeschäften der EDF die Hand mit im Spiel? Ein spannender Krimi zu einem aktuellen Thema. Besonders Hundefreunden wird er gefallen! Wer mag, kann den Elsass-Krimi hier* online bestellen.
Stefan Böhm, Straßburger Geheimnisse*
Neu entdeckt habe ich Stefan Böhm, dessen Debüt-Krimi ich euch vorstellen möchte. Die Serie um Antoine Sturni, Leiter der Straßburger Mordkommission, Vater von Christian und in Band eins frisch geschieden, umfasst inzwischen drei Bände. Ihr Autor ist ein studierter Jurist, der zwei Jahre in Straßburg gelebt hat – und sich dort zu seiner Romanfigur Antoine Sturni inspirieren ließ.
Mit einem Mord an einem hochrangigen EU-Politiker beginnt die Serie. Während einer Gedenkfeier verstirbt plötzlich der Kabinettschef des Präsidenten der Europäischen Kommission. War es ein Herzinfarkt?
Nein, ergibt die Obduktion der Leiche – das Opfer wurde mit einer Spritze vergiftet. Seine Ermittlungen führen Sturni immer tiefer in einen Sumpf aus Intrigen und
schmutzigen Geschäften, bei denen es vor allem um eines geht: Macht, Geld, Eifersucht und die Zukunft Europas.
Anders als Oetker hält sich Böhm bei der Beschreibung von Gewalt zurück. Er erzählt keinen Thriller, sondern sehr anschaulich von der Polizeiarbeit. Dabei lässt er Elsässer Lokalkolorit anklingen und berichtet von den persönlichen Befindlichkeiten des Polizisten, der so Kontur gewinnt. Der Erstlingskrimi ist solide recherchiert, hat klare Handlungsstränge und ist nett zu lesen, auch wenn es mitunter sprachlich noch Luft nach oben gibt. Wer mag, kann ihn hier* online bestellen.
Stefan Böhm, Straßburger Glaubensbekenntnis*
Band eins der Krimireihe um commissaire Sturni hatte Stefan Böhm beim Knaur-Verlag herausgebracht. In Band zwei schickten Autor und Verlag den Ermittler nach Paris – und wechselten, was bei Regionalkrimis eher ungewöhnlich ist – den Standort. Nach den Pariser Enthüllungen* ermittelt Sturni nun wieder in Straßburg.
Doch Autor und Verlag haben sich getrennt. Schuld daran seien Umstrukturierungen gewesen. so Böhm. Jener suchte sich einen Agenten und verlegte Band drei kurzerhand selbst. Und das ist ein Glücksfall. Denn während Band eins hier und da noch holprig daherkam, ist das Straßburger Glaubensbekenntnis ein gestandener Krimi.
Er beginnt in der Nacht vor dem Äquinoktium, an dem Tag und Nacht genau gleich lang sind. In Straßburg wandert dann um die Mittagszeit ein mysteriöses grünes Licht über die Jesusfigur an der Kanzel des Münsters. Zwei Mal im Jahr begeistert das Spektakel die Besucher. Doch diesmal muss es ausfallen: Unbekannte haben die Figur zerstört.
Banale Sachbeschädigung, denkt sich der commissaire, der vertretungsweise die Ermittlungen übernehmen muss. Doch dann entdeckt ein Kirchenkunsthistoriker unter der Figur einen Hohlraum, in dem einst ein Buch versteckt worden sein muss, und wird die Kunsthistorikerin Oriane Jacquesson ermordet.
Sturni gerät immer tiefer in verzwickte Ermittlungen, in denen er schließlich mit zwei ermordeten Frauen und einem verschollenen Buch vob Johannes Gutenberg, Wegbereiter des Buchdrucks, zu tun hat. Immer tiefer dringt er in die Strukturen der katholischen Kirche ein und arbeitet sich tief in die mittelalterliche Geschichte der Stadt, um die Mordfälle aufzuklären.
Gekonnt arbeitet Böhm dabei auch Anekdoten um Johannes Gutenberg ein, der von 1439 bis 1444 in Straßburg gelebt hatte. Seine Statue findet ihr auf dem Gutenberg-Platz nicht weit entfernt vom Münster. Er hält dort eine Seite aus der heiligen Schrift, auf der die Zeile ‘Und es ward Licht’ zu lesen ist. Hat Gutenbergs Buch etwas mit den Morden zu tun? Lest – und nach 264 Seiten habt ihr die Antwort. Wer mag, kann den Straßburg-Krimi hier* online bestellen.
Paris
Die raue Welt von Chantal Pelletier
Zu den bekanntesten Krimischreiberinnen Frankreichs gehört Chantal Pelletier. Ihr Kommissar Maurice Laice, auch More-is-less genannt, ermittelt in Paris – und mitunter in der Normandie.
In Der Bockgesang* muss er einen seltsamen Doppelmord im Moulin Rouge aufklären. In More is less* ist die Chinatown von Paris der Tatort. Dort muss Maurice Laice den Mörder eines alten Chinesen stellen.
Pelletiers Sprachstil war dabei anfangs gewöhnungsbedürftig: grell, überzeichnet, kryptisch und gespickt mit Umgangssprache und Slang – und dadurch schon bald ein faszinierender Spiegel der Stadt, ihrer Viertel und der Menschen.
In Eros und Thalasso* schließlich findet Maurice Laice eine Tote in einem Algenbad. Bei seinen Recherchen stößt er auf einen Sumpf aus Korruption, moderner Sklaverei und Eifersucht, der sich als absolut tödlich erweist…
Fred Vargas: tödliche Mythen
Ebenfalls in Paris spielen zahlreichen Krimis von Fred Vargas. Hinter dem Künstlernamen verbirgt sich Frédérique Audoin-Rouzeau. Von Haus aus Archäologin in einem Forschungsinstitut, schreibt sie nur im Urlaub. Aber in diesen wenigen Wochen entstehen Werke, die unter die Haut gehen – und längst eine große Fangemeinde haben.
Mit jedem Band taucht Adamsberg immer tiefer in uralte Mythen ein. In Die dritte Jungfrau* spukt der Schatten einer frauenmordenden Nonne aus dem 18. Jahrhundert des Nachts über den Dachboden.
In Es geht noch ein Zug von der Gare du Nord* erscheinen über Nacht auf Pariser Bürgersteigen mysteriöse blaue Kreidekreise. In Die Nacht des Zorns* wandelt Fred Vargas auf den Spuren eines jahrhundertealten Mythos in der Normandie. Und das mit einer Sprache, die – zumindest für mich – schöneren Lesegenuss bereitet als bei Chantal Pelletier.
Normandie
Michel Bussi, Die Frau mit dem roten Schal*
Mit N’oublier jamais* gelang Michel Bussi 2014 ein Überraschungserfolg. Unter dem Titel Die Frau mit dem roten Schal* ist der Krimi auf Deutsch erschienen. Im Hauptberuf lehrt der gebürtige Normanne aus Louviers, Jahrgang 1965, als Politologe und Geograph an der Universität von Rouen.
Doch seit dem Erfolg von Un avion sans elle, für den Bussi den Prix Maison de la Presse erhalten hat, gehört der Dozent zu den fünf meistverkauften Krimi-Autoren Frankreichs. Auch sein siebter Thriller bietet pures Lesevergnügen.
Der Klappentext: Jamal sieht zuerst nur den roten Schal. Dann die verzweifelte junge Frau, die am Rand der Klippen steht. Er will sie retten, wirft ihr den Schal zu. Doch die Frau springt.
Niemand glaubt ihm seine Geschichte, denn es sind bereits zwei Frauen zu Tode gekommen, nach exakt dem gleichen Muster. Verzweifelt versucht Jamal zu beweisen, dass er nichts mit dem Tod der Frau zu tun hat, aber alles spricht gegen ihn.
Schon bald weiß er selbst nicht mehr, was wahr ist und wem er noch vertrauen kann … Ein hochspannendes und emotionales Spiel zwischen Schein und Wirklichkeit.
Und wirklich: „Die Frau mit dem roten Schal“ ist ein intelligenter, verzwickter Krimi, der immer wieder überraschende Wendungen nimmt und am Ende eine Lösung bereithält, mit der ich nie gerechnet hätte.
Ein wenig realitätsfremd, aber durchaus plausibel. Zudem ist das Buch leichtfüßig und unterhaltsam geschrieben. Obgleich es völlig auf gängige Frankreich-Klischees verzichtet, ist sein Werk doch typisch französisch. Wer mag, kann den Krimi hier* direkt bestellen.
Benjamin Cors, Schattenland*
Benjamin Cors hat viele Jahre für die ARD Tagesschau, die ARD Tagesthemen und den Weltspiegel als politischer Journalist berichtet. Heute arbeitet er für den SWR. Und schreibt Krimis. Sein Schauplatz ist die Region, die er seit Kindertagen kennt: die Normandie. Dort hat der Deutsch-Franzose als kleiner Steppke so manchen Sommer verbracht.
2015 erschien bei DTV mit Strandgut* Cors‘ erster Krimi mit dem charismatischen Personenschützer Nicolas Guerlain. Vorgezogen vom Sommer auf den Frühling erschien nun Band sechs. Schattenland* führt Nicolas Guerlain zurück in seine Heimatstadt Deauville, wo das internationale Filmfestival Stars und Sternchen, Filmemacher und Fans aus aller Welt in die Normandie lockt.
Wenige Tage vor der glamourösen Eröffnung jedoch wird der Leiter des Filmfestes brutal ermordet. Eine Serie rätselhafter Verbrechen beginnt. Wer ist dieser Serientäter, der vor Hass anscheinend keine Grenzen kennt? Ist es der Stalker, der auch eine Schauspielerin im Visier hat?
478 Seiten lang sorgt Cors für Spannung – von der Schießerei auf dem roten Teppich bis zu zehn Buchstaben: Leuchtturm. Was bedeuten sie? Und wer ist der Poet? Warum peinigt er Noemie Rey? Filmreife Action, schnelle Sprache und Spannung bis zur letzten Seite: Schattenland. Ein Krimi, der auf Handlung setzt. Wer mag, kann den Normandie-Krimi hier* online bestellen.
Barbara Homolka: Das Grab am Havre*
Im Herbst 2021 gewann Barbara Homolka den gemeinsamen Schreibwettbewerb New Writing Talent von Piper-Verlag und Buchszene. Am 29. September ist nun der erste Krimi der Bad-Mergentheimer Journalistin erschienen, die 2016 mit Mann und Hund nach Saint-Germain-sur-Ay in die Normandie ausgewandert ist. Und genau dort spielt ihr Debütroman.
Ihre Heldin Brigitte, eine Frau Anfang Fünfzig, ist wie die Autorin eine Hundefreundin und sucht, mit Kater, Hund und VW-Bus, in der Normandie eine neue Perspektive. Beim Spaziergang gräbt ihr Border Collie Belmondo in den Dünen eine menschliche Hand aus den Dünen, einen Zettel mit einem Code in den Fingern. Die Gendarmerie findet weitere Dokumente auf Deutsch.
Handelt es sich bei der Leiche um einen Wehrmachtssoldaten? Zusammen mit dem Geologen Friedrich, einem charmanten Althippie, und der Schäferin Camille begibt sich Brigitte auf Spurensuche. Schon bald führen die Recherchen hin zu einem großen Kriegsgefangenenlager: Foucarville.
Das Dorf Foucarville liegt neun Kilometer von Utah Beach entfernt und wurde bereits am 6. Juni 1944 von der 101th Airborne befreit. In den folgenden Tagen wurden Kriegsgefangene zu Hunderten auf den Wiesen in unmittelbarer Nähe der Kirche zusammengetrieben. Die Einwohner von Foucarville konnten sich zu diesem Zeitpunkt nicht vorstellen, dass vor ihren Augen ein riesiges Gefangenenlager entstehen würde: das Continental Central Enclosure Nr. 19 – eine 100 Hektar großen Stadt aus Zelten, in der 60.000 Kriegsgefangenen hinter Stacheldraht lebten.
Die Historie der normannischen Landungsstrände, Krimigeschehen und Lokalkolorit verwebt Barbara Homolka zu einem spannenden Roman, der ein weniger bekanntes Kapitel der normannischen Geschichte lebendig werden lässt. Wer mag, kann den Normandie-Krimi hier* online bestellen.
Maria Dries, Der Kommissar und die Toten*
In einem Tal bei Barfleur auf der Cotentin-Halbinsel wird in der alten Mühle Moulin du Vast ein pensionierter Schullehrer erschossen. Der ehemalige Kommissar und Elitepolizist Philippe Lagarde, der bei der örtlichen Polizeidienststelle kurzfristig als Vertretung einspringt, nimmt die Ermittlungen auf, kommt aber nicht so richtig weiter. Niemand scheint etwas gesehen zu haben. Auch Angehörige und Freunde des Opfers können keine Hinweise geben.
Dann stolpert Lagarde über einen anderen Todesfall im Wald von Fontainebleau. Dort hatten Spaziergänger den Schriftsteller Charles Deray tot aufgefunden. Zusammen mit seiner jungen Kollegin Nathalie Beaufort vergleicht Lagarde die beiden Fälle – und stößt auf einen Zusammenhang, der ihm den Atem stocken lässt.
Ruhig, leicht und voller Bilder, die Menschen und Tatorte vor dem geistigen Augen zum Leben erwecken, erzählt Maria Dries ihren Krimi, steigert die Spannung langsam und sorgt dafür, dass jeder der zehn Tage, die je ein Kapitel bilden, jeden Abend eine unterhaltsame Bettlektüre bildet. Leicht, unterhaltsam und nur so spannend, dass der gute Schlaf nicht darunter leidet. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Bretagne
Jean-Luc Bannalec hat die Bretagne zum Tatort gewählt und berühmt gemacht. Seine Titel verkaufen sich millionenfach, die ARD verfilmte sie. Seit dem Erscheinen bei Kiepenheuer & Witsch, und besonders seit den Verfilmungen, sind die Zahlen deutscher Besucher in der Bretagne enorm in die Höhe geschnellt.
