
Was für Paradestrecken zum Radwandern! Auf Treidelpfaden an alten Kanälen entlang. Kreuz und quer durch weite Weinberge. Vorbei an duftenden Lavendelfeldern. Am Lauf legendärer Flüsse wie Seine, Loire und Rhône entlang. Oder hin zu kulturrreichen Städten: Frankreich hat seit der Jahrtausendwende den Radtourismus vielseitig ausgebaut.
Es überrascht mit einzigartigen Routen in Stadt und Land, am Meer und in den Bergen. Bezogen auf die Kilometer an Radstrecken ist Frankreich mit 51.154 Kilometern (2020)eines der wichtigsten Fahrradreiseziele Europas. Jedes Jahr kommen mehr als 1000 Kilometer Radwege hinzu!

Tausende Kilometer markierter véloroutes warten auf euch! Mal verlaufen die beschilderten Fahrradwege in einstigen Gleisbetten der Bahn. Mal wurden sie neu angelegt.
Immer gilt: Die voies vertes (grünen Wege) sind ausschließlich Radfahrern und Wanderern vorbehalten! Freut euch auf tolle Kurzstrecken, Tagestouren und Fernradelrouten. Und all die leckeren lokalen Köstlichkeiten und Attraktionen, die ihr unterwegs entdecken und kosten könnt!

La Vélodyssée (EuroVelo 1)
Die Vélodyssée schlängelt sich auf 440 Kilometer vom englischen Devon quer durch die Bretagne bis nach Nantes, der quicklebendigen Hauptstadt der Pays de la Loire. Das Schloss der bretonischen Herzöge, das Kulturzentrum Le Lieu Unique und die Jugendstil-Brasserie La Cigale sind echte Highlights der Innenstadt.

Und verpasst auf keinen Fall die riesigen mechanischen Tiere, die sich auf der Île de Nantes, einer riesigen Insel mitten in der Loire, bewegen. Im Elefanten der Machines de l’île könnt ihr sogar eine Panoramarunde drehen!
Danach führt die Vélodyssée größtenteils verkehrsfrei und ohne große Steigungen in der Bretagne auf stillgelegten Eisenbahnstrecken und am Nantes-Brest-Kanal entlang.

Vorbei an Fromentine, von wo aus ihr per Bahn, Bus oder Rad einen Abstecher zur malerischen Atlantikinsel Île de Noirmoutier machen sollten, radelt ihr dicht an der Küste von Poitou-Charentes entlang bis nach La Rochelle.
In der Stadt der vier Häfen wachen drei Türme – Tour Saint-Nicolas (37 m), Tour de la Chaîne (34 m) und Tour de la Lanterne (55 m) – seit Jahrhunderten über den alten Hafen. Setzt euch im einstigen Fischerviertel Quartier Saint-Nicolas in ein Terrassencafé der Place de la Fourche und lasst euch von der maritimen Szenerie einfangen.

Taucht dann im Musée du Nouveau Monde in die Seefahrtsgeschichte ein und genießt auf dem Oberdeck der schwimmenden Wetterstation France 1 zum Aperitif Traumblicke auf den Hafen und die Kutter-Veteranen L’Angoumois und Manuel-Joël.
In Royan bringt euch die Fähre über die Mündung der Gironde ins Médoc, einem der edelsten Weingebiete Frankreichs. Bis heute komponieren dort Adlige in luxuriösen Schlössern traumhafte Tropfen.

Drehscheibe des Weinhandels war und ist Bordeaux. Lernt dort im faszinierenden Erlebnismuseum Cité du Vin die besten Weine der Welt kennen und verkostet die Tropfen des Bordelais in der Panoramabar! Die letzte große Etappe ist reinste Erholung.


Durch würzig duftende Kiefernwälder geht es im Hinterland von hohen Dünen, weiten Stränden und versteckten Badeseen hin zum legendären wie schicken Surfer-Seebad Biarritz. Wer weiterradeln will: Die Velodysseé endet nach 1.245 Kilometern nicht in Hendaye – sondern setzt sich in Spanien fort…

La Scandibérique (EuroVelo 3)
Auf der 1680 Kilometer langen Scandibérique könnt ihr vom norwegischen Trondheim via Maubeuge, Guise, Paris, Orléans, Angoulême und Bordeaux sogar bis Santiago de Compostela in Spanien radeln und dabei insgesamt 20 Départements durchqueren!

