Lavendel-Traum in der Drôme. Foto: Hilke Maunder
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Kreuz und quer durch die Provence

Die Provence. Duftende Lavendelfelder steigen vor dem geistigen Auge auf, leuchtende Sonnenblumen, tiefe Schluchten, herrliche Sandstrände und hohe Klippen. Die Lust auf ein Glas Roséwein zum Aperitif. Oliven in vielen Formen und Aromen, farbige Stoffe und Sonnenfarben. Die Provence berührt, ach nein, verführt alle Sinne!

Lavendel und Mohn... in Ferrassières. Foto: Hilke Maunder
Lavendel und Mohn… in Ferrassières. Foto: Hilke Maunder

Landschaften wie gemalt

Die Montagne de Lure kratzt an der Zweitausender-Grenze, der Rocher de la Baume stellt sich quer, und Flüsse fräsen sich in den Kalk: Bienvenue in der Haute-Provence!

In Sisteron hat die Durance den Weg in den Süden geöffnet: Hier flirtet alpine Grandezza mit mediterranem Flair.

Haute-Provence: Sisteron an der Durance. Foto: Hilke Maunder
Tour zur Provence an der Durance: Sisteron. Foto: Hilke Maunder

Als die Söldnerheere der Grandes Compagnies plündernd durch die Provence zogen, schützte sich das Städtchen mit einer Stadtmauer und fünf Türmen. Ihre Namen sind vielsagend: Porte de la Médisance, Tor der Lästerzungen, Porte Sauve, sicheres Tor.

Ausflug in die Erdgeschichte

Haute-Provence: Die Pénitents de Mées. Foto: Hilke Maunder
Die Pénitents des Mées im Winter. Foto: Hilke Maunder

Seit Urzeiten ist das Land mit Geschichte getränkt. Besonders bei Digne-les-Bains, wo im ältesten Geopark Europas die Entstehung der Erde offen liegt. Auf der Dalle aux Ammonites tummeln sich Tausende Muscheln, Armfüßer, Nautilus-Arten und Seelilien. Alle sind mehr als 200 Millionen Jahre alt!

Bei Barles schmückt ein räuberisches Wirbeltier die Felswand. Es ist ein Ichtysaurus – halb Fisch, halb Echse, und mehr als vier Meter groß.

Haute-Provence: Die Pénitents de Mées. Foto: Hilke Maunder
Die Pénitents de Mées grenzen bis an das Städtchen. Foto: Hilke Maunder

Die alten Hirtenhütten der Haute-Provence haben den britischen Land-Art-Artisten Andy Goldsworthy inspiriert. Er verwandelte sie in Refugien der Kunst. Auf einem 150 Kilometer langen Rundweg könnt ihr sie erwandern.

Haute-Provence: Vallon de Nans. Foto: Hilke Maunder
Gefaltet und hochgedrückt: Bergwände in Wellen, die die Erdgeschichte offenbaren, findet ihr allerorten in der Haute-Provence. Foto: Hilke Maunder

Azurflüsse und Adrenalin-Schluchten

Im Quartär bedeckten eiszeitliche Gletscher die Provence. Als sie tauten, grub sich der Verdon, einst gewaltig wie der Nil, tief in die Hochebene von Canjuers ein und schuf im hellen Kalk Europas größte Schlucht.

Bis zu 700 Meter hoch ragen die weißen Felswände auf, durch die sich der Verdon heute als schmales Rinnsal zwängt. Staustufen haben ihn gezähmt. Fluor hat seine Fluten smaragdgrün gefärbt.

Der Blick auf die Mündung des Verdon in den Lac de Sainte-Croix. Foto: Hilke Maunder
Der Blick auf die Mündung des Verdon in den Lac de Sainte-Croix. Foto: Hilke Maunder

Öffnen die Sperrwerke bei einem lacher d’eau die Tore, freuen sich Raftingfans und Paddler über Wildwasser. Am Pont de l’Artuby springen Bungee-Jumper in die Tiefe. Paraglider schweben über den Felsspitzen. Direkt am Straßenrand wird für die Kletterpartie abgeseilt.

Canyoning, Survival, Wasserwandern: Kaum ein Kick, den die Gorges du Verdon für Outdoor-Fans nicht bereit halten.