Pont-Aven berichtet von einer Zunahme deutscher Touristen um fast 100 Prozent, in der Altstadt von Concarneau sind im Sommer deutsche Urlauber mit Bannalecs blauen Büchern allgegenwärtig, und auch auf den Glénan-Inseln sind die Gästezahlen dank Bannalec um 70 Prozent angestiegen. Alljährlich erscheint pünktlich zum Ferienbeginn im Sommer der nächste Titel.
Elmar Krekeler, Feuilletonchef bei der Welt, schrieb über Band zwei: „Eine Springflut von Infotainment überspült regelmäßig die Handlung. Und die Dramaturgie darunter ist ungefähr so kibbelig wie eine Fahrt bei Windstärke neun von Concarneau mit dem Speedboat nach Saint-Nicolas…“
Doch im Laufe der Reihe wurde Bannalec besser. Die Figuren erhielten Charakter, die reiseführerartigen Beschreibungen wichen spannenden Einführungen von Location und Handlung. Doch eines ist unverändert geblieben: Die Bretagne ist der eigentliche Star der Bücher! Meine persönlichen Lieblingstitel sind diese Bände.
Jean-Luc Bannalec, Bretonischer Ruhm*
Das Dutzend ist voll: Commissaire Dupin und Claire sind frisch verheiratet und verbringen ihre Flitterwochen am Lac de Grand-Lieu im Pays de Retz. Im einstigen Weinland der Bretagne, das heute zum Département Loire-Atlantiques gehört, wollen sie von Weingut zu Weingut reisen, entspannen und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Doch genau dort, wo sie sich niedergelassen haben, wird ein Winzer ermordet. Es ist der Ex-Mann einer Freundin von Claire. Hilfesuchend wendet sie sich an Dupin.
Doch diesmal ist es Claire, die die Ermittlungen aufnimmt und immer tiefer in die Verwicklungen gerät, die sogar das Leben des Paares bedrohen. Wie in einem Drehbuch beschreibt Bannalec alias Jörg Bong Landschaften, Menschen und spannende Szenen und streut gekonnt Landeskunde und Weinwissen über ein Anbaugebiet ein, dessen Muscat sur Lie ein Hochgenuss ist. Kurzum: Wer die Reihe um Commissaire Dupin liebt, wird auch von Band zwölf begeistert sein. Wer mag, kann den unterhaltsamen, in leichter Sprache gehaltenen Krimi hier* online bestellen oder im Buchhandel erhalten.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Nächte*
Nach Band zehn der Krimis mit Commissaire Dupin hatte ich den Eindruck, die Reihe ende. Doch umso glücklicher war ich, als ich im Juni Band elf zur Rezension erhielt. Er spielt in der Wahlheimat des Erfolgsautors Jörg Bong aka Jean-Luc Bannalec.
Dort verstirbt die 89-jährige Tante von Inspektor Kadeg, nachdem sie mehrere Vorzeichen des Todes gesehen hatte. Kurz darauf wird Kadeg auf deren Grundstück schwer verletzt. Vor ihrem Tod hatte sich Kadegs Tante, deren Haus auf dem Gelände einer einstigen Abtei steht, erstaunliche Vogelsichtungen an der Côte des Légendes notiert.
Commissaire Dupin erklärt den seltsamen Tod der Tante und den lebensgefährlichen Angriff auf Kadeg zur Chefsache und ermittelt. Zwischen atemberaubenden, Abers genannten Meeresarmen, wildem Atlantik und Apfelwiesen, die im sommerwarmen Oktober ihre duftenden Früchte tragen, gerät er immer tiefer in einen vertrackten Fall. Bei dessen Aufklärung helfen ihm das bewährte Trio Riwal, Nevou und Nolwenn. Verstärkt werden sie vor Ort durch Anne Carman und ihrem Team.
Für mich ist der Krimi der bislang beste Dupin. Spannend, unterhaltend, voller Flair… und legt schon mit dem Titel eine falsche Fährte. Lasst euch überraschen! Wer mag, kann Band elf der Krimireihe hier* online bestellen – oder im Buchhandel erhalten.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Idylle* (Kommissar Dupin, Band 10)
Mitten zwischen den Netzen hängt sie vor Concarneau im Atlantik: die Leiche des größten Schafbesitzers von Belle-Île. Die Hitze liegt drückend auf dem Land, und die Aussicht auf die große Feier anlässlich seines zehnten Dienstjubiläums trägt ebenfalls dazu bei, dass Kommissar Dupin matt, erschöpft und angespannt ist. Doch ehe er sich versieht, bringt ihn ein Schnellboot hinüber zur Insel, die für Bretonen die schönste der Welt ist – und die Welt vereint in ihren Landschaften.
Auch Dupin ist dem Zauber erlegen, ermittelt mit wachsender Leidenschaft – und taucht dabei tief in das enge Beziehungsgeflecht der Insel ein, während weitere Morde geschehen. Ein inszeniertes Unglück bringt ihn schließlich auf die richtige Spur. Und sorgt für eine überraschend andere Aufklärung der Morde. Denn einen Täter gibt es nicht…
Rückblickend auf die nunmehr zehn Bände der Erfolgsreihe, gehören für mich die beiden letzten Titel zu den besten Krimis rund um Kommissar Dupin. Die Figuren sind von Leben erfüllt. Jeder für sich ist ein echter Charakter – und bekannte Figuren werden stringent weiterentwickelt. Mehr als in den bisherigen Bänden lässt Jean-Luc Bannalec auch bretonische Floskeln einflechten, was den Charme und das Lokalkolorit der Bände noch verstärkt. Wer mag, kann den Bretagne-Krimi hier* online bestellen.
Jean-Luc Bannalec: Bretonische Spezialitäten* (Kommissar Dupin, Band 9)
Eigentlich… ist das Finistère seine bretonische Heimat. Doch im neunten Band schickt Erfolgsautor Jörg Bong alias Jean-Luc Bannalec seinen Kommissar Dupin nach Saint-Malo. Ehe das Seminar an der Polizeischule beginnt, ist er bereits höchstpersönlich involviert im nächsten Mord.
Eben noch schnuppert er an den Köstlichkeiten der Region, da zerreißt ein markerschütternder Schrei die Markthalle, sprintet Dupin dem Täter hinterher. Und zieht den Leser immer tiefer hinein in den neunten Fall, der in der Welt der grands chefs, der großen Küchenchefs, spielt.
Doch diesmal ermittelt Dupin nicht allein. Sondern muss, ganz im Einklang mit der Zielsetzung des Seminars, mit Polizeikräften der anderen Départements zusammenarbeiten. Und sich ein- und unterordnen. Eine schwierige Aufgabe für den koffeinsüchtigen Ermittler, bei dem es auch im Privaten gerade nicht rund läuft.
Die Ermittlungen kommen da gerade recht gelegen. In der Austernstadt Cancale, im hochherrschaftlichen Seebad Dinard und den Restaurants von Saint-Malo dringt Dupin ein in haarsträubende Familiengeheimnisse und unglaubliche Geschichten. Und löst das Geheimnis der Messermorde an der Smaragdküste.
Jörg Bong wird mit jedem Band besser. Kommissar Dupins neunter Fall hat mich so gefesselt, dass ich ihn in einer Nacht verschlungen habe. Denn jetzt verbindet Bong alias Bannalec, der im ersten Band noch ein wenig reiseführerartig das Flair der Bretagne ins Buch geholt hatte, in wahrer Meisterschaft Krimi-Handlung und bretonisches Flair.
Beim Lesen seht ihr vor eurem geistigen Auge das leuchtende Smaragdgrün des Meeres der Côte d’Émeraude, die Tafelfreunden von Saint-Malo, die Strände von Dinard. Und lernt, ganz nebenbei, auch unglaubliche Geschichten aus der Korsarenstadt Saint-Malo kennen. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Jean-Luc Bannalec, Bretonische Flut* (Kommissar Dupin, Band 5)
Im fünften Band schickt Jean-Luc Bannalec seinen kauzigen Kommissar dorthin, wo er am wenigsten gerne ist: hinaus aufs Meer. Oder genauer: die kabbelige, stürmische See im Mer Iroise vor Brest. Starke Gezeitenströme und untermeerische Riffs, zerfurchte Küsten und hohe Klippen prägen die Region, die im Süden zwischen der Pointe du Raz und der Île de Sein die berüchtigte Raz-de-Sein-Passage markiert. Im Westen der Sein-Insel erstreckt sich die klippenreiche Chaussée de Sein.
Weiter nördlich, zwischen Molène und Ouessant, erreichen die Gezeitenströme der Passage de Fromeur bis zu neun Knoten bei Springfluten… und genau dort, mitten in diesem wilden Atlantik, muss Dupin Mord und Schmuggel aufklären. Frühmorgens war in der Fischhalle von Douarnenez eine junge Fischerin gefunden worden, die Kehle sauber mit Messers Klinge durchtrennt. Noch am gleichen Tag folgen zwei weitere Leichen. Und kein guter, starker Kaffee in Sicht… Hier gibt es Band 5 der Dupin-Krimireihe!
Weitere Bretagne-Krimis
H. K. Anger, Ein Bistro in der Bretagne*
Heike Kügler-Anger kommt aus dem Ruhrgebiet und lebt heute im Odenwald. Ihre beiden Passionen sind das Kochen und Reisen mit dem Wohnmobil – und diese am liebsten in die Bretagne, die nach eigenen Worten ihre Seelenheimat ist. Dort lässt die einstige Lehrerin ihren ersten Krimi spielen.
Seine Heldin ist Sophie Vidal. Als ihre Freundin Mado ihrer Krebserkrankung erliegt, reist Sophie zur Beerdigung in die Nordbretagne, wo ihre Freundin gelebt hatte. Beim Trauermahl in einem Bistro bricht ein Gast nach dem Verzehr einer Jakobsmuschel tot zusammen. War es ein Herzinfarkt – und Mord mittels einer vergifteten Muschel?
Der Koch bittet Sophie, eine ambitionierte Hobbyköchin, als Köchin einzuspringen. Zurück nach Deutschland zieht es sie ohnehin nur wenig. Nach 25 Jahren hat ihr Ehemann sie dort aus dem Haus geworfen, weil er eine neue Liebe gefunden hat.
Sophie nimmt den Job in der Bretagne an – und beginnt, den Tod ihrer Freundin zu hinterfragen. Unterstützt in ihren Recherchen wird sie von Docteur Bonnet, einem Arzt im Ruhestand. Die beiden Hobbyermittler stoßen bei ihren Recherchen auf ein Spinnennetz von Verflechtungen, die mit dem Tod zusammenhängen: Umweltschützer und Investoren, Druiden und britische Fischer.
Herausgekommen ist ein Krimi, der Lokalkolorit und Liebe zum Kochen, die dem Band ein paar Rezepte zum Nachkochen beschert, in einer unterhaltsamen Urlaubslektüre verbindet. Wer einfach mal wieder eintauchen will in eine spannende Bretagne-Geschichte mit viel Flair, wird mit dem „Bistro in der Bretagne“ gut bedient. Wer mag, kann den Bretagne-Krimi hier* online bestellen.
Tanguy Viel, Das Mädchen, das man ruft*
Thriller und Krimis sind die Spezialität des bretonisch-französischen Schriftstellers Tanguy Viel, der 1973 in Brest geboren wurde und heute in Meung-sur-Loire lebt. Er liebt komplexe Plots, die sich nach und nach enthüllen. So auch in diesem Roman, den Hinrich Schmidt-Henkel meisterhaft übersetzte.
Laura ist ein junges Model, das in ihre Heimatstadt am Meer zurückgekehrt ist. In der Bretagne sucht sie nun eine Wohnung – und einen Job. Auf Anraten ihres Vaters Max, eines ehemaligen Boxers und Chauffeurs des Bürgermeisters, wendet sie sich an Bürgermeister Quentin Le Bars, der kurz vor der Ernennung zum Minister steht.
Von der Schönheit der 20-Jährigen überwältigt, versucht der 48-jährige, leicht untersetzte Machtmensch, sie zu verführen. Als letzten Ausweg wendet er sich an Franck Bellec, den ehemaligen Manager von Max, der zusammen mit seiner Schwester Hélène das Casino der Stadt betreibt. Diese war während der Erfolgszeit des Boxers seine Lebensgefährtin gewesen.
So wird Laura zum Mädchen, das man anruft. Der Bürgermeister tut dies regelmäßig, während sein Chauffeur auf seine Rückkehr wartet. In Max‘ Augen ist nichts natürlicher als diese Besuche im Neptun, einer Zweigstelle des Rathauses, wo sich alle Entscheidungsträger und Geschäftsleute treffen und verhandeln.
Der Titel des Romans ist die wörtliche Übersetzung das englische Wortes call-girl und benennt so Laura, die dem Begehren des Bürgermeisters unterworfen ist. Doch trifft es wirklich sie? Ist sie eine Hure, ein Opfer, eine naive Frau oder doch eine Nutznießerin? Als Laura ihren Fall bei der Polizei meldet, hat sie selbst Schwierigkeiten, die Dinge bei Namen zu nennen.