Ihr französisches Teilstück beginnt in Jeumont an der Grenze zu Belgien und endet bei Saint-Jean-Pied-de-Port in den Pyrenäen. In Spanien die Pilgerfahrt zu Rad weiter. Auf ihrer gesamten Strecke nimmt euch mit zu den berühmtesten Pilgerstätten des Jakobsweges.

Eine davon: Tours, wo der Heilige Martin einst der erste Bischof gewesen ist. Bereits kurz nach seinem Tode am 8. November 397 wurde seine Grabstätte zum Wallfahrtsort – und fast so bedeutsam wie Jerusalem und Rom. Tours liegt im Herzen des Loire-Tales der Schlösser.

Prachtvolle Lustschlösser wie Amboise, Chaumont-sur-Loire, Chenonceau, Blois und Chambord warten dort auf euch! Das Loire-Tal ist zudem ein wahrer Garten Eden. In Tuffsteinhöhlen wachsen feinste Champignons, in den Rebgärten köstliche Roséweine. Der Fluss liefert frische Fische mit unglaublich zartem Fleisch: lecker!

Leonardo da Vinci verbrachte seine letzten Lebensjahre im Clos-Lucé bei Amboise. Besucht ihn dort – und sein Grab in der Kapelle des Château d’Amboise !

Ganz anderen Berühmtheiten begegnet ihr in Angoulême. Als Gastgeber des europaweit größten Comicfestivals hat es schon Stars wie Albert Uderzo (Asterix und Obelix) oder Philippe Chapuis (Titeuf) eine Plattform geboten.

Nach vielen Radkilometern an Flüssen wie Oise, Loire und Charente kommt ihr durchs Poitou in die Gascogne mit ihren Kiefernwäldern und Weinbergen. Freut euch danach auf das Baskenland! Und zwar das unbekanntere Pays Basque. Denn es wird nicht an der Küste geradelt, sondern von Bidache via Saint-Palais immer fleißig bergan bis nach Saint-Jean-Pied-de-Port, der Pilgerperle in den Pyrenäen.

La Vélomaritime (EuroVelo 4)
Seit 2022 ist sie vollendet: die Vélomaritime. Der 1.500 Kilometer lange Küstenradweg bringt euch von der Nordsee über den Ärmelkanal bis zum Atlantik. Dabei radelt ihr durch die Regionen Hauts-de-France, Normandie und Bretagne.
Die normannische Küste präsentiert sich entlang der Vélomaritime in ihrer ganzen Vielfalt. In der Haute-Normandie erlebt ihr die beeindruckende Steilküste zwischen Dieppe und Étretat.

Südlich der Seine folgen die Seebäder und Fischerdörfer der Côte Fleurie mit Ikonen wie Honfleur, Trouville oder Cabourg. Jenseits der Brücke über die Orne beginnen die geschichtsträchtigen Landungsstrände der Perlmuttküste. Durch die wilde Halbinsel Cotentin erreicht ihr schließlich den magischen Klosterberg Le Mont-Saint-Michel.

Top
Die Vélomaritime ist angeschlossen an weitere Radwanderrouten der Normandie. Dazu gehören die Avenue Verte (Paris – London), die Vélo Francette durch die normannische Schweiz, der Véloscénie von Paris zum Mont-Saint-Michel, die Véloroute du Lin von Dieppe nach Fécamp und 2022 vollendete Route der Seine à vélo.

La Seine à Vélo
Seit 2020 folgt die 430 Kilometer lange Radwanderroute La Seine à vélo Paris dem Lauf der Seine bis nach Le Havre oder alternativ via Honfleur bis nach Deauville. Doch erst seit 2022 ist sie komplett fertiggestellt. Auf Fahrradwegen und voies vertes, verkehrsberuhigten Landstraßen, geht’s mit nur wenigen Steigungen durch eine der schönsten Kulturlandschaften Frankreichs.

Folgt den Mäandern der Seine, wandert hinauf zum Château Gaillard von Richard Löwenherz, besichtigt die Abtei von Jumièges, folgt der Obstroute und strampelt durch den Naturpark der normannischen Seine bis ans Meer.
Wer unterwegs Lust auf City-Life hat, gönnt sich ein paar Tage in Rouen oder Le Havre. Durch direkte Zugverbindungen von Paris nach Rouen, Le Havre und Deauville könnt ihr frei entscheiden, ob ihr die gesamte Strecke oder nur einen Teilabschnitt fahren wollt.