Mont Ventoux, Radler. Foto: Hilke Maunder
Ein Radler am Mont Ventoux quält sich zum Gipfel. Foto: Hilke Maunder

Nebel und Wind machten bei der Tour de France 2016 den Profis am Mont Ventoux zu schaffen. Der Gipfelsprint auf die kahle Kuppe, die 1912 Meter hoch aus einer fruchtbaren Ebene aufragt, ist mit bis zu 13,9 Prozent Steigung auch für durchtrainierte Sportradler eine Herausforderung. Leichter geht’s mit E-Bikes, die im Tal verliehen werden.

Die Montagne Saint-Victoire bei Pourrières. Foto: Hilke Maunder
Die Montagne Sainte-Victoire bei Pourrières. Foto: Hilke Maunder

Maler-Berge

Paul Cézanne war völlig fasziniert von der Montagne Sainte-Victoire, die östlich von Aix-en-Provence mit weißen Kalkwänden schroff 1000 Meter aufragt.

In Öl, als Aquarelle oder auch nur als schnell hingeworfene Skizze hat Paul Cézanne seinen geliebten Hausberg immer wieder festgehalten, wie besessen war er von der Magie des zwölf Kilometer langen Massivs.

Aix-en-Provence: das Atelier von Cézanne. Foto: Hilke Maunder
Alles ist im Atelier von Cézanne so geblieben, als sei der Maler nur mal eben kurz fortgegangen. Foto: Hilke Maunder

Ungleich grüner und lieblicher präsentiert sich der Luberon, der sich zwischen Aix und Avignon beim Mourre Nègre auf 1125 Meter empor schwingt.

Früher als Räuberhochburg verschrien, ist der Luberon mit seinen malerischen Wehrdörfern, Weingärten und alten Eichenwäldern ein beliebtes Ziel zum Wandern und Radfahren.

Frühling im Luberon. Foto: Hilke Maunder
Frühling im Luberon. Foto: Hilke Maunder

Und für ein unvergessliches Erlebnis: eine Ballonfahrt. Leise schwebt man zum Sonnenaufgang über das Hügelland – und stößt nach der erfolgreichen Landung auf das Baptême d’Air mit Champagner an!

Die Traumküsten der Provence

Côte Bleue: Edel, diese Ferienvillen von Carry-le-Rouet an der Côte Bleue. Foto: Hilke Maunder
Edel, diese Ferienvillen von Carry-le-Rouet an der Côte Bleue. Foto: Hilke Maunder

Auguste Renoir, Paul Cézanne und den deutschen Maler August Macke zog es an die Côte Bleue westlich von Marseille, wo Schirmpinien Schatten spenden, sich zwischen flachen Felsen sandige Badebuchten verstecken und die Fischer in bunten pointus, Holzbooten, wie in Carro  zum Thunfischfang hinausfahren.

Eine Küste fernab von der Hektik des Alltags – und noch immer ein Maler-Idyll, zu deren Motiven der Chemin des Peintres führt.

Der Phare de Cap Couronne. Foto: Hilke Maunder
Der Phare de Cap Couronne. Foto: Hilke Maunder

Östlich von Marseille krallen sich Kermeseichen und Aleppokiefern mit mächtigen Wurzeln an den Fels. Wacholder und Strauchheiden bedecken das Steilufer.

Zwischen Adlerfarn, Saladellen, Steinbrech und wildem Spargel zirpen Zikaden. Habichtsadler kreisen hoch am Himmel, dann schießt ein Haubenkormoran ins Wasser und fischt.

Frankreichs Fjorde

Bis heute sind die Calanques eine wilde Naturlandschaft, entstanden nach der letzten Eiszeit, als der Meeresspiegel stieg und alte Täler auffüllte, die heute – Fjorden gleich – weit in die zerfurchte Küste reichen.

Als zehnter Nationalpark Frankreichs sind die Meeresarme heute geschützt. Wer sie erleben will, nimmt gerne ein Boot. Den Törn von Marseille aus in die Calanques habe ich hier vorgestellt. Was der Calanques-Törn von Cassis aus bietet, erfahrt ihr hier.

Die Calanques von Marseille. Foto: Hilke Maunder
Einfach paradiesisch: die Calanques von Marseille. Foto: Hilke Maunder

Küstenkletterer zieht es in die Bucht von Sormiou, wo sie wie Marionetten an Seilen in den steil aufragenden Felswänden hängen. Die malerischen Häuschen, die Fischer ab 1864 hier erbauten, haben bis heute weder fließend Wasser noch Strom.

