ENTDECKT
Nord
Schmal und lang zieht sich das Département Nord zwischen Dunkerque und Valenciennes im Norden Frankreichs entlang der belgischen Grenze hin und lockt mit Bergbauerbe, Lebensart und Natur.
Seine Hauptstadt ist die pulsierende Metropole Lille. Im Herzen von Hauptstadt flirten flämische Fassaden mit barocken Prunkbauten des Siècle d’Or. Östlich haben in Euralille Architekten aus aller Welt mit viel Glas moderne Ikonen zum Wohnen und Arbeiten geschaffen.
Die neoflämische Oper und Handelskammer von Lille gehören zu den Hauptwerken von Louis Marie Cordonnier. Kirchen und Rathäuser, Strandvillen und Statuen schuf Nordfrankreichs berühmtester Architekt, und prägte mit Backstein und Stahlbeton die „flämische Renaissance“. Wahrzeichen des Wiederaufbaus nach 1918 wurde der Kunststil Art Déco.
Heute wird das Erbe von einst von renommierten Architekten für Kunst und Kultur revitalisiert. In Dünkirchen bauten Anne Lacaton und Jean-Philippe Vassal für den FRAC eine Schiffbauhalle zum Kulturzentrum um. In Lens setzten die Architekten von SANAA den Louvre-Lens auf Zechenland.
Robert Mallet-Stevens, einer der wichtigsten Architekten der französischen Moderne, errichtete 1929-1932 für den Textilfabrikanten Paul Cavrois in Croix bei Roubaix die Villa Cavrois, für die er auch die Innenausstattung lieferte. Mit großen Kuben, die ineinander schneiden, und gelben Ziegeln auf der Fassade, verbindet der Flachbau Vorbilder der Industrie mit flandrischen Traditionen. Am 13. Juni 2015 wurde das berühmte Haus nach umfangreicher Restaurierung wieder eröffnet.
Auf dem Gelände der Grube Delloye, wo bis 1971 täglich tausend Kumpels 1000 Tonnen Steinkohle förderten, lässt Frankreichs größtes Bergbaumuseum die Geschichte des Bergbaus aufleben. Das Kohlerevier Bassin Minier gehört heute zum Welterbe. Zum Welterbe gehören auch die 23 flämischen Belfriede, Wachttürme mit Glockenspiel, die seit dem Mittelalter weite Aussichten auf die Region eröffnen. Riesig sind auch Adelsfiguren aus Weide, die bei den Fêtes de Gayant durch Douai ziehen – wie die Riesen von Cassel gehören sie zum immateriellen Welterbe der UNESCO.
Um 1900 war Roubaix das „Manchester“ Nordfrankreichs und Zentrum der Kammgarnspinnerei. Als Weltkriege und Billigkonkurrenz aus Fernost für Einbrüche sorgten, wagte die Textilhochburg einen tiefgreifenden Strukturwandel. Altes neu nutzen, Neues frisch wagen war dabei das Motto.
In der Manufacture de Flandre wird die Tradition der Textilherstellung bewahrt. Ein ehemaliges Wolllager verwandelte sich in La Condition Publique – ein Kulturzentrum für Theater, Kunst und Fotografie. Und in L’Usine, einst Fabrik, zog Europas erstes Outletzentrum mit 200 Marken in 85 Boutiquen ein. Das Départment Nord: Überraschungen sind garantiert.