EuroVelo 5 – Via Romea (Francigena)
Die EuroVelo 5 füher über 3900 Kilometer von London über die Alpen in die italienische Hafenstadt Brindisi. Ihr lateinischer Name Via Romea Francigena bedeutet „Der Weg nach Rom der von Frankreich kommt“ und verweist auf die antiken Wurzeln der Nord-Süd-Strecke durch sieben Länder: Großbritannien, Frankreich, Belgien, Luxemburg, Deutschland, Schweiz und Italien.
Noch im Aufbau befindet sich die EuroVelo 5 in Frankreich. Bislang sind es von der 660 Kilometer langen Route von Calais nach Mulhouse nur die beiden Endstücke komplett ausgebaut und fertig gestellt.

Das nördliche Ende verläuft von Calais am Ärmelkanal durch das französische Flandern bis nach Lille, der quirligen Metropole der Region Hauts-de-France. Das südöstliche Teilstück beginnt in Sarreguemines (Saargemünd). Die Stadt ist für ihr Steingut berühmt.
Vorbei am Tal der Saar kommt ihr zum regionalen Lorraine-Naturpark. Macht dort eine Radelpause und wandert ein wenig! 500 Kilometer markierter Spazier- und Wanderwege durchziehen das Schutzgebiet, das zu den wichtigsten Rastplätzen des Vogelzugs gehört. In sieben Beobachtungshütten könnt ihr die Wasser- und Watvögel ganz ungestört betrachten.

Das Zorn-Tal bringt euch nach Strasbourg (Straßburg), Hauptstadt des Elsass, Heimat des Europäischen Parlaments und Gastgeber einer wundervollen Weihnachtswelt im Winter mit vielen Märkten, Konzerten und Ausstellungen. Folgt dann der Route des Vins d’Alsace in Richtung Schweiz.

Die Elsässische Weinstraße führt euch durch mehr als 100 Weindörfer. Verkostet dort einem den berühmten Crémant d’Alsace, wie er u.a. von Wolfberger hergestellt wird. Die Kellerei hat in Éguisheim ihre Boutique mit einem Weinmuseum ergänzt.
Auf stillgelegten Bahntrassen, einstigen römischen Straßen und stillen Seitenstraßen radelt ihr durch die Weingärten und entdeckt Ruinen von Schlössern, malerische Dörfer, romanische Kirchen – und viele einladende Gaststuben. Habt ihr schon einmal echtes Elsässer choucroute genossen? Das cremig-würzige Sauerkraut wird hier sogar mit Fisch serviert!

EuroVelo 6 Atlantik – Schwarzes Meer
Zu den familienfreundlichsten Radfernrouten in Frankreich gehört die EuroVelo 6, die den Atlantik mit dem Schwarzen Meer verbindet. Von der insgesamt 4.000 Kilometer langen Radwanderroute verlaufen fast 1300 Kilometer in Frankreich und führen als Flussroute entlang Loire, Saône und Doubs zum Atlantik.

Mit ihrem überwiegend flachen Relief und Wegen, die zu 70 Prozent frei von jeglichem Verkehr sind, ist sie perfekt geeignet für Familien, wenig geübte Fahrer und alle, die genussvoll und entspannt unterwegs sein wollen.

Die Radroute beginnt in Saint-Brevin-les-Pins an der Loire-Mündung. Vorbei an Nantes, Tours und Blois folgt ihr der Loire in Richtung Osten. Auf keinen Fall verpassen: Chambord, Chenonceau und Villandry. Mit märchenhafter Kulisse und glanzvollem Prunk inszenieren sie eine fulminante Reise in die Vergangenheit der französischen Noblesse.

Neben der Besichtigung von geschichtsträchtigen Städten wie Blois und Tours solltet ihr euch auch Zeit nehmen für die pittoresken Dörfer jenseits der Hauptroute. Einzigartig ist auch die Natur der Loire, wo noch Graureiher und Biber leben. Orléans feiert Anfang Mai alljährlich seine Nationalheldin Jeanne d’Arc.