Hinter dem Cap Morgiu entdeckten Taucher in 37 Meter Tiefe im Jahr 1985 die Henri-Cosquer-Höhle mit vorzeitlichen Felsmalereien. Einige sind 27.000 Jahre alt! Seit 2022 zeigt Marseille in der Villa Méditerranée am alten Hafen eine Replik.

Der Endpunkt der Calanquesküste von Cassis: die Calanque de Figuérolles bei La Ciotat. Foto: Hilke Maunder
Der Endpunkt der Calanquesküste von Cassis: die Calanque de Figuérolles bei La Ciotat. Foto: Hilke Maunder

Sumpfland, Steppe und Strand

Der wilde Westen der Provence versteckt sich zwischen Marseille und Montpellier. In der Camargue regiert Lasso statt Lavendel, heißen die Ranches Manade, und züchten markig aussehende Männer schwarze Stiere für den Stierkampf.

Mannshoch rahmt grünes Schilf stille Weiher ein, in denen rosa Flamingos grazil umherstolzieren. Über Salzwiesen trabt eine Herde halbwilder Pferde, laut schnaubt ein schwarzer Stier in der flirrenden Hitze, die die Konturen verwischt.

In der Camargue werden Stiere gezüchtet auf Höfen, die sich Manade nennen. Foto: Hilke Maunder
Manade nennen sich die Höfe, auf denen die Stiere der Camargue gezüchtet werden. Foto: Hilke Maunder

Flüsse und Bäche, Weiden und Sümpfe, Salinen, Salzkegel und endlose Sandstrände – ein Landstrich, authentisch und mystisch zugleich. Jedes Jahr im Mai lockt er Roma und Sinti an.

In Les Saintes-Maries-de-la-Mer tragen sie die schwarze Sara bei ihrer Wallfahrt ins Meer. Hinein in die Fluten, über die sie einst gekommen war – und Frankreich das Christentum gebracht hatte. Bis spät nachts wird auf dem Dorfplatz gefeiert. Erst nach Mitternacht verklingt die Musik, endet der Tanz.

Vor Les Saintes-Maries-de-la-Mer erstreckt sich endlos weit das Reiter- und Wanderland der Camargue. Foto: Hilke Maunder
Vor Les Saintes-Maries-de-la-Mer erstreckt sich endlos weit das Reiter- und Wanderland der Camargue. Foto: Hilke Maunder

Römerstädte & Bergnester

Ihren ganz eigenen Charme haben auch die Städte und Dörfer der Provence – allen voran Aix-en-Provence. Jeder zweite Franzose träumt davon, hier zu wohnen. Aix ist Provence pur – vornehm, elegant, voller Kultur und Lebensqualität.

Für junges Flair sorgen Studenten aus aller Welt. Die alte Hauptstadt der Provence ist gelebtes Savoir-vivre.

Mimosen - auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder
Mimosen – auf dem Blumenmarkt von Aix-en-Provence werden sie verkauft! Foto: Hilke Maunder

Die Märkte von Aix

Unter großen Sonnenschirmen trinkt man Pastis. Brunnen plätschern, goldgelb leuchten die Fassaden der Patrizierpalais in der südlichen Sonne.

Bei der Place de l’Hôtel de Ville, Foto: Hilke Maunder
Überwältigend in seiner Auswahl, Farbigkeit und den vielen alten Sorten: der Wochenmarkt auf der Place Richelme. Foto: Hilke Maunder

Unter den Platanen der Place Richelme inszeniert ein Wochenmarkt aus den besten Erzeugnissen der Region ein Fest des Genusses: kandierte Früchte, Nougat, Tapenade, getrocknete Würste, regionaler Käse und Melonen aus Cavaillon. Allein der Anblick betört alle Sinne!

Aix-en-Provence: Prunk und Pracht: die Stadtpalais von Aix. Foto: Hilke Maunder
Prunk und Pracht: die Stadtpalais von Aix. Foto: Hilke Maunder

Sonnabends verwandeln Sonnenblumen, Lilien und Rosen den Rathausplatz in ein Blumenmeer. Sonntags wird auf dem Boulevard Mirabeau getrödelt und in legendären Belle-Époque-Brasserien mit der Familie geschlemmt.