Die gleiche verzweifelte Wortsuche ergreift auch den Staatsanwalt, dem der Fall peinlich ist und der unter „sexuelle Korruption“ oder „Missbrauch von Schwäche“ oder „Einflussnahme“ und sogar „Zuhälterei“ abzuwägen scheint. Die Sprache ist in diesem Krimi der eigentliche Täter. Sie fesselt, vertuscht und lähmt.
So, wie Laura es erlebt, als der Bürgermeister seine Hand auf ihr Knie legte, und jedes Wort bleibt in ihr stecken „wie ein Aufzug zwischen zwei Stockwerken“. Die Analyse des Provinzmilieus ist messerscharf – und ein spannender Roman, der erst, wenn man das Werk bis zur letzten Seite verschlungen hat, im Nachwirken und Nachspüren offenlegt, wie vielschichtig der Roman ist. Wer mag, kann ihn hier* online bestellen.
Hanjo Ulbrecht, Brandungsrauschen*
Betrügerische Machenschaften im Immobiliengeschäft sind das Thema dieses Krimis, den Hanjo Ulbrecht aus Hennef verfasst hat. Ein Makler, der nachhilft, dass gute Objekte frei werden, Geldwäsche und internationale mafiöse Strukturen: Im Plot steckt großes Potenzial.
Doch leider scheitert die Spannung an der Sprache. Die Dialoge sind langatmig. Figuren und Landschaften beruhen auf Klischees. Die seitenlangen Erläuterungen aus Wikipedia und Zutatenliste für bretonische Menüs sind Hemmschuhe im Lesefluss.
Hier steuernd einzugreifen, wäre Aufgabe des Lektorats bei Piper gewesen. Ein gutes Lektorat hätte den Autoren bei der Hand genommen und geholfen, die durchaus guten Ansätze gekonnt auszuformulieren. Hätte die Wohnwagengeschichte, die die eigentliche Krimihandlung oftmals überlagert, eingekürzt…. und schließlich die unzähligen Rechtschreibfehler korrigiert, die besonders bei der persönlichen Ansprache (ihre/Ihre, sie/Sie) auftreten. Kurzum: Überarbeitet und lektoriert, wäre Brandungsrauschen ein Bretagne-Krimi, der das verdient hätte, mit dem die Buchrückseite wirbt: den Vergleich mit Jean-Luc Bannalec und Sophie Bonnet.
Gabriele Kasperski, Bretonisch mit Meerblick*
Im Mai 2020 ist dieser Regionalkrimi aus der Bretagne erschienen. Als „Wohlfühlkrimi mit einer liebenswert chaotischen Detektivin vor der Kulisse der atemberaubenden Bretagne“ preist ihn der Verlag. Seine Autorin ist von Hause aus Schauspielerin am Theater und Moderatorin.
So erwartete ich einen kunstvoll verwobenen Krimi mit vielen geschickt gesponnen Fäden. Die Handlung: Tereza Berger, vierzig, geschieden, süchtig nach Milchschokolade, erbt auf der bretonischen Halbinsel Crozon ein Haus. Die Küste ist gefährlich; zwei Leichen wurden dort bereits angeschwemmt. Kaum eingetroffen, wird eine dritte Leiche angeschwemmt – und Tereza war die letzte, die den Toten gesehen hatte.
Ertranken die Toten in der gefährlichen Meeresströmung dort? Oder handelt es sich um Morde? Tereza ermittelt – und gerät dabei selbst in Gefahr.
In einfacher Sprache, locker und flockig verfasst, mit reichlich Stereotypen, Klischees und logischen Lücken berichtet die Ich-Erzählerin, mit welchen Mitteln sie aus ihrer neuen Heimat vertrieben werden soll. Doch erst im letzten Drittel gewinnt der Krimi an Fahrt.
So bleibt das Buch eine nette, ansprechende Urlaubslektüre, die mehr Frankreich-Flair als wirkliche Spannung enthält. Nicht so richtig was für mich, war auch der Eindruck beim zweiten Lesen. Doch die Geschmäcker sind verschieden. Und so sei auch dieses Buch hier einmal vorgestellt. Als ein Krimi für zwei, drei unterhaltsame Stunden, leicht und schnell zu lesen. Wer mag, kann ihn hier* online bestellen.
Gabriela Kasperski, Bretonisch mit Aussicht*
Auf der wilden bretonischen Halbinsel Crozon lässt Gabriela Kasperski ihren zweiten Band der Krimireihe um Hobbyermittlerin Tereza Berger spielen, die im Hauptberuf Inhaberin eines deutsch-englischen Buchladens namens Déjàlu in Camaret-sur-Mer ist. In dem Badeort laufen die Vorbereitungen für eine Feier zu Ehren des 95-jährigen ehemaligen Marineadmirals Bernard Sonnett. Doch genau diese lokale Berühmtheit findet Tereza zufällig am Strand. Auch ist Schwester Nominoë plötzlich wie vom Erdboden verschluckt – und ist die TV-Crew, die ein Chorevent aufzeichnen wollte, mit einer Fischsuppe vergiftet worden, die Tereza gekocht hatte. So gehört die Hobbyermittlerin nun selbst zum Kreis der Verdächtigen.
Die Ereignisse überschlagen sind, es geht hin und her, und es tummeln sich so viele Figuren auf den gut 280 Seiten, dass man lesend spürt, wie sehr der gesamte Ort in Aufregung geraten ist. Mit lockerer, lebendiger Sprache, hier und da mit einigen französischen Worten durchsetzt, erzählt Kasperski ihren Krimi.
Gabriele Kasperski, Bretonisch mit Herz*
Die Schweizerin Tereza Berger, geschieden und süchtig nach Milchschokolade, hat auf der malerischen Halbinsel Crozon von ihrer Tante Annie die Villa Wunderblau geerbt und in eine Buchhandlung „Dejalu“ verwandelt. In Band drei der Krimireihe organisiert sie dort im Sommer ein großes Literaturfest zu Ehren von William Shakespeare. Mitten im Trubel der Vorbereitungen, bei denen – rein zufällig? – ein mysteriöses Shakespeare-Stück auftaucht, erhält sie ein Anwaltsschreiben, mit dem ein Unbekannter ihr Erbe anficht.
Als Tereza Nachforschungen anstellt, geraten Leben in Gefahr – vom Giftanschlag mit Bilsenkraut und dem Verschwinden ihrer Freundin bis zu den tätlichen Angriffen eines Kapuzenmannes spitzen sich die Turbulenzen zu und sorgen für einen Wirbel an Ereignissen, der wie ein Strudel immer tiefer hineinzieht ins Buch und die Handlung so schnell vorantreibt, dass einem beim Lesen fast schwindelig wird. Mit diesem temporeichen Krimi, der auch ein wenig un tout petit peu d’amour zwischen die Seiten packt, endet die bretonische Trilogie. Wer mag, kann den Bretagne-Krimi hier* online bestellen.
Gabriele Kasperski, Bretonisch mit Sturm*
Der vierte Band der Krimireihe mit Tereza Berger beginnt turbulent: Die Buchhändlerin reist mitten im Sturm mit der Fähre zu einer Hochzeit nach Ouessant, der westlichsten Insel Frankreichs. Ihr Freund, Commissaire Gabriel Mahon, ist bereits dort. Die Stimmung ist wie das Wetter: alles andere als friedlich. Einige Einheimische wehren sich gegen den geplanten Windpark, an den Klippen werden tote Vögel gefunden – und schließlich ist auch noch der Bräutigam verschwunden.
Als begeisterte Hobbydetektivin beginnt Tereza zu ermitteln – und taucht dabei immer tiefer in die Geschichte des Segelschiffs „Drummond Castle“ ein, dessen „Reise in die Hölle“ vor über 100 Jahren zum Schlüssel für die Geschehnisse in Ouessant wird. Das Manuskript, das Tereza von einem Mitreisenden erhält, beschreibt die Atlantiküberquerung einer Familie aus Kapstadt im Jahr 1896.
Ich muss gestehen: Der Krimi ließ mich etwas ratlos zurück. Zu viele ungeklärte Fragen, zu viele Sprünge, zu viele Figuren, die nicht richtig Kontur gewinnen. Windkraftgegner und Windkraftbefürworter, Einheimische und Auswärtige, Adler, Eule und Rabe als Symbole keltischer Sagen, ein Mordfall, eine geheimnisvolle Schatulle von Queen Victoria und Dauersturm, alles actionreich kombiniert, aber zu viel, was da beim Lesen auf einen einprasselt. Fast hätte ich das Buch zur Seite gelegt. Wären da nicht tolle authentische Szenen voller Spannung gewesen, die mich wieder in den Krimi hineingezogen haben. Die bildhaften Beschreibungen der Insel machen Lust, sofort die nächste Fähre zu nehmen! Wer mag, kann den vierten Band der Krimireihe um Tereza Berger hier* online bestellen oder in jeder Buchhandlung erhalten.
Auvergne-Rhône-Alpes
Anne Chaplet, In tiefen Schluchten*
… und alten Gemäuern verbirgt sich so manch ein Geheimnis. Besonders im Vivarais, dem Rückzugsort von Rebellen und Hugenotten, die sich hier versteckten und an geheimen Orten ihre Gottesdienste abhielten.
Als ein Holländer beim Erforschen der Höhlen verschwindet, ein Einheimischer auf seltsame Weise stirbt, als er erzählen will, und auch ihr eigenes Leben durch einen Fund in Gefahr gerät, beginnt Tori Gordon zu ermitteln…
Ohne Brutalität, aber mit viel Spannung und Frankreich-Flair erzählt Cora Stephan als Anne Chaplet diesen Krimi, der so fesselnd war, dass ich ihn an einem Stück verschlang – und erst nach Mitternacht einschlief. Wer mag, kann den Band hier* online bei Amazon bestellen.
Anne Chaplet, Brennende Cevennen*
Im zweiten Band der Tori-Gordon-Krimireihe wird es richtig heiß. Über Belleville lodern die Flammem und reißen die einstige Anwältin mitten in der Nacht aus dem Schlaf.
Dort, wo einst zur goldenen Zeit der Seidenraupenzucht unzählige Maulbeerbäume standen, jagt der Wind die Flammen über Berge und Ebenen. Neben den verkohlten Überresten eines Wohnwagens auf einer Hochebene findet Tori die Leiche eines Hundes.
Sein Besitzer, der Schweizer Franco Jeger, ist spurlos verschwunden. Brandstiftung in den Cevennen, verbunden mit einem uralten Wirtschaftszweig: Auch Band zwei der Krimireihe sorgt für Nervenkitzel und Atmo! Hier* kannst Du ihn online bestellen.
Nouvelle-Aquitaine
Alexander Oetker, Rue de Paradis*
Am 27. und 28. Februar 2010 stürmte der Orkan Xynthia mit 238 km/h über Frankreich. 52 Menschen starben, davon 29 allein in der Gemeinde La Faute-sur-Mer. Dieser Sturm gehört zu den heftigsten und tödlichsten Naturkatastrophen des dritten Millenniums. Er war auch ein tiefgreifendes psychologisches und soziales Trauma mit wirtschaftlichen und juristischen Folgen.
Am 14. April 2011 wurde der Bürgermeister von La Faute-sur-Mer, René Marratier, dem Untersuchungsrichter von Les Sables-d’Olonne vorgeführt. Die Anklage: fahrlässige Tötung und Gefährdung des Lebens anderer.
Was für ein Stoff für einen Krimi, muss sich Alexander Oetker gedacht haben. Von 2008 bis 2012 war Oetker Leiter des Westeuropa-Studios der Mediengruppe RTL Deutschland. Als Journalist hatte er damals die Tage der Flut vor Ort erlebt. Und auch die Klage verfolgt. In seinem mittlerweile fünften Krimi mit dem charismatischen Ermittler Luc Verlain verlegt er den Sturm in ein kleines Dorf am Cap Ferret.
Dort wird, mitten im Sturmgewirr, der Bürgermeister mit einer Verletzung tot aufgefunden. Die Ermittlungen bringen ein wahres Knäuel an Verwicklungen an den Tag. Jeder der Bewohner, eingeschlossen von den Fluten, hätte ein Motiv.
Ein atemberaubender Krimi nach Muster des “Mord im Orientexpress” von Agatha Christie, garniert mit viel Frankreich-Flair und Beschreibungen, die die Küste des Caps, das Bassin d’Arcachon und die Düne von Pyla sofort vor das geistige Auge zaubern. Wer mag, kann den Aquitaine-Krimi hier* online bestellen.
Der Pate des Périgord
Früher waren es französischsprachige Autoren wie der Belgier Georges Simenon, die mit Polizeiromanen wie Maigret die Krimifans für Frankreich begeisterten. Heute sind es expats, Ausländer, die wegen der Arbeit oder der Liebe nach Frankreich gezogen sind und dort das Schreiben von Detektivromanen begonnen haben.
So wie Martin Walker. 1999 kaufte der Schotte ein altes Bauernhaus im kleinen Dörfchen Le Bugue und ließ sich mit seiner Familie im Périgord nieder. Neun Jahre später verfasste der Journalist, der 27 Jahre lang für eine britische Tageszeitung tätig gewesen war, seinen ersten Krimi.
Die Hauptperson hievte er auf den Titel: Bruno, Chef de Police*. Mittlerweile sind im Diogenes-Verlag 13 Titel aus Martin Walkers Bruno-Reihe erschienen, die sich auf Deutsch mehr als eine Million Mal verkauften.
Über das Leben und Schreiben im Périgord, überBruno, Chef de police, dessen Sinn für Recht und Gerechtigkeit, das Reportagenhafte seiner Kriminalromane, über Saint-Denis, Brunos Dorf und darüber, was das mit Balzac zu tun hat, erzählt Martin Walker auf Vimeo. Und hat längst seinem Helden auch eine eigene Webseite gewidmet.