In Digoin mit seiner berühmten Kanalbrücke verlässt die Route die Loire und folgt dem Canal du Centre. Dieser Kanal verbindet die Loire mit der Saône bei Chalon-sur-Saône, wo Nicéphore Nièpce die Fotografie erfand. Weiter geht es durch das burgundische Weinland nach Besançon und entlang des Doubs via Baume-les-Dames, Montbéliard ins Elsass.
Mit den Fachwerkhöfen des Sundgaus endet die Tour in Mulhouse, wo ihr das Automobil- und Eisenbahnmuseen nicht verpassen solltet. Und die Verkostung des Crémants, der prickelnden Elsässer Alternative zu Sekt und Champagner!

In Digoin verlasst ihr die Loire und folgt dem Canal du Centre bis nach Chalon-sur-Saône, wo Nicéphore Nièpce die Fotografie erfand. Danach begleitet euch das wilde Tal des Doubs vorbei an Dole und der Vauban-Zitadelle von Besançon ins Oberelsass.
Mit den Fachwerkhöfen des Sundgaus endet die Tour in Mulhouse, wo ihr das Automobil- und Eisenbahnmuseen nicht verpassen solltet. Und die Verkostung des Crémant, der prickelnden Elsässer Alternative zu Sekt und Champagner!
La Méditerranée à vélo (EuroVelo 8)
Von Menton bis Le Perthus verläuft die EuroVelo 8 und bringt euch per Rad zwischen Italien und Spanien zu den schönsten Ecken Südfrankreichs.

Die Strecke führt zwischen Lagunen, Fischerhäfen, den Salinen der Camargue, sechs Naturschutzgebieten und unzähligen Weingütern hindurch.

Von Karstbergen zu Kanälen, von Sandstränden zu Pininenwäldern, von quirligen Städten zu stillen Dörfern entführt euch diese Radrouten in den Süden und lädt ein, den Midi mit allen Sinnen zu entdecken.

ViaRhôna (EuroVelo 17)
Die ViaRhôna verbindet den Genfer See mit dem Mittelmeer und folgt dem Lauf der Rhône von ihrer Quelle bis zur Mündung in der Camargue.
Entlang der 815 Kilometerlangen Route abseits vom Verkehr werdet ihr aus dem Staunen nicht herauskommen, so vielfältig und abwechslungsreich ist die Strecke. Gleich hinter der Schweizer Grenze thront über der engsten Stelle der Rhône das Fort l’Écluse 100 m hoch über dem Fluss.
In Chanaz, dem Mini-Venedig von Savoyen, solltet ihr auf dem Canal de Savière einen Ausflug zu Frankreichs größtem natürlichen See machen, dem Lac du Bourget. Für Lyon, Welterbe und Szenehochburg, solltet ihr ein paar Tage einplanen, ehe Vienne mit seinem römischen Erbe lockt. Verpasst auch nicht Confluence, Lyons Trend-Viertel auf der Flussinsel!

Vorbei an Weinbergen und Flussinseln, auf denen Biber Burgen bauen, geht es flott gen Süden, hin nach Valence, dem Tor zur Provence. Hier steht mit Anne-Sophie Pic Frankreichs einzige Dreisterneköchin am Herd – und tischt ihre Hochgenüsse im Bistro zu durchaus zivilen Preisen auf.
Nougat aus Montélimar, Trüffel aus dem Tricastin, köstliche Früchte und allerfeinste Weine begleiten die Fahrt nach Avignon, wo vor der Kulisse der päpstlichen Stadt alljährlich im Juli Frankreichs berühmtestes Theaterfestival gefeiert wird. Ihr habt jetzt Lust auf Strand?

Dann radelt vorbei an Arles vorbei an Reisfeldern und Flamingo-See hin zur Plage Napoléon von Port-Saint-Louis-sur-Rhône: An diesem Endlos-Sandstrand endet die ViaRhôna. Ab zum Baden ins Mittelmeer! Ihr wollt lieber weiterradeln? Dann folgt der Mittelmeerküste via Montpellier und Perpignan bis nach Spanien auf der Eurovelo-Route!
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- www.viarhona.com
- Neugierig, wie unsere ViaRhôna-Tour verlief? Dann klickt mal hier!
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La Meuse à vélo (EuroVelo 9)
Die Maas gehört zu den wichtigsten Flüsse Europas und hat die Geschichte, Kultur und Küche in drei Ländern geprägt: in Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Von der Hochebene von Langres, wo sie entspringt, geht auf der familienfreundlichen, insgesamt rund 1050 Kilometer langen Route über Verdun und Charlesville-Mézières in den Ardennen hinüber nach Belgien und weiter via Hoek van Holland bis nach Rotterdam, wo sie gemeinsam mit dem Rhein in den Ärmelkanal mündet. 443 Kilometer der Route verlaufen in Frankreich.