Das Obergeschoss der Brasserie Grillon. Foto: Hilke Maunder
Das Obergeschoss der Brasserie Grillon. Foto: Hilke Maunder

Picasso, Pagnol, Piaf, Camus… die Liste berühmter Franzosen, die hier Stammgäste waren, ist lang. Und auch Paul Cézanne verließ mittags sein Atelier, um mit seinem Schulfreund Zola stundenlang bei Les 2 Garcons zu speisen. 2019 zerstörte ein Großbrand diese legendäre Brasserie.

Arles: am Rhôneufer verlauft der Radwanderweg ViaRhôna. Foto: Hilke Maunder
Am Rhôneufer verläuft der Radwanderweg ViaRhôna. Foto: Hilke Maunder

Welterbe und Avantgarde

Auch Arles ist wie ein geöffnetes Geschichtsbuch unter freiem Himmel. Römische Ruinen, mittelalterliche Kirchtürme, verwinkelte Gassen, lauschige Plätze und das blaue Band der Rhône: Weltkulturerbe und Lebensart, vereint in einer kompakten Altstadt.

Doch von musealem Mief ist wenig zu spüren. Im Gegenteil. Das Rom Galliens vibriert, pulsiert, inspiriert.

Arles: der Kreuzgang von Saint-Trophime. Foto: Hilke Maunder
Arles: der Kreuzgang von Saint-Trophime. Foto: Hilke Maunder

Für den Parc des Ateliers hat Roche-Erbin Maja Hoffmann den US-amerikanischen Stararchitekten Frank Gehry verpflichtet, das Wahrzeichen der Zukunft zu errichten: den Turm der LUMA-Stiftung auf dem Mediencampus, der auf dem Gelände der einstigen SNCF-Bahnwerkstätten entstanden ist.

Arles: Gilbert & George-Ausstellung der LUMA-Stiftung in der Grande Halle des Parc des Ateliers. Foto: Hilke Maunder
Großformatig und plakativ: Gilbert & George-Ausstellung der LUMA-Stiftung in der Grande Halle des Parc des Ateliers. Foto: Hilke Maunder

Das neue Marseille

Neues Leben in alten Hallen, das ist seit dem neuen Millennium auch in Marseille das Motto. Zum Kulturhauptstadtjahr 2013 wurden das Altstadtviertel Le Panier saniert, eine Skyline aus Glas und Stahl für die EuroMéditerranée an die Kailinie gesetzt und das MuCEM eröffnet.

Dessen Entdeckungsreise der Mittelmeerkulturen beginnt mit einem ausgestopften Pinguin. Warum? Hinfahren und Ansehen! Jetzt erlebt die Innenstadt mit La Canebière und dem Migrantenviertel Noailles ihren 100-Millionen-Euro-Facelift.

Marseille: Blick von der Villa Méditerranée über die Hafenpromenade zur Kathedrale La Joliette. Foto: Hilke Maunder
Blick von der Villa Méditerranée über die Hafenpromenade zur Kathedrale La Joliette. Foto: Hilke Maunder

Die bobos (Bourgeois-Bohème)  flüchten von den Baggern in Viertel wie Saint-Victor und Prado. Die alternative Szene schmückt am Cours Julien die Straßen mit Street Art. Auch am Vieux-Port hat die neue Zeit ihr Zeichen hinterlassen.

Die Stände der Fischer, die jeden Morgen hier Dorade, Rascasse und Sardinen verkaufen, stehen jetzt im Spiegeldach von Lord Norman Foster Kopf. Doch die Bouillabaisse schmeckt am alten Hafen bei Christian Buffa genauso gut wie früher.

Der Fischmarkt von Marseille. Foto: Hilke Maunder
Der Fischmarkt von Marseille. Foto: Hilke Maunder

Theater rund um die Uhr

Am linken Rhône-Ufer hat sich Avignon hinter hohen Mauern verschanzt. Die Kunst der glanzvollen Inszenierung beherrscht die Stadt seit dem Mittelalter.

Damals verlegten die Gegenpäpste für 100 Jahre die Hauptstadt des Christentums in den Vaucluse. Heute zeigt das Festival d’Avignon jeden Juli Stücke renommierter Theater.

Flusskreuzfahrten. Avignon: Skyline von der Rhône aus. Foto: Hilke Maunder
Avignon: Skyline von der Rhône aus. Foto: Hilke Maunder

Experimentierfreudiger sind unbekannte Ensembles aus Europa und Übersee, die zeitgleich beim OFF-Festival auftreten. Gespielt wird rund um die Uhr, auf Plätzen und Straßen, in Hinterhöfen, in Parks, Cafés und an den Ufern der Rhône. Schönste Kulisse der Stadt ist die Place du Palais des Papes.