Noch mehr Aquitanien-Krimis
Julie Dubois, Trüffelgold*
Im Stammland von Martin Walker als Berliner Französin einen Périgord-Krimi zu schreiben, das hat Julie Dubois gewagt. Und mich überzeugt – mit einer Schreibe, die leicht und unterhaltsam dahinfließt, an Spannung gewinnt, viel Gefühl und Flair zwischen die Seiten packt… und falsche Fährten.
Ihre Ermittlerin ist die deutsch-französische Kommissarin Marie Mercier, die einst in Kindertagen unbeschwerte Sommerferien auf dem Bauernhof ihrer Großeltern in Saint-André-du-Périgord verbracht hat. Nun hat sie den Hof geerbt – und will dort eine Auszeit verbringen.
Doch kurz nach Maries Ankunft holt der rätselhafte Tod eines Bikers aus Bordeaux sie zurück in den Job. Und lässt Schatten auf die Idylle fallen. War es ein Mord aus Eifersucht? Folge der Liebelei mit der Dorfschönheit Hélène?
Trüffelgold ist kein harter, schneller Krimi, kein Psychothriller. Sondern ein unterhaltsamer Landroman rund um ein Verbrechen, ausbalanciert in Gefühl und Spannung. Mord als cosy crime ! Wer mag, kann den Périgord-Krimi hier* online bestellen.
Maria Dries: Das Grab im Médoc*
Tschüs Barfleur, bienvenue à Bordeaux: Nach elf normannischen Regionalkrimis mit Commissaire Lagarde zieht Maria Dries schreibend tiefer in den Süden und lässt in Nouvelle-Aquitaine nun eine Frau ermitteln.
Madame le Commissaire Pauline Castelot leitet in Bordeaux eine Truppe von Sonderermittlern. Das Team sieht sich im Auftaktband der neuen Krimireihe mit rätselhaften Einbrüchen konfrontiert, die sich auf den Weingütern ringsum häufen.
Doch die Täter hinterlassen keine Spuren. Und scheinen auch nicht vor Mord zurückzuschrecken. Erst wird der Winzer Armand nach einem Einbruch in einem Brunnen tot aufgefunden, dann eine Frau nach einer Verkostung im Weinberg. Stehen die beiden Fälle in Verbindung?
Fast 100 Seiten lang springt die Autorin von Ort zu Ort, von Figur zu Figur, erzählt einzelne Geschichten, die sich erst langsam verbinden, und dann doch zwei Geschichten sind: ein krimineller Drogen-Weinskandal. Und die mörderische Folge einer Bootsfahrt, bei dem die Täterin ihre große Liebe verlor – durch Nachhilfe ihres vorherigen Liebhabers.
Nach drei Stunden legte ich den Krimi enttäuscht beiseite. Das Beste am Buch war die Leseprobe der Barfleur-Krimis… Doch das Krimidebüt im Médoc enttäuschte. Zu viele Figuren, die blass blieben. Zu viele Orte. Zu viele Sprünge. Und eine Handlung, die wenig fesselt. Nur manchmal blitzen Schreibkunst und Krimispaß durch. Kurzum: Der Krimi wirkt unfertig. Und wie eine Erzählung, die unverhältnismäßig große Schrift und ein sehr luftiges Layout auf Buchgröße brachten. Wer mag, kann den Krimi hier* bestellen.
Alexander Oetker, Baskische Tragödie*
Ein kleiner Junge findet ein Paket am Strand. Dort, wo die schwarze Folie eingerissen ist, sieht er weißes Pulver. Neugierig probiert er es, leckt das Puder vom Finger ab. Auf dem Weg zur Mutter wird dem Kind bereits übel. Kurz darauf fällt der Junge ins Koma.
Denn es war Kokain, das an die Atlantikküste von Nouvelle-Aquitaine angespült worden war. Dort ist Commissaire Luc Verlaine gerade entspannt im eigenen Wagen unterwegs, wird angehalten und verhaftet. Nach diesem fulminanten Auftakt entspinnt sich ein Krimi, der schnell getaktet ist.
Gewalt und Ortswechsel, Personen und Geschehen: Die Lektüre wird Gedankenkino, verliert Bodenhaftung, wird immer haarsträubender, unwahrscheinlicher… eine Räuberpistole, hanebüchen und herrlich unterhaltend, dessen Ende wirklich nur ein Fabulierer, bei dem die Fantasie durchgegangen ist, ersinnen kann.
Kurzum: Kopfkino mit Tempo und Spannung, Lokalkolorit und reichlich Klischees, nicht raffiniert, sondern rasant. Zwei Stunden Unterhaltung und Action. Wer mag, kann den baskischen Drogenkrimi hier* online bestellen.
Région Sud (Provence-Alpes-Côte d’Azur)
Die Krimi-Queen von Cannes
Christine Cazon (Jahrgang 1962) lebt mit ihrem Mann und zwei Katzen in Cannes – und ist dort unter die Krimischreiber gegangen. Mörderische Côte d’Azur* heißt das Erstlingswerk der Heidelbergerin, das im Februar 2014 bei Kiepenheuer & Wisch erschien.
Ihre Hauptfigur, Kommissar Léon Duval, muss aufklären, warum während einer Pressevorführung bei den Filmfestspielen der Regisseur Serge Thibaut ermordet wird. Bei seinen Ermittlungen trifft Duval, frisch aus Paris an die Küste versetzt, auf ein Dickicht aus Intrigen, Korruption und Eitelkeiten.
Im zweiten Band Intrigen an der Côte d’Azur* klärt Duval ein Verbrechen auf, in dessen Zentrum das altehrwürdige Hôtel Beauséjour steht: Häufen sich dort die Skandale, damit die Eigentümerin verkauft?
Und das nostalgische Haus einem modernen Apartmentblock weichen kann? Spannend wie der erste Band ist auch dieser Fall für Monsieur Duval, den muffelig-charmanten Commissaire der glitzernden Côte.
Im Frühjahr 2016 erschien mit Stürmische Côte d’Azur* Band drei der beliebten Krimireihe. Darin führen die Ermittlungen Kommissar Duval auf die Île Sainte-Marguerite, der größeren der beiden Lérins-Inseln. Unmittelbar vor Cannes gelegen, ist sie ein beliebtes Naherholungsgebiet, im Sommer pendeln die Fähren unablässig zwischen der Stadt und dem kleinen Inselhafen hin und her.
Doch inzwischen ist es Herbst geworden, ein Sturmtief liegt über der Bucht, als auf einer Jacht im Hafen von Sainte Marguerite ein Matrose ermordet aufgefunden wird – und sich, kurz nach Duvals Eintreffen, ein zweiter Toter dazugesellt. Drogen, Luxus und Liebe: eine mörderische Mischung!
Frisch zum Frühjahr 2017 gab es wieder einen tollen Krimi aus Cannes, für den Christine mit Sylla M’baye gesprochen hat. Herausgekommen ist ein Krimi, der nicht nur bis zur letzten Seite fesselt, sondern auch Einblicke in das Leben und die Arbeitsbedingungen der afrikanischen Straßenhändler auf der Croisette gewährt.
In Endstation Côte d’Azur* entdeckt ein verliebtes Paar beim Mitternachtsbad an der romantischen Bijou Plage einen Toten im Wasser… Dass er an Herzversagen starb, mag Léon Duval nicht so recht glauben… Christines fünfter Krimi – Wölfe an der Côte d’Azur* – führt Léon Duval, Kommissar aus dem südfranzösischen Cannes, in die raue Welt der französischen Seealpen im Hinterland der Côte d’Azur.
Eigentlich wollte er dort mit seinen Kindern und der Freundin Annie nur ein paar Tage Ski-Urlaub machen. Doch dann erhält Annie eine Nachricht und ein verstörendes Foto zugeschickt. Die Überreste eines vermisst gemeldeten Mannes wurden in der Nähe von Duvals Urlaubsort gefunden. War es Mord oder wurde er, wie gemunkelt wird, Opfer eines Wolfsangriffs?
Auch dieser Band ist pures Lesevergnügen. Pünktlich zum Frühjahr 2019 erschien Das tiefe blaue Meer der Côte d’Azur* – der sechste Fall für Léon Duval. Darin wird ein junger Fischer tot aufgefunden, vor sich der Abschiedsbrief an seine Geliebte. Doch… war es wirklich Selbstmord? Commissaire Léon Duval hat seine Zweifel. Denn die Geliebte ist niemand anderes als Nicky, die Frau seines Erzfeindes Louis Cosenza.
Die Krimis von Madame Cazon fallen etwas aus der Reihe. Es sind eher Reportagen aus anderen Lebenswelten von Menschen, Gruppen, Clans, geschlossenen Gesellschaften. Immobilienhaie, Drogenhändler, Luden, Mamadous. Jeder Krimi ist zugleich eine hochspannenden Sozialstudie von der Côte d’Azur.
In Vollmond über der Côte d’Azur* steht Commissaire Duval vor privaten wie beruflichen Herausforderungen. Es ist April in Cannes, und seine Freundin Annie ist hochschwanger. Sein Halbbruder geht bei einer Razzia Drogenfahndern ins Netz. Und in einem Bistro wird eine Patientin der pyschiatrischen Klinik von Mougins ermordet. Ein verzwickter Fall für Duval, der mit Drogen, Prostitution und bizarren Gestalten, die Yoga bei Vollmond praktizieren, Duval an die Grenzen bringt.
Verhängnisvolle Lügen an der Côte d’Azur* heißt Band neun der beliebten Krimireihe. Diesmal muss Léon Duval den Tod des Richters Dussolier, der vor dem Gerichtsgebäude von Grasse erschossen wurde, aufklären. Vor seinem Tod hatte sich der Jurist aus dem Archiv die Akten für den Staudammbruch von Malpasset geben lassen. In der Nacht des 2. Dezembers 1959 war der Barrage de Malpasset im Hinterland von Cannes ganz überraschend gebrochen. Die Flutwelle zerstörte die Staumauer, die Weiler Malpasset und Bozon völlig, begrub Fréjus unter Schlamm und riss 423 Menschen in den Tod.
Ein Schuldiger wurde damals nicht gefunden. Warum nicht? Immer tief dringt Duval in die franco-algerische Geschichte ein. Und stößt dabei auch Gerüchte, dass der Bruch der Staumauer ein terroristischer Anschlag des Front de libération nationale (FLN) gewesen sei.
Bei seinen Recherchen vergisst Duval fast das reale Leben mit Annie und ihrer kleinen, gemeinsamen Tochter. Gerade noch rechtzeitig lenkt er ein und denkt um. Ein Hauch des Abschieds schwebt über den letzten Seiten. Sollte dies der letzte Band der beliebten Krimireihe sein?
Mehr über sich und ihr Leben in Cannes erzählt die Autorin, die zuvor in Köln als Herstellerin in jenem Verlag gearbeitet hat, der ihren Krimi heute veröffentlicht, in ihrem Blog Au Fils de Mots. Wie sie nach Frankreich kam und warum sie dort blieb, hat sie hier verraten.
Andreas Heineke: Tatort Lubéron
Trüffel haben auch meinen Hamburger Kollegen Andreas Heineke zu einem wundervollen Krimi inspiriert: Tod à la Provence*. Angesichts der Schwemme von Südfrankreich-Krimis stürzte ich mich eher verhalten auf den Roman. Doch dann… die Stunden schmolzen, die Lesestunde im Bett wurde zur Lesenacht… Bis zur letzten Seite wurde der Trüffel-Triller verschlungen.
Darum geht es: mafiöse Machenschaften im Trüffelhandel, korrupte Politiker, Immobilienspekulation und die Probleme der Sternegastronomie. Daraus spinnt Heineke mit Pastis und Lourmarin, Lavendel und Eros eine Story, die 224 Seiten lang fesselt. Und auch Pascal Chevrier, den aus Paris in die Provence wunschversetzten Polizisten, der auf ruhigere Arbeitstage hofft, sehr sympathisch macht.
In seinem zweiten Krimi Versuchung à la Provence* enthüllt Andreas Heineke die Geheimnisse einer Gourmet-Bruderschaft, deren Wurzeln bis zurück ins Mittelalter reichen.
Mit Akribie lässt sie alte Rezepte mit Igel, Biber und Pfau wieder aufleben – und ruft damit die Tierschützer auf den Plan. Die Rezepte für derartige Genüsse birgt eine legendäre Kochbuchsammlung. Doch sie sorgt für geradezu perfide Verbrechen.
Plötzlich finden Köche der Bruderschaft abgeschnittene Finger in ihrer Lieferung. Dann wird der Vorsitzende im Lehmmantel gegrillt… was für ein spannendes Buch! Und wieder einmal eine Nacht durchgelesen.
Andreas Heineke Fälschung à la Provence*
Tatort des dritten Bandes der Krimireihe ist Picassos letzte Wohnstätte, Schloss Vauvenargues. Dort wird die renommierte Picasso-Kennerin und Kunsthistorikerin Donia erstochen aufgefunden. Neben ihr liegt das Bild „Femme au chat assise dans un fauteuil“ am Boden. Überraschte die junge Frau einen Kunstdieb? Und welche Rollen spielten die Galeristen bei diesem Mord?
Mit jedem Satz, den Heineke schreibt, reist man lesend mit, erlebt, riecht und genießt die Provence. Sein Krimi entfesselt ein Kopfkino, bei dem die Menschen, die Landschaften und Orte, die Lebensart der Provence so lebendig werden, als sei man selbst vor Ort, mittendrin dabei.
Was Andreas Heineke mit Frankreich, und ganz besonders mit Lourmarin, verbindet, hat der Hamburger Autor hier verraten.