Das bretonische Duo
Die große Tour de la Manche ist 700 Kilometer lang und führt vom südenglischen Poole bis nach Plymouth, wo eine Ärmelkanal-Fähre nach Roscoff übersetzt.

Die kleine Ärmelkanal-Tour Petit Tour de la Manche ist mit 428 km eine kurze Version der Tour de Manche. In der Bretagne führt sie von Roscoff entlang der Rosa Granitküste und der Smaragdküste bis nach Saint-Malo, von wo es hinüber zur britischen Kanalinsel Jersey geht. Diese Strecke ist zu 80 Prozent autofrei.

Voie Bleue: von der Mosel zur Saône
Auf dem Mosel-Saône-Radweg Voie Bleue – Blauer Weg radelt ihr von Luxemburg nach Lyon. Dabei durchquert ihr 250 Kilometer lang Lothringen in nord-südlicher Richtung.

Die Strecke vereint Industrieerbe wie den ehemaligen Hochofen U4, wo sich heute alles um zeitgenössische Kunst dreht, mit spannenden Städten wie Metz, Nancy und Épinal mit seinem Kultur- und Bauerbe des 18. und 19. Jahrhunderts.
Unterwegs bietet die gut markierte Strecke immer wieder herrliche Ausblicke auf die lothringische Natur.

La Véloroute du Lin
Eine wunderschöne, familienfreundliche wie auch mit 80 Kilometern sehr kurze Alternative zur Vélomaritime ist die Leinenroute im Pays de Caux der Haute-Normandie. Dort bedecken Flachsfelder das Kalkplateau, das bei der Alabasterküste imposant ins Meer abbricht.

Die Normandie ist der weltweit größte Produzent von Flachs. Auf der Véloroute du Lin taucht ihr hautnah in diese Normandie Cauchoise ein, die von Flachsfeldern, Teichen, Fischzuchtanlagen und Kressefeldern durchzogen ist.
Radelt hier im Juni, wenn die Flachsblüte etwa zehn Tage lang andauert, mitten durch die Felder, auf denen Millionen kleinen blauen Blumen sprießen, und genießt am Anfang und am Ende eurer Radtour den Blick auf das Meer. Die Route verläuft zum Großteil im einstigen Gleisbett der Bahn, die Pourville-sur-Mer mit Fécamp verband.
Avenue Verte

Zu den Olympischen Sommerspielen 2012 in London wurde die 470 Kilometer lange Radfernroute London – Paris eingeweiht. Mit ihren beiden Teilstrecken in Frankreich gehört sie seit inzwischen zehn Jahren zu den Königsrouten des Radtourismus in Frankreich.
Kaum eine Route verbindet auf so kurzer so viele Traumlandschaften und Sehenswürdigkeiten!Ihr startet dort, wo die Wiege von Paris steht: auf der Île de la Cité im Herzen der Seine-Metropole.

Über Nanterre und die ausgedehnten Wälder des regionalen Naturparks Vexin Français erreicht ihr das Malerdorf Giverny, wo Claude Monet eine einstige Apfelpresse in sein Atelier verwandelte – und seinen Garten als Motiv für weltberühmte Werke. Sein Anwesen ist heute ein Museum: Plant mindestens zwei Stunden ein!

Nach diesem Schlenker radelt ihr nur gen Norden, hin nach Gisors. In der dortigen Burg versteckten angeblich 1307 die Tempelritter ihren Schatz. Dieser Mythos lockte selbst Pablo Picasso in den kleinen Ort! Auf seinem Landsitz Schloss Boisgeloup arbeitete der Katalane ab 1930 an Skulpturen.