Der berühmte Papstpalast von Avignon.. Foto: Hilke Maunder
Der berühmte Papstpalast von Avignon. Foto: Hilke Maunder

Die Festung der Päpste

Abweisend, einer Festung gleich, erhebt sich der Papstpalast hinter der Bühne. Eine Burg mit Türmen und Zinnen, winzigen Fenstern. Streng, militärisch, kühl. Flammen zerstörten fast die gesamte Inneneinrichtung, die sich nicht an christlicher Askese, sondern höfischer Prachtentfaltung orientierte.

Ungeheuer prunkvoll ist auch ihre Kathedrale mit Wand- und Deckenmalereien, korinthischen Kapitellen, gedrehten Säulen und vergoldeter Madonna, die auf dem Turm im Sonnenlicht funkelt.

Sur le pont d'Avignon, on y danse... : die berühmte Brücke gehört heute zum Welterbe. Foto: Hilke Maunder
Sur le pont d’Avignon, on y danse… : die berühmte Brücke gehört heute zum Welterbe. Foto: Hilke Maunder

Die legendäre Brücke

Dahinter schiebt sich der Kalkkegel des Rocher des Doms als Aussichtskanzel an das Ufer der Rhône, wo die vier Bögen der Pont Saint-Bénézet in den Fluss hineinragen. Wie die berühmte Brücke um 1550 vollständig mit 22 Bögen ausgesehen hat, haben Studenten als 3D-Modell rekonstruiert.

Die Bogenbrücke Pont Saint-Bénézet ist das Wahrzeichen von Avignon. Foto: Hilke Maunder
Die Bogenbrücke Pont Saint-Bénézet ist das Wahrzeichen von Avignon. Foto: Hilke Maunder

Es ist seit 2016 die Attraktion des Bauwerks, auf dem tatsächlich nie sur le pont getanzt wurde. Das tat man auf der Île de la Barthelasse, die als größte Flussinsel Frankreichs wie ein Rhombus in der Rhône liegt. Heute wird geradelt, gewandert, gesportelt – und in Le Bercail geschlemmt!

Die grüne Kür

Trüffel und Trauben, Knoblauch, Oliven, Tomaten und anderes Gemüse sind die Säulen, auf denen die provenzalische Küche zu Weltruhm gelangte. Doch wer sich die Mühe macht, tiefer einzusteigen in die Geheimnisse der regionalen Köstlichkeiten, wird merken, wie vielfältig die Küche der Provence ist. Und wie sehr sich die Küche der Berge von den Spezialitäten der Küste unterscheidet.

Genießen lässt sie sich nicht nur auf den zahlreichen Wochenmärkten unter freiem Himmel, in Markthallen und den Bistrots de Pays, die sich mit ihrem Siegel einer authentischen Regionalküche verpflichtet haben, sondern auch bei kulinarischen Wochenenden beim Winzer oder Trüffelbauern.

Domaine Rocheville: Picknick zwischen Oliven und Wein. Foto: Hilke Maunder
Ein schöner Abschluss: ein Picknick zwischen Oliven und Wein. Foto: Hilke Maunder

Kochen mit Profis

Wer daheim typisch provenzalisch kochen möchte, kann das nötige Rüstzeug bei Kochkursen erlernen. Aus Bohnen, Gemüse und Nudeln wird dort die soupe au pistou komponiert. Die aïgo boulido ist eine feine Knoblauchsuppe mit Kräutern.

Bekanntestes Fischgericht ist die Bouillabaisse aus Marseille. In die Fischsuppe gehören neben Felsenfischen und Fenchel vor allem Muscheln, Garnelen und sieben Edelfische, zum Beispiel Knurrhahn, Rotbarbe, Petersfisch, Dorade, Seeteufel und Kabeljau. Dazu werden die safrangelbe Knoblauchpaste rouille und Brot gereicht.

Die Bouillabaisse von Fonfon. Foto: Hilke Maunder
Die Bouillabaisse von Fonfon in Marseille. Foto: Hilke Maunder

Dessert-Parade

Beim Fleisch greifen die Provenzalen gerne zu Lamm ( agneau ), aber auch Kalbfleisch und Geflügel werden gerne verarbeitet. Rindfleisch kommt meist als Ragout auf den Tisch.