2019 lud ich Andreas Heineke zum Salongespräch und machte eines meiner ersten Interviews vor laufender Kamera. Es hat richtig Spaß gemacht mit Andreas. Guckt mal auf Youtube rein – und verzeiht den etwas steifen Ansager. Danach wird’s unterhaltsamer!
Die Provence von Sophie Bonnet
Psychologie statt brutaler Gewalt, garniert mit fundierter Landeskunde, komplex gezeichneten Figuren, in Worte gefasstes Savoir-vivre, Charme und viel Flair: Mit diesem Mix begeistern auch die Krimis einer Hamburgerin, die in meinem Stadtteil lebt und arbeitet. Und als Sophie Bonnet tolle Krimis schreibt. Inzwischen ist die Reihe um Ermittler Pierre Durand auf acht Bände angewachsen. Mehr zu Sophie Bonnet, ihren Krimis und ihrem Leben erfahrt ihr hier.
Da Sophie Bonnet nur einige Straßen weiter wohnt von mir, konnte ich auch sie zum Salongespräch laden. Guckt es euch auf Youtube an oder hier!
Der Baron von Marseille
Michel de Palma, auch Le Baron genannt, ermittelt in Marseille. Zuerst war ich etwas skeptisch, als ich all die lobenden Worte zu Xavier-Marie Bonnot las, den die Presse als würdigen Nachfolger der Marseiller Krimilegende Jean Claude Izzo feiert.
Doch nach der Lektüre von Die Melodie der Geister* war ich schwer begeistert von Inhalt und kenntnisreichem Schreibstil. Seit dem Debütwerk bin ich süchtig nach Bonnot. Am nächsten Morgen war ich allerdings mehr als müde.
Denn die spannende Story um geklaute Köpfe und Niedertracht im Kunsthandel konnte ich erst aus den Händen legen, als die letzte der 362 Seiten verschlungen war.
Der opernbegeisterte Polizist klärt darin den Mord an Dr. Delorme auf, der tot an seinem Schreibtisch aufgefunden wurde. Vor ihm lag, noch aufgeschlagen, ein Werk von Sigmund Freud: Totem und Tabu. Den Wissenschaftler faszinierte das Thema, hatte er doch 60 Jahre zuvor in Neuguinea den Einheimischen Schädel und Totenmasken abgekauft.
Einer dieser Schädel fehlt nun. Und führt De Palma in die Tiefen der Marseiller Unterwelt und weiter bis nach Neuguinea. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Tarascon und seine Tarasque bilden den zweiten Fall des Marseiller Kripomannes Michel de Palma, der vom Milieu seiner Heimat nur „Le Baron“ genannt wird. Diesmal muss er tief in die Sümpfe der Camargue vordringen und Geheimnisse lüften, die zurückreichen bis in die Zeit der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs. Damals waren einige der Franzosen in den Dörfern um Tarascon Kollaborateure, andere erbitterte Gegner der Nazis.
Doch auch die griechisch-römische Vergangenheit der Provençe ist in diesem Krimi entscheidend für die Taten. Denn die Böden bergen der archäologische Funde … und das ausgerechnet in einem Gebiet, auf dem Investoren einen riesigen Freizeit- und Erlebnispark anlegen wollen.
Auch der zweite Bonnot-Krimi auf Deutsch, in Frankreich bereits 2004 als La bête du marais erschienen, ist hochgradig spannend, überraschend, kenntnisreich in der Region verwurzelt – ein Lesevergnügen bis zur letzten Seite! Wer mag, kann den Krimi hier* als gebundenes Buch online bestellen. Das E-Book gibt es hier*.
Der Erste Mensch: Abtauchen in Urgründe*
Ich bekenne: Ich bin ein Fan der subtil gesponnenen Krimis von Xavier-Marie Bonnot. Angesiedelt sind sie allesamt in der Provence. Und zwar genau dort, wo Commandant Michel de Palma ermittelt: in und um Marseille.
Seinen, wie er hofft, nunmehr letzten Fall vor seiner Rente muss „Le Baron“ in einer Höhle in den Calanques aufklären. Ein Taucher ist dort verstorben. Und nicht an den Folgen eines Unfalls, eines zu schnellen Auftauchens.
War es Mord? Der Taucher galt als bester im Team der Wissenschaftler, die Zeichnungen untersuchten, die die ersten Jäger und Sammler dort an den Wänden hinterlassen hatten. Frühe, vielleicht sogar allererste Zeugnisse menschlicher Kunst. Wie der Hirschhornmensch, eine kleine Kult-Figur der Vorzeit.
Sie wird zum Dreh- und Angelpunkt einer spektakulär verwobenen Krimihandlung – samt Serienmörder, verrücktem Professor, Kuckuckskind, seltsamen Liebesbeziehungen und vertrackten Familienverhältnissen.
Immer tiefer ziehen die Ermittlungen De Palma in einen Strudel der Ereignisse, der auch in die eigene Vergangenheit führt – und in der Gegenwart Spuren hinterlässt. Geschickt zeichnet Bonnot mit wenigen Worten vielschichtige Figuren.
Er zeigt menschliche Urgründe und Abgründe der Gegenwart, verspinnt Urgeschichte und Archäologie mit Psychoanalyse, Familiendrama mit Forschung. Und das mit so viel Frankreich-Flair, Lokalkolorit, Spannung und Lesespaß, dass ich für Stunden, nein, mehrere Abende, glücklich abgetaucht bin in die Geheimnisse dieser Höhle in den Calanques.
Das gebundene Buch könnt ihr hier* online bestellen. Das E-Book gibt es hier*.
Der Autor & die Höhle
Xavier-Marie Bonnot kennt die Calanques wie seine Westentasche. 30 Jahre lang lebte Bonnot, 1962 in Marseille geboren, in seiner Heimatstadt. In jeder freien Minute – und er schwänzte dafür sogar die Schule –, strolchte er in den Calanques umher, entdeckte den Wald und das Meer.
Während einer seiner abenteuerlichen Angeltouren rettete der Entdecker einer vorzeitlichen Höhle, die heute seinen Namen trägt, den jungen Xavier-Marie vor dem Ertrinken: Henri Cosquer. Viele Jahrzehnte später inspirierten jene Ereignisse diesen Krimi. Wie auch die Detektivgeschichten, die ihm sein Vater oft erzählt hatte.
Lust auf mehr Bonnot-Krimis?
Im Original gibt es die mittlerweile acht Werke von Bonnot bei Actes Sud. Gerhard Meier hat drei von ihnen meisterhaft ins Deutsche übertragen. Die Übersetzungen der Krimis erscheinen im Unionsverlag Zürich.
Dominique Manotti, Marseille. 73*
Frankreich im Herbst 1972. Angesichts steigender Arbeitslosigkeit beschließt die Regerung Jacques Chaban-Delmas die Circulaires Marcellin-Fontanet. Ihr Ziel: die Arbeitsmigration zu stoppen.
Einwanderer, die sich in Frankreich niederlassen wollen oder dort bereits ansässig sind, müssen nun einen Arbeitsvertrag und eine “anständige” Wohnung vorweisen, ehe sie eine Aufenthaltserlaubnis erhalten und sich so legal im Land aufhalten dürfen. Über Nacht sind 86 Prozent der Immigranten in Frankreich nicht mehr Schwarzarbeiter, sondern illegale sans-papiers.
Meist nordafrikanischer und portugiesischer Herkunft, sind sie nun Abschiebekandidaten. Vor diesem Hintergrund spielt der Polit-Krimi der promovierten Historikerin Marie-Noëlle Thibault. Im Alter von 50 Jahren kehrte sie aus Enttäuschung über die Politik Mitterrands der Forschung den Rücken, griff zur Feder und schreibt seitdem unter dem Pseudonym Dominique Manotti politische Krimis. Seit 2013 bringt sie der Hamburger Argument-Verlag auf Deutsch heraus. Marseille. 73* übersetzte Iris Konopik.
Michel Bussi: Tage des Zorns*
Ich bin ein Kind von Jules Verne, Maurice Leblanc, Agatha Christie… So beginnt Michel Bussi auf seiner Homepage seine Selbstvorstellung. Und so schreibt der Uni-Prof aus Rouen auch, der zu Frankreichs beliebtesten Krimiautoren gehört.
Raffiniert bis zum Schluss ist auch dieser Krimi, der unter dem Titel On la trouvait plutôt jolie* 2017 in Frankreich erschienen ist. Er führt euch mitten hinein in den urbanen Dschungel von Marseille, in die Welt der Migranten, der Illegalen, der Ausgenutzten.
Dort wird der Chef einer Flüchtlingsorganisation tot aufgefunden. Alle Anzeichen sprechen dafür, dass er von einer jungen Nordafrikanerin ermordet wurde, die vor vielen Jahren nach Marseille geflohen war. Als eine Überwachungskamera einen zweiten Mord aufzeichnet, scheinen die Beweise geradezu erdrückend.
Doch es wäre nicht Bussi, wenn da nicht falsche Fährten und überraschende Wendungen das Lesevergnügen bis zum Schluss hochspannend hielten. Was für eine Geschichte – und was für ein erschreckender Bericht über den Zustand der Migranten, ihre Opfer, ihre Hoffnungen und den wiederholten Verrat, dem sie zum Opfer fallen können.
Dem aufmerksamen Leser werden hier und da ein paar Ungereimtheiten und Widersprüche auffallen, aber auch das ist längst Markenzeichen bei Bussi. Und sind nicht so gravierend, dass sie den Krimispaß trüben. Wer mag, kann den Thriller hier* online bestellen.
Tödliches aus Nizza und den Alpes-Maritimes
Robert de Paca, Die Mirabeau-Morde*
Robert Paul alias Robert de Paca lebt seit vielen Jahren in Südfrankreich, hat dort gearbeitet und dank seiner Familie und den Kindern das Leben in der Region PACA hautnah erlebt. Aix-en-Provence kennt er wie seine Westentasche. Das kommt diesem Regionalkrimi zugute, der tief in die Geschichte der Stadt eindringt und archaische Mordmethoden von einst detailreich vorstellt. Denn sie spiegelt der Täter, um ein traumatisches Erlebnis aus seiner Kindheit zu rächen.
Die Handlung ist schnell erzählt. Der Münchner Kommissar Stefan Eltjen soll die Polizei in Aix-en-Provence bei den Ermittlungen zum Mord an einer deutschen Studentin unterstützen. Das Opfer ist seltsam inszeniert, und der Mörder hat eine mysteriöse Botschaft auf provenzalisch hinterlassen. Bald tauchen weitere Leichen auf, ebenso inszeniert und mit Botschaften versehen. Was steckt dahinter? Eltjen und seine französischen Kollegen stehen vor einem Rätsel. Bis die Spur hineinführt ins Herz der Ermittlungen.
Robert de Paca hat einen spannenden, leicht zu lesenden Krimi verfasst, der bis zum Ende überraschende Wendungen nimmt und die Spannung hält. Seine Pluspunkte sind ein raffinierter Plot, superbe Regionalkenntnisse und tolles historisches Wissen.
Seine Figuren hingegen mag der eine oder andere als etwas oberflächlich und flach gezeichnet empfinden. Mich hat es nicht gestört, denn die Handlung hat mich Seite für Seite tiefer hineingezogen. Wer mag, kann den Krimi hier online bestellen.
Robert de Paca, In den Straßen von Nizza*
Nicolas leistet still und diskret einen Rundumservice für Superreiche. Er arbeitet als Chauffeur, Fremdenführer und Sekretär und erfüllt seinen zahlungskräftigen Auftraggebern nahezu jeden Wunsch.
Einen Großteil seiner Kunden vermittelt ihm eine russische Agentur. So auch Konstantin. Dieser jedoch bindet ihn ungewollt in einen mysteriösen Gemäldediebstahl ein – und macht ihn unfreiwillig zum Vermittler zwischen Täter und Bestohlenem.
Zusammen mit Versicherungsdetektivin Nathalie macht er sich daran, die bedeutenden Gemälde wiederzubeschaffen. Cannes und Antibes sind dabei ebenso die Schauplätze des rasanten Katze-und-Maus-Spieles, wie auch Nizza. Ein spannender Sommerkrimi mit viel Flair und Côte-d’Azur-Ambiente! Wer mag, kann hier den Krimi online bestellen.
Robert de Paca, Das Nizza-Netz*
Dieser Nizza-Netz-Krimi von 2017 ist nicht neu, aber für mich noch immer einer der besten Lokalkrimis der Alpes-Maritimes. Und ein Schaustück zur mediterranen Schattenwirtschaft. Schnell und plakativ geschrieben, ohne Grautöne, aber interessanten Details. Kurzum, ein Krimi, der sich in einer Nacht gut verschlingen lässt und mit seiner atmosphärischen Dichte gut unterhält.
Die Handlung ist rasch erzählt: Nicolas und Nathalie betreiben in Nizza einen exklusiven Rundumservice für Luxusreisende. Als einer ihrer engsten Freunde unter mysteriösen Umständen verschwindet, beginnen sie fieberhaft nach Hinweisen zu suchen. Hinter der Fassade des mondänen Urlaubsortes stoßen sie dabei nicht nur auf ein gefährliches Netz aus Korruption und Intrigen – sondern auch auf ein dunkles Geheimnis aus Nicolas’ Vergangenheit. Wer mag, kann hier* den Cote-d’Azur-Krimi online bestellen.
Jörg Armbrüster, Mord d’Azur*
Wie Robert de Paca hat sich auch Jörg Ambrüster von Nizza zu seinem ersten Krimi inspirieren lassen. Die Handlung ist rasch erzählt: An der Opéra Plage, Nizzas ältestem Strand, wird der berühmte Stierkämpfer Louis Castilles tot aufgefunden – erstochen mit seinem eigenen Degen.