Eine zweite Route der Avenue London – Paris führt zunächst nach Chantilly und Senlis, ehe die Strecke nach Westen sich wendet. Beide Teilstücke vereinen sich im Thermalbadeort Forges-les-Eaux, wo bereits Ludwig XII, Anne von Österreich und Kardinal Richelieu zur Kur weilten. Donnerstag ist Markttag auf der großen Place Brévière! Im einstigen Gleisbett der Bahn erreicht ihr Neufchâtel-en-Bray.

Dort stellen mehrere Käsereien eine berühmte Spezialität her – den weltweit einzigen Käse in Herzform! In Dieppe, einer munteren Hafenstadt am Ärmelkanal, endet die französische Teilstrecke der Avenue Verte. Weiter geht es jetzt per Schiff. Dreimal täglich schippert die Fähre in vier Stunden hinüber nach Newhaven in Großbritannien.

La Véloscénie
Rund acht Tag braucht ihr für die Véloscénie. Die 450 Kilometer lange Radroute bringt euch von der Metropole Paris hin zum Mont-Saint-Michel und berührt fünf Welterbestätten. Die beiden ersten findet ihr gleich in Paris: die Kathedrale Notre-Dame und die Ufer der Seine.

Nächster Höhepunkt ist das Schloss von Versailles mit seinem unglaublichen Prunk, den musikalischen Wasserspielen im Garten und seiner riesigen Parkanlage, in der Königin Marie Antoinette sogar ein eigenes kleines Dorf anlegen ließ! Dritte Welterbe-Stätte ist die „Kathedrale des Lichts“: Chartres.

Ebenfalls zum Welterbe gehört die Nadelspitze von Alençon, die ihr dort nicht nur im Museum, sondern sogar ganz hands-on erleben könnt – bei Vorführungen der filigranen Handarbeit.
Neben einzigartiger Kultur kommt auch die Natur nicht zur kurz. Gleich drei regionale Naturparks – Haute Vallée de Chevreuse, Perche und Normandie-Maine – begleiten euren Weg.

Natur und Kultur vereint ein Welterbe, das zugleich das grandiose Finale der Véloscénie bildet: der Klosterberg des Mont-Saint-Michel. Mystisch, wie ein Traumgespinst, erhebt sich der Klosterberg heute wieder als Insel aus dem Watt.
Pilgert über das Meer zur Merveille, der Abteikirche hoch auf der Spitze, oder lasst euch mit der nostalgischen Pferdebahn zum Wahrzeichen bringen, das besonders in der Dämmerung eine ganz besondere Magie entfaltet.

Loire-Radweg
Zu den Pionieren des Radtourismus gehört der fast 900 Kilometerlange Loire-Radweg. Als La Loire à Vélo verbindet er Cuffy am Oberlauf der Loire mit Saint-Brévin-les-Pins am Atlantik verbindet.
Zweidrittel der Route verlaufen – meist auf Deichen – direkt am Ufer der Loire. Ein Drittel führt dabei mitten durch ein UNESCO-Weltkulturerbe: das Loiretal der Schlösser zwischen Sully-sur-Loire und Chalonnes-sur-Loire.

Viele Kilometer solltet ihr nicht pro Tag einplanen. Die Schlösserdichte ist enorm! Fast 400 noble Residenzen warten darauf, von euch entdeckt zu werden. Viele lockten mit Ton-Licht-Schauen, andere mit Festivals und Führungen auch unter der Erde.
In Villandry könnt ihr euch in der Boutique des wahrhaft königlichen Küchengartens sogar Samen und Pflanzen seltener Sorten kaufen für euren eigenen Garten!

Ob stromabwärts oder stromaufwärts geradelt wird, bleibt euch überlassen. Beide Seiten sind sehr gut ausgebaut und gleichermaßen attraktiv. Ein kleiner Tipp: Wer stromaufwärts radelt, also von West nach Ost, hat immer den Wind im Rücken! Wer nicht die gesamte Strecke radeln möchte, findet 85 Etappen.

Sie sind meist unter 40 Kilometer lang und in weniger als vier Stunden zu schaffen. Mit nur 190 m Höhenunterschied auf der gesamten Strecke ist der Loire-Radweg zudem die flachste Radroute Frankreichs und ideal für eine Radtour mit der ganzen Familie.