Das gros souper, das Sieben-Gänge-Menü zu Weihnachten mit Fisch und Meeresfrüchten, endet mit den treize desserts. Zur Parade der 13 Süßspeisen, die sich alle Gäste teilen, gehören Feigen, Rosinen, Mandeln, Nüsse, Pflaumen, Äpfel und Birnen, Quittenbrot, galettes und anderes Backwerk sowie weißer Nougat aus Montélimar immer dazu.

Die Nougatbruderschaft von Montélimar. Foto: Hilke Maunder
Die Nougatbruderschaft von Montélimar. Foto: Hilke Maunder

Käse-Träume

Im bergigen Hinterland liefern chamoisfarbene Ziegen die Milch für einen Frischkäse, der vor allem jung mit Lavendelhonig und Feigen genossen wird: Brousse du Rove. Im Sommer wird er zum Star im mesclun, dem Mix von Blattsalaten, mit Tomaten und Oliven.

Die Rove-Ziege. Foto: Hilke Maunder
Die Rove-Ziege. Foto: Hilke Maunder

Eingewickelt in Kastanienblätter, ruht der Rohmilchkäse Banon in den Kellern der affinateurs, den Käseveredlern.  Sie verstehen es meisterhaft, die perfekten Aromen aus den regionalen Käsespezialitäten hervor zu kitzeln, zu denen auch der marc du raisin gehört, ein Hartkäse aus Kuhmilch, der mit Traubenschnaps mariniert wird.

Tarascon, Terrasse des Hôtel de Provence. Foto: Hilke Maunder
Perfekt für den apéro: die Terrasse des Hôtel de Provence. Foto: Hilke Maunder

Provence: meine Reise-Infos

Anreise

Drehkreuz der Flieger ist der Aéroport Marseille-Provence, den Lufthansa, Eurowings und ASL Airlines direkt anfliegen, AirFrance via Lyon oder Paris. Der TGV Rhein-Rhône verbindet täglich Frankfurt mit Avignon, Aix-en-Provence und Marseille.

Im Fernbus geht es mit Eurolines, Flixbus, BlaBlaBus und deren Partnerunternehmen in die Provence.

Im eigenen Wagen kommt man am schnellsten auf der Route du Soleil (A7) hin. Mautfrei ist die legendäre Route Nationale 7. Echtzeit-Verkehrsinfos liefert www.bison-fute.gouv.fr.

Luberon: In den Ockerbrüchen von Roussillon. Foto: Hilke Maunder
Von Goldgelb bis Tiefrot: die Farben der Ockerbrüche von Roussillon. Foto: Hilke Maunder

Reisezeit

3000 Sonnenstunden und milde Winter machen die Provence zum Ganzjahresreiseziel. Im Frühjahr blühen Mandelbäume und Mimosen. Im Sommer leuchtet der Lavendel und vibriert die Region im Rhythmus der vielen Festivals.

Im Herbst feiert man die gute Ernte und neuen Wein. Im Winter locken 720 Kilometer Piste in elf Skistationen. Und wenn’s regnet? Dann sorgen tolle Museen und Zoos, Abenteuerparks und Erlebnisbäder für Abwechslung!

Sommersonnenstimmung des Südens in Arles. Foto: Hilke Maunder
Sommersonnenstimmung des Südens. Foto: Hilke Maunder

Schlemmer-Adressen

Marseille

Knurrhahn, Rotbarbe, Petersfisch, Dorade, Seeteufel und Kabeljau, aber auch Muscheln, Garnelen und ein großer Schuss Pastis wandern in die Bouillabaisse – Christian Buffa vom Miramar zeigt bei Kochkursen, wie die legendäre Fischsuppe gelingt. Danach wird gemeinsam getafelt!
• 12, Quai du Port, Tel. 04 91 91 10 40, https://lemiramar.fr

Avignon

Paradeblick auf Stadt und Rhône: Das Insel-Lokal Le Bercail serviert frische Provenceküche direkt am Fluss.
• 162, chemin des Canotiers, Tel.  04 90 82 20 22, www.restaurant-lebercail.fr

Moustiers-Sainte-Marie

Frische regionale Küche, aufmerksamer Service und herrliche Ausblicke vereint etwas außerhalb das Terrassenrestaurant La Ferme Sainte-Cécilie.
• Route des Gorges du Verdon, 04360 Moustiers-Sainte-Marie, www.ferme-ste-cecile.com

Souvenirs

Kulinarische Spezialitäten wie Olivenöl und Roséwein, Kräuter und Ziegenkäse, calissons und navettes, kandierte Früchte, Nougat… schon der Geruch dieser Genüsse weckt Erinnerungen an den Urlaub. Kunsthandwerkliche Klassiker sind die Krippenfiguren (Santons) der Provence, die farbenfrohe Stoffe von Souleiado und Les Olivades, Korbwaren, bunte Keramik und das Luftperlen-Glas von Biot.