Commandant Stéphane Matazzi von der Police nationale nimmt mit seinem Team die Arbeit auf. Wurde der Matador das Opfer radikaler Stierkampfgegner? Oder hat ihm ein Rivale den Todesstoß versetzt? Matazzi beginnt seine Ermittlungen. Und gerät ins Visier der Mafia, für deren Mitglieder die omertà und die Familie höchste Güter sind.
Langsam, wie ein Regisseur, führt Armbrüster die Figuren ein, die Schauplätze der Handlung, und lässt – ein schöner Kunstgriff des Autors – von den ersten Seiten auch immer wieder den Mörder zu Wort kommen. Je tiefer Matazzi in die Ermittlungen einsteigt, desto stärker gerät auch die eigene Familie in Gefahr. Der Krimi gewinnt an Tempo, wird Kopfkino, überrascht und fesselt. Das Finale: furios.
Ein gelungenes Debüt, leicht und schnell zu lesen, unterhaltsam wie ein Krimi im Fernsehen. Kein Grauen, das nachhallt – und so auch gut als Bettlektüre zu genießen ohne fatale Folgen in eigenen Träumen. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Noch mehr Provence-Krimis
Mistralmorde* nannte Ignaz Hold seinen Provencekrimi, in dem der Pariser Kommissar Jean-Luc Papperin einen Doppelmord im malerischen Cabanosque aufklären soll.
Ein Baulöwe wollte dort eine Golf- und Wellness-Hotelanlage für den internationalen Jetset errichten. Bei Löscharbeiten eines Feuers, das der Mistral entfacht hat, wird eine Leiche entdeckt. Inzwischen ist auch um den Province-Polizisten Papperin eine mehrbändige Serie entstanden.
Nicole de Vert, Provenzalische Rache*
Im Hauptberuf ist Nicole de Vert Mimikexpertin. Doch die Liebe zum Schreiben, und gerade von Krimis, reicht zurück bis in Kindertage. Doch erst 40 Jahre später verband sie Beruf und Passion – und verfasste mit Provenzalisches Blut* im Sommer 2019 einen fesselnden Auftakt zur Provence-Krimiserie rund um Mimikexpertin und Hobbyköchin Margeaux Surfin. Das Debüt begeisterte die Leser. Und so präsentiert Nicole de Vert im Dezember 2019 noch Band zwei der Privatermittlerin: Provenzalische Rache*!
Darin schreckt ein Online-Video die Region Arles auf. Ein Geschäftsmann, der seine Beteiligung an einer fast 30 Jahre zurückliegenden Massenvergewaltigung gesteht, wird während des Geständnisses vor laufender Kamera erschossen.
Thierry, der Lebenspartner von Margeaux, erkennt das Opfer als Freund seiner Familie. Welches Interesse verfolgt sein Vater, als er Margeaux bittet, Nachforschungen anzustellen? Und wieso ist Margeaux’ Vertrauter, der Computerspezialist Matze, nicht auffindbar? Bald steckt Margeaux mitten in einem Sumpf aus Schuld und Rache…
Das spannungsreiche Lesevergnügen ergänzen, wie bereits im ersten Band, leckere provenzalische Rezepte der Autorin zum Nachkochen. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Ralf Nestmeyer, Roter Lavendel*
Ralf Nestmeyer hat mit Roter Lavendel* seinen ersten Krimi verfasst. Ruhig, aber unglaublich konsequent, zieht er den Leser in die Handlung. Ein deutscher Modefotograf besucht die Provence, um für einen Kalender Lavendel zu fotografieren. In Avignon begegnet er Monsieur Perras.
Der Mitreisende bittet ihn, ein Päckchen mit historischen Briefen und Fotos für ihn aufzubewahren. Wenig später ist Perras verschollen. Der Fotograf beginnt zu recherchieren und folgt Perras’ Spuren bis in den Zweiten Weltkrieg, als die Deutschen Frankreich besetzt hielten.
Mehr wird nicht verraten-. Packt den Band ins Urlaubsgepäck, oder lest ihn daheim und lasst euch beim Lesen in die Landschaften, die Dörfer und Städte der Provence entführen. Eine Leseprobe gibt es hier. Wer möchte, kann den Band direkt hier* online bestellen.
Ralf Nestmeyer, Die Toten vom Mont Ventoux*
Ralf Nestmeyer gehört zu den profiliertesten Reisebuchautoren Frankreichs. Und dieses Wissen zu Land und Leuten, zur Region und zum Tatort heben diesen Provence-Krimi aus der Masse der boomenden Lokalkrimiszene heraus. Zudem inspirierte offensichtlich ein reales Verbrechen, das vor einigen Jahren Frankreich aufgerüttelt hatte, Nestmeyer zu seinem Radsportkrimi.
Die Handlung beginnt mit einem Ausflug von Freizeitradlern, die den legendären Gipfel des Wächters der Provence mit ihrem Drahtesel erobern wollen. Beim Aufstieg stoßen sie plötzlich auf einen Radrennfahrer, der augenscheinlich erschossen wurde. Und wenig weiter auf drei weitere Tote, die in ihrem Wagen niedergemetzelt wurden.
Capitaine Malbec beginnt seine Ermittlungen. Akribisch fügt er die Puzzleteile zusammen, doch etwas scheint stets zu fehlen. Mit der Suspendierung scheint die Aufklärung in weite Ferne zu rücken.
Doch dann kommt der Zufall zu Hilfe, und Malbec ermittelt inoffiziell weiter. Bis zur spektakulären Aufklärung. Freut euch auf Frankreich-Flair voller Spannung & Atmo! Wer mag, kann hier* den Radsportkrimi online bestellen.
Ralf Nestmeyer, Späte Rache im Luberon*
Der dritte Krimi des Reisebuchautors Ralf Nestmeyer führt uns in ein abgelegenes Bergdorf der Provence, wo ein kunstliebender Deutscher namens Dieter Steger das Dörfchen Trouvac als Ruine erworben und mit der Familie, Freunden und Unterstützern als alternative Künstlerkommune mühsam wieder aufgebaut hatte.
Eines Tages finden Wanderer seine Leiche im Gebüsch. Capitaine Malbec, der eigentlich das Wochenende mit seiner Freundin Catherine am Mittelmeer verbringen wollte, ermittelt. Wer hat den beliebten Patron ermordet? Schatzsucher und Immobilienmakler geraten unter Verdacht. Doch dann führt die Spur nach Deutschland, tief hinein in die Zeit des Links-Terrorismus.
Nur langsam nimmt der Krimi Fahrt auf. Das liegt vor allem daran, dass er ausführlich den Tatort Luberon vorstellt – von seinen Promis und Landschaften bis hin zu den Waldensern. Doch dann hat die Handlung mich so gefesselt, dass ich ihn bis zu Ende lesen musste an einem Abend. Wer mag, kann den Provence-Krimi mit überraschendem Ende hier* online bestellen – oder in jeder gut sortierten Buchhandlung erhalten.
Pierre Martin, Madame le Commissaire und die panische Diva*
Zu den beliebtesten Autoren von Provence-Krimis gehört Pierre Martin, der Isabelle Bonnet ermitteln lässt. Die ehemals hochdekorierte Leiterin einer geheimen Antiterroreinheit lässt er in seinen inzwischen acht Krimis als einfache Madame le Commissaire im provenzalischen Fragolin ermitteln.
Doch diesmal muss Isabelle Bonnet die Provence verlassen und auch in Paris ermitteln. Colette Gaspard, Sängerin und Schauspielerin, werde bedroht, erzählt ihre Zwillingsschwester, die in der Provence lebt. Ein stalker bedrohe die Diva in Paris mit Anrufen, Drohmails und perversen Botschaften.
Spannend, dachte ich… doch anders als bei den Vorgängerbänden baute sich die Spannung erst in der zweiten Hälfte des Buches auf. Viele Klischees, viele Plattitüden, ins Leere verlaufende Andeutungen und die Aneinanderreihung von Liebschaften der Ermittlerin trüben ein wenig den Lesegenuss. Band acht ist der schwächste Band der Reihe, schade.
Guillaume Musso, Die junge Frau und die Nacht*
Der Krimi war wochenlang die Nummer eins in Frankreich und ist im Juni 2019 auf Deutsch erschienen: Freut euch auf spannendes Lesevergnügen auf 427 Seiten!
Musso gehört neben Marc Levy zu den erfolgreichsten Gegenwartsautoren Frankreichs. Seinen neuesten Krimi lässt Musso genau dort spielen, wo er 1974 geboren wurde: im südfranzösischen Antibes.
Als 19-Jähriger war Musso für einige Monate nach New York gegangen, wo er u.a. als Eisverkäufer jobbte. Direkt aus den USA kommt auch seine Hauptfigur Thomas anlässlich einer Jubiläumsfeier in seine französische Heimatstadt Antibes zurück.
Und damit an jenes stürmische Kap, an dem vor 25 Jahren mit Vinca seine große Liebe spurlos verschwand. Damals geschah dort ein grausames Verbrechen. Doch jemand ist hinter das dunkle Geheimnis gekommen und hat Rache geschworen. In Großbuchstaben auf die Zeitung, gleich neben der Tasse des Täters…. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Cay Rademacher
Kult unter Provence-Fans sind auch die Krimis von Cay Rademacher, die ich leider noch nicht gelesen habe.
Occitanie
Mörderisches Languedoc
Menschenhandel. Zwangsprostitution. Illegaler Antikenhandel. Mörderische Sekten: Was für Verbrechen geschehen im sonnenverwöhnten Languedoc!
Sie landen allesamt auf dem Tisch von Madame le Juge Mathilde de Boncourt, Untersuchungsrichterin in Nîmes. Gemeinsam mit Rachid Bouraada, Commandant de Police, deckt sie dort raffinierte Delikte auf. Erdacht wurde sie von einer Saarländerin, der nach eigenen Worten die kriminelle Energie in die Wiege gelegt wurde: Liliane Skalecki alias Liliane Fontaine.
Liliane Fontaine, Die Richterin und der Kreis der Toten*
Liliane Fontaine liebt das Languedoc. Und macht es zum Schauplatz von Krimis, die akribisch recherchiert sind, Hochspannung mit französischem Savoir-vivre verknüpfen und einen beim Lesen sofort in den Süden versetzen.
Genauer gesagt: nach Nîmes, wo die Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt mit ihrem Team von der Police Judicaire Mord, Raub und andere Verbrechen aufklärt. Jetzt stehen sie vor ihrem schwierigsten Fall.
Ein junge Frau begeht Selbstmord. Ein Student wird ermordet, ein Apotheker erschlagen, und zwei ältere Damen versterben. Was auf den ersten Blick wie eine unglückselige Serie von Einzeltaten aussieht, entpuppt sich jedoch als fatale Verquickung.
Mathilde muss handeln und den gefährlichen Kreislauf durchbrechen, ehe es weitere Opfer gibt. Auch Band drei der Krimiserie ist ein spannender, intelligenter wie überraschender Lesespaß. Wer mag, kann ihn hier* online bestellen.
Liliane Fontaine, Die Richterin und die tote Archäologin*
Nur knapp war Madame le Juge Mathilde de Boncourt einem tödlichen Anschlag entgangen. Während sie sich von den Folgen auf einem Landgut der Familie erholt, erreicht sie die Nachricht vom Tod einer alten Schulfreundin. Die Archäologin Flavia Leone, zu der sie den Kontakt ein wenig verloren hatte, wurde von deutschen Urlaubern auf einer Ausgrabungsstätte im Hinterland von Montpellier entdeckt.
Ermordet wurde sie mit einer alten Nahkampf-Technik: dem burking. Durch Sitzen oder Knien auf dem Brustkorb und dem gleichzeitigen Verschließen von Mund und Nase erstickt das Opfer qualvoll. Wird burking perfekt angewendet, ist Fremdeinwirkung beim Tod kaum nachweisbar. Doch beim Mord an Flavia Leone gibt es einen entscheidenden Hinweis: Ihr Gesicht verdeckt die Replik einer antiken Totenmaske.
Die Untersuchungsrichterin und ihre Kollegen, Commandant Rachid Bouraada und Lieutenant Felix Tourrain, beginnen die Ermittlungen. Und stoßen auf einen zweiten Mord ähnlicher Machart: Auch der Mann der Archäologin starb durch Burking.
Akribisch rollte Liliane Fontaine den Fall auf, legt falsche Fähren, lässt Land und Leute des Languedoc lebendig werden, holt den Duft und die Genüsse zwischen die Seiten – und entführt den Leser beim Lesen mitten hinein ins Hérault. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Liliane Fontaine, Die Richterin und die Tote vom Pont du Gard*
Madame le Juge Mathilde de Boncourt, Untersuchungsrichterin aus Nîmes, hat gerade ein Ärzteehepaar des Menschenhandels überführt, als sie ein vorbeisausender Motorradfahrer mit drei Kugeln niederstreckt. Sie überlebt und erholt sich von ihren schweren Verletzungen auf dem Weingut ihres Großvaters. Hat das Attentat etwas mit dem Urteil zu tun? Mathilde ist davon überzeugt. Denn auch die Belastungszeugin wird nach Aufhebung des Zeugenschutzes tot in ihrer Wohnung aufgefunden.
Mathilde und ihr Commandant Rachid Bouraada ermitteln. Unterstützt werden sie dabei von einem Reisejournalisten, der in der Nähe vom Familienweingut ein Anwesen besitzt. Und in der Camargue jüdische Spuren recherchiert. Dass sich Ermittlung und Recherche annähern, kommt Martin und Mathilde auch privat nicht ungelegen.