FlowVélo
Einmal von der Atlantikküste bis ins Reich der Trüffel – das macht der französische Radweg FlowVélo möglich. Seit September 2017 führt diese Radstrecke über 290 km entlang des Flusses Charente bis ins Trüffelgebiet Périgord.
Mäandernd schlängelt sich die Charente durch die grünen Felder des Départements Charente-Maritime. Pittoreske Steinhäuser und hügelige Weingüter säumen den Weg. Zu Beginn wird am atlantischen Ozean deutlich, dass Wasser das prägende Element der Reise sein wird.
Auf der FlowVélo seid ihr als Radfahrer im wahrsten Sinne des Wortes im flow und gleitet mit euren Rädern stromaufwärts der Charente bis zur unberührten Natur des Regionalparks des Périgord-Limousin.
Selbstverständlich kann die Strecke auch in umgekehrter Richtung befahren werden. Unterwegs werden ihr viele Hausbootfahrer sehen. Der sehr naturnahe Fluss ist so sauber, dass ihr ohne Bedenken hineinspringen und euch abkühlen könnt. Mehr zum Hausbooturlaub auf der Charente findet ihr hier.

Mehr als die Hälfte des Radweges führt direkt entlang des Ufers der Charente. Er startet auf der Insel Aix, von wo sich ein 360° Panorama über den atlantischen Ozean bietet, und passiert auf dem Festland historische und kulturelle Zentren des Südwestens. Das Weinanbaugebiet rund um Cognac zieht Liebhaber von destillierten Kostbarkeiten in seinen Bann.

Rochefort beeindruckt mit dem größten, historischen Marinearsenal Frankreichs, der Replik des Segelschiffs Hermione und der majestätischen königlichen Seilerei. Nicht verpassen solltet ihr etwas außerhalb den Pont Transpondeur, eine ganz besondere Brücke über die Charente. Saintes zeigt heute stolz ihr römisches Erbe.
Das Weinanbaugebiet rund um Cognac zieht Liebhaber von destillierten Kostbarkeiten in seinen Bann. Weiter östlich befindet sich Angoulême. Was euch im Winter im weltbekanntes Zentrum der Comicszene und beim jährlich stattfindenden Comic-Festivals erwartet, habe ich euch hier vorgestellt.

Das Périgord ist berühmt für seine Trüffel, seine gastronomische Tradition sowie seine unberührte Natur. Das Projekt zum Ausbau des Radweges FlowVélo wurde von den drei Départements Charente-Maritime (120 km), Charente (110 km) und Dordogne (60 km) getragen. Es ist 2010 durch den Ausbau der Radstrecke V92 ins Leben gerufen worden und wurde 2022 vollendet.

La Vélo Francette
Die 617 Kilometer lange Radroute verbindet seit 2015 Ouistreham an den Landungsstränden der Normandie mit La Rochelle.

Vorbei an Caen, Flers und Laval geht es nach Angers, von dort an der Loire entlang bis nach Saumur und weiter gen Süden nach Niort, dem Tor zum Marais Poitevin. Nun übernimmt die Sèvre Niortaise die Führung und bringt sie bis nach La Rochelle. 2017 wurde diese Radroute zur schönsten Radstrecke Frankreichs gewählt.
Véloroute de la Vallée du Tarn

Zwischen Saint-Sulpice-la-Pointe und Trébas-les-Bains säumt die 108 km lange Véloroute de la Vallée du Tarn den Fluss – eine perfekte Radelroute für ein Wochenende. Mehr dazu gibt es hier im Blog.

Le Canal des 2 Mers à vélo
Es ist die Königsstrecke des Südens: das blaue Band vom Atlantik bis zum Mittelmeer. Los geht es an Europas größter Trichtermündung: der Gironde.

Von Royan aus strampelt ihr vorbei an Fischerhütten auf Stelzen und den berühmten Weinbergen des Bordelais bis nach Bordeaux, von dort zunächst flussaufwärts an der Garonne. Da ihre Wasserstände jedoch so schwankend war, erhielt sie einen Seitenkanal.

Den Canal latéralö de la Garonne säumen – wie auch den Canal du Midi Treidelpflade, die alte Platanen beschatten. Dies macht das Radeln auch in der Hitze des Sommers zu einem Vergnügen!