Mit Lavendel, Oliven, Rosen und Zitronen werden Körperpflegeprodukte und Kosmetika verfeinert. Auch die klassischen Kuben der savon de Marseille gibt es in vielen Farben und Formen. Treff der Trödler aus ganz Europa ist der Antiquitätenmarkt von L’Isle-sur-Sorgue (Aug.).

Marseille: Savon de Marseille, handgefertigt von der Savonne de Licorne. Foto: Hilke Maunder
Der klassische Kubus der savon de Marseille enthält mindestens 72 Prozent Olivenöl und nur natürliche Bestandteile. Foto: Hilke Maunder

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Im Blog

Im Buch

Mein Krimi-Tipp

Er ist der neue Krimi-Baron von Marseille: Jean-Marie Bonnot. Commissaire Michel de Palma, bestens mit dem Milieu der Hafenmetropole vertraut, muss in Marseille geradezu geisterhafte Morde aufklären – Spannung pur bis zur letzten Seite! Ich musste den Krimi einfach zu Ende lesen. Auch, wenn die Nacht litt…

Wer mag, kann den Band hier* bestellen. Mehr Krimis aus der Provence – und dem restlichen Frankreich habe ich euch hier vorgestellt.

Zur Einstimmung: DuMont Bildatlas Provence*

DuMont Bildatlas Provence 2021

In meinem DuMont-Bildatlas „Provence“* stelle ich in sechs Kapiteln zwischen Arles und Sisteron die vielen Facetten der Provence vor. Ihr erfahrt etwas vom jungen Flair zu Füßen des Malerberges, vom Weltstadttrubel an der Malerküste, dem weißen Gold aus der Pfanne oder einer Bergwelt voller Falten.

Neben Aktivtipps, Hintergrund und Themenseiten präsentiert die Rubrik “Ja, natürlich” zahlreiche Tipps für nachhaltige Erlebnisse und Momente. In “Urlaub erinnern” stelle ich Andenken, Eindrücke und Erinnerungen vor, mit denen der Urlaub daheim noch weiter lebendig bleibt. Hinzu kommen Serviceseiten mit allen Infos, persönlichen Tipps und großer Reisekarte. Wer mag, kann den Band hier* direkt bestellen.

Das Südfrankreich-Reise-Kochbuch: Le Midi*

Die poule au pot ist eine der 80 echten, authentischen Speisen, die ich bei meiner kulinarischen Landpartie durch den Süden von Frankreich entdeckt habe. Zwischen Arcachon, Hendaye und Menton schaute ich den Köchen dort in die Töpfe, besuchte Bauern, kleine Manufakturen, Winzer und andere lokale Erzeuger.

Gemeinsam mit dem Fotografen Thomas Müller reiste ich wochenlang durch meine Wahlheimat und machte mich auf die Suche nach den besten Rezepten und typischsten Spezialitäten der südfranzösischen Küche. Vereint sind sie auf den 224 Seiten meines Reise-Kochbuchs Le Midi.

Ihr findet darin 80 Rezepte von der Vorspeise bis zum Dessert, Produzentenportraits, Hintergrund zu Wein und Craftbeer, Themenspecials zu Transhumanz und Meer – und viele Tipps, Genuss à la Midi vor Ort zu erleben. Wer mag, kann meine 80 Sehnsuchtsrezepte aus Südfrankreich hier* online bestellen.

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Marseille: Die beiden Bereiche des MuCEM verbindet Alt und Neu, Orient und Okzident. Foto: Hilke Maunder
Marseille: Die beiden Bereiche des MuCEM verbindet Alt und Neu, Orient und Okzident. Foto: Hilke Maunder
Marseille: MuCEM. Foto: Hilke Maunder
Rudy Ricciotti entwarf den spektakulären Bau des MuCEM. Foto: Hilke Maunder