Ein spannender Südfrankreich-Krimi, der aktuelle Themen wie Prostitution und Menschenhandel ebenso aufgreift wie Exil und Vertreibung. Und nicht mit blutigen Morden punktet, sondern geschickt verflochtenen Handlungssträngen, sehr anschaulich gezeichneten Personen, Landschaften und Orten. Und ganz viel Frankreich-Flair! Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Liliane Fontaine, Die Richterin und das Ritual des Todes*
Die gebürtige Saarlouiserin Liliane Fontaine hat im Studium gelernt, verborgene Dinge zu entdecken. Und so überraschen ihre Regionalkrimis aus dem Gard auch stets mit Fakten, Tabus und Traditionen, die eher unbekannt sind. Nach burking und Lichttemplern geht es in Band vier ihrer erfolgreichen Krimireihe mit der Untersuchungsrichterin Mathilde de Boncourt um die bizutage.
Unter bizutage versteht man in Frankreich und der Frankophonie Initiationsriten an Gymnasien und Hochschulen, die besonders an Eliteschulen vorkommen. Obgleich seit 1920 verboten und auf Druck von Ségolène Royal 1998 als Straftatbestand aufgenommen, werden sie bis heute praktiziert. Dabei überschreiten sie nicht selten die Grenzen zu Misshandlung, Demütigung, sexuellen Übergriffen oder selbst zur Schutzgelderpressung.
Und genau bei einer solchen bizutage verstirbt am Château de Cigales ein Junge. Jahre später verunglückt die Schülerin eines Eliteinternats bei einem Reitunfall. Die Obduktion ergibt: Ihr Tod war kein Unfall, sondern Mord. Mathilde de Boncourt beginnt ihre Ermittlungen – und stößt auf eine Mauer des Schweigens. Auch, als kurz danach die Leiche des Sportlehrers im Schwimmbecken entdeckt wird.
Liliane Fontaine, Die Richterin und der Tanz des Todes*
Es ist Sommer in Nîmes, und wie jedes Jahr im Juli verändert la canicule, die große Hitzewelle, das Wesen der Menschen. In der antiken römischen Arena laufen die Proben für ein großes Spektakel, das Nîmes, seine Geschichte und seine Menschen feiern soll. Schon bald soll die Premiere sein.
Mit völliger Konzentration und Hingabe tanzt eine junge Flamenco-Tänzerin bei der Probe. Und bricht inmitten all der Menschen tot zusammen. Ein Klingenstich, kaum sichtbar und spürbar, hat sie langsam innerlich verbluten lassen. Wer steckt hinter diesem kaltblütigen Mord an einer jungen Tänzerin voller Talent?
Madame le Juge Mathilde de Boncourt, Commandant Rachid Bouraada und Lieutenant Felix Tourrain von der Police Judiciaire beginnen ihre Ermittlungen. Gekonnt verknüpft Liliane Fontaine auch diesmal Spannung und Frankreichwissen. So sorgt sie 304 Seiten lang beim Entwirren der raffinierten Morde unterhaltsam auch für einige Aha-Momente beim Hintergrund zu Land und Leuten. Wer mag, kann den fünften Band der beliebten Krimireihe hier* online bestellen.
Liliane Fontaine, Die Richterin und das Erbe der Toten*
Alljährlich Ende März erscheint ein neuer Krimi um Madame le Juge Mathilde de Boncourt. Im sechsten Band der beliebten Reihe wird im Nîmoiser Park Jardin Margarot ein Toter aufgefunden. Der Mord scheint etwas mit einer Brandkatastrophe vor 20 Jahren zu tun haben, bei der nahezu die reichte Olivenöl-Familie Savigny ausgelöscht wurde.
Nur eine Tochterm Valerie, überlebte und verbringt seitdem ihre Jahre im Wachkoma. Als nun auch sie verstirbt, wird Mathilde stutzig – und beginnt mit ihrem Team die Ermittlungen.
Was mir an den Krimis von Liliane Fontaine gefällt? Sie kommen ohne harte Brutalität aus – auch, wenn mitunter makaber gestorben wird. Man merkt, dass die Autorin Frankreich sehr gut kennt – und gerade das Umland von Nîmes, wo sie mit einem zweiten Standbein daheim ist. Diese Orts- und Landeskenntnis, verbunden mit raffiniert angelegten Handlungssträngen und lebendig gezeichneten Figuren machen ihre Werke sehr lesenswert, unterhaltsam und fesselnd. Wer mag, kann Band 6 hier* als Taschenbuch und hier* als E-Buch bestellen.
Yann Sola & Banyuls
Yann Sola, Philippe Georget. Thomas B. Fischer… – das Roussillon hat viele Krimiautoren inspiriert. Yann Sola machte Banyuls zum Tatort – und stellt seine Wahlheimat hier vor. 2019 erschien im Frühjahr der vierte Krimi, der tief im Pays Catalan verwurzelt ist: Johannisfeuer*.
Zu Johanni pilgern die Katalanen alljährlich auf den Canigou und entzünden ihr heiliges Feuer. Und auch Perez hat diesen Aufstieg seiner Schwiegertochter versprochen. Während sich der durch und durch unsportliche und nun auch noch sprichwörtlich auf den Hund gekommene Ermittler versucht, in den Bergen rund um Banyuls fit für eine Besteigung des Canigou zu machen, stößt er plötzlich auf ein menschliches Wesen.
Eine Frau liegt mitten auf dem Weg. Seine Ermittlungen ziehen immer weitere Kreise und führen ihn schließlich mitten hinein ins kalte Herz einer verstörend agierenden Sekte. Wer mag, kann den Band hier* online bestellen.
Wer das Banyuls von Yann Sola entdecken möchte, kann hier seinen Spuren folgen.
Tatort Roussillon
Silke Ziegler, Im Schatten des Sommers*
Silke Ziegler kam während einer beruflichen Neuorientierung zum Schreiben. Welch ein Glück! Denn ihr Krimi Im Schatten des Sommers* ist äußerst unterhaltsam und spannend. Worum es geht?
Als Elfjährige verlor Sophia Mildner ihre Familie bei einem Aufenthalt in Südfrankreich. 24 Jahre später verunglückt ein Mann schwer bei einem Autounfall. Er trug das Bild ihrer Mutter und ihre Adresse bei sich… Sophia reist umgehend in den Süden und begibt sich auf die Spurensuche.
Inzwischen sind auch bei Silke vier Krimis zusammengekommen. Und ihr sind die Ideen und Tatorte noch lange nicht ausgegangen. Mehr zu Silke – und ihrer Liebe zu Frankreich – erfahrt ihr hier im Blog.
Silke Ziegler: Im Tal der Hoffnung*
Eine grausame Verbrechensserie erschüttert das südfranzösische Montpellier. Jahr für Jahr wird eine Studentin entführt, missbraucht und getötet. Als Adèle Nélard verschwindet, wendet sich ihr Vater an Raphaël Dumont.
Der charmante Ex-Polizist genießt einen hervorragenden Ruf als Privatdetektiv und sieht nur einen Weg, sich dem Täter zu nähern: Er muss Coralie Beladier finden und sie überzeugen, ihm zu helfen. Denn sie ist das einzige Opfer, das der Entführer hat laufen lassen. Und dafür muss es einen Grund geben …
Wer mag, kann den Krimi hier* bestellen.
Noch mehr Krimis aus Okzitanien
Ebenfalls in Südfrankreich spielt der dritte Pippa-Bolle-Krimi Tote Fische beißen nicht* des Autorinnen-Duos Auerbach und Keller, den Pseudonymen von Ute Mügge-Lauterbach und Brenda Stumpf. Die Handlung ist rasch erzählt. Diesmal soll Pippa bei Toulouse die Renovierung eines Sommerhäuschen überwachen.
Als beim Wettangeln des Berliner Anglerclub „Kiemenkerle e.V.“ plötzlich eine Leiche am Haken hängt, hat sie dazu keine Zeit mehr. Sondern ermittelt.
Wer jedoch klassische Krimis mit Blut und Gewalt liebt, wird enttäuscht werden: Sämtliche Pippa-Bolle-Krimis, die als List-Taschenbuch verlegt werden, sind eher Komödien, unterhaltend und voller Wortwitz, in denen eher per Zufall auch Leichen auftauchen.
Achtung: Das Autorenduo siedelt seine Pippa-Bolle-Krimis in aller Welt an – nicht nur, wie dieser Band, in Frankreich!
Lisa Graf-Riemann, Madame Merckx trinkt keinen Wein*
In diesem Krimi hat Lisa Graf-Riemann den spröden Charme des Haut-Languedoc mit kleinen Dörfern im bergigen Hinterland so eingefangen, dass man Thymian und Rosmarin fast riechen, den Wein fast schmecken kann, den Madame verschmäht.
Zusammen mit ihren Freundinnen eilt die Belgierin einer Witwe zu Hilfe, die ihren Mann mit Eisenhut vergiftet haben soll. Ein charmant anderer Krimi, spannend und unterhaltsam bis zur letzten Seite!
Und eine Hommage an ihre Wahlheimat Südfrankreich, wo die studierte Romanistin aus Passau vor vielen Jahren ein Natursteinhaus gekauft und eigenhändig renoviert hat. Wer mag, kann ihn hier* online bestellen.
Elko Laubeck, Polizeidienst en français*
Elko Laubeck, 1955 in Essen-Kettwig geboren, hat bereits während des Germanistik- und Philosophie-Studiums für das Feuilleton der Westdeutschen Zeitung geschrieben, ehe er zur Dithmarscher Landeszeitung kam und dort die verschiedensten Ressorts durchlief. Jetzt in Rente, hat der Vater von drei Kindern das Krimischreiben entdeckt – ganz zu meiner Freude.
Denn der Debütkrimi ist ein äußerst gelungener page turner. Zu Beginn trügerisch beschaulich, voller Flair und Flirt – und dann richtig spannend, schnell, perfide und überraschend. Kurzum: Jede Seite ein Genuss!
Worum es geht? Der Kriminalbeamte Gerd Pocher kommt im Rahmen eines deutsch-französischen Austausches nach Agde ans Mittelmeer und wird gleich bei seiner Ankunft hineingezogen in einen Mord, der zunächst sehr klar zu sein scheint. Doch als bei der Suche nach der Tatwaffe das Wasser aus dem Kanal gepumpt wird, kommt ein Frauenkörper zutage. Aus Stein! Von da an konnte ich nicht mehr aufhören, die Seiten zu verschlingen. Es wurde eine kurze Nacht… Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Korsika: Mafia, Macchia & Vendetta
Hans Fuchs, Der Kopf des Korsen*
Die Polizisten Andreotti und Lefèvre haben nicht viel gemeinsam. Nur das Kopfgeld, das der Pate von Paris auf sie ausgesetzt hat, und die Versetzung nach Korsika, die ihren Hals retten soll. Auf der Insel der Schönheit wartet jedoch bereits die nächste Blutrache. Schon bald stehen die ungleichen Sonderermittler im Kreuzfeuer zweier verfeindeter Clans.
Doch hinter den bizarren Morden dieser Vendetta steckt mehr, als es den Anschein hat – und ein Trio Psychopathen ist bereits unterwegs, um sich das Kopfgeld zu verdienen. Wilde Insel, bizarre Morde – ein Ermittlerduo räumt auf. Mit Der Kopf des Korsen* hat Jean Renard alias Hans Fuchs einen erfolgreichen Erstlingsroman im emons-Verlag veröffentlicht. Ich bin gespannt, welche Krimis der Münchner Journalist und Sporttaucher noch verfassen wird.
Michel Bussi, Fremde Tochter*
Den für mich mit Abstand besten Korsika-Krimi hat der französische Erfolgsautor Michel Bussi verfasst. Er spielt in zwei Zeitebenen auf Korsika. Nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.
1989: Die 15-jährige Clothilde verbringt die Ferien mit ihrer Familie auf Korsika. Dann geschieht das Unfassbare. Ihr Vater verliert auf der Küstenstraße die Kontrolle über den Wagen, und sie stürzen in die Tiefe – nur Clothilde überlebt.
2006 – 27 Jahre später – kehrt Clothilde mit ihrem Mann und ihrer Tochter nach Korsika zurück. Und die Vergangenheit holt sie ein. Purer Nervenkitzel mit viel Inselflair auf 528 Seiten.
Hochspannung und Historie
Jürgen Heimbach, Die Rote Hand*
La Main Rouge, die Rote Hand, verübte in den 1950er-Jahren immer wieder Anschläge in Europa und Nordafrika und wurde ab 1956 vermutlich vom Service de documentation extérieure et de contre-espionnage (SDECE) als Tarnung für Sabotageoperationen und gezielte Attentate benutzt.
Anfangs nur gegen Unabhängigkeitsaktivisten aus Marokko, Algerien und Tunesien aktiv, gerieten zunehmend deutsche Waffenhändler ins Visier, die die algerische Nationale Befreiungsfront (FLN) belieferten.
Zu den Schlüsselfiguren gehörten der Hamburger Otto Schlüter und Georg Puchert, den Unbekannte 1959 mit einer Autobombe ermordeten. Erst mit der Unabhängigkeit Algeriens 1962 endeten die Anschläge.
Dieses vergessene Kapitel der deutsch-französischen Nachkriegsgeschichte wählte der deutsche Schriftsteller Jürgen Heimbach als Kulisse für seinen Polit-Krimi um Arnolt Streich.
Der ehemalige Fremdenlegionär hat nach Kriegsende einen mies bezahlten Job als Wachmann gefunden, raucht, trinkt und flüchtet sich vor der Welt in die tröstliche Stimme von Édith Piaf und mittwöchlichen Rendez-vous.