Accueil vélo
Das nationale Qualitätslabel Accueil Vélo wurde unter der Schirmherrschaft von France Vélo Tourisme eingeführt. Es zeichnet Betriebe und Stätten aus, die Radtouristen willkommen heißen – Gastgeber, Fahrradverleihe, Tourismusämter sowie sehenswerte Orte und Stätten, die sich der Qualitätscharta verpflichtet haben.
- sie höchstens fünf Kilometer von einer Radroute entfernt sind
- fahrradfreundlich ausgestattet sind: verschließbarer Fahrradstellplatz, Reparaturset
- ihr dort umfassende Informationen und hilfreiche Hinweise erhalten (Routen, Wetter).
- fahrradfreundlicher Service geboten wird: Gepäcktransport, Trocknen und Waschen von Wäsche, Verleih von Fahrrädern und Zubehör, Reinigung von Fahrrädern…
Radwandern in Frankreich: die Infos
Im Blog
Auch das Département Aube hat sich auf Radtouristen eingestellt. Hier habe ich die schönsten Strecken vorgestellt.
Infos und Impressionen zur großen Radelrunde am Mont Ventoux gibt es hier.
Lust auf Radabenteuer auf Korsika? Dann klickt mal hier.
Schön flach ist diese Radtour in der „Kleinen Camargue“.
Wunderschön ist auch die Véloroute im Tarntal – klickt dazu hier.
Im Web
Velofrance.fr
Die Seite der Fédération française de cyclotourisme stellt ausführlich die schönsten Radstrecken in Frankreich vor.
• https://veloenfrance.fr
France Velo Tourisme
Das staatliche Fremdenverkehrsamt Atout France stellt hier die großen Routen kreuz und quer durchs Land vor.

Tipp: Treidelwege
Viele Wege, auf denen einst die Binnenschiffe getreidelt wurden, sind heute als Radwege ausgebaut – auch die Ufer des Canal du Midi und des Seitenkanals der Garonne. Dort radelt ihr abseits vom Verkehr im Grünen.

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Wir hatten 2020 ein schönes Ferienhaus Nähe Pont du Gard und Uzès. Die Ebikes waren hinten drauf. Zuerst waren wir etwas enttäuscht, weil es nirgendwo Radwege gab. Aber dann fand ich mittels der App Komoot tolle Nebenstrecken, oftmals schöne Umwege durch die Natur, und ich habe in den vier Wochen die ganze Region abgeradelt, immer so alle drei Tage 20 bis 30 km. Die kleinen Dörfer waren zauberhaft. Ohne Rad mache ich nie wieder Frankreichurlaub.
Hej Hilke! Schon wieder mich verlockend Neues bei Dir lesend:
Mein nächstes Leben mit dem Fahrrad (incl. Campinganhänger) auf Deinen Spuren…
Hallo Hanns, lach, sehr gut! Und nimmt Dir dann auch noch den Weitwanderweg durch die Pyrenäen vor! 🙂 Bises, Hilke
Liebe Hilke,
Du machst uns richtig Lust aufs Radeln mit dieser super Zusammenstellung an Radwegen! Diesen Sommer sind wir vermutlich wieder mit unserem Riesen-Familienzelt unterwegs (Bretagne?!?) und das Auto wird vollgepackt sein. Aber Räder lassen sich ja mittlerweile oft auch vor Ort leihen…
Herzliche Grüße
Alice
Liebe Alice, Räder werden fast überall verliehen – und immer mehr auch e-Bikes und Mountainbikes! Viel Spaß in der Bretagne! Hilke
Ihre Radbegeisterung für Frankreich teile ich. Eine Zeitlang liebäugelte ich mit dem Vorhaben, einen Picknick-Führer für Frankreich zu machen. Aber fast jedesmal, wenn ich eine Picknickstelle derwert gefunden hatte, in diesen Führer aufgenommen zu werden, fand ich hinter der nächsten Kurve eine noch schönere. Da bewundere ich Ihre Ausdauer!
Das ist doch eine schöne Idee, lieber Herr Dr. Traub. Ein Picknickführer zu Frankreich fehlt noch auf dem Markt! Viele Grüße & schönen Sonntag! Hilke Maunder
Werde dieses Jahr die Schönheiten Frankreichs mit Wohnmobil und Fahrrad bereisen.
Wo geht es hin, lieber Herr Kunkler? Ich freue mich immer über Gastbeiträge im Blog! Viele Grüße, Hilke Maunder