Beim Bier um die Ecke erfährt er von einem tödlichen Anschlag. Streich wird aufgesucht von Männern, die seine Vergangenheit und seine Geldsorgen wegen verlorener Pferdewetten kennen. Und ihn unter Druck setzen. Wer mag, kann den spannenden wie knallharten Politik-Krimi aus den Fifties hier* bestellen.
Jürgen Heimbach, Vorboten*
In seinem Krimi Die rote Hand* erzählt Heimbach, wie ein einstiger Fremdenlegionär in der deutschen Nachkriegsgesellschaft der 1950er-Jahre keinen Halt fand und von seiner Vergangenheit eingeholt wurde. In Vorboten blickt Heimbach noch weiter zurück in die Geschichte – und bleibt doch seinem Thema treu.
Im 2021 erschienenen Krimi Vorboten* kehrt Wieland Göth ein Jahr nach dem Ersten Weltkrieg in sein von Franzosen besetztes Heimatdorf in Rheinhessen zurück. In seinen Straßen und Gassen patrouillieren französische Soldaten. Ein verblichenes Plakat kündet vom Verschwinden von Wielands Schwester. Hat ein einstiger russischer Zwangsarbeiter sie ermordet?
Während Wieland ihr Verschwinden aufzudecken versucht, hat das Dorf längst das Urteil gefällt. Ein harter, nüchterner und durch die Präzision der Beschreibung sehr packender Krimi. Und zugleich das Spiegelbild einer Gesellschaft, in der Naivität, Hass und Größenwahn Wegbereiter eines tödlichen Nationalsozialismus wurden. Das Werk ist damit geradezu beängstigend aktuell. Wer mag, kann den Krimi hier* online bestellen.
Jérôme Leroy, Die Verdunkelten*
60 Jahre nach dem Ende des film noir hat der französische Autor Jérôme Leroy einen roman noir geschrieben: einen Geheimdienst-Krimi, der die Grenzen seines Genres sprengt. Durchzogen von einer sanften Melancholie, spiegeln seine beiden Protagonisten ein gesellschaftliches Phänomen. Immer mehr Menschen kehren still und leise der Gesellschaft den Rücken, steigen aus und verschwinden. Verlassen ihr altes Leben und beginnen neu.
So wie Guillaume Trimbert, einst Lehrer, Linker, später Schriftsteller und heute ermüdet. „Verdunkeln“ nennt der Geheimdienst dieses Verhalten, und versucht, dieses Phänomen zu stoppen. Damit beauftragt ist Capitaine Agnes Delvaux, Agentin und Geliebte des Colonels, ihres Vorgesetzten. Seit 2015, nach den Terrorakten gegen Bataclan und Charlie Hebdo, ist sie immer tiefer ins sein Leben eingedrungen, hat seinen Briefkasten durchwühlt, seine Hemden getragen, in seiner Wohnung gelebt.
Und hat sich schließlich über den Befehl des Colonels hinweggesetzt, um noch tiefer einzudringen in Trimberts Leben. Ob es daran liegt, dass sie Trimberts Tochter ist? Erst auf den letzten Seiten des Buches entwirren sich die sorgsam gesetzten Spuren, die Leroy meisterhaft gelegt hat.
Und eingebettet hat in eine Bestandsaufnahme von Europa, die so aktuell wie beängstigend ist. Ein ungewöhnliches Buch, nachdenklich wie die Klänge des Fado, die man beim Lesen zu hören vermeint. Spielt der Roman doch nicht nur in Frankreich, sondern auch in Portugal, der Heimat der Saudade. Wer mag, kann das von Cornelia Wend ins Deutsche übersetzte Werk hier* bestellen.
Extratipp
Joël Dicker, Die letzten Tage unserer Väter*
Joël Dicker kann bereits auf vier ins Deutsche übersetzte Erfolgstitel blicken. Doch erst jetzt ist auch der allererste Roman des Genfer Autors in der deutschen Übersetzung erschienen. Dicker nimmt uns darin mit ins Jahr 1940. Der 22 Jahre junge Pariser Pal (Paul-Emile), der sich der Résistance anschließen möchte, reist daher nach London, wo ihn die von Churchill gegründete Special Operation Executive (SOE) anwirbt.
Zusammen mit anderen Franzosen, mit denen er ein intensives Training absolviert, soll er nach Frankreich zurückkehren, um dort die Reihen der Résistance zu vergrößern. Der Roman führt uns mitten in den Guerillakrieg gegen die deutschen Besatzer. Die Handlung braucht ein wenig Zeit, ehe sie an Fahrt gewinnt, aber dann fesselt sie. Was Dicker erzählt, wirkt glaubwürdig. Er zeigt auch, dass Fake News keine Erfindung unserer Zeit sind, sondern bereits damals Teil der Propaganda waren.
Eingebunden in die Handlung ist eine Vater-Sohn-Beziehung. Sie steht im Zeichen des Coming-of-Age, des Erwachsenwerdens. Dicker spiegelt sie in der Figur von Stanislas. Der ältere Geheimagent nimmt Pal und seine jüngeren Kameraden unter seine Fittiche. Gut komponiert ist auch das Ende der Geschichte, das die Erwartungen des Lesers nicht trifft, sondern überrascht.
Den Lesegenuss trübten etwas die Wiederholungen, die mal überflüssig und lesehemmend, dann melodramatisch wirkten. Da hätte ich mir einen Lektor gewünscht, der den damals noch jungen Autor etwas besser geführt hätte. Doch als Roman über einen Abschnitt der Weltgeschichte, über die es sonst recht wenige Werke gibt, habe ich das Werk dennoch gerne gelesen. Wer mag, kann die spannende Spionage-Geschichte hier* bestellen. Das Original mit dem Titel Les derniers jours de nos pères* gibt es hier* online. Ihr könnt es auch über den Buchhandel bestellen.
Joël Dicker, Das Geheimnis von Zimmer 622*
Joël Dicker ist der shooting star aus der französischen Schweiz. Der Autor, am 16. Juni 1985 in Genf geboren, hatte mit La Vérité sur l’Affaire Harry Quebert* (Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert*) 2012 den spannendsten Bestseller des Jahren verfasst. L’Énigme de la Chambre 622* brach im vergangenen Jahr in Frankreich sämtliche Verkaufsrekorde.
Am 1. März ist der Roman in der deutschen Übersetzung von Amelie Thoma und Michaela Meßner unter dem Titel Das Geheimnis von Zimmer 622 im Piper-Verlag erschienen.
Und auch dieses Werk ist wieder ein Roman im Roman, verschachtelt in Zeit und Raum und mit 624 Seiten episch lang.
Der erste Erzählstrang berichtet von einem erfolgreichen Genfer Schriftsteller namens Joël Dicker, der wegen Liebeskummer eine Schreibblockade hat. Vor den Erinnerungen an Sloane und der verpatzten Beziehung flüchtet er in ein Luxushotel in Verbier. Dort lernt er Scarlett kennen. Und wundert sich, warum das Hotel zwei Zimmer mit der Nummer 621 hat, aber keines mehr mit der Nummer 622.
Dieser Spur folgt der zweite Erzählstrang. Die wichtigste Erzählschiene widmet sich einem geheimnisvollen, unaufgeklärten Mord in Zimmer 622, der mit einem Machtkampf in einer Genfer Privatbank zu tun zu haben scheint. Der dritte Erzählstrang übernimmt im Krimi, wie auch der Flirt des Autors mit dem Gast, eine retardierende Funktion im Krimigeschehen. Er berichtet vom Verhältnis des Dichters zu seinem verstorbenen Verleger Bernard de Fallois. Dicker lobt sich da ein wenig dicke.
Sobald dazu Text die Seiten füllte, las ich quer, bis ich wieder in das Krimigeschehen einsteigen konnte. Die Krimihandlung ist raffiniert, die Sprache und Figurenzeichnung einfach. Das sorgt für Tempo beim Lesen und eine Dauerspannung, die viele falschen Fährten und noch mehr Fantasie beim Entwickeln des Krimigeschehens aufrecht halten.
So ist auch dieser Roman bis zu den letzten Seiten mit ihrem erstaunlichen, geradezu unglaublichen Finale äußerst fesselnd. Wer mag, kann das Buch hier* online bestellen.
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Liebe Hilke,
die Liste der Bücher ist genial. Ich musste gleich 5 Romane bestellen. Danke für den großartigen Service wie auch für Deine Berichte.
Merci, lieber Jürgen, fürs Lob und dads Bestellen über den Link – das hilft, den Blog zu finanzieren. Merci und viel Lesespaß! Hilke
Liebe Frau Maunder,
das ist ja eine tolle Zusammenstellung von Frankreich-Krimis. Habe ich so umfassend noch nirgendwo gesehen.
Einige Krimis habe ich selbst schon gelesen (u.a. Alexander Oetker, Sophie Bonnet, Jean-Luc Banalec, Pierre Martin,
Cay Rademacher). Von letzterem muss ich leider sagen, dass seine Krimis mir zunehmend nicht mehr gefallen und
ich zumindest die zuletzt erschienenen nicht zur Lektüre empfehlen kann.
Aber dank Ihrer Zusammenstellung gibt es ja eine Fülle von Alternativen.
Beste Grüße Christine Gahr
Liebe Frau Gahr, herzlichen Dank für Ihre netten Zeilen – es freut mich, dass Sie dieser Beitrag inspiriert hat. Ja, Cay Rademacher… ich habe ihn noch nicht gelesen, wollte es mal tun… hab aber so viele anderen tollen Autoren entdeckt, sodass er wohl noch ein wenig weiter warten muss. Ich werde die Liste kontinuierlich mit weiteren Tteln im Laufe der Zeit ergänzen. Viele Grüße! Hilke Maunder
Bretagne-Krimis von Sanni Aran (Commissaire Julie Roche)und Alex Nicol (Ermittler Gwenn und Soazic Rosmadec) hatte ich vergessen. Da gibt’s leider zu selten Nachschub, aber die lohnen sich auch sehr.
Danke, liebe Christiane! Ich glaube, ich bin für die nächsten Wochen nun gut versorgt! Bises, Hilke
…und die Haute-Provence nicht vergessen: Pierre Magnan – Spannung und anspruchsvolle Literatur in einem (z.B. „Das ermordete Haus“ !!!) sowie eine eindrucksvolle,französische Biografie
Danke, lieber Rolf, kommt auch auf meine Leseliste! Viele Grüße, Hilke
Tja Magnan gehört natürlich ein bisschen zu kurz seine tiefsinnigen Einblicke und Kenntnisse der Gegend haben mir ausgehend von Sisteron in seiner speziellen Schreinweise tiefe Einblicke in und über die Region hinaus gegeben… Ein kleiner Tipp zum warmlesen,, das Mädchen vom Ende der Welt,,
Cher Salut Charly
Jean-Pierre Kermanchec hat wunderbare Bretagne-Krimis geschrieben, die unterhaltsam und ‚lebensecht‘ sind. Die ersten Bände machen zwischendurch direkt sauer, weil das Lektorat völlig versagt (Schreibfehler, Zeichensetzung), aber das hat sich inzwischen geändert. Alle Orte, die vorkommen, scheint man irgendwie zu kennen und freut sich. Kann ich nur empfehlen.
Danke, liebe Christiane! Meine Leseliste wird länger – freue mich!! Bises, Hilke
Ich freue mich auch sehr über diese Seite(n)!!!
Merci!😍
Auf jeden Fall schnellstens lesen: Cay Rademacher!!!
Es fehlen noch die Krimis von Pierre Lagrange, Vitus Falconi und vor allem die aus der Gerichtsmedizin von Le Lavandou von Remy Eyssen!!
LG
Liebe Claudia, das sind ja super Tipps – danke!!! Bises, Hilke
Es fehlen noch Krimis aus Nordfrankreich/ Hauts-de-France. Da müssen wir unbedingt Abhilfe schaffen 😉
Hallo Myriam, da kenne ich leider so gar keinen …. :-). Viele Grüße! Hilke
Fehlt noch Aquitanien. Das wäre mit Luc Verlain von Alexander Oetker hervorragend vertreten.
Da lese ich mich gerade erst ein – Alexander Oetker hat tolle Titel verfasst!
Bei ‚Rue de Paradis‘, Verlains fünftem Fall, wird auch Bezug genommen auf die Überschwemmungen im Ahrtal. Am Ende des Buchs bietet Alexander Oetker den Opfern direkt persönliche Hilfe an: „…bitte, wenn Sie schwerbetroffene Familien kennen oder selber helfen möchten, dann melden Sie sich sehr gern.
Herzlich, Ihr Alexander Oetker“
Ja, liebe Christiane, das finde ich einen sehr schönenn Zug vom Autor. Und gebe ich hier auch gerne weiter. Merci! Viele Grüße, Hilke
Früher waren es Franzosen wie Georges Simenon … mais il était Belge ;–))
Lach, stimmt!
Bin mit meinem Mann seit 1 1/2Jahren in der Charente Maritime wohnhaft und schau mit regelmaessig deine Artikel und Tipps an. Super. Herzlichen Dank dafür.
Liebe Grüße Jacqueline
Liebe Jacqueline, Charente-Maritime… wie schön!! Bises & schönen Restsonntag! Hilke
Mein Lieblingskrimi: Fliehe weit und schnell – von Fred Vargas. Und noch viele andere der Autorin!
Hallo Barbara,
ein toller Tipp. Ich habe von Fred Vegas nur ein Essaybuch bislang gelesen… von der Sprache wundervoll. Nur etwas ratlos war ich hinterher…. kennst Du dieses Bändchen?
https://meinfrankreich.com/hilke-maunder_fred-vargas_von-der-liebe_vom-sinn-des-lebens_essay/